Arnold, Gottfried – Christus im Herzen.

(Handschrift.)

Denkst Du nicht, Maria, mehr an die ausgestand’nen Schmerzen,
Als der zarte Menschensohn in dir die Gestalt gewann:
O, wie sollt ich nicht vielmehr mich nun freu’n im tiefsten Herzen,
Da Er nur zusehends wächset als mein König, Gott und Mann?

Da Johannes nicht vor Freud‘ einst im Mutterleib gesprungen?
Begrüßte er nicht seinen Heiland, eh bevor er kam an’s Licht?
Hat mir nicht des Geistes Mund auch von Seinem Fest gesungen?
Hat Er mir nicht hold inwendig dieses Kind gezeiget schon?

Ja, Er wohnet auch in mir! Nun hab‘ ich dies Lamm vor Augen!
Schaue, wie es mir zur Wonne treibt so manches süße Spiel!
Ist dies nicht mein sel’ger Freund, dem ich soll zur Wohnung taugen?
Lieb‘ und grüß‘ ich diesen König je im Seelengrund zu viel?

Ja, Er ist und was ich will, kann ich in dem Einen finden!
Kind und Mann und Siegesfürste heißt und ist Er in der Tat.
Seine Gottesliebe kann Ihn so nahe mir verbinden,
Dass die Seel‘ Ihn voller Unschuld lieber als sich selber hat!

Nun, so schäm‘ ich mich auch nicht, tief, wie Du, herabzusteigen
Aus den Höhen aller Hoffart! Ich will sein ein armes Kind,
Kindlich lieben, kindlich seh’n, kindlich spielen, kindlich schweigen,
Kindlich bitten, bis ich immer Dich in meiner Seele find‘!

Hülle Du mich in Dich ein! leg‘ mich in die Friedenswiege!
Singe vor der armen Seele, was Du von dem Vater weißt!
Nähre mich mit Mannakost! gib mir himmlische Genüge
Aus der lautern Lebensquelle, die Dein Wort des Friedens heißt!

Bin ich matt, so stärke mich; lass mich nach der Liebe schreien,
Und wenn’s außen, innen stürmet, decke mich mit Deiner Ruh‘!
Wehr in mir der Feinde Macht! Lass mir Deine Milch gedeihen!
Und wenn Du mich willst entwöhnen, leg mir starke Speise zu!

Dann will ich auch als ein Mann streiten, und gewachsen werden
Allen Feinden Deines Reiches, und einst bei den Ält’sten steh’n,
Die vor Deinem Throne sind, und erkaufet von der Erden,
Und kein Flug der Ewigkeiten soll mir Deinen Preis verweh’n!

Behm, Martin – Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ

Im Ton: Jesu Christe meins Lebens Licht rc.

1. Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ
Zuletzt am Kreuz still worden ist,
Nachdem er hat sein Not verbracht,
Damit seins Lebens End gemacht.

2. Gar säuberlich sein Haupt er neigt,
Sich an Gebärden still erzeigt
Und schlief fein sanft und ruhig ein;
Das mag ein Fürst des Lebens sein.

3. Sein Haupt hat er zu uns geneigt,
Damit sein Lieb und Treu bezeigt,
Die er zu uns aus Gnaden trägt,
Weil er in Todes Staub sich legt.

4. Des dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Weil mirs zu gut geschehen ist.
Hilf auch, dass ich mich zu dir neig
Und dir Gehorsam stets erzeig.

5. Doch so ich etwa mich verirrt,
Dass ich mein Glauben übel ziert,
So hilf, dass ich mich vor dir bück,
In Demut mich zu bessern schick.

6. Käm denn der Tod und griff mich an,
Des sich kein Mensch erwehren kann,
So hilf, dass ich mich neig zu dir,
Damit er fänd kein Recht an mir.

7. Ich halt mich an dein Testament,
Das ist mein Trost am letzten End.
Das himmlisch Reich ist mir bescheidn,
Das ist mein Trost in meinem Leidn.

8. Weil du geschwächt des Todes Macht
Und hast das Leben wiederbracht,
So bitt ich durch dein Gütigkeit,
Mach mich zum Sterben recht bereit.

9. Damit ich fein vernünftiglich
Einschlaf ganz fein und säuberlich
Und also komm zu guter Ruh,
Sobald ich tu mein Augen zu.

10. Auf dich mein Haupt ich niederleg,
Wenn ich im Leib kein Ader reg.
Hilf, dass mein Sterben so geling,
Dass ich vom Tod ins Leben dring.

Amen.

Behm, Martin – Mein Seel, dies Wort mit Ernst betracht

Im Ton: Komm heiliger Geist, Herre Gott,

1. Mein Seel, dies Wort mit Ernst betracht,
Das Jesus schreit: „Es ist vollbracht! “
Des Vaters Willen ist erfüllt,
Sowohl die Straf und alle Bild,
Der Juden Grimm und Christi Krieg
Hat auch ein End, hier ist der Sieg,
Dadurch wir all erlöset sein
Von Gottes Zorn und Höllenpein.

2. Drum dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Dass du der recht Vollbringer bist.
Hast gnädig dich zu uns gewendt,
Dies sauer Werk gebracht zu End,
Dadurch die recht Vollkommenheit
Vor dir Armen ist bereit,
Dass wir auf rechter Bahn eingebn,
Zuletzt vor deim Gericht bestehn!

3. Ich klag: Vollkommen bin ich nicht,
Es mangelt mir am Glaubenslicht.
Es ist mein Leben so getan,
Dass ichs Gut nicht vollbringen kann.
Gar unvollkommen ich jetzt bin
In all mein Werken, Mut und Sinn.
Das rechn nicht meiner Seelen zu,
Sonst hätt ich hier und dort nicht Ruh.

4. Ich bitt: Lass dein Vollkommenheit
Erstatten meine Dürftigkeit,
Hilf, dass ich mög vollkommen sein,
Im Glauben recht, in Werken rein;
Was ich nicht kann, darin mich stärk,
Dass ich durch dich vollbring mein Werk
Und von dir habe Trost und Freud
Hier in der Unvollkommenheit.

5. Lass mir in dieser Zeit gelingn,
Dass ich das Bös nicht mög verbringn,
Der bösen Lust im Herzen wehr,
Dass ich nicht Sünd zu tun begehr,
Richt mein Herz zur Vollkommenheit,
Die bei dir ist in Ewigkeit,
Dass ich im Himmel hab mein Teil
Zu deiner Ehr und meinem Heil.

Amen.

Behm, Martin – Du weißt, Herr Christ, die große Not

Im Ton: Was mein Gott will das gescheh rc.

1. Du weißt, Herr Christ, die große Not,
Darin der Mensch hier lebet,
Weil herb und bitter ist der Tod,
Der uns vor Augen schwebet.
Wie mancher Mensch bedenkt es nicht,
Dass er möcht selig sterben,
Drum muss er dort nach deim Gericht
Mit Leib und Seel verderben.

2. Der Unglaub nimmt sehr überhand,
Viel Menschen dich nicht kennen;
Bei Menschen bist du zwar bekannt,
Die sich auch Christen nennen,
Doch achten sie deins Willens nicht,
In Sünden sie fort leben,
Kein Bess’rung man bei ihnen sieht,
Bis sie den Geist aufgeben.

3. Herr, hilf, dass ich sei drauf bedacht
Bei diesem Kreuz und Leiden,
Weil sich der Tod auch an mich macht,
Selig hier abzuscheiden.
Den rechten Glauben mir verleih,
Dass ich dir sei ergeben,
Allein trau auf dein Leiden frei,
Im Sterben und im Leben.

4. Mein Herz vor Sünd und Schand behüt;
Doch so ich fall in Sünden,
So gib mir Buß nach deiner Güt,
Dein Gnade lass mich finden;
Und wenn mein Stündlein rückt herzu,
So lass mich willig sterben,
Dass ich im Tod fein komm zur Ruh
Und nicht komm ins Verderben.

5. Behüt mich vor eim schweren Tod,
Groß Schmerzen von mir wende,
Doch hätt ich Pein, behüt vor Spott.
Gib mir ein ehrlichs Ende.
Jedoch sollt ich mit Spott und Pein
Um deinetwillen sterben,
So lass mich, Herr, geduldig sein,
Dazu den Himmel erben.

6. Das höllisch Loch ist aufgetan,
Darein die Welt so rennet,
Dazu ist weit und breit die Bahn,
Da doch höllisch Feuer brennet;
Ach Herr, mein Leib und Seel bewahr,
All meiner Sünden schone,
Dass ich zu solcher Pein nicht fahr,
Hol mich ins Himmels Throne.

Amen.

5. März 2023

Schmolck, Benjamin – Sulamith.

Mel. O du Liebe meiner Liebe.

1. Wo ist Jesus, meine Liebe?
Wo ist denn mein Bräutigam,
Um den ich mich so betrübe,
Der mein Hirt und auch mein Lamm?
Sagt, ihr Wiesen und ihr Matten,
Wo treff ich denselben an,
Dass ich unter seinem Schatten
Meine Brust erfrischen kann?

2. Sagt, ihr Rosen und Narzissen,
Wo ist dieses Rosenkind?
Sagt, ihr Blumen an den Flüssen,
Wo ich meine Blume sind?
Hyazinthen und Violen
Und was sonst die Gärten schmückt,
Soll ich den bei euch nicht holen,
Der mein mattes Herz erquickt?

3. Frische Brunnen, helle Quellen,
Ist mein Jakobsbrunn nicht hier?
Stellet doch, ihr blanken Wellen,
Meines Lebens Bach mir für.
Ihr belaubten Anmutswälder,
Zeigt mir meinen Zederbaum,
Gebet doch, ihr grünen Felder,
Meinem Weizenkörnlein Raum.

4. Euch beschwör ich, ihr Gefieder,
Zeigt mir meinen Pelikan1Der Vogel, der nach der Sage seine Jungen mit seinem Blute tränkt.;
Lasset meinen Adler nieder,
Dass er mich bedecken kann.
Hohe Berge, steile Klippen,
Ist mein Fels des Heils nicht da?
Echo, öffne deine Lippen,
Ist mein Jesus hier nicht nah?

5. Sonne, wo ist meine Sonne?
Sagt, ihr Sternen, wo mein Stern?
Himmel, gib mir meine Wonne,
Schallt, ihr Lüfte, nah und fern.
Ich will meinen Jesum haben,
Oder nicht lebendig sein;
Denn es kann mich sonst nichts laben,
Als nur seiner Liebe Schein.

6. Doch was will ich weiter fragen?
Denn die arme Kreatur
Kann mir nichts von Jesu sagen,
Es ist über die Natur.
Ich muss mich gen Himmel schwingen
Und ganz aus mir selbsten gehn,
So wird mir mein Wunsch gelingen,
Und mein Jesus bei mir stehn.

Schmolck, Benjamin – Sieg über alles Unglück.

Mel. Jesu, meine Freude.

1. Mitten in den Tränen,
Auch im größten Sehnen
Ruhet Jesus hier.
Ist nur der im Herzen,
Ach wer acht der Schmerzen,
Gott ist selbst bei mir.
Ruten sind
Nur für sein Kind;
Überstandne Vaterschläge
Trösten alle Wege.

2. Nichts scheint mir so trübe,
Es ist Jesus Liebe
Recht wie Zucker süß.
In den Dornenspitzen
Nur geduldig sitzen
Gibt den Trost gewiss.
Es wird doch
Das Liebesjoch
Bei mir nicht so heftig drücken,
O er kann erquicken.

3. Halte, Welt, dein Glücke,
Reichtum macht nur Stricke,
Ehre bleibet Wust;
Nur in Jesu Wunden
Ernt ich alle Stunden
Schätze voller Luft.
Christus schützt,
Wenn alles blitzt.
Hier bei ihm muss auch auf Erden
Mara süße werden.

4. O ich will mit Freuden
Leiden, dulden, meiden;
Christen geht es so.
Keine Not kann schrecken,
Jesus will mich decken;
Nur im Geiste froh!
Traurigkeit
Stirbt mit der Zeit,
Und die Trübsal hier auf Erden
Muss dort Freude werden.

Schmolck, Benjamin – Die schönste Losung: Jesus.

Mel. Meinen Jesum lass ich nicht.

1. Nur ein Wort, mein Jesus, steht
Mir allein ins Herz geschrieben;
Weil noch Odem von mir geht,
Will ich diesen Namen lieben.
Dieser Name soll allein
Aller Namen Krone sein.

2. Alles, was ich red und tu,
Das gescheh in diesem Namen;
Dem schreib ich den Anfang zu,
Und er ist auch End und Amen,
Dass, wo dieses Siegel steht,
Alles wohl von Statten geht.

3. Jesu Name öffnet mir
Gottes Herz, des Himmels Pforte;
Zeig ich diesen Namen für,
Hör ich lauter Gnadenworte.
Dieser Name ist mein Schild,
Wenn der Höllen Rachen brüllt.

4. Auch des Kreuzes Gallentrunk
Macht mir dieser Namen süße,
Denn er gibt mir Trost genung,
Wenn ich ihn ins Herze schließe.
Er treibt, wie ein Sonnenblick,
Alle Finsternis zurück.

5. Jesus soll mein letztes Wort
Auch in meinem Sterben bleiben;
Mit der Losung zieh ich fort,
Und man soll aufs Grab mir schreiben:
Jesus Wort war mein Panier,
Jesus dort und Jesus hier.

Schmolck, Benjamin – Beständige Jesustreue.

Mel. Meinen Jesum lass ich nicht.

1. Meinen Jesum lass ich nicht,
Ach was wollt ich bessers haben?
Ruhe, Freude, Trost und Licht
Ist in seinem Schoß begraben.
Alles, was Vergnügung gibt,
Hab ich, weil mich Jesus liebt.

2. Er ist mein, und ich bin sein,
Liebe hat uns so verbunden,
Es ist auch mein Trost allein
Nur in seinen tiefen Wunden.
Auf ihn bau ich felsenfest
Voller Hoffnung, die nicht lässt.

3. Ohne Jesum würde mir
Nur die Welt zur Hölle werden;
Hab ich ihn, so zeigt er mir
Oft den Himmel auf der Erden.
Hungert mich, so setzt er mir
Brot, wie lauter Manna für.

4. Eine Stunde, da man ihn
Recht ins Herze sucht zu schließen,
Gibt den seligsten Gewinn,
Gnad und Friede zu genießen.
Ein nach ihm geschickter Blick
Bringt viel tausend Lust zurück.

5. Ach, wie wird mein Kreuz so klein;
Hilft er mirs doch selber tragen,
Richtet es zum Besten ein,
Er will auch nicht immer schlagen.
Nach der Rute kommt die Huld,
Er begehret nur Geduld.

6. Führt er mich gleich wunderlich,
Rechts und links, durch dick und dünne,
Er hat dennoch über mich
Immer etwas Guts im Sinne.
Ja es führt die Wunderbahn
Nirgends hin, als himmelan.

7. Von der treuen Jesushand
Offenbart sich lauter Liebe;
Nichts beruht auf Unbestand
Bei dem treuen Liebestriebe.
Jesus immer einerlei,
Er ist und verbleibet treu.

8. Blinde Welt, such immerhin
Rauch und Kot auf dieser Erden;
Außer Jesu soll mein Sinn
Niemals recht vergnüget werden.
Also bleibts bei dieser Pflicht:
Meinen Jesum lass ich nicht.

Schmolck, Benjamin – Die süße Jesusliebe.

Mel. Nun danket alle Gott.

1. Mein Jesus liebet mich;
Was will ich weiters haben?
In ihm und seiner Gunst
Kann sich mein Herze laben.
Ruht er in meiner Brust,
So sag ich festiglich:
Ich bin des Glückes Kind,
Mein Jesus liebet mich.

2. Ach schweigt mir von der Welt,
Wo lauter Rosen stehen,
Ein Herz, das Jesum liebt,
Muss auch auf Dornen gehen
Lacht er nicht immer fort,
O er verstellet sich,
Es bleibet doch dabei:
Mein Jesus liebet mich.

3. Oft muss ein bittrer Trank
Uns zur Gesundheit dienen,
Nicht können immerfort
Des Glückes Palmen grünen.
darum unverzagt,
Mein Herze, tröste dich,
Rührt dich gleich Kreuz und Not:
Mein Jesus liebet mich.

4. Aus seinem Munde fließt
Ein Zucker für die Myrrhen.
Gefällts ihm, dass ich hier
Soll in der Wüste girren,
Es sei so, wie er will,
Mein Kreuz verdopple sich,
Bei mir heißts immerfort:
Mein Jesus liebet mich.

5. Ohn seinen Willen kann
Mich nicht ein Wölkchen schrecken,
Hier muss mich Schutz und Trost
In seinem Schoße decken.
Redet, Feinde, was ihr wollt;
Verfolgt mich ängstiglich;
Nur dieses ist mein Trost:
Mein Jesus liebet mich.

6. Er weiß es mehr, als ich,
Wo mein Gelücke blühet;
Vor mir ists oft verdeckt,
Wohin sein Auge siehet.
Ob ichs gleich nicht versteh,
Nur fein geduldiglich;
Nichts kann mir schädlich sein:
Mein Jesus liebet mich.

7. Holdselig ist der Tag,
Wenn ich an ihn gedenke,
Ach selig ist der Blick,
Den ich nach Jesu lenke,
Und wenn die Welt gleich tobt,
Freut doch mein Herze sich.
Gnug, dass ich dieses weiß:
Mein Jesus liebet mich.

8. Will mir der blasse Tod
Den Abschiedszettel bringen,
Ich werd ihm ohne Furcht
Getrost entgegen singen:
Tod, sei von mir gegrüßt,
Ich warte hier auf dich,
Zuletzte heißt es doch:
Mein Jesus liebet mich.

Zinzendorf, Nikolaus von – Das Leben in Christi Verdienst.

Dem Lamm gebühret doch Alles gar,
Dieweil Er unser Schuldopfer war,
Der getreue Heiland, der HErr der Welten,
Dessen Blut muss zur Erlösung gelten
Für alle Welt!

Lass uns in Deiner Lieb‘ nehmen zu,
Und Dich erkennen, Du Liebe, Du!
Dass wir steh’n im Glauben, im Geist Dir dienen,
Schmecken und fühlen Dein Blutversühnen,
Danach uns dürst’t!

Denn wir sind doch Dein ererbtes Gut,
Erworben, Lamm, durch Dein teures Blut,
Der uns zum Lohn Deines bittern Spottes
Nach dem Rat des Vaters, des ew’gen Gottes,
Dir‘ hat geschenkt.

O wenn der Geist Deiner Herrlichkeit,
Des Zeugnis stetig nur Dir sich weiht,
Mich doch immer triebe! Das ist mein Meistes:
Ich wär‘ am liebsten ein Knecht des Geistes,
Der Dich verklärt!

Ich hab‘ in Deiner Nägel Mal‘
Einmal von ewiger Gnadenwahl
Einen Blick gesehen, der bleibt mir immer:
Und meine Seele geht bei dem Schimmer
Der Wunden heim.

Ich brauch‘ es nicht nur zur Überfahrt,
Sondern mein Herz ist von solcher Art:
Es hat keinen Frieden, es wohnt im Dunkeln,
Wenn ihm nicht immer recht helle funkeln
Dein Nam‘ und Kreuz.

Mein Heiland liebt mich von Herzensgrund,
Von Ihm geht über der treue Mund;
Meine Sündenstirne, die hat ein Siegel,
Unsichtbar hier; doch auf Salems Hügel
Sieht’s alle Welt.

O dass Dein bitteres Leiden mir
Nicht aus dem Sinne käm‘ für und für,
Und ich nie vergäße, was Dich’s Erlösen
Deiner Geschöpfe von allem Bösen
Gekostet hat!

Halt unsre Seelen Dir immer keusch!
Wir sind ja doch Dein Gebein und Fleisch;
So wird bei uns Allen, kraft Deines Blutes,
Lammsart und Feuer des Löwenmutes
Zu sehen sein.

HErr! eine Bitte noch zum Beschluss
Leg‘ ich von Herzensgrund Dir zu Fuß:
Lass mich gegen Alles, was mich aufwiegeln
Gegen Dich möchte, durchaus versiegeln
Durch Deine Kraft!

Aber wenn Du willst im Herzen sein,
Komm Du, tritt ohne Bedenken ein!
Doch Du bist schon drinne; – so bleib‘, ach, bleibe!
Doch ja, Du bleibest! Was wär‘ am Leibe,
Wenn’s Haupt nicht wär‘?

(1740.)