Verf. unbekannt. – Die rechte Bereitschaft auf den jüngsten Tag.

Der Herr bricht ein um Mitternacht
Jetzt ist noch alles still,
Wohl dem, der sich nun fertig macht
und ihm begegnen will.

Er hat es uns zuvor gesagt
und einen Tag bestellt;
Er kommt, wann niemand nach ihm fragt,
Noch es für möglich hält.

Wie liegt die Welt so blind und tot!
Sie schläft in Sicherheit,
und meint, des großen Tages Not
Sei noch so fern und weit.

Wer wacht und hält sich nun bereit
Als ein getreuer Knecht,
Dass er in jener Rechnungszeit
Vor Gott bestehe recht?

Wer gibt sein Pfund auf Wucher hin)
und nützet seinen Tag,
Dass er mit himmlischem Gewinn
Vor Jesum treten mag? .

Weckt ihr einander aus der Ruh,
Dass niemand sicher sei?
Ruft ihr einander fleißig zu:
Seid wacker, fromm und treu!

So wache denn, mein Herz und Sinn,
und schlummre ja nicht mehr,
Blick täglich auf sein Kommen hin,
Als ob es heute wär.

Der Tag der Rache nahet sich,
Der Herr kommt zum Gericht,
O meine Seel, ermanne dich,
Steh und verzage nicht!

Dein Tagewerk ist schön und groß,
Mit Jesu wirds vollbracht,
Der ein so selig schönes Loos
Dem Treuen zugedacht;

Dem Knechte, der auf schmalem Pfad
Ihm folgte Schritt vor Schritt,
Fromm blieb, wenn alles übel tat;
Geduldig stritt und litt.

Denn, wann der Richter wie ein Blitz
Vom Himmel niederfährt,
Wann aller Sünder Lust und Wiz
In Heulen sich verkehrt:

Dann kommt er dir als Morgenstern
Mit ewgem Gnadenschein,
Dann gehest du mit deinem Herrn
Zu seinen Freuden ein.

Der Herr bricht ein um Mitternacht,
Jetzt ist noch alles still;
Wohl dem, der nun sich fertig macht
Und ihm begegnen will.

Laurent. Laurenti. – Ev. Matth. 25. V. 1-13.

Ermuntert euch, ihr Frommen,
Zeigt eurer Lampen Schein:
Der Abend ist gekommen,
Die finstre Nacht bricht ein.
Es hat sich aufgemachet
Der Bräutigam mit Pracht:
Auf! betet, kämpft und wachet!;
Bald ist es Mitternacht.

Macht eure Lampen fertig,
und füllet sie mit Öl,
Und seid des Heils gewärtig;
Bereitet Leib und Seel.
Die Wächter Zions schreien:
Der Bräutigam ist nah,
Begegnet ihm im Reihen,
und singt Hallelujah!

Ihr klugen Jungfraun alle,
Hebt nun das Haupt empor
Mit Jauchzen und mit Schalle
Vom frohen Engelchor.
Die Tür ist aufgeschlossen,
Die Hochzeit ist bereit:
Auf, auf! ihr Reichsgenossen,
Der Bräutgam ist nicht weit.

Er wird nicht lang verziehen,
Drum schlafet nicht mehr ein;
Man sieht die Bäume blühen,
Der schönste Frühlingsschein
Verheißt Erquickungszeiten;
Die Abendröte zeigt
Den schönen Tag vom weiten,
Davor das Dunkle weicht.

Wer wollte denn nun schlafen?
Wer klug ist, der ist wach;
Gott kommt, die Welt zu strafen,
zu üben Grimm und Rach
An allen, die nicht wachen,
und die des Tieres Bild
Anbeten samt dem Drachen;
Drum auf, der Löwe brüllt.

Begegnet ihm auf Erden,
Ihr, die ihr Zion liebt,
Mit freudigen Gebärden,
und seid nicht mehr betrübt:
Es sind die Freudenstunden
Gekommen, und der Braut
Wird, weil sie überwunden,
Die Krone nun vertraut.

Die ihr Geduld getragen
und mit gestorben seid,
Sollt nun, nach Kreuz und Klagen,
In Freuden sonder Leid
Mit leben und regieren:
Und vor des Lammes Thron
Mit Jauchzen triumphieren
In eurer Siegeskron.

Hier sind die Siegespalmen,
Hier ist das weiße Kleid;
Hier stehn die Weizenhalmen
Im Frieden nach dem Streit
und nach den Wintertagen;
Hier grünen die Gebein,
Die dort der Tod erschlagen;
Hier schenkt man Freudenwein.

Hier ist die Stadt der Freuden,
Jerusalem, der Ort,
Wo die Erlösten weiden;
Hier ist der sichre Port;
Hier sind die güldnen Gassen;
Hier ist das Hochzeitmahl;
Hier soll sich niederlassen
Die Braut im Rosental.

Jesu, meine Wonne:
Komm bald, und mach dich auf.
Geh auf, verlangte Sonne,
und fördre deinen Lauf.
Jesu, mach ein Ende,
Und führ uns aus dem Streit:
Wir heben Haupt und Hände
Nach der Erlösungszeit.

Samuel David Roller – Joh. 11, V. 25.

So ruhn in Christo alle die Seinigen
Von ihrer Arbeit, die sie in Gott getan.
Und ihre Werke folgen ihnen
Nach in des ewigen Friedens Hütten.
Von ihren Augen wischt er die Tränen ab.
Sie kommen freudig, bringen die Garben ein,
Die weinend gingen, edlen Samen
Trugen in Hoffnung, in Lieb und Glauben.
Wenn einst die Stimme mich wieder auferweckt
Des Menschensohnes, die durch die Gräber dringt:
Dann wird, was irdisch und verweslich,
Himmlisch und jugendlich auferstehen.
Preis, Ruhm und Ehre sei dir, o Gott, gebracht
Für deine Werke, die du an uns getan:
Dass wie in Einem Alle sterben,
Ewig in Einem sie wieder leben.

Friedr. Gottlieb Klopstock. – Auferstehn, ja auferstehn!

Auferstehn, ja auferstehn!
Auferstehn, ja, auferstehn wirst du,
Mein Staub, nach kurzer Ruh.
Unsterblichs Leben
Wird, der dich schuf, dir geben.

Halleluja!

Wieder aufzublühn werd ich gesät.
Der Herr der Ernte geht
und sammelt Garben
uns ein, uns ein, die starben.

Halleluja.

Tag des Danks, der Freudentränen Tag,
Du meines Gottes Tag!
Wenn ich im Grabe
Genug geschlummert habe,
Erweckst du mich.

Wie den Träumenden wirds dann uns sein.
Mit Jesu gehn mir ein
Zu seinen Freuden.
Der müden Pilger Leiden
Sind dann nicht mehr.

Ach, ins Allerheiligste führt mich
Mein Mittler dann, lebt ich
Im Heiligtume
Zu seines Namens Ruhme.

Halleluja!

Joh. Baptist von Albertini. – Der Auferstehungsruf.

Wachet auf im Schoß der Erde
und rühmt, des erstes Wort: es werde!
Im Anfang Erd und Himmel schuf
Der wills Land der Toten stürzen,
Des Grabes Zepter will er kürzen:
Erdkreis, hör der Allmacht Ruf!
Komm, Himmel, komm und schau,
Sein Tau ist wie der Tau
Grüner Felder.
Der Hölle Pfort
Und Schreckensort
Erbebt vor seinem zweiten Wort.

Deine Toten sollen leben!
So tönts, und Meer und Abgrund geben
Gehorsam ihre Beute her.
Erde, Feld voll Totenbeine,
In deinem weiten Mutterschreine
Liegt harrend längst ein zahllos Heer.
Wohlauf, Trompetenschall!
Du weckt sie allzumal.
Winde blasen,
Auf schließt der Held
Des Todes Zelt.
Dein ist der Schlüssel, Herr der Welt.

Seht, wie drängen sich die Horden
Der Toten an die offnen Pforten
Und grüßen das entwohnte Licht.
Hört, es rauscht, es regt sich Leben,
Der Odem Gottes weht, sie heben
Ihr neubekleidet Angesicht.
Herab vom Himmelsthron
Erscheint des Menschen Sohn
In den Wolken:
Sein Angesicht
Ist Sonnenlicht.
Er winkt, da steht das Weltgericht.

Wehe, weh euch, ihr zur Linken!
Die Schalen eurer Frevel sinken,
Zum Abgrund schleudern Donner euch.
Heil dir, selge Schar zur Rechten,
Ihr strahlt, wie Er, ihr Blutgerechten,
Als Sonnen in des Vaters Reich.
Der Sünden Menge deckt,
Zur Herrlichkeit erweckt
Euch die Liebe.
Ihr habt geliebt,
Geliebt, geliebt!
Das ists, was euch die Kronen gibt.

Ludwig Helmbold. – Hiob 19, V. 25.

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,
Ob ich schon hier auf Erden
Hab Sünd getan und sterbe:
All meine Feinde sind erlegt,
Nicht einer kann mir schaden.
So groß ist Gottes Gnaden,
Welcher mir seinen lieben Sohn,
Jesum Christ, hat geschenket:
Liebers war nichts in seinem Thron,
Hieran mein Herz gedenket.

Er wird hernach mich aus der Erd
Leiblich wieder erwecken,
Mich soll kein Feind mehr schrecken:
Höll, Teufel, Tod oder was mehr
Entgegen ist der Freuden,
Räumt er auf mit seinem Leiden:
Trotz, dass ihm etwas widerbell!
Zertreten ist die Schlange.
Herr, mein Seel ich dir befehl,
Gnad ist bei dir die Menge.

Zu dir hab ich mein Zuversicht
Und werde nicht betrogen.
Sei beiden unerzogen‘,
Auf dass sie, durch dein Wort erleucht‘,
Christen werden und bleiben,
Himmlische Güter lieben,
Selig vollenden diese Zeit
Samt den‘, so deinen Namen
Erkennen und in Ewigkeit
Neu dich anschauen. Amen.

Friedr. Konr. Hiller – Ich lebe und ihr sollt auch leben!

Ruhet wohl, ihr Totenbeine,
In der stillen Einsamkeit!
Ruhet, bis das End erscheine,
Da der Herr euch zu der Freud
Rufen wird aus euren Grüften
Zu den freien Himmelslüften.

Nur getrost: ihr werdet leben;
Weil das Leben, euer Hort,
Die Verheißung hat gegeben
Durch sein teuer wertes Wort:
Die in seinem Namen sterben,
Sollen nicht im Tod verderben.

Und wie sollt im Grabe bleiben,
Der ein Tempel Gottes war?
Den der Herr ließ einverleiben
Seiner auserwählten Schar,
Die er selbst durch Blut und Sterben
Hat gemacht zu Himmelserben?

Nein, die kann der Tod nicht halten,
Die des Herren Glieder sind!
Muss der Leib im Grab erkalten,
Da man nichts als Asche findt:
Wenn des Herren Hauch drein bläset,
Grünet neu, was hier verweset.

Jesus wird, wie er erstanden,
Auch die Seinen einst mit Macht
Führen aus des Todes Banden,
Führen aus des Grabes Nacht
Zu dem ewgen Himmelsfrieden,
Den er seinem Volk beschieden.

Ruhet demnach in dem Kühlen
Eine noch so kurze Zeit:
Es will schon den Aufzug spielen
Die so nahe Ewigkeit,
Da ihr sollt mit euren Leibern
Vor dem Stuhl des Lamms erscheinen.

Zeller, Albert – Wie gerne möcht ich Hütten bauen,

Wie gerne möcht ich Hütten bauen,
Wo die Verklärung dich umstrahlt,
Und in dein Gottesantlitz schauen,
Wie es kein Wort, kein Zeuge malt,
Wo deine Heilgen aus den Toten
Anbetend feiernd um dich stehn,
Der nahenden Vollendung Boten,
Entzückt den Glanz die Jünger sehn!

Kurz war die Pracht, und eh sies dachten,
Schloss sich ihr Aug der Herrlichkeit
In schwachen menschlichen Umnachten,
Und wieder wallte weit und breit
Des irdschen Tages Sonnenflimmern
Um Fels und Wald, um Thal und Flur:
Von der Verklärung hohem Schimmern
Dahin die letzte lichte Spur.

Wie ist das Reich der selgen Geister
Dem Staubgeborenen so nah!
Sie sind bei dir, dem Herrn und Meister,
Und du bist heut und immer da;
Doch wenn in selgen Augenblicken
Der Vorhang unsichtbar sich hebt,
Und sich das Herz zum Schaun will schicken,
Sind wir von Wolken schnell umschwebt.

In solchem Fluten, solchem Schwanken,
Von Licht zu Nacht, von Nacht zu licht,
Erglühn und dunkeln die Gedanken,
Die lichtesten ein Traumgesicht;
Da fasst den Kühnsten Angst und Grauen:
Wer sind wir, Herr? und wo bist du?
Wann lässt du uns dein Antlitz schauen,
Und schenkst für immer Fried und Ruh?

Wir möchten reden, müssen schweigen,
Kaum wissend, was wir selbst gesehn,
Und von den Bergen niedersteigen
Und in des Lebens Täler gehn.
Nicht feiern dürfen wir da droben
Im Anschaun solcher Herrlichkeit;
Hier unten müssen wir erproben,
Ob wir dir wirklich uns geweiht.

So willst dus Herr, der uns erschaffen,
Von Höhen uns zu Tiefen führt;
Uns übst in deines Lichtes Waffen,
In treuem Dienst, wie sichs gebührt;
Und, wenn die Dunkel uns umwallen,
Und uns entgeht der letzte Hort,
Aus lichten Wolken lässt erschallen
Dein trost- und friedereiches Wort.

Was uns in jenen selgen Stunden
Kam Unaussprechliches zu gut,
Im eignen Kampf, in Kreuz und Wunden
Wird es uns erst zu Fleisch und Blut:
Da wird die Ahnung zur Erkenntnis,
Dein Wort zur grünen Lebenssaat,
Frei, klar und offen das Bekenntnis,
Und aus der Sehnsucht Kraft und Tat.

Zeller, Albert – Nur keinen guten Augenblick verscherzt!

Nur keinen guten Augenblick verscherzt!
Aus Augenblicken nur besteht das Leben:
Die Freude frisch und wonniglich geherzt,
Zur bösen Stunde dankbar und ergeben!
Auch tief verschleiert bleibt die Schönheit schön,
Und jeder Nebel muss zuletzt vergehn.

Lebwohl! Lebwohl! wann tut nicht Scheiden web?
Ein bittrer leid gibt es ja nicht hienieden;
Doch hat das Scheiden ohne Meiden je
Die Liebe selbst und liebende geschieden?
Nein, höher nur und herrlicher entflammt
Das Feuer, das aus Gottes Herzen stammt.

Lebwohl! Lebwohl! Hinauf, hinausgeschaut!
Das Leben rauscht dabin wie eine Welle;
Wohl dem, der auf die Ewigkeit gebaut,
In Gottes Herzen hat die rechte Stelle!
In seiner liebe bleiben wir vereint,
Ob hier, ob dort uns seine Sonne scheint.

Zeller, Albert – Wie wundersam gewoben

Wie wundersam gewoben
Ist Menschenglück und Leid!
Wie bald in Nichts verstoben
All unsre Herrlichkeit!
Doch während noch in Kummer
Ein Herz verloren sinnt,
Aus tief verborgnem Schlummer
Ein neuer Trost beginnt.

Kaum ist die Sonn gesunken
Hinunter in das Meer,
So sprühts in tausend Funken
Vom mächtgen Himmel her,
Und wenn die Stern erbleichen
Und nur der Morgenstern
Noch glänzt vor Seinesgleichen,
Ist auch der Tag nicht fern.

Durch alle Klagelieder
Tönt noch ein Jubelton,
Der bringt geheim uns wieder,
Was offenbar entflohn:
Wer wollt zumal es sagen,
Was ihn betrübt, erfreut,
Der müsste Rosen tragen
Zum schwarzen Trauerkleid.

Und wo sich Zwei in Treue
Für Ewig angefasst,
Wohl trennt sie stets aufs Neue
Der alte böse Gast;
Ist wirklich drum vergangen,
Was deinem Aug vergeht,
Wenn es in lichtem Prangen
Fest in dem Herzen steht?

Doch wenn auch Menschenherzen
Voll Lieb und Treue sind,
Wie wechseln Leid und Scherzen
Bei ihnen so geschwind!
Nur Einer liebet immer,
Der uns geboren ist,
Nur Einer wechselt nimmer,
Das ist der Jesus Christ.

Das Herz, das Er berühret
Mit seiner Gotteshand,
Das Er geweiht und zieret,
Gewinnt allein Bestand.
Nun weiß es erst, was Lieben
Und ewge Treue heißt,
Von seiner Kraft getrieben
Und seinem heilgen Geist.

Es lachet und es weinet
Wohl auch ein Christenkind,
Doch anders ists gemeinet
Mit dem, was es beginnt.
Was es auch hat betroffen,
Gott hat es wohl gemacht:
Es sieht den Himmel offen,
Geweiht die Erdennacht.