Franck, Johann – Trinitatisfest.

Röm. 11,33-36.

In seiner eignen Weise.
Oder: Die Sonn‘ hat sich mit ihrem Strahl.

Dreieinigkeit, der Gottheit wahrer Spiegel,
O Licht von Licht, als dessen Allmachtflügel
Sich um und um durch diesen Erdkreis streckt
Und alle Welt mit seinem Schirm bedeckt.

2. Wir loben dich, sobald die Sonn‘ erwachet,
Und wenn sie jetzt den späten Abend machet,
Was lebt und webt auf diesem Erdenweit,
Ist Alles, Herr, zu deinem Dienst bereit.

3. O reicher Schatz, o unumschränktes Wesen,
Wer hat wohl je dein‘ Heimlichkeit gelesen?
O tiefer Brunn, o unerforschte Pracht,
Wie groß, ach Gott, wie groß ist deine Macht!

4. Wer kann doch hier, Herr, deine Weg‘ erfinden?
Wie sollt‘ ein Mensch wohl dein Gericht ergründen? N
ur weg, Vernunft, nur weg, nur weg mit dir,
Dein Witz der ist gar viel zu schlecht allhier.

5. Nur immer hin, nur hin mit deinem Tichten,
Du kannst dich nicht in Gottes Weisheit richten,
Wo Gott nicht selbst dich unterweisen wird,
So bleibest du verloren und verirrt.

6. Drum lehr‘ uns, Herr, o lehr‘ uns, ohne Trennen
In Einem drei, in Dreien Eins erkennen.
Ach, lehr‘ uns doch, Gott Vater, Sohn und Geist,
Dass du ein Gott in drei Personen heißt.

7. Gib, dass von dir dies Wort bei uns stets klinge:
Von ihm, durch ihn, in ihm sind alle Dinge.
Dem großen Gott sei Ehr‘ in Ewigkeit!
Ja, Amen, ja! singt alle Christenheit.

Hermann, Nikolaus – Am Sonntag der heiligen Dreifaltigkeit.

Joh. 3.

Ein fürnehmster Pharisäer,
Unter dem Volk ein Oberster,
Nikodemus mit seinem Nam,
Bei der Nacht zu dem Herren kam.

2. Meister, wir wissen, daß du bist
Von Gott kommen, dein Lehr recht ist,
Dein Wunderthaten zeigens an,
Die kein schlechter Mensch wirken kann.

3. Von dir ich gerne lernen wollt,
Wie ich doch selig werden sollt.
Christ, der Herr, freundlich zu ihm sprach:
Hör, Nikodeme, was ich sag:

4. Du mußt werden aufs nen geborn,
Mit der alten Haut ists verlorn,
Willt du gehn in den Himmel hinein,
Ein spanneuer (ganz neu, wie ein von einem Holz eben abgehauener Span) Mensch mußt du sein.

5. Ach Herr, wie kann ein alter Mann
Wieder in Leib der Mutter gahn,
Daß er aufs Neu geboren werd
Zum andern Mal auf dieser Erd.

6. Nikodeme, vernimm mein Wort,
Ich red von keiner leiblich Geburt,
Geist und Wasser die Eltern sind,
Die gebären ein solches Kind.

7. Denn was vom Fleisch geboren ist,
Ist Fleisch und bleibt zu aller Frist,
Wer aber wird geborn vom Geist,
Ein Geistlicher der ist und heißt.

8. Laß dir das nicht sein wunderlich
Obs dein Vernunft kann fassen nicht,
Hörst du doch den Wind brausen sehr,
Und weißt nicht, von wann er kommt her.

9. So geht’s auch zu mit der Geburt.
Er sprach: Das ist mir unerhört,
Wie mag doch solches nur zugehn?
Meister, ich kanns traun nicht verstehn.

10. Schau, bist du ein Meister der Schrift
In Israel, und weißt das nicht,
Das irdisch ist und sehr gering,
Wie wollst du verstehn himmlisch Ding?

11. Niemand geht durch des Himmels Thor,
Denn der vom Himmel kam zuvor,
Nämlich Christus, des Menschen Sohn,
Der Anfangs ist im Himmelsthron.

12. Gleichwie Moses ein Schlang aufricht,
Daß Alle, die wurden vergift,
Sie ansehen und würden gesund,
Die von Schlangen waren verwundt.

13. Also muß auch des Menschen Sohn
Erhöht werden mit Spott und Hohn,
Daß, wer seim Wort gläubt festiglich,
Durch seinen Tod leb ewiglich.