Reissner, Adam – Der XLV. Psalm.

Exuctauit cor meum verbum.

(Ein new außerlesen Gesangbüchlin für die Kirchen. Strasburg 1568, in 8°. Seite LXXXVII.)

MEin hertz hat gutes wort betracht
und meine werck ein künig gmacht,
Deshalben sol die zunge mein
eins schnellen schreibers feder sein.

Der schönst ob allen menschen bist,
dein mundt voll gnad unnd lieblich ist,
Darumb hat Gott gesägnet dich
unnd hoch begaabet ewigklich.

Dein schwärdt an deine seiten gürt,
o starcker held, mit schmuck und zierd,
Darinn dir wol gelingen soll,
gerecht bist, milt und warheit voll.

Groß wunder thut dein rechte hand,
sie bringt die feind in gfar und schand,
Dein pfeil seind scharpff, verwundend bald,
die völcker kommen in dein gwalt.

Dein Göttlichs reych bstat ewig frist,
dein stab auffrecht und billich ist,
Gerechtigkeit du liebest zwar,
boßheit und args verhasset gar.

Darumb, mein Christe, Herr und Gott!
mit fröuden voll dich gsalbet hat
Gott Vatter mit der völle sein
mehr dann sunst all verwandten dein.

All kleider dein wolriechend sein,
aus luter helffenbeinem schrein;
die Künigklichen töchtern all
die fröuwend sich in deinem saal.

Die braut stat an deinr rechten hand
in guldin stück und reichem gwand:
Dem küng, o tochter, ghorsam biß,
deins volcks und Vatters hauß vergiß!

So wirt der künig han zu dir
und zu deinr schöne lust und bgyr;
Hast acht auff jn, er ist dein Herr,
fall jm zu fuß, beweiß jm eer!

Auff disem grossen hochzeit fest
vereerend dich die reichen gest,
Gantz kostlich ist die künigin,
keünsch, rein im gwüssen, hertz und sinn.

Sie wirt dem künig zugefürt
mit jhren gspilen wol geziert,
Ind kammer unnd ins künigs sal
kumpt sie mit fröudenreichem schall.

Für die verlaßnen eltern dein
dein kinder werdend fürsten sein.
Den künig wil bekennen ich,
preisen und eeren ewigklich.

Ehr sey dem Vatter und dem Son,
sampt heilgem Geist in einem thun,
Welchs jm auch also sey bereit
von nun an biß in ewigkeit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Rambach, Johann Jakob – Mein Schöpfer, steh mir bei

1. Mein Schöpfer, steh mir bei
Sei meines Lebens Licht!
Dein Auge leite mich,
Bis mir mein Auge bricht!
Hier leg‘ ich Herz und Glieder
Vor dir zum Opfer nieder;
Bestimme meine Kräfte
Für dich und dein Geschäfte!
Du willst, daß ich der Deine sei:
Mein Schöpfer, steh mir bei!

2. Mein Heiland, wasche mich
Durch dein so teures Blut,
Das alle Flecken tilgt
Und lauter Wunder tut!
Schließ die verirrte Seele
In deine Wundenhöhle,
Daß sie von Zorn und Sünde
Hier wahre Freiheit finde!
Ich bin verloren ohne dich:
Mein Heiland, wasche mich!

3. Mein Tröster, gib mir Kraft,
Wenn sich Versuchung zeigt!
Regiere meinen Geist,
Wenn er zur Welt sich neigt!
Lehr mich den Sohn erkennen,
Ihr meinen Herrn auch nennen,
Sein Gnadenwort verstehen,
Auf seinen Wegen gehen!
Du bist, der alles Gute schafft:
Mein Tröster, gib mir Kraft!

4. Gott Vater, Sohn und Geist,
Dir bin ich, was ich bin.
Ach, drücke selbst dein Bild
Recht tief in meinen Sinn!
Erwähle mein Gemüte
Zum Tempel deiner Güte,
Verkläre an mir Armen
Dein gnadenreich Erbarmen!
Wohl mir, wenn du der Meine heißt:
Gott Vater, Sohn und Geist!

Rambach, Johann Jakob – Ich bin getauft auf deinen Namen

1. Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist,
Ich bin gezählt zu deinem Samen,
Zum Volk, das dir geheiligt heißt,
Ich bin in Christum eingesenkt,
Ich bin mit seinem Geist beschenkt.

2. Du hast zu deinem Kind und Erben,
Mein lieber Vater, mich erklärt,
Du hast die Frucht von deinem Sterben,
Mein treuer Heiland, mir gewährt.
Du willst in aller Not und Pein,
O guter Geist, mein Tröster sein.

3. Doch habe ich dir Furcht und Liebe,
Treu‘ und Gehorsam zugesagt,
Ich hab‘ aus deines Geistes Triebe
Dein Eigentum zu sein gewagt,
Hingegen sagt‘ ich bis ins Grab
Des Satans schnöden Werken ab.

4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite
Bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
Wenn aber ich ihn überschreite,
So laß mich nicht verlorengehn!
Nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an,
Wenn ich hab‘ einen Fall getan!

5. Ich gebe dir, mein Gott, aufs neue
Leib, Seel‘ und Herz zum Opfer hin.
Erwecke mich zu neuer Treue
Und nimm Besitz von meinem Sinn;
Es sei in mir kein Tropfen Blut,
Der nicht, Herr, deinen Willen tut.

6. Weich, weich, du Fürst der Finsternissen,
Ich bleibe mit dir unvermengt.
Hier ist zwar ein befleckt Gewissen,
Jedoch mit Jesu Blut besprengt.
Weich, eitle Welt, du Sünde, weich,
Gott hört es, ich entsage euch.

7. Laß diesen Vorsatz nimmer wanken,
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist!
Halt mich in deines Bundes Schranken,
Bis mich dein Wille sterben heißt!
So leb‘ ich dir, so sterb‘ ich dir,
So lob‘ ich dich dort für und für.

Rambach, Johann Jakob – Großer Mittler, der zur Rechten

Großer Mittler, der zur Rechten
seines großen Vaters sitzt
und die Schar von seinen Knechten
in dem Reich der Gnaden schützt,
den auf dem erhabnen Throne
in der königlichen Krone
alles Herr der Ewigkeit
mit verhülltem Antlitz scheut.

Dein Geschäft auf dieser Erden
und dein Opfer ist vollbracht;
was vollendet sollte werden,
ist geschehn durch deine Macht;
da du bist für uns gestorben,
ist uns Gnad und Heil erworben,
und dein siegreich Auferstehn
läßt uns in die Freiheit gehn.

Nun ist dieses dein Geschäfte
in dem obern Heiligtum,
die erworbnen Segenskräfte
durch dein Evangelium
allen denen mitzuteilen,
die zum Thron der Gnaden eilen,
nun wird uns durch deine Hand
Heil und Segen zugewandt.

Deines Volkes werte Namen
trägest du auf deiner Brust,
und an den gerechten Samen
denkest du mit vieler Lust;
du vertrittst, die an die gläuben,
daß sie dir vereinigt bleiben,
bittest in des Vaters Haus
ihnen eine Wohnung aus.

Doch vergißt du auch der Armen,
die der Welt noch dienen, nicht,
weil dein Herz dir vor Erbarmen
über ihrem Elend bricht;
daß dein Vater ihrer schone,
daß er nicht nach Werken lohne,
daß er ändre ihren Sinn,
ach da zielt dein Bitten hin.

Einst in deiner Menschheit Tagen,
als die Sünden aller Welt
dir auf deinen Schultern lagen,
hast du dich vor Gott gestellt,
bald mit Seufzen, bald mit Weinen
für die Sünder zu erscheinen,
o mit welcher Innigkeit
batest du in jener Zeit.

Immer noch wird unser Flehen
durch den Heiland unterstützt,
da er in des Himmels Höhen
zu des Vaters Rechten sitzt.
Nun, Herr, kannst du Satans Klagen
majestätisch niederschlagen,
und nun macht dein theures Blut
unsre böse Sache gut.

Die Verdienste deiner Leiden,
stellst du deinem Vater dar
und vertrittst nunmehr mit Freuden
deine theu’r erlöste Schaar;
daß er möge Kraft und Leben
deinem treuen Volke geben
und die Seelen zu dir zieh’n,
die noch deine Freundschaft flieh’n.

Großer Mittler, sei gepriesen,
daß du in dem Heiligtum
so viel Treu an uns bewiesen;
dir sei Ehre, Preis und Ruhm.
Laß uns dein Verdienst vertreten,
wenn wir zu dem Vater beten;
sprich für uns in letzter Not,
wenn den Mund verschließt der Tod.

Rambach, Johann Jakob – Der Herr ist gut

Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehn.
Wir dürfen ihn gar Abba, Vater! nennen;
Wenn wir nur treu auf seinen Wegen gehn,
So sehn wir ihn vor zarter Liebe brennen.
Dies Wort gibt uns im Kampfe Trost und Mut:
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut und will der Sünder Schuld
Nicht mit dem Schwert nach höchster Strenge rächen;
Es ist bei ihm ein Reichtum der Geduld,
Er übersieht der Irrenden Gebrechen,
Er ist versöhnt durch seines Sohnes Blut.
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut und teilt sich willig mit,
Sein Wesen ist ein Brunnen guter Gaben;
Er geht uns nach und fragt bei jedem Schritt,
Ob wir nicht was von ihm zu bitten haben.
Wo ist ein Herr, der so mit Knechten tut?
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut. Kein Elend ist so groß,
Er hat ja Kraft als Neigung uns zu schützen;
Ist er nur unser Hort und starke Wehr‘,
So kann der Geist im stillen Frieden sitzen.
Es macht sein Schutz, daß man hier sicher ruht.
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut. Wer dies im Glauben schmeckt,
Wird nimmermehr aus seinem Dienste gehen;
Hier wird erst recht, was Freiheit sei, entdeckt;
Hier kann der Geist im rechten Adel stehen.
Nichts ist umsonst, was hier der Glaube tut.
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut und sieht in Gnaden an
Den schlechten Dienst der Knechte, die ihn lieben;
Er gibt mehr Lohn, als man erwarten kann;
Kein kalter Trunk in unvergolten blieben.
Er gibt dafür die ganze Segensflut.
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut und bleibt es bis zum Tod.
Wir sollen ihm in seinen Armen sterben;
Er will uns führen aus der letzten Not
Und alles, was er hat, uns lassen erben,
Und Ruhe geben, wie er selber ruht.
Der Herr ist gut.

Der Herr ist gut. Fallt nieder vor dem Thron!
Wir sind zum Segen herzlich eingeladen.
Lobt unsern Gott, lobt seinen lieben Sohn,
Lobt seinen heil’gen Geist, den Geist der Gnaden;
Lobt ihn für alles, was er ist und tut!
Der Herr ist gut.

Geistlicher Liederschatz

Rambach, Johann Jakob – Der Herr hat nie sein Wort gebrochen

Der Herr hat nie sein Wort gebrochen,
Noch seinen Gnadenbund verletzt.
Was seine Wahrheit hat versprochen,
Das wird auch in die That gesetzt.
Er ist entfernt von Trug und List,
Die eine Brut des Satans ist.

2. Was er aus Lieb und Huld verheißen,
Das läßt er in Erfüllung gehn.
Er pflegt den Grund nicht umzureißen,
Darauf des Glaubens Pfeiler stehn.
Scheint die Erfüllung gleich noch weit,
So kommt sie doch zur rechten Zeit.

3. Doch wie er das unfehlbar giebet,
Was seine Lieb uns zugedacht,
So wird auch, wenn er Rache übet,
Sein Drohwort ganz gewiß vollbracht.
Wenn er den Schluß zu strafen faßt,
So fühlt man dessen Centnerlast.

4. Drum scheue dich mit frommen Herzen
Vor dem, was er den Sündern dräut.
Es ist, o Seele, nicht zu scherzen
Mit seiner Strafgerechtigkeit.
Fleuch, fleuch, was er zu strafen droht,
Sonst sinkest du in Not und Tod.

5. Doch halt dich auch mit festem Glauben
An sein verheißnes Gnadenwort;
Es stehet nicht auf Sand und Schrauben,
Drum fahre nur im Hoffen fort,
So wirst du sehn, daß seine Treu,
Sein Wort zu halten, mächtig sei.

6. Wir haben ja zwei starke Gründe,
Auf welchen unser Glaube ruht,
Weil er, damit er Beifall finde,
Zu seinen Worten Eide thut.
O Wunder, wenn ein Sünder hört,
Daß ihm die ewge Wahrheit schwört.

7. Ach Seele, laß dich dies beschämen,
Da es dein Gott so treulich meint.
Siehst du ihn sich nach dir bequemen,
So sei du auch dem Wanken feind,
Beweise dich als Gottes Kind,
Bei dem man Treu und Wahrheit findt.

Rambach, Johann Jakob – O großer Geist, O Ursprung aller Dinge

O großer Geist, O Ursprung aller Dinge
O Majestät voll Pracht und Licht!
Wer ist, der dir ein würdig Loblied singe?
Welch sterblich Herz erzittert nicht?
Stellt sich der Seraphinen Schaar
Vor deinem Thron verhüllet dar:
Wie sollte nicht ich Hand voll Erden
Vor dir voll Furcht und Schauer werden?

Ach rühre mir die ganz befleckten Lippen
Mit deines Altars Kohlen an;
Sonst fahr ich hin an ungeheure Klippen,
Wo Seel‘ und Leib zerscheitern kann.
Bring‘ eine demuthvolle Scheu
Den Kräften meiner Seele bey;
Laß mich auf Knie und Antlitz fallen,
Wenn Heilig! Heilig! Heilig! schallen.

Dein Wohnhaus ist ein Licht, das keinen Schatten,
Ein Glanz, der keinen Wechsel weiß.
Eh‘ Sonn‘ und Mond das Amt zu leuchten hatten,
War schon dein lichter Freudenkreis.
Wer weiß zu deinem Glanz die Spur?
Faßt dich wohl eine Creatur?
Und kann der Strahl erschaffner Augen
Dein Wesen zu durchforschen taugen?

Die Sonne selbst hat ihre dunklen Flecken;
Du aber bist ein reines Licht.
Es kann in dir nichts Finstres sich verstecken,
Dein heller Glanz verdunkelt nicht.
Du bist in dir vollkommen rein;
Dein unbefleckter Gottheitsschein
Hat nichts, das Sünd‘ und Nacht zu nennen,
Nichts, das die Klügsten tadeln können.

Was deine Hand pflegt an das Licht zu stellen,
Das glänzt von Heiligkeit und Zier.
Es fließet nichts aus deinen lautren Quellen
Als ein krystallner Bach herfür.
Du hassest, was nach Bosheit schmeckt,
Und was mit Satans Gift befleckt;
Es können nichts als gute Gaben
Von dir den ersten Ursprung haben.

Es zeigt sich zwar in des Gewissens Sprüchen
Ein Blick von deiner Heiligkeit;
Doch hast du sie mit noch weit klärern Strichen
In deinem theuren Wort erneut.
Allein das allergrößte Licht
Hat sie in dessen Angesicht,
Der, dir die Sünder zu versühnen,
Auf Erden ohne Sünd‘ erschienen.

Dieß war der Sohn, das Bild von deinem Wesen,
Dem dein Gesetz ins Herz geprägt,
An dessen Stirn war in der That zu lesen,
Was Arons Stirn im Schatten trägt.
Der hat auf seiner Todesbahn
Die Schuld der Sünden abgethan,
Und, da er als ein Fluch gestorben,
Die Kraft zur Heiligung erworben.

Nun kann dein Bild in uns von neuem grünen
In Unschuld und Gerechtigkeit.
Nun kann dein Volk in heil’gem Schmuck dir dienen,
Da ihm dein Sohn die Kräfte beut.
Es kann in dessen Blute rein,
Ja ohne Fehl und Tadel seyn,
Der auf sich nahm der Sünden Bürden,
Auf daß die Sünder selig würden.

So gieb denn Kraft, daß wir dich heilig scheuen,
Mit deines Kindes Blut besprengt.
Gieb Fleiß und Ernst, wenn sich der Staub vom neuen
An die gewaschnen Füße hängt;
Schenk uns ein Herz, das heilig ist,
Weil du, der Vater, heilig bist,
Bis du uns an den Ort wirst bringen,
Da wir ein ewig Heilig! singen.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit

Rappard, Dora – Der Reiter auf dem roten Pferd.

Off. 6.4

Es fährt wie im Sturm durch den hohen Wald;
Bald tönt’s wie ein klagendes Rufen;
Wie donnerndes Tosen erdröhnt es bald,
Wie Stampfen von mächtigen Hufen.
O wehe! Es reitet heut‘ über die Erde
Der Reiter, der grimme, auf rotem Pferde.

Er nimmt uns den Frieden hinweg vom Land,
Und Ströme von Blut sich ergiessen.
Es lodert des Hasses verheerender Brand,
Und Herzen wie Stahl sich verschliessen.
Was Jahre der sorgenden Arbeit erstritten,
Das blitzende Schwert hat im Nu es zerschnitten.

Und einsame Herzen im Kämmerlein,
Sie leben in Angst und in Sehnen.
O was für ein Schrei dringt zum Himmel ein!
Was fliessen für Ströme von Tränen!
Die Helden sie legten das Leben danieder;
Sie kommen nicht wieder , sie kommen nicht wieder!

Doch über dem Reiter auf rotem Ross
Und über dem Ringen und Toben,
Und über der Völker gewaltigem Tross
Geh’n hoch einen Thron wir erhoben,
Darauf sitzet Einer, in Heiligkeit prächtig 1),
Der König der Könige, gnädig und mächtig.

Er ist’s, der das Zepter in Händen hält,
Ihm fallen im Staub wir zu Fusse:
Erbarme dich, Herr, deiner sterbenden Welt!
Wir flehen in Reue und Busse;
Wohl haben verdient wir dein schweres Gerichte,
Doch wende vergebend zu uns dein Gesichte.

Du hast uns verwundet mit blutigem Schwert,
Nun heile von Grund aus den Schaden.
Das Volk deiner Weide, dir ist es ja wert,
Drum gib ihm noch Zeiten der Gnaden!
Ruf ab jenen Reiter auf rotem Pferde:
Gib Frieden, o Jesu, gib Frieden auf Erde!

—-

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit
1) Off. 4, 3

Rappard, Dora – Durch Leiden zur Herrlichkeit

Durch Leiden ging zur Herrlichkeit
Der heil’ge Gottessohn,
Durch Kreuz und Grab, durch blut’gen Streit
Zum höchsten Siegesthron.
Der bis zum Tod gehorsam war,
Dem Vater still ergeben,
Der hat im Himmel wunderbar
Ein unauflöslich Leben.

Durch Leiden führt zur Herrlichkeit
Er auch sein Streiterheer,
Die mit Ihm sterben in der Zeit,
Die führt zum Leben er.
Durch Leiden macht er los und frei
Sie von dem Erdentande,
Damit ihr Herz und Wandel sei
Daheim, im Vaterlande.

Durch Leiden mit zur Herrlichkeit!
O sel’ges Wörtlein: mit!
Der Führer wandelt uns zur Zeit
Und stärkt uns Schritt für Schritt.
Und hohes nicht, noch Tiefes kann
Von seiner Lieb’ uns scheiden;
Drum ziehn getrost wir himmelan
Zur Herrlichkeit durch Leiden.

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit

Rappard, Dora – Ein Tröpflein Freudenöl

Der du mit Herrlichkeit gekrönt,
Zu Gottes Rechten thronest;
Der du von Jubelschall umtönt,
Im Heiligtume wohnest;
Der du des Himmels Himmel bist,
Der Freude Quell, Herr Jesu Christ,
O gib aus deiner Fülle mir
Ein Tröpflein Freudenöl von dir.

Ich bin so traurig! Bitteres Weh
Zerdrückt mir fast das Herz;
Wohin ich geh, wohin ich seh,
Ich kann nicht fliehn vom Schmerz.
Kannst du mich heilen? Willst du’s tun?
O ja, du kannst; so hilf mir nun!
Giess in die tiefe Wunde mir
Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

Ein Tröpflein von dem weiten Meer,
Das dir im Herzen wallt;
Ein Schimmer von dem Strahlenheer
Um deine Lichtsgestalt;
Ein Brosamlein von deinem Tisch;
Von deinen Höh’n ein Lufthauch frisch;
Ein Wort, ein Blick, genügt mir:
Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

Kann keiner je zu schwach und krank,
Du halfest ihm zur Stund;
Und wer dein Lebenswasser trank,
Den machtest du gesund.
Bin ich allein zu todesmatt,
Zu fern von deiner Ruhestatt?
Das kann nicht sein; drum schenk auch mir
Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

Ein Tropfen von dem Freudenöl,
Das glaube ich gewiss,
Kann wandeln meine dunkle Höhl‘
In lichtes Paradies.
Wohl bin ich unwert, ? aber doch,
Erbarmer, o erbarm dich noch!
Ich harre, bis du schenkest mir
Ein Tröpflein Freudenöl von Dir!

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit