Spangenberg, August Gottlieb – Die Kirche Christi

Mel. Nun bitten wir den heiligen Geist

Die Kirche Christi, die Er geweiht
Zu Seinem Hause, ist weit und breit
In der Welt zerstreuet, in Nord und Süden,
In Ost und West, und doch so hienieden,
Als droben, Eins.

Die Glieder sind sich meist unbekannt,
Und doch einander gar nah verwandt;
Einer ist ihr Heiland, ihr Vater Einer,
Ein Geist regiert sie, und ihrer keiner
Lebt mehr sich selbst.

Sie leben Dem, Der sie mit Blut erkauft
Und mit dem heiligen Geiste tauft,
Und im wahren Glauben und treuer Liebe
Gehn ihrer Hoffnung lebend’ge Triebe
Auf’s Ewige.

Wie sieht’s mit ihrer Versammlung aus?
Hier stehn sie nirgend in Einem Haus.
In Kirchen und Kirchlein getheilt, verschieden,
Sind alle vereint in Christi Frieden;
Ein Leib des Herrn!

Da tritt die Gemeine des Herrn hervor,
Wo Christi Feuer steigt hell empor,
Da wohnen die Seinen, Er in der Mitten,
Gnade und Wahrheit füllt solche Hütten,
Und Fried‘ und Freud‘.

Mit solchen Gemeinden ist unsre Zeit
Reichlich gesegnet, wir sind erfreut
Ueber Jesu Gnade, und bitte: mehre
Du, Geist des Herrn, Seine Gnadenheere
An Zahl und Kraft.

Schaff – Deutsches Gesangbuch

Löwenstern, Matthäus Apelles von – Christe, Du Beistand Deiner Kreuzgemeine

Christe, Du Beistand Deiner Kreuzgemeine,
Eile, mit Hülf‘ und Rettung uns erscheine!
Steure den Feinden, ihre Blutgerichte
Mache zu nichte!

Streite doch Selber für uns, Deine Kinder,
Wehre dem Teufel, seine Macht verhinder;
Alles, was kämpfet wider Deine Glieder,
Stürze darnieder!

Friede bei Kirch‘ und Schulen uns beschere,
Friede zugleich der Obrigkeit gewähre;
Friede dem Herzen, Friede dem Gewissen,
Gieb zu genießen!

Also wird zeitlich Deine Güt‘ erhoben,
Also wird ewig und ohn‘ Ende loben
Dich, o Du Wächter Deiner armen Heerde,
Himmel und Erde.

Schaff – Deutsches Gesangbuch

Krafft, Isaak Christian – Christliches Verbündniß

Wir geben uns darauf die Hand
Und zieh’n zusammen ins Vaterland,
In das verheißne Kanaan:
Den Weg zeigt Jesu Kreuzesfahn.

Wir ziehen, wie die Gottesstämm‘,
Ins himmlische Jerusalem:
Wir wagens nicht auf eignen Muth,
Wir wagen es auf Jesu Blut.

Mein Bruder, nun es bleib‘ dabei!
Und daß der Bund recht feste sei,
Und ewig ihn nichts löse auf,
So setz‘ Gott selbst das Sigel drauf!

Der heilig, heilig, heilig ist,
Gott Vater und sein Jesus Christ,
Der heilge Geist, vollend‘ in Kraft
Die angetretne Pilgrimschaft.

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

Waldis, Burkard – Psal. CXXXIII. Ecce quam bon.

Ein Ermanung zur eynigkeyt, wie Gott glück und segen darzus geben wölle.

HUbsch ist das Regiment gefaßt
in geystlich weltlich ständen,
Wo einer tregt des andern last
und sich an allen enden
Der reiche man hertzlich nimbt an
des ellenden und armen
und leßt sich sein erbarmen.

Das ist köstlich und wolgethan,
wie der balsam thut fliessen
Herab von dem haupt Aaron,
thut seinen bart begiessen
Und sich außbreyt rab in sein kleyd,
so ist die lieb auch mechtig
bei den brüdern einträchtig.

Wie der taw felt vom Hermon rab,
die berg Zion thut netzen,
So steigt die lieb auch auff und ab,
das traurig zu ergetzen,
Ein ander liebt, den feyl vergibt,
zur wider lieb erwecket,
des nechten schand bedecket.

Wanns bei den Christen so zugeht,
freuntlich beinander wonen,
Das Regiment in friden steht,
sie einander verschonen,
Daselbst wont Gott mit voller gnad,
verheyßt und wil auch geben
segen und seligs leben.

Dafür solln wir jm dankbar sein
und seinen Namen loben,
Daß Er allhie sein Christlich gmein
gar reichlich thut begoben,
Durch Christum werdt, der hie auff erdt
ist für uns all gestorben,
die seligkeyt erworben.

Tersteegen, Gerhard – Jesu, der du bist alleine

1. Jesu, der du bist alleine
Haupt und König der Gemeine:
segne mich, dein armes Glied;
wollst mir neuen Einfluß geben
deines Geistes, dir zu leben;
stärke mich durch deine Güt.

2. Ach dein Lebensgeist durchdringe,
Gnade, Kraft und Segen bringe
deinen Gliedern allzumal,
wo sie hier zerstreuet wohnen
unter allen Nationen,
die du kennest überall.

3. O wie lieb ich, Herr, die Deinen,
die dich suchen, die dich meinen;
o wie köstlich sind sie mir!
Du weißt, wie mich’s oft erquicket,
wenn ich Seelen hab erblicket,
die sich ganz ergeben dir.

4. Ich umfasse, die dir dienen;
ich verein’ge mich mit ihnen,
und vor deinem Angesicht
wünsch ich Zion tausend Segen;
stärke sie in deinen Wegen,
leite sie in deinem Licht.

5. Die in Kreuz und Leiden leben,
stärke, daß sie ganz ergeben
ihre Seel in deine Hand;
laß sie dadurch werden kleiner
und von allen Schlacken reiner,
ganz und gar in dich gewandt.

6. Laß die Deinen noch auf Erden
ganz nach deinem Herzen werden;
mache deine Kinder schön,
abgeschieden, klein und stille,
sanft, einfältig, wie dein Wille
und wie du sie gern willst sehn.

7. Sonderlich gedenke deren,
die es, Herr, von mir begehren,
daß ich für sie beten soll.
Auf dein Herz will ich sie legen,
gib du jedem solchen Segen,
wie es not; du kennst sie wohl.

8. Teuer hast du uns erworben,
da du bist am Kreuz gestorben;
denke, Jesu, wir sind dein.
Halt uns fest, solang wir leben
und in dieser Wüste schweben;
laß uns nimmermehr allein,

9. bis wir einst mit allen Frommen
dort bei dir zusammenkommen
und, von allen Flecken rein,
da vor deinem Throne stehen,
uns in dir, dich in uns sehen,
ewig eins in dir zu sein.

Spitta, Carl Johann Philipp – Gemeinschaft

Du Band, du festes Liebesband,
Du hast, seit Jesus uns gefunden,
Uns an ein solches Joch gebunden,
Das wir als sanft und gut erkannt.

Er hat uns seine Flamm‘ entzündet,
Nun sind wir inniglich gefüget
Und in der Fügung höchst vergnüget,
Daß wir in ihm wie einer sind.

Du Schöpfer der Verbundenheit,
Du hast dem Segen und dem Leben
Für allemal Befehl gegeben,
Zu ruhen auf der Einigkeit.

Erhalt‘ uns unverrückt dabei
Und laß sich den Gemeinschaftssagen
So unter uns zu Tage legen,
Daß jeder davon Zeuge sei.

Savonarola, Girolamo – Klage der Braut Christi

1497.

Wen ruf ich an, wohin soll ich mich wenden,
Von Schmach und Schande überall erdrückt?
Der Stadt, der Mauern Hüter fanden mich,
Sie haben mich geschlagen und verwundet,
Und rissen von der Schulter mir das Kleid.
Es hat der Skorpion nach mir gestochen
Und hat sein Gift tief in mich eingebohrt.
Im Fell des Lammes kamen Wölfe her,
Die haben meine Heerde mir verlockt.
Und Füchse haben sich an sie geschlossen.
Das Lamm verstummte, witternd ihren Trug,
Der Miethling hat der Heerde sich entwunden,
Und mit den Wölfen hat er sich verbunden.
Der treue Hund hat ihren Trug erspürt,
Mit seinem Bellen ihre Wuth erweckt.
Sie springen ohne Hehl schon an ihm auf,
Mit starrem Blick, in ihres Zornes Geifer.
Im Knirschen ihrer Zähne schäumt ihr Grimm,
Sie sperren gähnend ihre Rachen auf,
Zerreissen mit den Klauen wild den Grund,
Ihr Rücken wölbt sich und es droht ihr Mund:
Umschleichet ihn und fahret auf ihn los,
Er ist uns unnütz, unserm Thun zuwider,
Jetzt rückt er gar uns unsre Sünden vor,
Und macht berüchtigt unsre schlechte Zucht.
Wie ist er uns beschwerlich, seit er läßt
Ein anderes Leben sehen, als die Andern!“

So bringt des Teufels Neid der Welt den Tod,
Und seines Gleichen helfen ihm dazu.
Und um dem treuen Hunde mehr zu schaben,
So dringen sie zu seiner Felsenburg-,
Die ihn doch sicher hält in ihrer Hut.
Doch ihre Pfeile prallen auf sie selbst.
Wo ist der Dämon, der die Zwietracht säte
In Brüderreihen, die so innig wallten?
Wer hat genähret ihren eklen Haß?
Ist Christus denn in euch zertheilt geworben?
Ist Gott ein Gott des Haders, nicht des Friedens?
Wer hat die ehebrecherische Zucht
Zu buhlen um der Großen Gunst gelehrt,
Und zu beschwatzen feil der Reichen Ohr,
Die Weg‘ und Stege alle zu durchrennen,
Um Schwache und um Weiber zu bestricken,
Sie wegzulocken von dem Tugendpfad?
War das zu sehen in der Väter Leben?
Gestattet das der Kirche fromm Gesetz?
Und hat euch euer Schein dazu berufen,
Der Demuth Schein, der eure Blicke neigt,
Der Heiligkeit, der eure Nacken beugt?
Ach solltet ihr denn nicht die Hände bieten,
Um zu erwerben den Gekreuzigten,
Um ihn zu legen in der Menschen Herzen,
Den noch der Wächter und die kleine Schaar
Verkündet, die nach seinen Wegen zieht?
Verlanget denn der Menschen böse Sitte
Und fordert dieser Nage schnöder Brauch
Nur Zustimmung und leeren Beifall jetzt,
Damit die Wahrheit tief verborgen bleibe,
Oder getreten werde in den Staub?
Die Guten sollen Wahrheit nicht erschauen?
Zum Schweigen nöthigt sie die Schaar der Lauen?
Wie weit gelingt es ihrer Bosheit noch?
Erhebe dich, an Zion üb‘ Erbarmen,
Die Zeit ist da, Herr, komm‘ zu deiner Armen.

Ihr aber, Otternbrut, getünchte Gräber,
Von außen glänzend, in der Thoren Wahn,
Im Innern voll von Gift und von Verwesung,
O rufet das Gewissen auf zum Leben
Und zügelt das zerfleischende Gebiß.
Ja fühlet endlich die entwohnte Schaam,
Nicht könnt ihr länger heuchlerisch sie bergen.
Seht dort die Früchte an der frommen Heerde,
Die guten Werke, die im Herrn sie thut,
Sie stoßen vor die Augen euch wie Riegel,
Wie Mauerbrecher von geschärftem Erz.
Ja, seht die Frommen, in der Demuth Frieden,
So froh im Leid, so mäßig und so keusch,
So rein die Pflicht, als Gottesdienst, begehend.
Nun seht auf Jene, die sich euch vereint,
Wie sie der Wahrheit hämisch widerbellen,
Wie unterm Schaaffell sie der Neid verzehrt,
Wie sie in Rangsucht, Geiz und Ehbruch freveln,
Im Raube prassen, seit sie längst vergessen,
Daß sie der Herr in seinen Bund berief.
Ja seht doch, seht, kann noch ein Rufen vor
Zu eurem dumpfen, tauben Schlangenohr?

Und die ihr Glauben habt im Priesterkleide,
Noch ist die Zahl der Treuen ja nicht aus,
So kommt und flehet zu der Aerndte Herrn,
Daß er in’s Feld die treuen Knechte sende.
Daß er das Unkraut aus dem Weizen siebe,
Und es verbrenne, während rein die Saat.
Denn nah ist mir der Tag und eilt zu kommen,
Da mein Geliebter offenbart den Arm,
Daß er Gericht, Erbarmung übe aus,
Ja hebet die Häupter, sehet hinaus,
Der Sommer ist nah, die Aernte weiß.
Ihr lieben Kindlein, ihr mein Preis,
Auf, lasset uns hoffen und beten gehn,
Für die Liebenden all, für die Feinde flehn,
Zu ihm, nach dem meine Liebe wallt,
Daß er kehre zu mir, und bald, ach bald!

Ja komm, ja komm, Geliebter mein,
So krank vor Liebe harr‘ ich dein,
Daß ich ruh‘ an dir in des Mittags Gluth,
Wo treu dein Arm mir Frieden beut,
Der du lebst und regierst in Ewigkeit.

Rapp – Die erwecklichen Schriften Savonarolas

Sachs, Hans – Wach auf, meins Herzens Schöne

1. Wach auf, meins Herzens Schöne,
Du christenliche Schar,
Und hör das süße Getöne,
Das rein Wort Gottes klar,
Das jetzt so lieblich klinget;
Es leucht´ recht, als der helle Tag
Durch Gottes Güt‘ herdringet.

2. Keim Gleisner tu mehr trauen,
Wie viel ihr´ immer seind;
Vor Menschenlehr hab Grauen,
Wie gut sie immer scheint;
Glaub dem Wort Gotts alleine,
Darin uns Gott verkündet hat
Den guten Willen seine.

3. Dem Wort gib dich gefangen,
Was es verbieten tut,
Nach dem hab kein Verlangen,
Was es dich heißt, ist gut.
Was es erlaubt, ist freie;
Wer anders lehrt, wie Paulus spricht,
Von uns verworfen seie.

4. Selig sei Tag und Stunde,
Darin das göttlich Wort
Dir wieder ward zur Kunde,
Der Seelen höchster Hort.
Nichts Liebers soll dir werden,
Kein Engel noch kein Kreatur
Im Himmel noch auf Erden.

Mentzer, Johann – O Jesu, einig wahres Haupt

O Jesu, einig wahres Haupt
Der heiligen Gemeine,
Die an dich, ihren Heiland, glaubt,
Und nur auf dir alleine
Als ihrem Felsen steht,
Der nie untergeht,
Wenngleich die ganze Welt
Zertrümmert und zerfällt:
Erhör, erhör uns, Jesu!

2. Laß uns, dein kleines Häufelein,
Das sich zu dir bekennet,
Dir ferner anbefohlen sein;
Erhalt uns ungetrennet,
Wort, Tauf‘ und Abendmahl
Laß in seiner Zahl
Und ersten Reinigkeit
Bis an den Schluß der Zeit
Zu unserm Troste bleiben.

3. Hilf, daß wir dir zu aller Zeit
Mit reinem Herzen dienen,
Laß uns das Licht der Seligkeit,
Das uns bisher geschienen,
Zur Buss‘ kräftig sein
Und zum hellen Schein,
Der unsern Glauben mehrt,
Der Sünden Macht zerstört
Und fromme Christen machet.

4. Laß uns beim Evangelio
Gut, Blut und Leben wagen;
Mach uns dadurch getrost und froh,
Das schwerste Kreuz zu tragen.
Gib Beständigkeit,
Daß uns Lust und Leid
Von dir nicht scheiden mag,
Bis wir den Jubeltag
Bei dir im Himmel halten.

5. Erbarm dich deiner Christenheit,
Vermehre deine Herde,
Für uns, dein armes Häuflein, streit,
Daß es erhalten werde.
Den Ärgernissen wehr;
Was dich haßt, bekehr;
Was sich nicht beugt, zerbrich;
Mach endlich seliglich
An aller Not ein Ende.

6. Ach Jesu, ach wir bitten dich
In deinem Jesusnamen,
Erhör, erhör uns gnädiglich,
Sprich, Jesu, Ja und Amen.
Willst du uns Jesus sein,
Sind wir, Jesu, dein,
So halt dein Jesuswort,
Und laß uns hier und dort
Darüber jubilieren.

Luther, Martin – Sie ist mir lieb

Ein Lied von der Heiligen Christlichen Kirchen, aus dem 12. Kapitel Apokalypsis

1. Sie ist mir lieb, die werte Magd,
Und kann ihr nicht vergessen,
Lob, Ehr und Zucht von ihr man sagt,
Sie hat mein Herz besessen.
Ich bin ihr hold,
Und wenn ich sollt,
Groß Unglück han,
Da liegt nicht an.
Sie will mich des ergetzen
Mit ihrer Lieb und Treu an mir,
Die sie zu mir will setzen
Und tun all mein Begier.

2. Sie trägt von Gold so rein ein Kron,
Da leuchten inn zwölf Sterne,
Ihr Kleid ist wie die Sonne schon,
Das glänzet hell und ferne,
Und auf dem Mon
Ihr Füße stohn,
Sie ist die Braut,
Dem Herrn vertraut,
Ihr ist weh und muß gebären
Ein schönes Kind, den edlen Sohn
Und aller Welt einen Herren,
Dem sie ist unterton.

3. Das tut dem alten Drachen Zorn
Und will das Kind verschlingen,
Sein Toben ist doch ganz verlorn,
Es kann ihm nicht gelingen.
Das Kind ist doch
Gen Himmel hoch
Genommen hin
Und lässet ihn
Auf Erden fast sehr wüten.
Die Mutter muß gar sein allein,
Doch will sie Gott behüten
Und der recht Vater sein.