Musculus, Wolfgang – CHriste, der du bist tag und liecht,

Hymnus. Christe qui lux

Aus dem Enchiridion von 1527. Im Babstschen Gesangbuche von 1545.

CHriste, der du bist tag und liecht,
vor dir ist verborgen nichts;
Du väterliche liechtes glantz
lern uns den weg der warheyt gantz.

Wir bitten deyn götliche krafft:
uns behüt, herr, in diser nacht,
Bewar uns, herr, vor allem layd,
Gott vater der barmhertzigkayt!

Vertreyb des schweren schlaffens frist,
das uns nit schad des feyndest list,
Das fleysch in züchten reyne sey,
so sein wir mancher sorgen frey.

So unser augen schlaffen schir,
laß unser hertze wachen dir,
Beschirm uns gottes rechte hand
und löß uns von der sünden band.

Beschirmer, herr, der Christenheyt!
dein hilff starck sey uns bereyt,
Hilff uns, Herr Got, auß aller not
durch dein heylige fünff wunden rot!

Gedenck, herre, der schweren zeyt,
damit der leyb gefangen leyt;
Die seele, die du hast erlost,
der gib, herr Jhesu, deinen trost.

Got vater sey lob, ehr und preyß,
darzu seynem sune weyß,
Des heylgen geystes gütigkeyt
von nun an biß in ewigkeyt!.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – O HERRE Gott, erbarme dich,

Gebett des Propheten Esaie am 33. Cap. (O HERRE Gott, erbarme dich)

Domine miserere nostri etc.

O HERRE Gott, erbarme dich,
mit deinen gnaden auff uns sich,
dann wir warten alleyne
auff dich allhie gemeyne.
Dann der gwalt unser widerpart
der lauster auff uns streng und hart,
wie er uns möcht erhaschen
und heymlichen antasten.
Aber du bist, O HERRE Gott,
der helffen thut auß aller noth,
du bist auch unser heyl und sterck,
in dich eyn ieder traw und merck
in der zeit der trübsalen!

Gib, HERR, zur zeit, so es sich zim,
das ab dem brummen deiner stimm
die Völcker müssen fliehen,
von uns jhr hand abziehen!
Und ab deinem erheben, Gott,
sollen all unser Feind zu spott
auch hie auff diser Erden
zerstrewt und gschalgen werden.
Und jhr Raub werd gesammlet ein
wie in eyn grub die Kefer kleyn,
so man sie gmeynlich sammlen thut;
behalt uns, HERR, in deiner hut,
so mag uns nicht mißlingen.

Erheb dich, HERR, mit deiner macht,
reut auß all unser feinde pracht,
der du wohnst in der höhe,
all Welt mit bett dir flehe.
Begab uns, HERR, mit billiichkeyt,
erfüll uns auch mit grechtigkeyt,
trew, Glaub zu unsern zeiten
erweck uns, die dein beiten!
Macht, Heyl, Weyßheyt, darzu auch kunst,
wend nicht von uns der liiebe brunst,
die forcht Gottes sei unser schaft,
bewar uns, HERR, vor Menschen gschwatz,
mach richtig unsern wege!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – DEr HErre ist mein trewer hirt,

Psalm XXIII

Wackernagel K.L. Nr. 268. Form und ordnung. gaystl. Gesang und Psalmen, 1533.

DEr HErre ist mein trewer hirt,
helt mich in seiner hüte,
Darinn mir gar nit mangeln wirt
yendert an ainem güte.
Er waydet mich on underlaß,
da auff wechst das wolschmecket graß
seines haylsamen wortes.

Zum raynen wasser er mich weyßt,
das mich erquicken thütte,
Das ist sein fronhailiger gayst
der mich macht wolgemütte,
Er füret mich auf rechter straß
inn seinn gebotten on underlaß,
von wegen seines namens.

Ob ich wandert im finstern thal,
fürcht ich kain ungelücke
In verfolgung, leyden, trübsal
unnd diser welte tücke,
Wenn du bist bei mir stättigklich,
dein stab und stecken trösten mich,
auff dein wort ich mich lasse.

Du beraytest vor mir ain tisch
für mein feind allenthalben,
Machst mein hertz unverzaget frisch,
mein haupt thüstu mir salben
Mit deinem geyst, der freuden öl
und schenckest voll ein meiner seel
deiner gaystlichen freüden.

Güttes und die barmhertzigkait
lauffen mir nach im leben,
Und ich werd bleiben alle zeit
im hauß des Herren eben,
Auff erd inn der Christlichen gmayn,
und nach dem tode werd ich sein
bey Christo, meinem Herren.

Gödeke, Karl – Elf Bücher deutscher Dichtung

Musculus, Wolfgang – MEin hirt ist Gott, der Herre mein,

Psalm 23

(Aus dem Frankfurter Kirchengesangbuche von 1570, mit Angabe des Namens; es steht auch in der Quartausgabe des Brüdergesangbuchs von 1566 mit Uebermerkung der Buchstaben W. M.)

MEin hirt ist Gott, der Herre mein,
darumb wird mir nit manglen,
Ich wil auch gern sein schäfflein sein,
nach seiner güte anglen,
Denn er last mich genädiglich
ja da viel gras stet weiden,
und fürt mich dann zum Wasser hnan,
kült mich in allem leyde.

Erquicket mir mein seel ohn maß,
mein gwissen thut er stillen,
Er fürt mich auch auff rechter straß
umb seines Namens willen,
Und ob ich gleich im finstern reich
sol gehn, stohn oder wandlen,
so förcht ich doch kein unglück noch,
mit mir wirt er wol handlen.

Herr Gott, der du stets bei mir bist,
dein steck und stab mich trösten,
Du breytest vor mir einen tisch
gehn mein feinden den grösten;
Mein haupt machst feist mit öl, wied weist,
und schenkst mir vol mein gschirre.
ich ibt dich, Herr, dein weg mich lehr,
wo ich vor dir gang jrre.

Barmhertzigkeit nachfolgen wird
und guts mein leben lange,
So ich bleib under disem hirt
ins Herren hauß on zwange.
Es sey lob, ehr jetzt und jmmer
Gott Vattern und dem Sone,
dem heilgen Geist, der gläublich leist
sein Göttlich gnad und wonne!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Luther, Martin – Jesus Christus, unser Heiland (Abendmahlslied)

Das Lied S. Johannis Hus‘ gebessert

1. Jesus Christus, unser Heiland,
Der von uns den Gottes Zorn wandt,
Durch das bitter Leiden sein,
Half er uns aus der Höllen Pein.

2. Daß wir nimmer des vergessen,
Gab er uns sein Leib zu essen,
Verborgen im Brot so klein,
Und zu trinken sein Blut im Wein.

3. Wer sich will zu dem Tische machen,
Der hab wohl acht auf sein Sachen;
Wer unwürdig hiezu geht,
Für das Leben den Tod empfäht.

4. Du sollst Gott den Vater preisen,
Daß er dich so wohl wollt speisen,
Und für deine Missetat
In den Tod sein Sohn geben hat.

5. Du sollst glauben und nicht wanken,
Daß ein Speise sei den Kranken,
Den ihr Herz von Sünden schwer,
Und vor Angst betrübet, sehr.

6. Solch groß Gnad und Barmherzigkeit
Sucht ein Herz in großer Arbeit;
Ist dir wohl, so bleib davon,
Daß du nicht kriegest bösen Lohn.

7. Er spricht selber:Kommt, ihr Armen,
Laßt mich über euch erbarmen;
Kein Arzt ist dem Starken not,
Sein Kunst wird an ihm gar ein Spott.

8. Hättst dir war kunnt erwerben,
Was durft denn ich für dich sterben?
Dieser Tisch auch dir nicht gilt,
So du selber dir helfen willst.

9. Glaubst du das von Herzensgrunde
Und bekennest mit dem Mund,
So bist du recht wohl geschickt
Und die Speise dein Seel erquickt.

10.Die Frucht soll auch nicht ausbleiben:
Deinen Nächsten sollst du lieben,
Daß er dein genießen kann,
Wie dein Gott an dir getan.

Luther, Martin – Ach Gott, vom Himmel sieh darein

Psalm XII

(Weise: Nun freut euch, lieben Christen gmein)

1. Ach Gott, vom Himmel sieh darein
Und laß dich das erbarmen,
Wie wenig sind der Heiligen dein,
Verlassen sind wir Armen.
Dein Wort man läßt nicht haben wahr,
Der Glaub ist auch verloschen gar
Bei allen Menschenkindern.

2. Sie lehren eitel falsche List,
Was eigen Witz erfindet,
Ihr Herz nicht eines Sinnes ist
In Gottes Wort gegründet.
Der wählet dies, der ander das,
Sie trennen uns ohn alle Maß
Und gleißen schön von außen.

3. Gott wollt ausrotten alle Lahr,
Die falschen Schein uns lehren,
Dazu ihr Zung stolz offenbar
Spricht: Trotz, wer wills uns lehren!
Wir haben Recht und Macht allein,
Was wir setzen, das gilt gemein,
Wer ist, der uns sollt meistern?

4. Darum spricht Gott: Ich muß auf sein,
Die Armen sind verstöret.
Ihr Seufzen dringt zu mir herein,
Ich hab ihr Klag erhöret.
Mein heilsam Wort soll auf den Plan,
Getrost und frisch sie greifen an
Und sein die Kraft der Armen.

5. Das Silber, durchs Feuer siebenmal
Bewähret, wird lauter funden;
Am Gotteswort man warten soll
Desgleichen alle Stunden.
Es will durchs Kreuz bewähret sein,
Da wird sein Kraft erkannt und Schein
Und leucht stark in die Lande.

6. Das wollst du, Gott, bewahren rein
Vor diesem argen Gschlechte
Und laß uns dir befohlen sein,
Daß sichs in uns nicht flechte.
Der gottlos Hauf sich umher findt,
Wo diese lose Leute sind
In deinem Volk erhaben.

Luther, Martin – Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Der 130. Psalm: „De profundis clamavi“

1. Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig Ohren kehr zu mir
Und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
Was Sünd und Unrecht ist getan,
Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2. Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

3. Darum auf Gott will hoffen ich
Auf mein Verdienst nicht bauen;
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
Und seiner Güte trauen,
Die mir zusagt sein wertes Wort,
Das ist mein Trost und treuer Hort,
Des will ich allzeit harren.

4. Und ob es währt bis in die Nacht
Und wieder an den Morgen,
Doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
Der aus dem Geist erzeuget ward,
Und seines Gotts erharre.

5. Ob bei uns ist der Sünden viel,
Bei Gott ist viel mehr Gnaden;
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel
Wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
Der Israel erlösen wird
Aus seinen Sünden allen.

Luther, Martin – Christum wir sollen loben schon

Der Hymnus „A solis ortus“

1. Christum wir sollen loben schon,
Der reinen Magd Marien Sohn,
So weit die liebe Sonne leucht
Und aller Welt Ende reicht.

2. Der selig Schöpfer aller Ding
Zog an eins Knechtes Leib gering,
Daß er das Fleisch durch Fleisch erwürb
Und sein Geschöpf nicht alls verdürb.

3. Die göttlich Gnad vom Himmel groß
Sich in die keusche Mutter goß,
Ein Maidlin trug ein heimlich Pfand,
Daß der Natur war unbekannt.

4. Das züchtig Haus des Herzens zart
Gar bald ein Tempel Gottes ward.
Die kein Mann rühret noch erkannt,
Von Gottes Wort man sie schwanger fand.

5. Die edle Mutter hat geborn,
Den Gabriel verhieß zuvorn,
Den Sankt Johannes mit Springen zeigt,
Da er noch lag in Mutters Leib.

6. Er lag in Heu mit Armut groß,
Die Krippen hart ihn nicht verdroß,
Es ward ein kleine Milch sein Speis,
Der nie kein Vöglin hungern ließ.

7. Des Himmels Chör sich freuen drob
Und die Engel singen Gott Lob;
Den armen Hirten wird vermeldt
Der Hirt uns Schöpfer aller Welt.

8. Lob, Ehr und Dank sei dir gesagt,
Christ, geborn von der reinen Magd,
Mit Vater und dem heilgen Geist,
Von nun an bis in Ewigkeit.

Luther, Martin – Christ lag in Todesbanden

Der Lobgesang „Christ ist erstanden“ gebessert

1. Christ lag in Todesbanden,
Für unser Sünd gegeben,
Der ist wieder erstanden
Und hat uns bracht das Leben.
Des wir sollen fröhlich sein,
Gott loben und dankbar sein
Und singen Alleluja.

2. Den Tod niemand zwingen kunnt
Bei allen Menschenkindern,
Das macht alles unser Sund,
Kein Unschuld war zu finden.
Davon kam der Tod sobald
Und nahm über uns Gewalt,
Hielt uns in seim Reich gefangen.

3. Jesus Christus, Gottes Sohn,
An unser Statt ist kommen
Und hat die Sünd abgetan
Damit dem Tod genommen
All sein Recht und sein Gewalt,
Da bliebt nichts denn Todgestalt,
Die Stachel hat er verloren.

4. Es war ein wunderlicher Krieg,
Da Tod und Leben rungen,
Das Leben behielt den Sieg,
Es hat den Tod verschlungen.
Die Schrift hat verkündet das,
Wie ein Tod den andern fraß,
Ein Spott aus dem Tod ist worden.

5. Hie ist das rechte Osterlamm,
Davon Gott hat geboten,
Das ist an des Kreuzes Stamm
In heißer Lieb gebroten.
Das Blut zeichnet unser Tür,
Das hält der Glaub dem Tod für,
Der Würger kann uns nicht rühren.

6. So feiern wir dies hoch Fest
Mit Herzensfreud und Wonne,
Das uns der Herr scheinen läßt,
Er selber ist die Sonne,
Der durch seiner Gnaden Glanz
Erleuchtet unser Herzen ganz,
Der Sünden Nacht ist vergangen.

7. Wir essen und leben wohl
In rechten Osterfladen,
Der alte Sauerteig nicht soll
Sein bei dem Wort der Gnaden.
Christus will die Koste sein
Und speisen die Seel allein,
Der Glaub will keins andern leben.

Luther, Martin – Christ, unser Herr, zum Jordan kam

Ein geistlich Lied von unsre heiligen Taufe, darin fein kurz gefasset:
Was sie sei? Wer sie gestiftet habe? Was sie uns nützt? usw.

1. Christ, unser Herr, zum Jordan kam
Nach seines Vaters Willen,
Von Sankt Johannes die Taufe nahm,
Sein Werk und Amt zurfüllen.
Da wollt er stiften uns ein Bad,
Zu waschen uns von Sünden,
Ersäufen uns den bittern Tod
Durch sein selbst Blut und Wunden.
Es galt ein neues Leben.

2. So hört und merket alle wohl,
Was Gott heißt selbst die Taufe,
Und was ein Christen glauben soll,
Zu meiden Ketzerhaufen.
Gott spricht und will, daß Wasser sei,
Doch nicht allein schlecht Wasser,
Sein heilges Wort ist auch dabei
Mit Geist ohn Maßen, reichen
Der ist allhie der Taufer.

3. Solchs hat er uns beweiset klar
Mit Bildern und mit Worten.
Des Vaters Stimm man offenbar
Daselbst am Jordan horte.
Er sprach: Das ist mein lieber Sohn,
An dem hab ich Gefallen,
Den will ich euch befohlen han,
Daß ihr ihn höret alle
Und folget seinen Lehren.

4. Auch Gottes Sohn hie selber steht
In seiner zarten Menschheit.
Der heilig Geist hernieder fährt,
In Taubenbild verkleidet.
Das wir nicht sollen zweifeln dran,
Wenn wir getaufet werden:
All drei Personen getaufet han,
Damit bei uns auf Erden
Zu wohnen sich ergeben.

5. Sein Jünger heißt der Herre Christ:
Geht hin, all Welt zu lehren,
Daß sie verlorn in Sünden ist,
Sich soll zur Buße kehren.
Wer glaubet und sich taufen läßt,
Soll dadurch selig werden,
Ein neugeborner Mensch er heißt,
Der nicht mehr könne sterben,
Das Himmelreich soll erben.

6. Wer nicht glaubt dieser großen Gnad,
Der bleibt in seinen Sünden
Und ist verdammt zum ewigen Tod
Tief in der Höllen Grunde.
Nicht hilft sein eigen Heiligkeit,
All sein Tun ist verloren,
Die Erbsünd machts zur Nichtigkeit,
Darin er ist geboren,
Vermag ihm selbst nichts helfen.

7. Das Aug allein das Wasser sieht,
Wie Menschen Wasser gießen,
Der Glaub im Geist die Kraft versteht
Des Blutes Jesu Christi.
Und ist vor ihm ein rote Flut
Von Christi Blut gefärbet,
Die allen Schaden heilen tut,
Von Adam her geerbet.
Auch von uns selbst gegangen.