Herz und Herz vereint zusammen
Sucht in Gottes Herzen Ruh‘;
Lasset eure Liebesflammen
Lodern auf den Heiland zu!
Er das Haupt, wir Seine Glieder;
Er das Licht, und wir der Schein;
Er der Meister, wir die Brüder,
Er ist unser, wir sind Sein!
Kommt, ach kommt, ihr Gnadenkinder,
Und erneuert euren Bund!
Schwöret unserm Überwinder
Lieb‘ und Treu‘ von Herzensgrund:
Und wenn eurer Liebeskette
Festigkeit und Stärke fehlt,
O so flehet um die Wette,
Bis sie Jesus wieder stählt!
Tragt es unter euch, ihr Glieder,
Auf so treues Lieben an,
Daß ein Jeder für die Brüder
Leib und Leben lassen kann!
So hat uns der HErr geliebet,
So vergoß Er dort Sein Blut:
Denkt doch, wie es Ihn betrübet,
Wenn ihr selbst euch Eintrag thut!
Einer reize doch den Andern,
Kindlich, leidsam und gering
Unserm Heiland nachzuwandern,
Der für uns am Kreuze hing!
Einer soll den Andern wecken,
Alle Kräfte Tag für Tag
Nach Vermögen darzustrecken,
Daß man Ihm gefallen mag!
Nichts nur, als des Bräut’gams Stimme,
Sei die Regel unsrer That,
Weil Er nicht im Löwengrimme
Uns in Staub getreten hat,
Sondern mit gehäuften Strömen
Seines Bluts den Zorn ertränkt,
Ei! so muß sich Jedes schämen,
Das sich Ihm nicht willig schenkt.
Halleluja! welche Höhen,
Welche Tiefen reicher Gnad‘,
Daß wir Dem in’s Herze sehen,
Der uns so geliebet hat!
Daß der Vater aller Geister,
Der der Wunder Abgrund ist,
Daß Du, unsichtbarer Meister,
Uns so sichtbar nahe bist!
Ach Du holder Freund, vereine
Deine Dir geweihte Schaar,
Daß sie sich so herzlich meine,
Wie’s Dein letzter Wille war!
Ja, verbinde in der Wahrheit,
Die Du selbst im Wesen bist.
Alles, was von Deiner Klarheit
In der That erleuchtet ist!
So wird Dein Gebet erfüllet:
Daß der Vater alle die,
Denen Du Dein Herz enthüllet,
Auch in Seine Liebe zieh‘;
Und daß, wie Du Eins mit ihnen,
Also sie auch Eines sei’n,
Sich in wahrer Liebe dienen,
Und einander gern erfreu’n.
Liebe! hast Du es geboten,
Daß man Liebe üben soll:
O so mache doch die todten,
Trägen Geister lebensvoll,
Zünde an die Liebesflamme,
Daß ein Jeder sehen kann:
Wir, als die von Einem Stamme,
Stehen auch für Einen Mann!
Laß uns so vereinigt werden,
Wie Du mit dem Vater bist,
Bis schon hier auf dieser Erden
Kein getrenntes Glied mehr ist;
Und allein von Deinem Brennen
Nehme unser Licht den Schein;
Also wird die Welt erkennen,
Daß wir Deine Jünger sei’n!
(1725.)