Hubert, Konrad – NUn sieh, wie fein und lieblich ist

Der CXXXIII. Psalm

NUn sieh, wie fein und lieblich ist
recht brüderlichen leben,
Nach Einigkeit in JESU Christ
mit reinem hertzen streben;
Dan einerley gesinnet sein
verschafft einander dulden fein
und von sich mässig halten,
da will die Lieb selbs walten.

Es mocht so köstlich nimmer sein
die lieblich Balsam salbe,
Die Aaron floss vom haupt herein
in bart und allenthalben,
Als köstlich ist die Einigkeit
der allgemeinen Christenheit,
auff Gottes wort gegründet,
dergleichen man nit findet.

Das edel thaw vom berg Hermon
so wunsam mocht nit kommen
Dem dürstigen gebirg Sion,
das es brecht lust und frommen,
als wunsam sich des Geistes krafft
erbreittet durch solch Brüderschafft
bei allen Gottes kinden
an heil kan nichts erwinden.

Dann da wil selbs der milte Gott
sein segen lassen walten,
Mit trost und hilff in aller not
ob solchen dapffer halten,
Verheisset ferner auch darzu,
in disem Elend gute ruw
und dort das ewig leben
durch Christum jhn zu geben.

Hut, Hans – Gottes Werck und Willen

„Ein ander schön Lied hat Hans Hut zu Augspurg im Gefängnuß gemacht, darinnen er gestorben und darnach Ann 28. verbrendt. Geht im Thon wie man die siben wort singt, Oder JAcobs thon Oder Lieber vatter wie bist etc.“

O Almechtiger Herre Gott,
wie gar lieblich sind dein Gebott
Uber alles Gott so reyne!
du wirst geehrt alleyne
in deiner heilgen gmeyne.

Dein will der ist uns offenbar,
darinn leucht uns die warheit klar
In allen creaturen,
Gott hat uns ausserkohren,
darzu auch neugeboren.

Den Himmel und das Firmament
uns zeigen die werck seiner händt
Darzu sein grosse Ehre,
im landt und auff dem meere
thun wir erkennen lehre.

Die Wercke Gottes sind überal
auff hohem Berg und tieffem Thal
Darzu in ebnen Felden,
die Vögel in den Wälden
thun uns die Warheit melden.

Ein jedes werck thut preisen Gott,
wie ers so gut erschaffen hat;
Das thut der Mensch zerbrechen,
der Warheit widersprechen,
Gott wird es an im rechen.

Die Wercke Gotts sind wunderlich
in rechter ordnung ewiglich:
Der Mensch sol sie erfahren,
Gott wils im offenbaren,
er sol sie auch bewahren.

Drumb hat Gott seinen Sohn gesandt,
der uns die warheit macht bekandt
Und auch den weg zum leben:
so wir darnach thun streben,
sein Geist wil er uns geben.

Der zeygt uns an die Heilig Schrifft,
drinn Gott sein Testament gestifft
In seinem Sohn so reiche,
in aller welt zugleiche
niemand drumb von im weiche.

Den Todt er überwunden hat,
Ein rechter Mensch und wahrer Gott,
Mit krafft hat ers beweiset,
mit Warheit uns gespeiset,
darumb wirt er gepreiset.

Drumb sand er uns den heilgen geyst,
der aller blöden Tröster heyßt,
Ins Herz wil er uns schreiben,
daß wir in ihm beleiben,
all Sünd und laster meiden.

Der Heilig Geyst der ist das Pfandt,
der uns zum ERbtheyl ist gesandt,
Welchs Christus uns erworben,
als er am Creutz gestorben,
mit der Welt nit verdorben.

Dem Vatter sey nun lob und ehr,
der ewig bleibt und immermehr
Und ewig holt seinn Namen,
seinns Sohns wir uns nit schamen,
der helff uns ewig, Amen.

Ausbund

Gerhardt, Paul – Wohlauf, mein Herze, sing und spring

1. Wohlauf, mein Herze, sing und spring
Und habe guten Mut!
Dein Gott, der Ursprung aller Ding‘,
Ist selbst und bleibt dein Gut.

2. Er ist dein Schatz, dein Erb‘ und Teil,
Dein Glanz und Freundenlicht,
Dein Schirm und Schild, dein‘ Hilf‘ und Heil,
Schafft Rat und laesst dich nicht.

3. Was kränkst du dich in deinem Sinn
Und grämst dich Tag und Nacht?
Nimm deine Sorg‘ und wirf sie hin
Auf den, der dich gemacht!

4. Hat er dich nicht von Jugend auf
Versorget und ernährt?
Wie manchen schweren Unglückslauf
Hat er zurückgekehrt!

5. Du strafst uns Sünder mit Geduld
Und schlägst nicht allzusehr,
Ja endlich nimmst du unsre Schuld
Und wirfst sie in das Meer.

6. Wenn unser Herze seufzt und schreit,
Wirst du gar leicht erweicht
Und gibst uns, was uns hoch erfreut
Und dir zur Ehr‘ gereicht.

7. Du zählst, wie oft ein Christe wein‘
Und was sein Kummer sei;
Kein Zähr- und Tränlein ist so klein,
Du hebst und legst es bei.

8. Er hat noch niemals was versehn
In seinem Regiment;
Nein, was er tut und läßt geschehn,
Das nimmt ein gutes End‘.

9. Ei nin, so lass ihn ferner tun
Und red‘ ihm nichts darein,
So wirst du hier in Frieden ruhn
Und ewig fröhlich sein.

Gerhardt, Paul – Wie schön ist’s doch, Herr Jesu Christ

Wie schön ist’s doch, Herr Jesu Christ,
Im Stande, da dein Segen ist,
Im Stande heil’ger Ehe!
Wie steigt und neigt sich deine Gab
Und alles Gut so mild herab
Aus deiner heil’gen Höhe,
Wann sich
An dich
Fleißig halten Jung und Alten, die im Orden
Eines Lebens einig worden.

2. Wenn Mann und Weib sich wohl begehn
Und unverrückt beisammen stehn
Im Bande reiner Treue,
Da geht das Glück in vollem Lauf,
Da sieht man, wie der Engel Hauf
Im Himmel selbst sich freue.
Kein Sturm,
Kein Wurm
Kann zerschlagen, kann zernagen, was Gott gibet
Dem Paar, das in ihm sich liebet.

3. Vor allen gibt er seine Gnad,
In derer Schoß er früh und spat
Sein Hochgeliebten heget.
Da spannt sein Arm sich täglich aus,
Da faßt er uns und unser Haus
Gleich als ein Vater pfleget.
Da muß
Ein Fuß
Nach dem andern gehn und wandern, bis sie kommen
In das Zelt und Sitz der Frommen.

4. Der Mann wird einem Baume gleich,
An Ästen schön, an Zweigen reich;
Das Weib gleich einem Reben,
Der seine Träublein trägt und nährt
Und sich je mehr und mehr vermehrt
Mit Früchten, die da leben.
Wohl dir,
O Zier,
Mannes Sonne, Hauses Wonne, Ehrenkrone!
Gott denkt dein bei seinem Throne.

5. Dich, dich hat er sich auerkorn,
Daß aus dir ward herausgeborn
Das Volk, das sein rEich bauet.
Sein Wunderwerk geht immer fort,
Und seines Mundes starkes Wort
Macht, daß dein Auge schauet
Schöne
Söhne
Und die Tocken, die den Wocken abespinnen
Und mit Kunst die Zeit gewinnen.

6. Sei gutes Muts! Wir sind es nicht,
Die diesen Orden aufgericht‘,
Es ist ein höh’rer Vater,
Der hat uns je und je geliebt
Und bleibt, wenn unsre Sorg uns trübt,
Der beste Freund und Rater.
Anfang.
Ausgang
Aller Sachen, die zu machen, wir gedenken,
Wird er wohl und weislich lenken.

7. Zwar bleibt’s nicht aus, es kommt ja wohl
Ein Stündlein, da man Leides voll
Die Tränen lässet schießen;
Jedennoch wer sich in Geduld
Ergibt, des Leid wird Gottes Huld
In großen Freuden schließen.
Sitze,
Schwitze
Nur ein wenig; unser König wird behende
Machen, daß die Angst sich wende.

8. Wohl her, mein König, nah herzu!
Gib Rat in Kreuz, in Nöten Ruh,
In Ängsten Trost und Freude.
Des sollst du haben Ruhm und Preis,
Wir wollen singen bester Weis
Und danken alle beide,
Bis wir
Bei dir,
Deinen Willen zu erfüllen, deinen Namen
Ewig loben werden. Amen.

Gerhardt, Paul – Wer wohlauf ist und gesund

Wer wohlauf ist und gesund,
Hebe sein Gemüte
Und erhöhe seinen Mund
Zu des Höchsten Güte.
Laßt uns danken Tag und Nacht
Mit gesunden Liedern
Unserm Gott, der uns bedacht
Mit gesunden Gliedern.

2. Ein gesundes frisches Blut
Hat ein fröhliches Leben;
Gibt uns Gott dies ein’ge Gut,
Ist uns g’nug gegeben
Hier in dieser armen Welt,
Da die schönsten Gaben
Und des güldnen Himmels Zelt
Wir noch künftig haben.

3. Wär ich gleich wie Krösus reich,
Hätte Barschaft liegen,
Wär ich Alexandern gleich
An Triumph und Siegen,
Müßte gleichwohl seich und schwach
Pfühl und Betten drücken:
Würd auch mich in Ungemach
All mein Gut erquicken?

4. Stünde gleich mein ganzer Tisch
Voller Lust und Freude,
Hätt ich Wildpret, Wein und Fisch
Und die ganze Weide,
Die den Hals und Schmack ergötzt:
Worzu würd es nützen,
Wann ich dennoch ausgesetzt
Müßt in Schmerzen sitzen?

5. Hätt ich aller Ehren Pracht,
Säß im höchsten Stande,
Wär ich mächtig aller Macht
Und ein Herr im Lande,
Mein Leib aber hätte doch
Auf- und angenommen
Der betrübten Krankheit Joch:
Was hätt ich vor Frommen?

6. Ich erwähl ein Stücklein Brot,
Das mir wohl gedeihet,
Vor des roten Goldes Kot,
Da man Ach bei schreiet.
Schmeckt mir Speis und Mahlzeit wohl
Und darf mein nicht schonen,
Halt ich ein Gerichtlein Kohl
Höher als Melonen.

7. Samt und Purpur hilft mir nicht
Mein Elende tragen,
Wann mich Hauptweh, Stein und Gicht
Und die Schwindsucht plagen.
Lieber will ich fröhlich gehn
Im geringen Kleide,
Als mit Leid und Ängsten stehn
In der schönsten Seide.

8. Sollt ich stumm und sprachlos sein,
Oder lahm an Füßen,
Sollt ich nicht des Tages Schein
Sehen und genießen,
Sollt ich gehen spat und früh
Mit verschloßnen Ohren:
Würd ich wünschen, daß ich nie
Wär ein Mensch geboren.

9. Lebt ich ohne Rat und Witz,
Wär im Haupt verirret,
Hätte meiner Seelen Sitz,
Mein Herz, sich verwirret,
Wäre mir mein Mut und Sinn
Niemals guter Dinge:
Wär es besser, daß ich hin,
Wo ich her bin, ginge.

10. Aber nun gebricht mir nichts
An erzählten Stücken,
Ich erfreue mich des Lichts
Und der Sonnen Blicken,
Mein Gesichte sieht sich üm,
Mein Gehöre höret,
Wie der Vöglein süße Stimm
Ihren Schöpfer ehret.

11. Händ und Füße, Herz und Geist
Seind bei guten Kräften,
Alle mein Vermögen fleußt
Und geht in Geschäften,
Die mein Herrscher hat gestellt
Hier in meinem Bleiben,
Alsolang es ihm gefällt,
In der Welt zu treiben.

12. Ist es Tag, so mach und tu
Ich, was mir gebühret,
Kommt die Nacht und süße Ruh,
Die zum Schlafen führet,
Schlaf und ruh ich unbewegt,
Bis die Sonne wieder
Mit den hellen Strahlen regt
Meine Augenlider.

13. Habe Dank, du milde Hand,
Die du aus dem Throne
Deines Himmels mir gesandt
Diese schöne Krone
Deiner Gnad und großen Huld,
Die ich all mein Tage
Niemals hab um dir verschuldt,
Und doch an mir trage.

14. Gib, so lang ich bei mir hab
Ein lebendigs Hauchen,
Daß ich solche teure Gab
Auch wohl möge brauchen;
Hilf, daß mein gesunder Mund
Und erfreute Sinnen
Dir zu aller Zeit und Stund
Alles Lieb beginnen!

15. Halte mich bei Stärk und Kraft,
Wenn ich nun alt werde,
Bis mein Stündlein hin mich rafft
In das Grab und Erde;
Gib mir meine Lebenszeit
Ohne sonderm Leide,
Und dort in der Ewigkeit
Die vollkommne Freude! Amen.

Gerhardt, Paul – Voller Wunder, voller Kunst

1. Voller Wunder, voller Kunst,
voller Weisheit, voler Kraft,
voller Hulde, Gnad und Gunst,
Voller Labsal, Trost und Saft,
voller Wunder, sag ich nach,
ist der keuschen Liebe Joch.

2. Die sich nach dem Angesicht
niemals hiebevor gekannt,
auch sonst im geringsten nicht
mit Gedanken zugewandt,
Deren Herzen, deren Hand
knüpft Gott in ein Liebensband.

3. Dieser Vater zeucht sein Kind,
jener seins dagegen auf,
beide treibt ihr sonder Wind,
ihre sondre Bahn und Lauf.
Aber wenn die Zeit nun dar,
wirds ein wohlgeratnes Paar.

4. Hier wächst ein geschickter Sohn,
dort ein edle Tochter zu,
eines ist andern Kron,
eines ist andern Ruh,
eines ist andern Licht,
Wissens aber beide nicht.

5. Bis so lang es dem beliebt,
der die Welt im Schoße hält,
und zur rechten Stunde gibt
jedem, der ihm wohlgefält;
Da erscheint im Werk und Tat
der so tief verborgne Rat.

6. Da wählt Ahasverus Blick
ihm die stille Esther aus,
Den Tobias führt das Glück
in der frommen Sara Haus,
Davids bald gewandter Will
holt die klug Abigail.

7. Jakob fleucht vor Esaus Schwert
und trifft seine Rahel an,
Joseph dient auf fremder Erd
und wird Asnath Herr und Mann,
Mose spricht bei Jethro ein,
da wird die Zipora sein.

8. Jeder findet, jeder nimmt,
was der Höchst ihm ausersehn,
was im Himmel ist bestimmt,
Pflegt auf Erden zu geschehn,
und was denn nun so geschicht,
das ist sehr wohl ausgericht.

9. Öfters denkt man, dies und dies
hätte können besser sein,
aber wie die Finsternis
nicht erreicht der Sonnen Schein,
Also geht auch Menschensinn
hinter Gottes Weisheit hin

10. Laß zusammen, was Gott fügt,
der weiß, was am besten sei,
unser Denken fehlt und trügt,
sein Gedank ist mangelfrei.
Gottes Werk hat festen Fuß,
wann sonst alles fallen muß.

11. Siehe frommen Kinden zu,
die im heilgen Stande stehn,
Wie so wohl Gott Ihnen tu,
wie so schön er lasse gehn
alle Taten ihrer Händ
auf ein gutes selges End.

12. Ihrer Tugend werter Ruhm
steht in steter voller Blüt,
Wann sonst aller Liebe Blum,
Als ein Schatten, sich verzeicht;
und wenn aufhört alle Treu,
ist doch ihre Treu neu.

13. Ihre Lieb ist immer frisch
und verjüngt sich fort und fort,
Liebe zieret ihren Tisch
und verzuckert alle Wort;
Liebe gibt dem Herzensrast
in der Müh= und Sorgenlast.

14. Gehts nicht allzeit wie es soll,
ist doch dise Liebe still,
Hält sich in dem Kreuze wohl,
denkt, es sei des Herren Will,
und versichert sich mit freu
einer künftig bessern Zeit.

15. Unterdessen geht und fließt
Gottes reicher Segenbach,
speilt die Leiber, tränkt den Geist,
stärkt des Hauses=Grund und Dach,
und was klein, gering und blaß,
macht er mächtig, viel und groß.

16. Endlich wenn nun ganz vollbracht,
was Gott hier in dieser Welt
frommen Kindern zugedacht,
Nimmt er sie ins Himmelszelt
und drücht sie mit großer Lust
selbst an seinen Mund und Brust.

17. Nun so bleibt ja voller Gunst,
Voller Labsal, Trost und Saft,
voller Wunder, voller Kunst,
voller Weisheit, voller Kraft,
voller Wunder, sag ich nach,
bleibt der keuschen Liebe Joch.

Gerhardt, Paul – Weg, mein Herz mit dem Gedanken,

Aus Lukas 15

1. Weg, mein Herz mit dem Gedanken,
als ob du verstoßen wärst!
Bleib in Gottes Wort und Schranken,
da du anders reden hörst.
Bist du bös und ungerecht,
ei, so ist Gott fromm und schlecht;
hast du Zorn und Tod verdienet
sinke nicht, Gott ist versühnet

2. Du bist wie die andern alle
angesteckt mit Sündengift,
welches Adam mit dem Falle
samt der Schlangen hat gestift’t.
Aber so du kehrst zu Gott
und dich besserst, hat’s nicht not:
Sei getrost, Gott wird dein Flehen
und Abbitten nicht verschmähen.

3. Er ist ja kein Bär noch Leue,
der sich nur nach Blute sehnt;
sein Herz ist zu lauter Treue
und zur Sanftmut angewöhnt.
Gott hat einen Vatersinn,
unser Jammer jammert ihn,
unser Unglück ist sein Schmerze,
unser Sterben kränkt sein Herze.

4. So wahrhaftig als ich lebe,
will ich keines Menschen Tod,
sondern daß er sich ergebe
an mich aus dem Sündenkot.
Gottes Freud ist’s, wenn auf Erd
ein Verirrter wiederkehrt,
will nicht, daß aus seiner Herde
das Geringst‘ entzogen werde.

5. Kein Hirt kann so fleißig gehen
nach dem Schaf, das sich verläuft;
solltst du Gottes Herze sehen,
wie sich da der Kummer häuft,
wie es dürstet, ächzt und brennt
nach dem, der sich abgetrennt
von ihm und auch von den Seinen,
würdest du vor Liebe weinen.

6. Gott, der liebt nicht nur die Frommen,
die in seinem Hause seind,
sondern auch die ihm genommen
durch den grimmen Seelenfeind,
der dort in der Hölle sitzt,
und der Menschen Herz erhitzt
wider den, der, wenn sich reget
sein Fuß, alle Welt beweget.

7. Dennoch bleibt in Liebesflammen
sein Verlangen allzeit groß,
ruft und locket uns zusammen
in den weiten Himmelsschoß.
Wer sich nun da stellet ein,
suchet frei und los zu sein
aus des Satans Reich und Rachen,
der macht Gott und Engel lachen.

8. Gott und alles Heer hoch droben,
dem der Himmel schweigen muß,
wenn sie ihren Schöpfer loben,
jauchzen über unsre Buß;
aber was gesündigt ist,
das verdeckt er und vergißt,
wie wir ihn beleidigt haben,
alles, alles ist vergraben.

9. Kein See kann sich so ergießen,
kein Grund mag so grundlos sein,
kein Strom so gewaltig fließen,
gegen Gott ist alles klein,
gegen Gott und seine Huld,
die er über unsre Schuld
alle Tage lässet schweben
durch das ganze Sündenleben.

10. Nun, so ruh und sei zufrieden,
Seele, die du traurig bist!
Was willst du dich viel ermüden,
da es nicht vonnöten ist?
Deiner Sünden großes Meer,
wie dir’s scheinet, ist nicht mehr
(gegen Gottes Herz zu sagen)
als was wir mit Fingern tragen.

11. Wären tausend Welt‘ zu finden,
von dem Höchsten zugericht,
und du hättest alle Sünden,
die darinnen sind, verricht’t,
wär es viel, doch lange nicht
so viel, als das volle Licht
seiner Gnaden hier auf Erden
dadurch könnt erlöschet werden.

12. Mein Gott, öffne mir die Pforten
solcher Gnad und Gütigkeit,
laß mich allzeit allerorten
schmecken deine Süßigkeit!
Liebe mich und treib mich an,
daß ich dich, so gut ich kann,
wiederum umfang und liebe,
und ja nun nicht mehr betrübe.

Gerhardt, Paul – Sei fröhlich alles weit und breit

1. Sei fröhlich alles weit und breit,
Was vormals war verloren,
Weil Heut der Herr der Herrlichkeit,
den Gott selbst auserkoren
zum Sündenbüßer, der sein Blut
am Kreuz vergossen uns zu gut,
vom Tod ist auferstanden.

2. Wie schön hast du durch deine Macht,
du wilder Feind des Lebens,
Den Lebensfürsten umgebracht:
Dein Stachel ist vergebens
durch ihn geschossen, schnöder Feind,
du hättest wahrlich wohl gemeint,
er würd im Staube bleiben.

3. Nein, nein! Er trägt sein Haupt empor,
ist mächtig durchgedrungen
durch deine Bande, durch dein Tor,
Ja hat im Sieg verschlungen
dich selbst, daß, wer an ihn nur glaubt,
von dir jetzt ein Gespötte treibt,
und spricht : Wo ist dein Stachel?

4. Denn deine Macht, die ists dahin
und keinen Schaden bringet
dem, der sich stets mit Herz und Sinn
zu diesem Fürsten schwinget.
Der fröhlich spricht: Ich leb, und ihr
sollt mit mir leben für und für,`
weil ich es euch erworben.

5. Der Tod hat keine Kraft nicht mehr,
ihr dürfet ihn nicht scheuen,
ich bin sein Siegesfürst und Herr,
des sollt ihr euch erfreuen.
Dazu so bin ich euer Haupt,
drum werdet ihr, wenn ihr mir glaubt,
als Glieder mit mir leben.

6. Der Höllen Sieg, der ist auch mein,
ich habe sie zerstöret,
Es darf nicht fürchten ihre Pein,
Wer mich und mein Wort höret.
Und weil des Teufels Macht und List
Gedampft, sein Kopf zertreten ist,
mag er ihm auch nicht schaden.

7. Nun Gott sei Dank, der uns den Sieg
durch Jesum hat gegeben
und uns den Frieden für den Krieg
und für den Tod das Leben
erworben, der die Sünd und Tod,
Welt, Teufel, Höll und was in Not
uns stürzet, überwunden.

Gerhardt, Paul – Schaut, welch ein Wunder stellt sich dar

Schaut, welch ein Wunder stellt sich dar!
die schwarze Nacht wird hell und klar;
ein großes Licht bricht dort herein,
ihm weichet aller Sterne Schein.

Es ist ein rechtes Wunderlicht
und gar die alte Sonne nicht,
weils wider die Natur die Nacht
zu einem hellen Tage macht.

O schauet hin! Des Himmels Heer,
das bringt uns jetzt die Freudenmär,
wie sich nunmehr hab eingestellt
zu Bethlehem das Heil der Welt.

O Gütigkeit! Was lange Jahr
sich hat der frommen Väter Schar
gewünscht und sehnlich oft begehrt,
des werden wir von Gott gewährt.

Schaut hin! Dort liegt im finstern Stall,
des Herrschaft gehet überall.
Das Wort, so bald im Anfang war
bei Gott, selbst Gott, das lieget dar.

Dies ist die rechte Freudenzeit,
weg Trauern, weg, weg alles Leid!
Trotz dem, der ferner uns verhöhnt!
Gott selbst ist Mensch, wir sind versöhnt.

Es hat mit uns nun keine Not,
weil Sünde, Teufel, Höll und Tod
zu Spott und Schanden sind gemacht
in dieser großen Wundernacht.

O selig, selig alle Welt,
die sich an dieses Kindlein hält!
Wohl dem, der dieses recht erkennt
und gläubig seinen Heiland nennt.

Es danke Gott, wer danken kann,
der unser nimmt so hoch sich an
und sendet aus des Himmels Thron
uns, seinen Feinden, seinen Sohn.

Drum stimmt an mit der Engel Heer:
Gott in der Höhe nun sei Ehr,
auf Erden Frieden jederzeit
den Menschen Wonn und Fröhlichkeit.

Gerhardt, Paul – Sei wohl gegrüßet, guter Hirt

Sei wohl gegrüßet, guter Hirt,
Und ihr, o heil’gen Hände
Voll Rosen, die man preisen wird
Bis an des Himmels Ende.
Die Rosen, die
Ich mein allhie,
Sind deine Mal und Plagen,
Die dir am End
In deine Händ
Am Kreuze sind geschlagen.

2. Du zahlst mit beiden Händen dar
Die edlen roten Gülden
Und bringst die ganze Menschenschar
Dadurch aus allen Schulden.
Ach laß von mir,
O Liebster, dir
Dies‘ Hände herzlich drücken
Und mit dem Blut,
Das mir zugut
Vergossen, mich erquicken

3. Wie freundlich tust du dich doch zu
Und greifst mit beiden Armen
Nach aller Welt, in Lieb und Ruh
Uns ewig zu erwarmen.
Ach Herr, sieh hier,
Mit was Begier
Ich Armer zu dir trete!
Sei mir bereit
Und gib mir Freud
Und Trost, darum ich bete.

4. Zeuch allen meinen Geist und Sinn
Nach dir und deiner Höhe;
Gib, daß mein Herz nur immerhin
Nach deinem Kreuze stehe,
Ja daß ich mich
Selbst williglich
Mit dir ans Kreuze binde
Und mehr und mehr
Töt und zerstör
In mir des Fleisches Sünde.

5. Ich herz und küsse wiederum
Aus rechten, treuen Herzen,
Herr, deine Händ und sage Ruhm
Und Dank für ihren Schmerzen;
Darneben geb
Ich, weil ich leb,
In diese deine Hände
Herz, Seel und Leib,
Und also bleib
Ich dein bis an mein Ende.