Herman, Nikolaus – Ein ander Brautlieb, aus dem Evangelio von der Hochzeit zu Kana in Galiläa.

Da auf Erden ging Christ, der Herr,
Tät er dem Ehstand große Ehr.
Zu Kana er geladen war
Auf ein Hochzeit, da kam er dar.

2. Sein erst Zeichen wollt er dartun,
Dass man den Stand sollt halten schön,
Aus Wasser macht er guten Wein,
Dass Jedermann konnt fröhlich sein.

3. Damit er uns anzeigen will,
Ob Ehleut müssen leiden viel,
So woll er sie doch nicht verlan,
Im Kreuz solln sie Trost von ihm han.

4. Wes Ehstand soll geraten wohl,
Christum zur Hochzeit laden soll;
Der kann Ehleuten all ihr Leid
Wenden in eitel Wonn und Freud.

5. So merk nun wohl ein frommer Christ,
Der zur Hochzeit geladen ist,
Dass er züchtig und bscheiden sei,
Denn Christus ist selbst auch dabei. –

6. Der uns kein ehrliche Freud wehrt,
Wenn der Leib nur nicht wird beschwert,
Mag man mit Ehrn wohl fröhlich sein,
Essen und trinken guten Wein.

7. Herr Christ, bewahr den ehlichen Stand
Mitten im Kreuz für Sünd und Schand.
Erhalt bei Zucht und Ehrbarkeit
Dein liebe Braut, die Christenheit.

Amen.

Herman, Nikolaus – Ein Brautlied.

Gott schuf Adam grecht, fromm und weis,
Und setzet ihn ins Paradeis,
Und nahm im Schlaf aus seinem Leib
Ein Ripp, und baut ihm draus ein Weib;

2. Dass sie ihm hülf, menschlich Geschlecht
Mehren und Leibesfrüchte brächt,
Welche Gott sollten immerdar
Loben mit aller Engel Schar.

3. Da Adam von dem Schlaf erwacht
Und Evam sah, sein Herz ihm lacht.
Er sprach: Das ist mein Fleisch und Bein,
Die meim Herzen gefällt allein.

4. Da gab sie ihm Gott an sein Hand,
Setzt damit ein den ehlichen Stand,
Vater und Mutter wird ein Mann
Lassen, und seim Weib hangen an.

5. Voller List aber war die Schlang,
Eva das Wort Gottes abdrang,
Dass sie übertrat sein Gebot,
Und führt uns in Höll, Sünd und Tod.

6. Adam kam um sein Grechtigkeit,
Verstand, Ehr, Gwalt und Herrlichkeit,
Fiel in Zittern, Zagen und Furcht,
Drum dass er seim Weib hat gehorcht.

7. Des Vaters Herz jammert der Fall,
Da tät sein Sohn ihm ein Fußfall,
Und den gefallnen Adam verbat,
Drum Gott sein Straf gelindert hat.

8. Der Herr Gott zu der Schlange sprach:
Verflucht seist du dein Lebetag;
Dein Kopf soll dir des Weibes Sam
Zertreten, und dich feinden an.

9. Und du Weib sollt Kinder gebäen
Mit Schmerz und Weh auf dieser Erdn
Auch sollt du unterworfen sein
Mit Gehorsam dem Manne Dein.

10. Adam, weil du gehorchet hast
Deim Weib, und mein Gebot verlasst,
Sollst du im Schweiß essen dein Brot
Und dich nähren mit Angst und Not.

11. Adam und Eva ins Elend
Aus dem Garten mussten behend;
Geschlossen wurd für ihn die Tür,
Den Cherub stellet Gott dafür.

12. Dieweil aber nun kommen ist
Des Weibs Same, der Herre Christ,
Steht uns offen des Himmels Tor,
Und ist nicht mehr gesperrt, wie vor.

13. Er hat ihm seine Liebe Braut,
Die Kirch in dem Glauben vertraut,
Macht und sein große Lieb bekannt
Durch die Lieb im ehlichen Stand.

14. Wie ein Bräutgam sein herze Braut
Lieber hat, denn sein eigne Haut,
So liebt Christus auch sein Gemein,
Denn sie ist auch sein Fleisch und Bein.

15. Der woll all christlich Eheleut,
Auch die man hat vertrauet heut,
In rechter Lieb bis an ihr End
Erhalten in diesem Elend.

Amen.

Claudius, Matthias – Hochzeitlied

Stand ein junges Veilchen auf der Weiden,
Lieb und herzig, in sich, und bescheiden;
Und ein wack’rer Jüngling über Land
Kam hin, da das Veilchen stand.

Und er sah das Veilchen auf der Weiden
Lieb und herzig, in sich, und bescheiden;
Sah es an mit Liebe und mit Lust,
Wünscht es sich an seine Brust.

Heute wird das Blümchen ihm gegeben,
Dass er’s trag‘ an seiner Brust durch’s Leben!
Und ein Kreis von edeln Menschen steht
Ernst und feiert mit Gebet.

Seid denn glücklich! Gott mit Euch, Ihr Beide!
Seine „Sonn‘ am Bimmel“ schein‘ Euch Freude;
Und, in Eurer Freud‘, in Euerm Schmerze
Seine „bessre“ Euch in’s Herz!

Schneegaß, Cyriacus – Ein Hochzeitslied

Frisch, frölich wölln wir singen,
mit pfeifn und seiten klingen,
braut, breutigam und gesten
zur er und sie zu trösten!

Zu hochzeit Christ, der here,
daß er den ehestand ere,
mit seinen jüngern gehet;
sein mutter mit aufsehet.

Es wil an weine mangeln,
das ist ein armer handel.
die mutter klagts dem sone,
daß er zu hülfe kome.

Er tut sein erstes zeichen,
trübsal und not muß weichen,
aus waßer wein er machet;
wol dem der sölchs betrachtet!

Der herr die seinen prüfet,
doch wenn man in anrüfet,
er alles leid und klage
wendet noch heut zu tage.

Von rat ist er ser kreftig,
von taten auch ganz mechtig;
er kan uns wol erneren
und allen unfall weren.

Der elich orden heilig
und im ganz wolgefellig
wirt doch von im beschirmet,
obgleich der teufel zürnet.

Des freu sich braut und breutgam,
und alle geste lobsan,
und preisen Christi güte,
die er beweist noch heute.

Seit in dem herren frölich,
untereinander friedlich!
getrost in Gottes namen,
singt, lieben Christen, amen!

Goedeke/Tittmann – Deutsche Dichter des sechszehnten Jahrhundert

Mathesius, Johann – Wem Gott ein ehlich Weib beschert

Wem Gott ein ehlich Weib beschert,
Mit Tugend, Glaub und Zucht verehrt,
Der hat den schönsten Schatz auf Erd,
Ein Weib ist aller Tugend werth.

Sie ist ihr’s Mannes Hilf und Freud,
Die ihn erquickt in Lieb und Leid,
Sie ist sein Säul und Ehrenkranz,
Ohn Weib ist gar kein Freude ganz.

Ihr Mann hat Trost und Ehr von ihr,
Sie ist sein’s Herzens Wunsch und Zier,
Sein’r Augen Lust, Freuden und Hort,
An ihr verknüpft mit Gottes Wort.

Aus Adams Fleisch, Ripp, Blut und Leib
Baut Gott Evam, das schönste Weib,
Gott’s Sohn führt sie dem Menschen zu,
Die schenkt ihm Gott zur Freud und Ruh.

Hang du an ihr und halt sie schön,
Sie ist dein’s Herzens werthe Kron;
Ein Fleisch und Sinn ihr zwei sollt sein,
Mit Treuen eins das andre mein‘.

Gott hat ein Aug auf ehelich Leut,
Und segnet ehrlich Lieb und Bräut,
Ein züchtig’s Bett und keuscher Muth
Ist vor Gott gar ein edles Gut.

Da kann man Christi Lieb erkennen
Und Gott in Wahrheit Vater nennen,
Ihm dienen in Lieb, Zucht und Ehrn,
Und sich redlich im Glauben nährn.

Jesu, unser Bräutigam gut,
Der du durch dein theures Blut
Ein Braut erkauft aus menschlichm G’schlecht
Und machst sie heilig, fromm und g’recht:

Erhalt‘, Herr Christ, dein Fleisch und Bein,
Laß sie dein lieb Hephziba 1) sein;
Bewahr all Fraun- und Jungfraun-Ehr,
Fromm Mann, Weib, Kind und Fried bescher!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek
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1) Hephziba ist Jes. 62,4 im Hebräischen der Name der Tochter Zion, zu deutsch: „meine Lust an ihr“.

Gerhardt, Paul – Der aller Herz und Willen lenkt

1. Der aller Herz und Willen lenkt
Und wie er will regiert,
Der ists, der euch, HErr Bräutigam, schenkt
Die man euch hier zuführet.
Glück zu, Glück zu, ruft jedermann,
GOtt gebe, daß es sei getan
Zu beider Wohlergeben!

2. Wie sollte nicht sein Will getan,
Was GOtt denkt zu vollbringen?
Sein Will und Rat nicht Fehlen kann,
Es wird ihm nichts mißlingen.
Er regt den Mund und spricht ein Wort,
So geh das Werk und dringet fort,
Muß alles wohl geraten.

3. Wie GOtt will, brennen auf der Erd
Die ehelichen Flammen.
Wie eins dem andern ist beschert,
So kommen sie zusammen.
Im Himmel wird das Werk vollbracht:
Das gibt ein schönes Leben.

4. Ein Leben, daß sehr hoch beliebet
Dem, der es hat erfunden,
Da er auch seinen Segen gibt
Und mehret alle Stunden.
Das ist und bleibet sein Gebrauch:
Was er gestifft´t, das hält er auch
Und lässet es nicht fallen.

5. Die Bäumlein, die man fortgesetzt
In wohlbestallten Garten,
Die pfleget man zur Erst und Letzt
Vor allen wohl zu warten.
Ihr Bäumlein Gottes, freuet euch!
Der Gärtner ist von Liebe reich,
Der ihm euch hat erwählet.

6. Was er gepflanzt mit seiner Hand,
Hält er in großen Ehren;
Sein Sinn und Aug ist stets gewandt,
Dasselbe zu vermehren,
Kommt oft und sieht aus reiner Treu,
Was seines Gartens Zustand sei,
Was seine Reislein machen.

7. Und wenn denn unterweilen will
Ein rauhes Lüftlein wehen,
Ist er bald da, setzt Maß und Ziel,
Läßts eilend übergehen.
Wenn er betrübt, ists gut gemeint,
Er stellt sich hart und ist doch Freund
Voll süßer Gnad und Hulde.

8. O selig, der, wenns GOtt gefällt,
Ein Wölklein einzuführen,
Ein treues, fröhlich Herz behält,
Läßt keinen Unmut spüren!
Ein Wölklein geht ja bald vorbei,
Es währt ein Stündlein oder zwei,
So kommt die Sonne wieder.

9. Ein Schifflein, das im Meere läuft,
Muß manchen Sturm erfahren,
Und bleibet dennoch überhäuft
Mit edlem Gut und Waren;
Es streicht dahin, und Gottes Hand,
Die führt und bringt es an das Land
Bei gutem wind und Wetter.

10. Ein Röslein, wenns im Lenzen lacht
Und in den Farben pranget,
Wird oft vom Regen matt gemacht,
Daß es sein Köpflein hanget.
Doch wenn die Sonne leucht herfür,
Siehts wieder auf und bleibt die Zier
Und Fürstin aller Blumen.

11. Wohlan, laß Regen, Reif und Wind
Bald oder lang ansetzen,
Wer GOtt liebt, bleibet Gottes Kind,
Kein Fall wird ihn verletzen.
Er sitzet in des Vaters Arm,
Er gibt ihm Schutz, der hält ihn warm,
Und spricht: Sei unerschrocken!

12. Wer fromm ist, hat schon großen Teil
Der Wohlfahrt in den Händen,
GOtt gönnt ihm Guts und kann sein Heil wohl,
Von ihme nicht abwenden.
HErr Fromm ist fromm, das weiß man
Drum er nichts anders haben soll
Als lauter Glück und Freude.

13. Die auch, die ihm zur Seiten geht
Und die GOtt selbst gezieret,
Was Menschenseelen wohl ansteht
Und Himmelsgunst gebäret;
Was Tugend bringt, was Tugend heißt,
Was Tugend auch selbst lobt und preist,
Das findt sich hier beisammen:

14. Ein züchtig Herz, ein reiner Mut,
Von denen angeboren,
Die Ihnen Gottesfurcht zum Gut
Und Schätzen auserkoren.
Was ist doch gut ohn diesem Gut?
Wenn dies Gut nicht im Herzen ruht,
Ist alles Gut verworfen.

15. Die Augen Gottes sehen bald,
Die ihm sein Herz erfreuen,
Wen er nun findet recht Gestalt,
Dem gibt er sein Gedeihen,
Ja schütts mit vollen Händen aus,
Da wird denn ein gesegntes Haus,
Dems nicht kann übel gehen.

16. Und dieses wird, o edles Paar,
Euch beiden auch geschehen!
Was GOtt verspricht, ist ja und wahr,
Man wirds mit Augen sehen.
Es fehlt ihm nicht an Gütigkeit,
Auch fehlts ihm nicht an Möglichkeit,
Wie sollt er Guts versagen?

17. So gehet nun mit Freuden ein
Zu eurem Stand und Orden!
Der Weg wird ohne Schaden sein,
Der euch gezeuget worden:
Es geht ein Englein vorne an,
Und wo es geht, bestreuts die Bahn
Mit Rosen und Violen.

18. Ein einzig Wunsch vermag den Saal
Des Himmels durch zu dringen,
Hier gehn die Wünsch in voller Zahl,
Sie werden Gutes bringen:
Der Frommen Lohn, der euch bereit,
Euch, die ihr tragt die Frömmigkeit
Im Herzen und im Namen.