Du höchstes Kleinod reiner Seelen,
Erlöser voller Licht und Lieb‘!
Der Du Dich denen willst vermählen,
Die folgen deinem Geistestrieb:
Wie gerne möcht‘ ich auch im Reihen
Der reinsten Auserwählten steh’n,
Und, statt mich anderer lieb‘ zu weihen,
Dir einzig, o mein Heil, nachgeh’n!
Du forderst von uns reine Herzen;
Wer aber schafft ein solches mir,
Dass es, gleich lichten Himmelskerzen,
Stets brennt in Liebestreu‘ zu Dir?
Ich weiß: hier kann kein Sünder taugen,
Wenn Du nicht deine Weisheit schenkst,
Und uns mit deines Geistes Augen
Zu reiner Freud‘ und liebe lenkst.
Das ist das Heil für Adams Schaden;
Lieb‘ ist die beste Arzenei!
Gib Du mir Gottes Lieb‘ aus Gnaden,
So weiß ich, dass ich sicher sei
Vor aller falschen Liebe Kräften,
Die nur auf Sünd‘ und Schande geh’n,
Und vor des Feindes Mordgeschäften,
Die Tod ins neue Leben sä’n.
Geuß diesen Balsam in mein Leben!
Durchdring‘ mit deiner Feuerkraft.
Mein Inn’res, Liebe mir zu geben,
Die alles tote Werk wegschafft,
Die in mir tötet arge Lüste,
Und in ein göttlich Licht ausbricht!
O wer die reine Liebe wüsste,
Der hungerte nach And’rem nicht!
Greifst Du die angeborne Seuche,
Nicht in der tiefsten Wurzel an,
So bleibt’s, dass sie im Finstern schleiche,
Und hinter’s Licht sich stecken kann.
Das zärtste, geistigste Bewegen
Wird unvermerkt ins Fleisch geführt
Wenn nicht des Geistes starkes Regen
Uns zum Gebet und Wachen rührt.
Was kann uns der Gefahr entnehmen,
Als deines Geistes reine Lieb‘?
Will sich das Herz hiezu bequemen,
Dann fühlt es einen höhern Trieb;
Der führet den gefangenen Willen
In unbekannte Freuden ein,
Und kann das Herz so reichlich stillen,
Dass Weltlust ihm muss Ekel sein.
Lässt Du, mein Gott, kein Bild mehr stehen
Im Herzen neben deinem Bild,
So muss der eitle Sinn vergehen,
Weil Gott den ganzen Menschen füllt!
Da wird tief nach dem Schatz gegraben,
Die Perle sorglich beigelegt.
Kein Sünder kann solch Kleinod haben,
Das Fromme nur zur Lust bewegt.
Wird Jesus selbst zum Grund gesetzet,
Ist er der Eckstein von dem Bau:
Wer ist’s, der diesen Grund verletzet,
Dass man das Herz nicht wachsend schau?
Wenn Lust und Furcht den Geist bestreiten,
Wird Er der Preis vom treuen Kampf,
Weil dieses Licht die Eitelkeiten
Vertreibt, so schnell als einen Dampf.
So triumphiert das Gottesleben
Noch in dem Leib der Sterblichkeit;
Kein Kleinod wird ja Dem gegeben,
Der nicht obsieget in dem Streit.
Wo bliebe sonst die Kunst im Siegen?
Wie hielte man im Beten an,
Wenn nicht auch in den schwersten Kriegen
Der Liebeseifer siegen kann?
Die kleine Müh‘, das kurze Streiten
Bringt unaussprechlich süße Ruh!
Die tiefsten Gotteslieblichkeiten
Von oben fließen Denen zu,
Die alles Dinges sich enthalten
Und nichts Verdächt’ges rühren an;
Wer Jesum nur lässt in sich walten,
Der siehet, was die Liebe kann.
Die Liebe krönt die Auserwählten,
Und führt sie vor des Vaters Thron;
Nur die vom heil’gen Geist Beseelten
Besteh’n vor’m Vater durch den Sohn.
O wen nur Jesu Liebe treibet,
Der bat auf ewig g’nug an ihr,
Und wer als Reb‘ am Weinstock bleibet,
Trägt Lebensfrüchte dort und hier!