Gerhardt, Paul – Gott Lob! Nun ist erschollen

1. Gott Lob! Nun ist erschollen
Das edle Fried- und Freudenwort,
Daß nunmehr ruhen sollen
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder
Dein Saitenspiel hervor,
O Deutschland, und sing Lieder
Im hohen, vollen Chor.
Erhebe dein Gemüte
Und danke GOtt und sprich:
Herr, deine Gnad und Güte
Bleibt dennoch ewiglich.

2. Wir haben nichts verdienet
Als schwere Straf und großen Zorn,
Weil stets noch bei uns grüner
Der freche, schnöde Sündendorn.
Wir seind fürwahr geschlagen
Mit harter, scharfer Rut,
Und dennoch muß man fragen:
Wer ist, der Buße tut?
Wir sind und bleiben böse,
Gott ist und bleibet treu,
Hilft, daß sich bei uns löse
Der Krieg und sein Geschrei.

3. Sei tausendmal willkommen,
Du teure, werte Friedensgab!
Jetzt sehn wir, was vor Frommen
Dein Bei-uns-wohnen in sich hab.
In dir hat Gott versenket
All unser Glück und Heil;
Wer dich betrübt und kränket,
Der drückt ihm selbst den Pfeil
Des Herzleids in das Herze
Und löscht aus Unverstand
Die güldne Freudenkerze
Mit seiner eignen Hand.

4. Das drückt uns niemand besser
In unsre Seel und Herz hinein
Als ihr zerstörten Schlösser
Und Städte voller Schutt und Stein;
Ihr vormals schönen Felder
Mit frischer Saat bestreut,
Itzt aber lauter Wälder
Und dürre, wüste Heid;
Ihr Gräber voller Leichen
Und tapfren Heldenschweiß
Der Helden, derer gleichen
Auf Erden man nicht weiß.

5. Hier trübe deine Sinnen,
O Mensch, und laß die Tränenbach
Aus beiden Augen rinnen;
Geh in dein Herz und denke nach:
Was GOtt bisher gesendet,
Das hast du ausgelacht;
Nun hat er sich gewendet
Und väterlich bedacht,
Vom Grimm und scharfen Dringen
Zu deinem Heil zu ruhn,
Ob er dich möchte zwingen
Mit Lieb und Gutestun.

6. Ach laß dich doch erwecken,
Wach auf, wach auf, du harte Welt,
Eh als das letzte Schrecken
Dich schnell und plötzlich überfällt!
Wer aber Christum liebet,
Sei unerschrocknes Muts;
Der Friede, den er gibet,
Bedeutet alles Guts.
Er will die Lehre geben:
Das Ende naht herzu,
Da sollt ihr bei Gott leben
In ewgen Fried und Ruh,

Gerhardt, Paul – Gib dich zufrieden und sei stille

1. Gib dich zufrieden und sei stille
In dem Gotte deines Lebens;
In ihm ruht aller Freuden Fülle,
Ohn ihn mühst du dich vergebens.
Er ist dein Quell und deine Sonne,
Scheint täglich hell zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden.

2. Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden,
Ungefärbtes, treuen Herzens;
Wo Er steht, tut dir keinen Schaden
Auch die Pein des größten Schmerzens.
Kreuz, Angst und Not kann Er bald wenden:
Ja, auch den Tod hat Er in Händen.
Gib dich zufrieden.

3. Wie dir’s und andern oft ergehe,
Ist ihm wahrlich nicht verborgen:
Er sieht und kennet aus der Höhe
Der betrübten Herzen Sorgen.
Er zählt den Lauf der heißen Tränen
Und faßt zu Hauf all unser Sehnen.
Gib dich zufrieden.

4. Wann gar kein ein’ger mehr auf Erden,
Dessen Treue du darfst trauen,
Alsdann will Er dein Treuster werden
Und zu deinem Besten schauen.
Er weiß dein Leid und heimlich Grämen,
Auch weiß Er Zeit, dich zu benehmen.
Gib dich zufrieden.

5. Er hört die Seufzer deiner Seelen
Und des Herzens stilles Klagen;
Und was du keinem darfst erzählen,
Magst du Gott gar kühnlich sagen.
Er ist nicht fern, steht in der Mitten,
Hört bald und gern der Armen Bitten.
Gib dich zufrieden.

6. Laß dich dein Elend nicht bezwingen,
Halt an Gott, so wirst du siegen;
Ob alle Fluten einher gingen,
Dennoch mußt du oben liegen.
Denn wann du wirst zu hoch beschweret,
Hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret.
Gib dich zufrieden.

7. Was sorgst du für dein armes Leben,
Wie du’s halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
Wird auch Unterhalt bescheren.
Er hat ein Hand voll aller Gaben,
Da See und Land sich muß von laben.
Gib dich zufrieden.

8. Der allen Vöglein in den Wäldern
Ihr bescheidnes Körnlein weiset,
Der Schaf und Rinder in den Feldern
Alle Tage tränkt und speiset,
Der wird ja auch dich ein’gen füllen
Und deinen Bauch zur Notdurft stillen.
Gib dich zufrieden.

9. Sprich nicht: Ich sehe keine Mittel,
Wo ich such, ist nichts zum Besten!
Dann das ist Gottes Ehrentitel:
Helfen, wann die Not am größten.
Wann ich und du ihn nicht mehr spüren,
Da schickt Er zu, uns wohl zu führen.
Gib dich zufrieden.

10. Bleibt gleich die Hülf in etwas lange,
Wird sie dannoch endlich kommen;
Macht dir das Harren angst und bange,
Glaube mir, es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht, faßt man gewisser,
Und was verzeucht, ist desto süßer.
Gib dich zufrieden.

11. Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
Deiner Feinde von dir dichten;
Laß sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird’s hören und recht richten.
Ist Gott dein Freund und deiner Sachen,
Was kann dein Feind, der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden.

12. Hat Er doch selbst auch wohl das Seine,
Wann Er’s sehen könnt und wollte.
Wo ist ein Glück so klar und reine,
Dem nicht etwas fehlen sollte?
Wo ist ein Haus, das könnte sagen:
Ich weiß durchaus von keinen Plagen?
Gib dich zufrieden.

13. Es kann und mag nicht anders werden,
Alle Menschen müssen leiden;
Was webt und lebet auf der Erden,
Kann das Unglück nicht vermeiden.
Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden
Bis in das Grab: da wird sich’s enden.
Gib dich zufrieden.

14. Es ist ein Ruhetag verhanden,
Da uns unser Gott wird lösen;
Er wird uns reißen aus den Banden
Dieses Liebs und allem Bösen.
Es wird einmal der Tod herspringen
Und aus der Qual uns sämtlich bringen.
Gib dich zufrieden.

15. Er wird uns bringen zu den Scharen
Der Erwählten und Getreuen,
Die hier mit Frieden abgefahren,
Sich auch nun im Friede freuen,
Da sie den Grund, der nicht kann brechen,
Den ewgen Mund selbst hören sprechen:
Gib dich zufrieden.

Gerhardt, Paul – Geh‘ aus mein Herz und suche Freud

Geh‘ aus mein Herz und suche Freud
In dieser schönen Sommerzeit
An deines Gottes Gaben
Schau an der schönen Gärtenzier
Und siehe wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben
Sich ausgeschmücket haben

2. Die Bäume stehen voller Laub
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide
Narzissen und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an
Als Salomonis Seide.
Als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft
Das Täublein fliegt auf seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg Hügel Tal und Felder.
Berg Hügel Tal und Felder.

4. Die Glucke führt ihr Völklein aus
Der Storch baut und bewohnt sein Haus
Das Schwälblein speist die Jungen
Der schnell Hirsch das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seine Höh
In’s tiefe Gras gesprungen.
In’s tiefe Gras gesprungen.

5. Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und malen sich an ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrten
Die Wiesen liegen hart dabei
Und klingen ganz vom Lustgeschrei
Der Schaf‘ und ihrer Hirten.
Der Schaf‘ und ihrer Hirten.

6. Die unverdroßne Bienenschar
Fliegt hin und her, sucht hier und da
Ihr edle Honigspeise
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk‘ und Kraft
In seinem schwachen Reise.
In seinem schwachen Reise.

7. Der Weizen wächset mit Gewalt
Darüber jauchzet jung und alt
Und rühmt die große Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.
Das menschliche Gemüte.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn
Des großen Gottes großes Tun
Erweckt mir alle Sinnen
Ich singe mit, wenn alles singt
Und lasse was dem Höchsten klingt
Aus meinem Herzen rinnen.
Aus meinem Herzen rinnen.

9. Ach denk ich bist Du hier so schön
Und läßt Du’s uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erde
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden?
Und güldnen Schlosse werden?

10. Welch hohe Lust, welch heller Schein
Wird wohl in Christi Garten sein!
Wie wird es da wohl klingen?
Da so viel tausend Seraphim
Mit unverdroßnem Mund und Stimm
Ihr Halleluja singen.
Ihr Halleluja singen.

11. Oh wär ich da, o stünd ich schon
Ach süßer Gott vor Deinem Thron
Und trüge meine Palmen!
So wollt ich nach der Engel Weis‘
Erhöhen Deines Namens Preis,
Mit tausend schönen Psalmen.
Mit tausend schönen Psalmen.

12. Doch gleichwohl will ichweil ich noch
Hier trage dieses Leibes Joch
Auch gar nicht stille schweigen.
Mein Herze soll sich fort und fort
An diesem und an allem Ort
Zu Deinem Lobe neigen.
Zu Deinem Lobe neigen.

13. Hilf mir und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
Daß ich Dir stetig blühe;
Gib, daß der Sommer Deiner Gnad
In meiner Seele früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziehe.
Viel Glaubensfrücht erziehe.

14. Mach in mir Deinem Geiste Raum,
Daß ich Dir werd ein guter Baum,
Und laß mich Wurzeln treiben;
Verleihe, daß zu Deinem Ruhm,
Ich Deines Gartens schöne Blum
Und Pflanze möge bleiben.
Und Pflanze möge bleiben.

15. Erwähle mich zum Paradeis,
Und laß mich bis zur letzten Reis
An Leib und Seele grünen;
So will ich Dir und Deiner Ehr
Allein und sonstern Keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.
Hier und dort ewig dienen.

Gerhardt, Paul – Gegrüßet seist du, meine Kron

1. Gegrüßet seist du, meine Kron,
Und König aller Frommen,
Der du zum Trost von deinem Thron
Uns armen Sündern kommen.
O wahrer Mensch, o wahrer Gott,
Ein Helfer, voller Hohn und Spott,
Den du doch nicht verschuldest!
Ach wie so arm, wie nackt uns bloß
Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß
Ist dein Schmerz, den du duldest!

2. Es fleußet deines Blutes Bach
Mit ganzem vollen Haufen,
Dein Leib ist dir mit Ungemach
Ganz durch und durch belaufen.
O ungeschränkte Majestät,
Wie kömmt’s, daß dir’s so kläglich geht?
Das macht dein Huld und Treue.
Wer dankt dir des? Wo ist der Mann,
Der sich, wie du für uns getan,
Vor dir zu sterben freue?

3. Was soll ich dir doch immermehr,
Mein Liebster, dafür geben,
Daß dein Herz sich so hoch und sehr
Bemüht hat um mein Leben?
Du rettest mich durch deinen Tod
Von mehr als eines Todes Not
Und machst mich sicher wohnen.
Laß Höll und Teufel böse sein:
Was schadt’s? Sie müssen dannoch mein
Und meiner Seelen schonen.

4. Für großer Lieb und heil’ger Lust,
Damit du mich erfüllet,
Drück ich dich an mein Herz und Brust,
So wird mein Leid gestillet,
Das deinen Augen wohl bekannt.
Und das ist dir ja keine Schand,
Ein krankes Herz zu laben.
Ach bleib mir hold und gutes Muts,
Bis mich die Ströme deines Bluts
Ganz rein gewaschen haben.

5. Sei du mein Schatz und höchste Freud,
Ich will dein Diener bleiben,
Und deines Kreuzes Herzeleid
Will ich in mein Herz schreiben.
Verleihe du mir Kraft und Macht,
Damit, was ich bei mir bedacht,
Ich mög ins Werk auch setzen;
So wirst du, Schönster, meinen Sinn
Und alles, was ich hab und bin,
Ohn‘ Unterlaß ergötzen.

Gerhardt, Paul – Geduld ist euch vonnöten

1. Geduld ist euch vonnöten,
Wann Sorge, Gram und Leid,
Und was euch mehr will töten,
Euch in das Herze schneidt,
O auserwählte Zahl!
Soll euch kein Tod nicht töten,
Ist euch Geduld vonnöten,
Das sag ich noch einmal.

2. Geduld ist Fleisch und Blute
Ein herb‘ und bitt’res Kraut;
Wann unsers Kreuzes Rute
Uns nur ein wenig draut,
Erschrickt der zarte Sinn:
Im Glück ist er verwegen,
Kömmt aber Sturm und Regen,
Fällt Herz und Mut dahin.

3. Geduld ist schwer zu leiden,
Dieweil wir irdisch seind
Und stets in lautern Freuden
Bei Gott zu sein vermeint,
Der doch sich klar erklärt:
Ich strafe, die ich liebe,
Und die ich hoch betrübe,
Die halt ich hoch und wert.

4. Geduld ist Gottes Gabe
Und seines Geistes Gut;
Der zeucht und löst uns abe,
Sobald er in uns ruht.
Der edle, werte Gast
Erlöst uns von dem Zagen
Und hilft uns treulich tragen
Die große Bürd und Last.

5. Geduld kömmt aus dem Glauben
Und hängt an Gottes Wort;
Das läßt sie ihr nicht rauben,
Das ist ihr Heil und Hort.
Das ist ihr hoher Wall,
Da hält sie sich verborgen,
Läßt Gott den Vater sorgen
Und fürchtet keinen Fall.

6. Geduld setzt ihr Vertrauen
Auf Christi Tod und Schmerz;
Macht Satan ihr ein Grauen,
So faßt sie hier ein Herz
Und spricht: Zürn immerhin,
Du wirst mich doch nicht fressen,
Ich bin zu hoch gesessen,
Weil ich in Christo bin!

7. Geduld ist wohl zufrieden
Mit Gottes weisen Rat,
Läßt sich nicht leicht ermüden
Durch Aufschub seiner Gnad,
Hält frisch und fröhlich aus,
Läßt sich getrost beschweren
Und denkt: Wer will’s Ihm wehren?
Ist Er doch Herr im Haus.

8. Geduld kann lange warten,
Vertreibt die lange Weil
In Gottes schönen Garten,
Durchsucht zu ihrem Heil
Den Paradies der Schrift
Und schützt sich früh und späte
Mit eifrigem Gebete
Für Satans List und Gift.

9. Geduld tut Gottes Willen,
Erfüllet sein Gebot
Und weiß sich fein zu stillen
In aller Feinde Spott.
Es lache, wem’s beliebt:
Wird sie doch nicht zu Schanden,
Es ist bei ihr verhanden
Ein Herz, das nichts drauf gibt.

10. Geduld dient Gott zu Ehren
Und läßt sich nimmermehr
Von seiner Liebe kehren;
Und schlüg Er noch so sehr,
So ist sie doch bedacht,
Sein heil’ge Hand zu loben,
Spricht: Gott, der hoch erhoben,
Hat alles wohl gemacht.

11. Geduld erhält das Leben,
Vermehrt der Jahre Zahl,
Vertreibt und dämpft darneben
Manch Angst und Herzensqual;
Ist wie ein schönes Licht,
Darvon, wer an ihr hanget,
Mit Gottes Hülf erlanget
Ein fröhlichs Angesicht.

12. Geduld macht große Freude,
Bringt aus dem Himmelsthron
Ein schönes Halsgeschmeide,
Dem Häupt ein edle Kron
Und königlichen Hut;
Stillt die betrübten Tränen
Und füllt das heiße Sehnen
Mit rechtem guten Gut.

13. Geduld ist mein Verlangen
Und meines Herzens Lust,
Nach der ich oft gegangen:
Das ist dir wohl bewußt,
Herr voller Gnad und Huld,
Ach gib mir und gewähre
Mein Bitten! Ich begehre
Nichts anders als Geduld.

14. Geduld ist meine Bitte,
Die ich sehr oft und viel
Aus dieser Leibeshütte
Zu dir, Herr, schicken will.
Kommt dann der letzte Zug,
So gib durch deine Hände
Auch ein geduldigs Ende!
So hab ich alle g’nug.

Greiter, Matthäus – Der zwelfft Psalm.

ACh Got, wie lang vergissest mein
gar noch biß an das ende?
Ach got, wie lang das antlitz dein
thustu doch von mir wenden!
Wie lang sol ich selbst ratten mir,
in meiner seel ein schmertz gebir
den gantze tag im hertzen.

Wie lang wirdt doch mein feindt erhöcht?
sich, got, thu mich erhören!
Erleucht auch meine augen recht
und thu mich, Herr, geweren,
Das ich nicht in dem todt entschlaff
und das mein feindt nit arges schaff,
sprech, hab mich uberwunden!

Und ob ich viel in sündt und laid,
mein feindt wurdt sich erspringen.
Ich hoff in dein barmhertzigkait,
dem Herren wil ich singen.
Mein hertz frewt sich in deinem hail,
der mich begabt mit guttem tayl,
sein namen wil ich preysen.

Dem herren got von hymelreich
lob, eer und preyß ich leyste,
Got vatern, Got dem sun desgleich
und got dem heylgen geyste.
Sein herrligkait, barmhertzigkait,
großmechtigkait und heyligkait
sind ewig und on ende.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. LI. Miserere mei deus.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533, Blatt xxxix. Findet sich schon in der ersten Ausgabe von 1531. Im Val. Babstischen Gesangbuche von 1545, II, Nro. XX.)

O Herre Gott, begnade mich,
nach deiner gütt erbarme dich!
tilck ab mein übertrettung
nach grosser deinr erbarmung!
Und wäsch mich wol, O Herre Got,
von aller meiner missethat
und mach mich rayn von sünden,
dann ich thu der entpfinden,
Und meine üsnd ist stät vor mir!
ich hab allain gesündt an dir,
vor dir hab ich übels gethon,
in deinen worten würst beston,
so man dich rechts erfuchet.

Sich, in untugent bin ich gmacht,
wie mich mein muter hat gebracht,
in sünden mich empfangen,
vil sünd hab ich begangen;
Zur warhait hastu aber lust
und gäbest mir auch, das ich wust
die weyßhait dein on sorgen,
die haimlich ist verborgen.
Entsündig mich mit Isopp schon,
das ich werd rayn, und wäsch mich non
schneeweiß, auch freud laß hören mich,
das die gebain werden frölich,
die du so hast zerschlagen!

Sich nit auf mein sündtlichen stat,
tilck ab all meine missethat,
Herr, wölst in mir erschaffen
ain rayn hertz, thu ich hoffen;
Willigen giast ernew in mir,
verwirf mich auch nit gar von dir,
nimm nit dein hailgen gayste
von mir, dein gnad mir layste!
Und laß mir wider kommen her,
den trost deins hayls, O Gott mein Herr!
der freye gayst erhalte mich,
die gottlosen will leren ich
deinn weg, sy zu dir keren.

Rett mich von der blutschulden not,
O Got, du meines hails ain Got,
das mein zung mög erkallen
dein ghrechtigkait ob allen!
Herr, thu mir auf die leftzen mein,
mein mund verkünd das lobe dein!
zum opffer hast kain luste,
ich geb es dir auch suste;
Brandopffer auch gleich allesampt
gfallen dir nit, seind nun ain tannt
vor deinen augen nur ain haß:
die opffer Gots seind aber das,
ain gar zerbrochner gayste.

Ain brochen und zerschlagen hertz
würstu nit werffen hinderwertz
und würst es nitt verachten,
das kan ich wol betrachten!
O Herre Gott, thu wol Zion
nach deinem gütten willen schon,
Hierusalem die mauren
werden wider erbawen!
Denn würst haben lust und freüd
zum opffer der gerechtigkeyt,
zu den Brandopffern deinen mut,
so wirt man dann die Kelber gut
auff deinen Altar legen.

Eer sey dem vater und dem sun,
als er von anfang was und nun,
und auch dem haylgen gayste,
der uns sein gnade layste,
Durch unsern Herren Jesum Christ,
der unser hayland worden ist
und hat uns gnad erworben,
ist für uns all gestorben,
Das uns die sünd nit schaden kan,
so wir wandlen auf seiner ban
in rechter lieb, hoffnung und glaub,
das uns der feynd die seel nit raub!
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXIIII. In exitu Israel de Egypto. (Da Israel auß Egypten zoch)

Da Israel auß Egypten zoch
und da das hawß Jacob dannen flock
von disem frembden volcke,
Da war Juda yetz sein hailigthumb
und Israel auch sein herrschafft frumb
under des hymels wolcke.
Das Mör sach das und floch zuhand,
der Jordan sich zu rucken wand,
die berg die sprangen auch daher
in alle höch wie die Wider;
die bühel wie die jungen Schaff
erfrewten sich in solchem lauff.
Alleluia, Alleluia!

Was war dir, mör, das du also flochst,
und du, Jordan, das du zrucken zochst,
da Israel thet kommen?
Ir berg, da jr sprungen wie Wider,
jr bühel, wie junge schaff daher,
also hond wir vernommen?
Vor dem Herren dem gwaltigen,
vor Got Jacob Almechtigen
webet die gantzen erde schon!
der die felsen verwandlen kan
in wasser, so zerfliessen thut,
und stain in wasserbrunnen gut!
Alleluia, Alleluia!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXV. Non nobis, domine, non nobis.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533. Blatt lxxx.. Findet sich auch schon in der ersten Ausgabe von 1531.)

NIt uns, nit unns, O ewiger Herr,
sonder deinem namen gib die ehr
und deiner gut und trewe!
Warumb solt wir sein der Haiden spott,
das sy sprechen: wa ist nun jr Gott?
das müßt uns all gerewen.
Dann unser Gott im hymel ist,
er machet als, was jn gelüst,
so jener Götzen gschnitzet send
auß Silber, Gold, von menschen hend,
sy haben meüler und reden nicht,
hend augen und doch kain gesicht.
Alleluia, Alleluia!

Sy haben oren und hörend nicht,
hond nasen auch und doch kain geriech,
ist jn ain grosser feele;
Sy haben auch hend und greyffen nit,
sy haben füß, gehen doch kain tritt,
kain red in jren keelen.
Die solch machen, seind auch also
und die auff sy auch hoffen do!
doch Israel und auch Aron
und die den Herren fürchten thon,
die hoffen auf den Herren milt,
der ist jr grosse hülff und schilt.
Alleluia, Alleluia!

Der Herr denckt an uns gnedigklich
unnd wirdt uns auch segnen ewigklich
mitt seinen hailgen gaben,
Wirt segnen das hauß Israel schon
und wirt auch segnen das hauß Aaron,
alle, die an jn glauben!
Er wirdt auch segnen alle die,
die Got den Herren fürchten hie,
sy seyen recht klain oder groß:
der Herr wirdt euch ain besser maß
zu disem segen zuhin thun
auf euch und ewer kinder schon.
Alleluia, Alleluia!

Ir seind, die der Herr gsegnet hat,
durch welchen himmel und erde stat
und alles, das darinnen;
Der himmel auß allen himmlen schon
ist ewig dem Herren underthon,
die erd der menschen kinder;
Die todten werden dir, O Herr,
kain lob verjehen nymmer mer,
noch die da faren in die still
hinunder biß zu jrem zil
wir aber seind zu lob berayt
dem Herren biß inn ewigkait.
Alleluia, Alleluia.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXIX. Beati immaculati.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc“ von 1533, Blatt xxiiij. Findet sich auch schon in der ersten Ausgabe von 1531)

ES seind doch selig alle, die
im rechten glauben wandlen hie,
im gsatze Gottes Herren!
Sy seind doch selig alle sampt,
die sein zeügknuß vor augen hond,
von hertzen jr begeren!
Dann welches übelthäter seind,
die wandlen nit als Gottes kind,
auff seine weg nit halten.
Ach Herre Gott von hymelreich,
du hast gebotten fleyssigkleich,
ja deine bott zu halten!

O Got, das alles leben mein
gerichtet wurd nach gfallen dein,
zu halten deine rechte!
Dann wurd ich nit zu schanden gan,
wann ich gantz fleyssig schawet an
deine gebott all schlechte.
So danck ich dir mit hertzligkait,
der ghricht deiner gerechtigkait,
die du mich lerst mit massen;
Dann deine recht ich halten wil,
mit deiner gnad du zu mir eil,
thu mich nit gar verlassen!

Wa bessert nun ain jüngling zart
seinn weg, dann so er sich bewart
nach deinen worten allen?
Hab dich von gantzem hertzen mein
gesucht, O Herr: nit laß mich hin
von deinn gebotten fallen!
So hab ich doch die rede dein
verborgen inn mein hertz hinein,
das ich vor dir nit sünde.
Gebenedeyt du, Herre Got,
leer mich durch deine gut und gnad,
das ich dein rechte finde.

Nun hab ich mit den lefftzen mein
alle gericht des mundes dein
bekennet und erzölet;
Im weg deiner zeügknuß, O Herr,
mit lust zu wandlen hab ich mer
dann all reichtumb erwölet.
In deim beuelch red ich allain,
dann menschen gsatz seind gar nitt rayn:
ich schaw auff deine pfade;
Nach deinen rechten lust mich vil,
dein wort ich nit vergessen wil,
verleych mir du dein gnade!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer