Burghard von Kramm – Adventslied.

Mel. Wie schön leucht’t uns der Morgenstern

Wie schallt so klar das frohe Lied!
Wer bleibt dabei noch matt und müd‘,
Wer horcht nicht auf mit Wonne?
Es leuchtet hell durch dunkle Nacht
Mit wunderbarer hoher Pracht
Uns eine neue Sonne!
Christe, Christe!
Neues Leben
Uns zu geben,
Neuen Frieden,
Wandeltest Du selbst hienieden.

Du unerschaffner Gottes-Sohn
Verlässt den Vater und den Thron
Und steigst herab zur Erde,
Du hüllest Dich in Fleisch und Blut
Und trägst mit starkem hohem Mut
Angst, Schmerzen und Beschwerde.
Christe, Christe!
Gottes Krieger,
Heil’ger Sieger,
Trost in Leiden,
Nichts soll mehr von Dir uns scheiden.

Mit Liebe bist Du angetan,
Es sprießen licht auf Deiner Bahn
Aus blut’gen Tropfen Rosen,
Du bleibest mächtig, reich und groß,
Ob Gottes Zorn Dich übergoss
Und Satans Heere tosen!
Christe, Christe!
Lieder schallen
Dir vor Allen,
Dich zu preisen
In den allerschönsten Weisen.

Du selbst, Herr, gabst Dein heilig Blut,
Als Dich der argen Menschen Wut
Nach Golgatha gezogen, –
Lamm Gottes, süßer Menschensohn,
Auch dort stehst Du auf hohem Thron,
Aus dem wir Trost gesogen!
Christe, Christe!
Herr des Lebens,
Nur vergebens,
Dich zu fällen,
Konnt‘ Dich Satans List umstellen!

Nun preisen wir Dich immerdar,
Du starker Löwe, Sonnenaar,
Wir jubeln ohne Ende,
Wir rufen laut aus voller Brust:
Du bist uns Herr nun, Wonn‘ und Lust,
Von uns Dich nimmer wende!
Christe, Christe!
Neues Leben
uns zu geben,
Neuen Frieden,
Wandeltest Du selbst hienieden.

Burghard von Kramm – Trost.

Mel. Wer nur den lieben Gott lässt walten rc.

Bist Du mit Sorgen überladen,
Mit Kummer, Krankheit oder Pein,
Häuft über Dir sich Not und Schaden,
Bricht Angst und Jammer auf Dich ein,
Verzage nicht, wenn Du ein Christ
Und wahrhaft Jesu Jünger bist.

Kam auch der Tod, manch Herz zu rauben,
Mit dem die Liebe Dich vereint,
Verliere nicht den frommen Glauben:
Der Herr hat’s gut mit mir gemeint;
Inbrünstig sprich, in Demut still:
Ich beuge mich, wie Gott es will.

Und kommen Stürme, Dich zu schrecken,
Zerstören Felder Dir und Gut,
Verzage nicht, denn Engel decken
Den treuen Knecht in sichrer Hut.
Und schickt der Herr Dir Armut ein,
Es muss zu Deinem Besten sein.

Ging alle Hoffnung Dir zu Schanden,
Verlierst Du ird’sche Ehr‘ und Geld,
So denke, dass das alles Banden,
Die Dich festketten an die Welt,
Und sprich ergeben alsogleich:
Herr, in Dir bin ich stets reich.

Und glaub‘ es fest in allen Fällen,
Dass Jesus Christ Dein Retter ist,
Da mag der Satan sich verstellen,
Er fängt Dich nicht mit seiner List,
Und wie er sich auch quält und müht,
Vor einem Wort des Herren flieht.

Bist Du ein gottgeweihter Streiter,
So fürchte keine Erdenmacht,
Der Heiland sorget für Dich weiter,
Er macht zu Licht die dunkle Nacht.
Er hält die Wohnung Dir bereit
Und segnet Dich in Ewigkeit.

Burghard von Kramm – Christus, der Säemann.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Der, in der Hand den reichen Himmelssamen,
Auf unser irdisch Feld gekommen bist
In Deinem und in unsers Vaters Namen.

Du streuest aus, o Herr, das süße Wort,
Das von der Welten Anfang ist erklungen
Und das vor Gottes Throne fort und fort
Die Cherub und die Seraphim gesungen.

Du, Herr, eröffnest Deine Hand so reich,
Um alle Welt mit Samen anzufüllen,
Der, wenn er Wurzel in uns fasst, sogleich
Erhebt und heiligt Herz, Gemüt und Willen.

O lass den Teufel nicht mit schnöder List
Ausreißen jenen teuren Himmelssamen,
O gib dem Bösen keine lange Frist,
Zu pflanzen ein statt Deines seinen Namen.

O lass‘ das Herz nicht sein ein steinig Feld,
Auf dem in heller Lust entkeimt der Samen,
Dann aber bald, vom gift’gen Tau der Welt
Getränket, muss erschlaffen und erlahmen.

O lasse nicht Dein Wort, das teure Pfand,
Bei uns tief in die dichten Dornen fallen,
Die Dornen sind die Lust und eitler Tand,
An Gold und ird’scher Ehre groß Gefallen.

O lass die Dornen nicht das teure Wort
In unsers Herzens Schreine leicht ersticken, –
Nein, lass‘ es wuchern reichlich fort und fort,
Uns stark zu machen, himmlisch zu erquicken.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Du aber bist auch, der das Land bereitet,
Auf dessen Wink der Regen niederfließt,
Die Sonne scheint und Tau vom Himmel gleitet.

Herr, deshalb sich uns voll Mitleid an
Und mache unser Herz zu gutem Boden,
Weis‘ selbst uns an die vorgeschrieb‘ne Bahn
Und wache über uns mit Deinem Odem.

Da wird das Herz ein köstlich, fruchtbar Land
Und bringt hundertfältig volle Ähren
Und findet einst im wahren Vaterland
Durch Deine Gnade Himmelskron‘ und Ehren.

Burghard von Kramm – Adventslied.

Mel. Lobt Gott, Ihr Christen, allzugleich rc.

Er kommt herbei, der starke Held,
Der König voller Ruhm,
Er kommt herab zur armen Welt
Aus Seinem Heiligtum.
Mit Armut ist Er angetan,
Umhüllt mit grobem Kleid;
Dass Er erfülle Gottes Plan,
Hält Er sich gern bereit.

Er steigt herab als armes Kind,
Kehrt bei der Jungfrau ein,
Da strahlt Sein Lächeln hold und lind
Maria wartet Sein.
Er dienet Seinen Eltern gern
Wie ein getreuer Sohn,
Hält Joseph auch wie Seinen Herrn,
Denkt nicht an Reich und Kron‘.

Er wächst heran, und Gottes Wort
In Seinem Munde lebt,
Er dient den Menschen aller Ort,
Vor keiner Mühe bebt,
Er geht durchs Leben sündenrein,
Ob Er versucht gleich war,
Ihm dient im hellen Sonnenschein
Der Engel lichte Schar.

Und als die Zeit gekommen war,
Dass Er Sein Haus verließ,
Trat Er wohl in des Volkes Schaar
Und Segen ihm verhieß.
Er zeigte sich als Heiland, Christ,
Und wirkt‘ mit Wundermacht,
Dass baß gar sehr erschrocken ist
Der Teufel in der Nacht.

Der denkt: nun ist mein Reich vorbei,
Wenn dieser starke Held
Voll Gnad‘ und Huld sich lässt herbei,
zu schützen Seine Welt.
Was kann ich nur dawider tun,
Dass mein die Erde bleibt,
Dass nicht der Herr aus trägem Ruh’n
Die Sünder mir vertreibt.

Und Satan, voll von böser List,
Naht selbst dem Heiland sich,
Versuchen will er Jesum Christ,
Mit Plänen fürchterlich.
Doch wie der Wolken dunkle Nacht
Vor heißer Sonne fliehn,
So muss sich auch des Teufels Macht
Beschämt zurücke ziehn.

Und Christus, unser Herr und Gott,
Tritt herrlich dann hervor,
Er kämpft mit Sünde und mit Tod,
Die mächtig wohl zuvor.
Er wirft zurück in tiefen Schlund
Der Teufel ganzes Heer!
Ein Wort aus Seinem heil’gen Mund,
Sie fahren hin ins Meer!

Und heute noch, der Gottes Sohn,
Noch heute wirkt Er gleich
Herab von Seinem lichten Thron,
Wirbt Er für’s Himmelreich.
Er streitet mit uns überall,
Wo Satan listig ringt,
Er hilft uns gern, dass nicht im Fall
Der Böse uns bezwingt.

D’rum kommt und eilt zu Seinem Thron,
Die Ihr in Sünden-Not,
Es ist allein des Menschen Sohn,
Der Euch entreißt dem Tod.
Es ist Sein starker Arm allein,
Der Euch zu Fürsten macht,
Er ist’s, der über all‘ Eu’r
Sein Als Heiland steht und wacht!

Burghard von Kramm – Frage.

Bist Du auch Fremdling hier auf dieser Erde,
Voll Sorgen, Plagen, banger Not,
Voll Müh‘ und täglicher Beschwerde
Um Kleidung und ums liebe Brot?

Weißt Du, dass über alle Gaben
Du nur des Herrn Verwalter bist,
Dass sie durch Dich zu wirken haben,
Als hielte sie der Herre Christ?

Weißt Du auch, dass am großen Tage
Des Weltgerichts der Menschensohn
Mit einer einz’gen großen Frage
Sich zu Dir neigt von Seinem Thron:

Wo sind, o Mensch, die Pfunde blieben,
Die ich gelegt in Deine Hand,
Hast Du gewirkt mit stetem Lieben
In Deinem ird’schen Vaterland?

Hast Du den Nackenden bekleidet,
Dem Durstigen den Trank gereicht,
Geweint mit Dem, der weint und leidet,
Getröstet, wen die Sorge bleicht?

Hast Du, o Mensch, es nie vergessen,
Dass Du an Gottes Stelle stehst,
Und hast Du Dich nie stolz vermessen,
Dass Du die eignen Wege gehst?

Wo sind die reichen Himmelsgaben,
Die ich Dir gnädiglich verliehn?
Sind sie nicht gar von Schutt vergraben,
Statt Dich empor zu mir zu ziehn?

Und was ich liebreich Dir gegeben,
Damit Du mich erfassen sollt,
Hast Du genugt, damit Dein Leben
Gezieret sei mit Ehr‘ und Gold!

Du armer Mensch, ein strenges Richten
Ergeht über Dich anjetzt,
Weil all Dein Trachten, all Dein Dichten
War bis ins Innerste verlegt!

O zittre nur in Deinen Sünden,
Zur Umkehr ist es heut‘ zu spät.
Weh Dir, Du kannst ihn nicht mehr finden,
Den Weg, der ein zum Himmel geht.

Burghard von Kramm – Kommt herzu!

Mel. Welt, ade! ich bin Dein müde rc.

Kommt herzu, Ihr Adamssöhne,
Heut‘ ist hohe, heil’ge Zeit,
Lauschet auf die süßen Töne,
Macht dem Herrn Eu’r Herz bereit!
Leget ab die schwarze Sünde,
Dass der Herr Euch willig finde.
entsagt des Teufels Tun,
Wollt Ihr einst im Himmel ruhn!

Ewig wäret Ihr verstoßen!
Wenn der Heiland nicht erschien
Wenn Sein Blut nicht ward vergossen,
Führet Ihr zur Hölle hin.
Aber Christus hat gestritten,
Hat für Euch geweint, gelitten
Trug darum die Dornenkron‘
Süßer, heil’ger Gottessohn.

Staunet hoch ob dieser Taten,
Die der Welten Heiland tut,
Der für Die, die Ihn verraten,
Willig lässt Sein heilig Blut,
Dessen liebendes Beginnen
Uns dem Himmel soll gewinnen,
Der die Seele, die Ihm glaubt,
Aus des Satans Klaue raubt.

O wenn die Posaune tönet
An dem großen Weltgericht,
Wenn der Erden Beste dröhnet,
Wer erzitterte da nicht!
Und doch darf ich froh verkünden,
Dass trotz Schuld und blut’ger Sünden
Keinen Jesus Christ verlässt,
Der Sein heilig Kreuz umfässt.

Darum kommt, Ihr Menschenkinder,
Tauchet ein in Jesu Blut,
Kommt herzu, verstörte Sünder,
Fasst noch einmal neuen Mut,
Kommt, der Herr erschaut Eu’r Sehnen,
Freut sich Eurer heißen Tränen,
Blickt auf Eu’r zerschlagnes Herz,
Tröstet gern den bittern Schmerz.

Kommt herzu, Ihr Adamssöhne,
Merket auf das hohe Wort,
Lauschet auf die süßen Töne,
Kommt herein zum sichern Port,
Bis Ihr habt in Jesu Wunden
Heil und Frieden ewig funden,
Bis Eu’r Kleid ist rein und gut,
Überströmt von Christi Blut.

Burghard von Kramm – Wie ist es wunderlich.

Wie ist es wunderlich bestellt
Doch mit dem Reichtum dieser Welt!
Wie Edelstein und Goldespracht
Kein sehnend Herz zufrieden macht,
Und doch: So lange man auf Erden geht,
Mit regem Eifer, scharfem Sinn
Um jenen irdischen Gewinn.

Man trachtet nur nach Ehr‘ und Geld,
Zu glänzen in der armen Welt;
Denkt nicht, dass es nur karge Zeit,
Die Gott allhier uns wohl verleiht.
Vergisst auch, dass von Seinem Thron,
Zur Armut selbst sich gab der Sohn,
Und heiligte der Armen Stand,
Ein Zeichen uns und Unterpfand.

Dass nichts vor Ihm gilt Gold und Pracht,
Nicht Ehr‘, nicht Ruhm und hohe Macht;
Dass Glaube nur uns lieblich schmückt
Und hier wie dorten uns beglückt,
Dass Gottes Liebe uns’re Zier,
Sein heil’ger Will‘ allein Begier,
Dass über allem eitlen Gut
Ein Tropfen unsers Heilands Blut.

Burghard von Kram – Auf den Herren wirf Dein Sorgen.

Mel.: Ach, erkennet, liebste Seelen

Auf den Herren wirf Dein Sorgen,
Denn in Seinem Vaterschoße
Bist Du sicher und geborgen,
Aller Qual und Schmerzen los.
Will Dein kaltes Herz erwarmen,
Sich erheben aus der Welt,
Suche Trost in Gottes Armen,
Der Dich gern umfangen hält.

Alle bittern Schmerzestränen,
Die Du irrend hast geweint,
Wandeln sich in heilig Sehnen,
Wenn dem Herren Du vereint.
All Dein Seufzen, all Dein Klagen
Hört mit einem Male auf,
Mut und Kraft entspringt dem Zagen,
Helle wird Dein Lebenslauf.

Ob Du auch nun schwer beladen
Bist mit Sünden und mit Schuld,
Will Er doch zum Tisch Dich laden,
Überreich an Vaterhuld.
Brauchst nicht sorgen, brauchst nicht fragen,
Nimmt Er wohl mich Sünder ein?
Deine Schuld hat Er getragen,
Da Er litt die Todespein.

Brauchst nicht angstvoll umzusehen,
Wie voll Flecken sei Dein Kleid,
Seines Geistes heilig Wehen
Du sollst nichts als gläubig kommen,
Zu Ihm treten alle Zeit!
es ist zu Deinem Frommen,
D’rum mach, Seele, Dich bereit.

Gottfr. Hofmann. – Am Schluss der Woche.

So wird die Woche nun beschlossen,
Da sich die Nacht zur Ruhe neigt,
Und gleichwohl ist kein Tag verflossen,
Der nicht von Gottes Gnade zeugt;
Denn er hat mich nach seiner Macht
An Leib und Seele wohl bedacht.

Wer weiß, was mir für Ungelücke
Mehr als zu nah gewesen ist?
Man fühlt die schnellen Todesstricke
Des Satans und des Fleisches List,
Wenn Gott mit seiner Engel Hut
Im Wachen nicht das Beste tut.

Jedoch, mit was für einem Leben
Hab ich den treuen Gott belohnt?
Er hat mir Zeit genug gegeben,
Er hat der Schwachheit noch verschont:
Allein, je mehr die Gnad gewinnt,
Je mehr hab ich den Tod verdient.

Ach Gott! ich beichte meine Sünde;
Nimm mich um Jesu willen an,
Dass ich an diesem Lebenskinde
Trost und Vergebung finden kann:
Itzt scheinet noch die Gnadenzeit
Zu eines Sünders Seligkeit.

Lass mich die neue Woch erblicken,
Dass ich ins neue Leben geh
Und als ein Christ in allen Stücken
Auf deinem Willen fest besteh,
Dass ich von groben Sünden frei
Und in acht Tagen frömmer sei.

Behüte mich vor schnöden Leuten,
Dabei man lauter Sünde lernt;
Will mich die böse Lust bestreiten,
So gib, dass sich mein Geist entfernt
Und alle Süßigkeit veracht,
Die uns der Höllen dienstbar macht.

Also will ich dein Lob besingen,
So lange sich die Zunge regt;
Dein hoher Name soll erklingen,
Weil Tag und Nacht die Zeit bewegt:
Doch hilf mir in den Himmel ein;
Da wird es ewig Sonntag sein.