Johann Anastasius Freylinghausen – Durch Adams Fall und Freveltaten.

Weise: Wo ist der Schönste, den ich liebe.

1. Durch Adams Fall und Freveltaten,
Die er an seinem besten Freund,
Gott selbst, verübet als ein Feind,
Ists leider bald dahin geraten,
dass er und seine schnöden Kinder,
Die wie er selbst es arg gemacht,
Den Todeslohn boshafter Sünder
An Seel und Leib davon gebracht.

2. Wo ist doch hin das schöne Wesen,
Der Glanz, die Pracht und Lieblichkeit,
Die aus des Schöpfers Gütigkeit
Am Menschen war so klar zu lesen?
Wo sind die immer grünen Kräfte,
Des Lebensbaumes edler Saft,
Der Trieb zu göttlichem Geschäfte,
Ist es nicht alles weggerafft?

3. Da liege ich in meinem Blute,
Ganz blutig, krank und jämmerlich;
Mir grauet anzuschauen mich,
Ich Unflat bin vom höchsten Gute,
Wie Satan selbst, frech abgewichen,
Das stürzet mich in solche Not;
Nun ist in Leib und Seel geschlichen
Die Krankheit, ja selbst gar der Tod.

4. Wo ist der Arzt, der mich kann heilen?
Mein Schade ist verzweifelt groß;
Wer kann mich davon machen los?
Lasst Öl und Salben nicht verweilen
Gießt Wein in die vergiften Wunden,
Wer kann, der lege Hand mit an,
Bringt her, was man bewährt gefunden:
Ach, alles ist umsonst getan!

5. Es hilft kein Heften, Heilen, Schmieren,
Kein Kraut noch Pflaster nutzet hier;
Es ist vergeblich, glaubt es mir,
Es schadet mehr das Balsamieren.
Weg, weg mit allen Künsteleien,
Die Menschenwitz erfunden hat;
Nichts kann davon mir angedeien,
Nur Eins ist, das hier findet statt.

6. Dein Blut, mein Arzt und Samariter,
Das du aus unerhörter Huld,
Zu tilgen aller Menschheit Schuld,
Vergossen und dadurch die Güter,
Die wir verscherzet, uns erworben,
Das ist es, das mich heilen kann,
Ob ich gleich durch und durch verdorben;
Ach nun, so nimm dich meiner an!

7. Das Wasser, das aus deinem Herzen
Als einer heilungsvollen Quell
Geflossen ist so klar und hell,
Das lindert meiner Krankheit Schmerzen.
O lass es denn mein Herz durchfließen,
So werd ich heil, gesund und rein,
So wird mein Innerstes genießen
Kraft, Stärk und Ruh von aller Pein.

8. Die Wunden, die man dir geschlagen,
Die Beulen, so man dir gemacht,
Da du verhöhnt, verschmäht, verlacht
Für mich empfunden so viel Plagen,
Die lass zur Arzenei mir dienen,
Lass ihre Kraft durchdringen mich,
Indem ich schmecke dein Versühnen;
Ach, hilf mir, so genese ich.

9. Lass dich die Macht der heißen Liebe,
Die dich, den Arzt selbst, krank gemacht,
Ja, in des Todes Staub gebracht,
Bewegen, dass mit vollem Triebe
Du zu mir eilest, mir zu geben
Dein Öl und Wein mit sanftem Guss
Sprich: Du, ja du sollt wieder leben,
So weicht die Qual, so fleucht Verdruss.

10. So muss der Jammer sich verschleichen;
Was matt und siech und kränklich war,
Was mir stets dräuete Gefahr,
Kann seinen Zweck nicht mehr erreichen.
Der Geist vermerket neue Stärke,
Es dringt ein neues Leben ein,
Dadurch man wieder Gottes Werke
Kann merken ohne Heuchelschein.

11. Ich fasse dich deinem Worte,
Da du gesagt: Ich bin dein Heil,
Dein Arzt, dein Leben und dein Teil;
Dies Wort dient mir zur Lebenspforte.
Ich weiß, dass du den Tod verschlungen,
Da du den Tod geschmeckt für mich,
Und hast das Leben mir errungen,
Dass ich nun lebe ewiglich.

12. Denn ob gleich noch zu Staub und Erden
Dies Fleisch der Sünde werden wird,
So wird mein Goel1Heiland, Arzt und Hirt
Mich lassen wieder lebend werden,
Und diese Asche so verklären,
Dass nicht ein Stäubchen übrig sei
Von dem, was jetzt auspresset Zähren;
Dann bin ich ganz von Krankheit frei.

13. Hallelujah, du Arzt der Sünder,
Preis, Ruhm, Lob, Ehre, Dank und Macht
Sei von uns allen dir gebracht,
Wir ehren dich, den Überwinder
So groß und unheilbarer Plagen;
Denn bin ich tödlich gleich verwundt,
Darf ich dennoch auf Hoffnung wagen,
Zu sagen: Ich bin ganz gesund.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Durch Adams Fall und Missetat.

Weise: Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht.

1. Durch Adams Fall und Missetat,
Die er ehmals verübet hat,
Ist auf uns kommen Sünd und Tod
Samt andrer überhäufter Not.

2. Wo ist des edlen Bildes Glanz?
Wo ist der reinen Unschuld Kranz?
Wo ist des Lebensbaumes Saft?
Ist es nicht alles weggerafft?

3. Da lieg ich nun in meinem Blut,
Muss fühlen Gottes Zornesrut,
Vom Fuß bis an das Haupt verwundt,
An Seel und Leib ist nichts gesund.

4. Wo ist der Arzt, der helfen kann?
Ist niemand, der sich mein nimmt an?
Wo ist die Salb, wo ist das Öl,
Das heilet meine kranke Seel?

5. Ach, aber ach, nichts hilfet mir!
Kein Kraut noch Pflaster nützet hier
Und was die Kunst erfunden hat;
Nur Eins ist, das hier findet statt.

6. Dein Blut, das, Jesu, deine Huld
Vergossen hat für meine Schuld,
Das ist es, das mich heilen kann;
Ach nun, so nimm dich meiner an.

7. Das Wasser, das so klar und hell
Aus deines Herzens Lebensquell
Geflossen, macht mich hell und rein,
Macht ruhig und stillt alle Pein.

8. Die Wunden, die man dir gemacht,
Da man dich hat ans Kreuz gebracht,
Die dienen mir zur Arzenei
Und machen mich vom Tode frei.

9. Ei nun, so eile doch herzu,
Schaff meiner Seelen Hilf und Ruh,
Gib Öl und Wein mit mildem Guss,
So weicht die Qual, so fleucht Verdruss.

10. So spür ich neue Geisteskraft,
Die Gottes Werke in mir schafft,
So dringt ein neues Leben ein,
Zu dienen dir ohn Heuchelschein.

11. Ich fasse dich bei deinem Wort,
O starker Fels und Lebenspfort,
Da du gesagt: Ich bin dein Heil,
Dein Arzt, dein Leben und dein Teil.

12. Drum leb ich durch dich ewiglich,
Und ob ich sterb, so glaube ich,
Dass ich doch wieder leben werd
Ganz frisch, gesund und ohn Beschwerd.

13. Hallelujah, Dank, Kraft und Macht
Sei von uns allen dir gebracht,
O Arzt, jetzt und zu aller Stund;
Mach uns doch durch und durch gesund.

Spengler, Lazarus – Durch Adams Fall ist ganz verderbt

1. Durch Adams Fall ist ganz verderbt
Menschlich Natur und Wesen,
Dasselb Gift ist auf uns errebt,
Daß wir nicht mocht’n genesen
Ohn‘ Gottes Trost, der uns erlöst
Hat von dem großen Schaden,
Darein die Schlang Eva bezwang,
Gotts Zorn auf sich zu laden.

2. Weil denn die Schlang Eva hat bracht,
Daß sie ist abgefallen
Von Gottes Wort, welchs sie veracht,
Dadurch sie in uns allen
Bracht hat den Tod, so war je Not,
Daß uns auch Gott sollt geben
Sein lieben Sohn, der Gnaden Thron,
Iin dem wir möchten leben.

3. Wie uns nun hat ein fremde Schuld
In Adam all verhöhnet,
Also hat uns ein fremde Huld
In Christo all versöhnet;
Und wie mir all durch Adams Fall
Sind ewigs Tods gestorben,
Also hat Gott durch Christi Tod
Verneut, was war verdorben.

4. So er uns denn sein Sohn geschenkt,
Da wir sein Feind noch waren,
Der für uns ist ans Kreuz gehenkt,
Getöt, gen Himmel g’fahren,
Dadurch wir sein von Tod und Pein
Erlöst, so wir vertrauen
In diesen Hort, des Vaters Wort,
Wem wollt vor Sterben grauen?

5. Er ist der Weg, das Licht, die Pfort,
Die Wahrheit und das Leben,
Des Vaters Rat und ewigs Wort,
Den er uns hat gegeben
Zu einem Schutz, daß wir mit Trutz
An ihn fest sollen glauben,
Darum uns bald kein Macht noch G’walt
Aus seiner Hand wird rauben.

6. Der Mensch ist gottlos und verflucht,
Sein Heil ist auch noch ferne,
Der Trost bei einem Menschen sucht
Und nicht bei Gott dem Herren;
Denn wer ihm will ein ander Ziel
Ohn‘ diesen Tröster stecken,
Den mag gar bald des Teufels G’walt
Mit seiner List erschrecken.

7. Wer hofft in Gott und dem vertraut,
Wird nimmermehr zu Schanden;
Denn wer auf diesen Felsen baut,
Ob ihm gleich geht zuhanden
Wie Unfalls hie, hab ich doch nie
Den Menschen sehen fallen,
Der sich verläßt auf Gottes Trost,
Er hilft sein Gläub’gen allen.

8. Ich bitt o Herr, aus Herzensgrund,
Du wollst nicht von mir nehmen
Dein heilges Wort aus meinem Mund,
So wird mich nicht beschämen
Mein Sünd und Schuld, denn in dein Huld,
Setz ich all mein Vertrauen;
Wer sich nur fest darauf verläßt,
Der wird den Tod nicht schauen.

9. Mein Füßen ist dein heilges Wort
Ein brennende Laterne,
Ein Licht, das mir den Weg weist fort;
So dieser Morgensterne
In uns aufgeht, so bald versteht
Der Mensch die hohen Gaben,
Die Gottes Geist den g’wiß verheißt,
Die Hoffnung darein haben.

Alber, Erasmus – Von Adams fall und erlösung durch Christum.

(Kirchengesäng, Franckfurt am Mayn M.D.LXX, in 8°, Blatt 444.)

GOtt sprach zu Adam:
Von allen beumen zu essen erleub ich dir,
nur einen mit ernst verbiet ich dir!

Hab acht auff diß mein gebot,
laß dirs nit sein ein spot,
denn es hats geredt dein Gott;
sonst wirstu und all dein erben
erschrecklich verderben,
des tods wirstu sterben!
Da macht sich auch dar die schlang,
wolt sich nit seumen lang,
thet dem armen weiblein bang:
Ja wohl, solt euch verbieten Gott
den baum? halts nur für ein spott!
ist weder nutz noch not!
Eua hat sich nicht vorbedacht,
sie sprach: Gott hat uns gegeben macht,
daß wir essen sölln alle speiß,
den baum mitten im Paradeis
hat er uns verboten mit fleiß:
Wann wir denselben rürten ahn,
den todt möchten wir vleicht essen dran!
Die schlang sprach: Es ist da kein fahr!
Gott weiß, wz ich red, daß ist war,
gantz lauter und offenbar!

Da fieng das weib zu zweiffeln ahn;
hett sie vor den man
rath gefragt, der het fürm teuffel künnen stahn:
des war die schlang so betrogen,
durffts nit mit dem man wagen.
Der baum deucht sie sein also schon,
dz sie aß dauon!
da verlor sie uns des ewgen lebens kron;
dem man gab sie auch zu essen,
Gotts wort war da vergessen.

Da verborgen sie sich beyd vor dem Herrn.
Gott rieff Adam, das höret er nit gern:
Ich steh in angst und sorgen,
darum hab ich mich vor dir verborgen,
daß ich bin nackt.
Gott sprach: Wer hat dir gesagt,
daß du nacket bist?
warumb hast du dann geuolgt des teuffels list?
Da sprach er zu Gott, Das weib, dz du mir
gegeben hast, gab mir, ich aß mit ihr.
Gott sprach zu Eua: warumb
hastu das gethan? Sie antwort: Darumb,
daß mich die schlang verfürt.
Zur schlangen sprach der Herr:
Der fluch geh dich ahn
vor andern thieren, daß du das hast gethan!
Des weibs sam soll dir den kopf zu tretten!
Das ist Jhesus Christus,
der uns arme menschen solt erretten.
Dadurch Adam ward getrost,
und wir sein erben sind mit ihm erlößt
auß aller noth
und von dem ewgen tod!
Deßgleichen hat Gott darnach den alten
auch dasselb versprochen
mit eim eyd, er wolts ihn trewlich halten,
dem Abraham sonderlich:
Durch seinen samen sölln wir ewiglich
gesegnet sein
und loß von ewger pein!

O Herr Christ,
dir sey lob gesagt,
dz du unser mitler bist!
Hilff uns, Herr,
durch dein heylges blut
und verlaß uns nimmermehr!

Ach Gott Vatter in ewigkeit,
sey uns genädig und hilff uns
auß allem hertzen leid!
All unser hoffnung steht zu dir;
verstoß uns nit auß deinem reich,
ist unsers hertzen begir.

Wann du nicht bey uns armen leuthen immer bist,
so ists auß mit uns. Ach helff, Jhesu Christ!
nicht laß an uns das tewer leiden dein,
nicht laß dein heilges blut und sterben
an uns immer verlohren sein.
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer