Behm, Martin – 7. März.

Im Thon: Vater unser im Himmelreich.

O Gott und Herr in aller Welt,
Dein Kraft all Ding im Wesen hält;
Kein heidnisch Götz die Welt regiert,
Nur dir allein die Ehr gebürt.
Wir danken dir, daß du uns liebst
Und uns so schöne Zeiten giebst.

Wer kann erzählen deine Güt,
Die über uns wird ausgeschütt?
All Creatur dein Lob ausruft,
Der Himmel, Erden, Meer und Luft;
Drum ich mein Sinn dahin auch richt,
Daß ich dir sei undankbar nicht.

Durch Kält beschlossen wird die Erd,
Daß sie ausruh und fruchtbar werd;
Die läßt du wieder thauen auf,
Wenn nun rauf steigt die Sonn im Lauf;
Da wird die Welt erneuert fein,
Daß all Geschöpf gar lustig sein.

Ach Herr, hilf mir durch deine Treu,
Damit mein Herz auch werde neu,
Und ich im Glauben jederzeit
Deim Wort zu folgen sei bereits.
Zu meiner Arbeit gieb Gedeih,
Auf daß sie mir ersprießlich sei.

Hilf mir, daß ich mög nüchtern sein;
Mein Leib bewahr von Sünden rein;
Dein rein Empfängniß mich befrei
Von meinen Sünden mancherlei,
So werd ich dort in Ewigkeit
Dein sieg zu preisen sein bereit.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 6. Januar.

Im Thon: Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott.

O Herr, mein Herz heb ich zu dir,
Dein Lob zu preisen mit Begier,
Weil man dein Gut spürt offenbar
Allzeit und jetzt zum neuen Jahr.

Die Sonn war gangen auf die Seit
Und schien, als wär sie von uns weit,
Die lenkst du zu uns wieder her,
Daß sie uns Licht und Hitz vermehr.

Wir bitten herzlich: Gieb dein Gnad,
Daß uns der Winterfrost nicht schad,
Solch Wetter gieb zu jeder Frist,
Das uns auf Erden nützlich ist.

Bescher uns ein guts neues Jahr,
Uns Leib, Seel, Haus und Hof bewahr;
Dein Treu und Hülf sei uns bereit
In Trübsal, Angst und Herzenleid.

Jesu, dein Nam ist süß und schön,
Durch den wir all vor Gott bestehn;
Du bist ein König aller Welt,
Dem nur ein reinen Herz gefällt.

Drum hilf, daß wir dem Willen dein
Im Glauben gern gehorsam sein;
Laß uns ein guten Anfang machen
Zum neuen Jahr in allen Sachen.

Gieb, daß uns leucht der Gnadenschein,
Weil wir allhier im Elend sein;
Und führ uns aus dem Jammerthal
Zum neuen Jahr ins Himmels Saal!

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Herr Gott, der du die Welt regierst

Im Ton: Nun schlaf, mein liebes Kindelein.

Herr Gott, der du die Welt regierst
Und hältst in deiner Hut,
Das Jahr in guter Ordnung führst
Und thust uns alles gut; –

Die Sonn den Wundergang verricht
Durch die zwölf Zeichen klar:
Dadurch Ordnung der Zeit geschicht,
Und fruchtbar wird das Jahr.

Herr, hilf, daß wir verständig sein,
Dein Weisheit, Macht und Güt
Erkennen aus den Werken dein,
Die uns all Jahr behüt.

Verleih uns, daß wir dienen dir,
Denn du bist unser Hort,
Dem Nächsten leisten sein Gebür
Nach deim Befehl und Wort.

Dir ist bekannt die Dürftigkeit
Und unser schwere Noth,
Daß uns hier in der Eitelkeit
Schreckt Trübsal, Kreuz und Tod;

Drum tröst uns durch dein werthen Geist
In allem Herzeleid,
An unserm End uns Beistand leist,
Gieb uns die himmlisch Freud!

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Gebet wider die Theurung.

O frommer Vater, deine Kind
Jetzund in großem Kummer sind;
Weil du auf uns so zornig bist,
Dannher so schwere Theurung ist.

Du speisest uns mit Thränenbrot,
Tränkst uns mit Zähren in der Noth;
Das haben wir ja wohl verdient, –
Herr, fahr mit uns doch nicht geschwind.

Die Sünd vergieb, der Theurung wehr,
Und uns das täglich Brot bescher,
Entzeuch uns nicht das Himmelsbrot,
Dein theure Sacrament und Wort.

Führ uns aus diesem Jammerthal
Zur Freud und Wonn ins Himmels Saal,
Da wird kein Durst noch Hunger sein,
Und wird aufhören Angst und Pein.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Gebet wider die Pest.

Ach Gott, die Pest, dein scharfer Pfeil,
Fleugt jetzt herum in schneller Eil,
Durchwandert Land und Städte bald,
Verigft und würget jung und alt.

Herr, unser Sünd bringt solche Gift,
So gar manch Mutter Kind betrifft;
Dieselb vergieb durch Jesum Christ,
Denn er hat sie am Holz gebüßt.

Und weil dies Uebel umher schleicht,
So tröst und stärk, die es ergreift;
Die böse Seuch ja ferne treib
Von unsrer Stadt und unserm Leib.

Solls aber je gestorben sein,
So sei es nach dem Willen dein,
Verleih nur ein vernünftig End,
Und nimm uns in dein Reich behend.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Gebet wider den Krieg.

Starker Gott ins Himmels Thron,
Wach auf, und hilf durch deinen Sohn,
Schau, wie hat sich der Türk gerüst,
Daß er dein liebe Kirch verwüst.

Wir wissen keinen Widerstand,
Herr, ohn dein Macht und starke Hand,
Drum mach dich selber auf den Plan,
Du bist der rechte Kriegesmann.

Steh doch bei uns, streit wider ihn,
Damit der Bluthund nicht gewinn;
Vergiß, Herr, der Gefangnen nicht,
Und tröste die, so er hinricht.

Behüt uns und das ganze Land,
Gieb uns ihm ja nicht in die Hand,
Erhalt uns, Herr, dein liebes Wort,
Daß wir dich loben hier und dort.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Ein täglich Gebet wider die drei Plagen, Krieg, Theurung und Pestilenz und andern Jammer

Herr Jesu Christ, wie manches Jahr
Sind wir gewest in Noth und Fahr:
Sehr heftig hat getobt der Feind,
Das hat manchs Christen Herz beweint.

Er hat gebrannt an manchem Ort,
Viel Leut entführt und viel ermordt;
Das liebe Brod gar theuer ist,
Darüber seufzt manch armer Christ.

Die Pestilenz hat nicht gesäumt,
Viel tausend Menschen aufgeräumt,
Ohn was für Kreuz, Pein, Angst und Schmerz
Gefühlet hat manch frommes Herz.

Herr, unser große Missethat
Dies und ein mehrs verdienet hat;
Der Sünden waren wir gewohnt,
Drum hast du billig nicht geschont.

O Gott, trag mit deim Volk Geduld,
Vergieb uns unser Sünd und Schuld,
Laß nun dein Zorn verlöschen gar,
Und gieb uns forthin gute Jahr.

Mit deinem Geist steh uns ja bei,
An Leib und Seel uns benedei,
Erhalt uns unser Leben rein,
Daß wir thun nach dem Willen dein.

Dem Türken und den Tattern wehr,
Und wer sonst anficht deine Lehr,
Behüt für Aufruhr, Krieg und Streit,
Gieb fruchtbar und wohlfeile Zeit.

Nimm weg die giftig Seuch der Pest,
Die bisher hat gehalten fest,
Im Kreuz verleih Trost und Geduld,
Laß uns behalten deine Huld:

Damit wir deines Namens Ehr
Hoch preisen und erheben sehr
Hier und dort mit den engelein;
Wer das begehrt, sprech Amen drein.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Ein Gebet vom himmlischen Sommer.

Mein Herz im Leibe springet,
Mein Leib und Seele lacht,
Mein Mund mit Jauchzen singet,
Wenn ich die Freud betracht,
Die wir dort werden haben
Im Himmelreich mit Wonn
Aus Gottes Güt und Gnaden
Durch Christum, Gottes Sohn.

Kein Herz vermags zu gründen,
Kein Zung kanns sprechen aus,
Was wir dort werden finden
Für Freud in Vaters Haus,
Wenn wir werden erwachen
Am jüngsten Tag durch Gott;
Von hier wird alles lachen
Das irdisch ist wie Koth.

Die Sonn ins Himmels Throne
Wird leuchten hell und klar;
Gott mit seim liebsten Sohne,
Der Geist auch offenbar
Sich werden lassen schauen
Herrlich von jedermann,
So allhier ihr Vertrauen
Auf Gott gesetzet han.

Da werden wir erheben
Den höchsten Gott mit Schall
Und werden fröhlich schweben,
Vor ihm ins Himmels Saal.
Da wird man hören klingen
Die ganz himmlisch Gemein,
Die Englein werden singen
Und mit uns fröhlich sein.

O Herr, laß mich mit Wonne
Bei dir in deinem Reich
Auch leuchten, wie die Sonne,
Und sein den Engeln gleich.
Wollst mich im Himmel zieren
Mit großer Herrlichkeit,
Daß ich mög jubilieren
In alle Ewigkeit.

Den Satan wirst du fällen
Ins hellischen Feuers Pein
Mit allen sein Gesellen,
Da keine Ruh wird sein.
Herr, du wollst mich behüten,
Daß ich dahin nicht fahr,
Da alle Teufel wüthen
Bei der Verdammten Schar.

Schleuß auf die Himmelthüre,
Und laß mich Armen ein;
Zur großen Freud mich führe,
Daß ich mög bei dir sein.
Du wollest mich empfangen
Mit der Erwählten Schar,
Dein Heil laß mich erlangen!
Amen! das werde wahr!

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Am 25. Sonntage nach Trinitatis

Aus dem Evangelio Matth. 24.

Daß man gegen dem jüngsten Tage recht geschickt sein möge.

Ach lieber Gott, groß ist die Noth
Hier und in allen Landen.
Dein Wort ist böser Leute Spott,
Der Wüstgreul ist vorhanden.
Es bricht hervor die falsche Lehr,
Dein reines Wort acht man nicht mehr,
Kein Glaube wird gefunden,
Die Lieb ist auch verschwunden.

Man hört von Krieg und Kriegsgeschrei,
Die Theurung heftig steiget;
Die Pest und Seuchen mancherlei
Gar schrecklich sich erzeiget;
All Kreaturen seufzen hart;
Dadurch das End wird offenbart,
An dem vergehen werden
Durchs Feuer Himmel und Erden.

Herr hilf uns, daß wir fliehen all
Die Greul in Lehr und Leben
Und daß wir fleißig allzumal
Auf dein Wort Achtung geben,
Damit wir aus deim theuern Wort
Dich kennen lernen unsern Hort,
Zu dem wir Zuflucht haben,
Der uns in Noth kann laben.

Du wollst dich unser nehmen an,
Wenns Unglück kommt mit Haufen.
Hilf, daß wir durch dein Kraft bestan,
Wo man nicht kann entlaufen.
Verkürz die Zeit, und machs nicht lang:
Den frommen Menschen ist sehr bang,
Drum sie die Noth dir klagen
Bei diesen bösen Tagen.

Mach uns von falschen Lehren frei,
Daß wir nicht zu ihn treten
Und ihrem Tand nicht pflichten bei,
Wenn sie gleich Wunder thäten.
Laß uns dein Auserwählten sein,
Die sich ergeben dir allein,
Dein Geist uns recht regiere,
Daß uns niemand verführe.

Mit deiner Zukunft brich herein,
Laß dich vom Himmel schauen,
Im Hui gleich wie der Blitz erschein,
Rett all, die auf dich trauen;
Wie Adler in die Höh uns schwing,
Uns in dein Reich mit Freuden bring,
Daß wir im Himmel droben
Dich ewig fröhlich loben.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Am dritten Sonntag nach Trinitatis. Aus dem Evangelio Luc. 15.

Daß Gott uns Verlorene suchen und wieder annehmen wolle,

Herr Jesu Christ, du bist der Mann,
Der mit den Sündern handeln kann.
Dein Antlitz auf dieselben schaut,
Suchst sie mit Fleiß und rufst sie laut;
Wenn sie nur zu dir Zuflucht han,
So nimmst du sie mit Freuden an;
Von Schuld und Pein machst du sie los
Und giebst ihn Ruhm in deinem Schoß.

Du weißt gar wohl, du treuer Hirt,
Ich armes Schäflein war verirrt
Hier in der Sünden Wüstenei;
Ich bitt, durch dein Wort mir nachschrei,
Auf deine Schultern nimm mich bald,
Und trag mich aus der Sünden Wald,
Durch dein Verdienst bring mich zur Herd,
Daß mir der Himmel sei beschert.

Ich bin dein Grosch und war verlorn,
Weil ich in Sünden bin geborn;
Da war verwischt dein Ebenbild,
Daß all mein Thun vor Gott nichts gilt.
Ich bitt, laß mich nicht bleiben liegn,
Daß mich nicht mög der Satan kriegn;
Kehr aus das Haus, such mich mit Fleiß
Durchs Licht im Wort zu deinem Preis.

Ich bin auch der verlorne Sohn,
Weil ich viel übels hab gethan,
Dein Gut ich böslich hab verschwendt,
Dein Gaben übel angewendt:
Das reut mich sehr und ist mir leid;
Ich komm auf dein Barmherzigkeit,
Bis gnädig dem verlornen Kind,
Und stell mich unter dein Gesind.

Weil ich auch bin von Tugend bloß,
So nimm mich auf in deinen Schoß,
Und zeug mir an dein Ehrenkleid,
Dein Unschuld und Gerechtigkeit,
Gieb mir den Ring an meine Hand,
Ich mein dein Geist, das theure Pfand;
Neu Schuh zeug mir an meine Füß,
Daß ich selig zu wandeln wiß.

Und weil ich geistlich war gestorbn,
Durch Sünd an Leib und Seel verdorbn,
So wollst du mir dein Gnade gebn,
Daß ich nun führ ein neues Lebn.
Laß mich nicht ewiglich verderbn,
Mach mich in deinem Reich zum Erbn,
Daß sich mein freu das himmlisch Heer;
Ach daß ich schon bei ihnen wär!

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder