Weise: Wo ist der Schönste, den ich liebe.
1. Durch Adams Fall und Freveltaten,
Die er an seinem besten Freund,
Gott selbst, verübet als ein Feind,
Ists leider bald dahin geraten,
dass er und seine schnöden Kinder,
Die wie er selbst es arg gemacht,
Den Todeslohn boshafter Sünder
An Seel und Leib davon gebracht.
2. Wo ist doch hin das schöne Wesen,
Der Glanz, die Pracht und Lieblichkeit,
Die aus des Schöpfers Gütigkeit
Am Menschen war so klar zu lesen?
Wo sind die immer grünen Kräfte,
Des Lebensbaumes edler Saft,
Der Trieb zu göttlichem Geschäfte,
Ist es nicht alles weggerafft?
3. Da liege ich in meinem Blute,
Ganz blutig, krank und jämmerlich;
Mir grauet anzuschauen mich,
Ich Unflat bin vom höchsten Gute,
Wie Satan selbst, frech abgewichen,
Das stürzet mich in solche Not;
Nun ist in Leib und Seel geschlichen
Die Krankheit, ja selbst gar der Tod.
4. Wo ist der Arzt, der mich kann heilen?
Mein Schade ist verzweifelt groß;
Wer kann mich davon machen los?
Lasst Öl und Salben nicht verweilen
Gießt Wein in die vergiften Wunden,
Wer kann, der lege Hand mit an,
Bringt her, was man bewährt gefunden:
Ach, alles ist umsonst getan!
5. Es hilft kein Heften, Heilen, Schmieren,
Kein Kraut noch Pflaster nutzet hier;
Es ist vergeblich, glaubt es mir,
Es schadet mehr das Balsamieren.
Weg, weg mit allen Künsteleien,
Die Menschenwitz erfunden hat;
Nichts kann davon mir angedeien,
Nur Eins ist, das hier findet statt.
6. Dein Blut, mein Arzt und Samariter,
Das du aus unerhörter Huld,
Zu tilgen aller Menschheit Schuld,
Vergossen und dadurch die Güter,
Die wir verscherzet, uns erworben,
Das ist es, das mich heilen kann,
Ob ich gleich durch und durch verdorben;
Ach nun, so nimm dich meiner an!
7. Das Wasser, das aus deinem Herzen
Als einer heilungsvollen Quell
Geflossen ist so klar und hell,
Das lindert meiner Krankheit Schmerzen.
O lass es denn mein Herz durchfließen,
So werd ich heil, gesund und rein,
So wird mein Innerstes genießen
Kraft, Stärk und Ruh von aller Pein.
8. Die Wunden, die man dir geschlagen,
Die Beulen, so man dir gemacht,
Da du verhöhnt, verschmäht, verlacht
Für mich empfunden so viel Plagen,
Die lass zur Arzenei mir dienen,
Lass ihre Kraft durchdringen mich,
Indem ich schmecke dein Versühnen;
Ach, hilf mir, so genese ich.
9. Lass dich die Macht der heißen Liebe,
Die dich, den Arzt selbst, krank gemacht,
Ja, in des Todes Staub gebracht,
Bewegen, dass mit vollem Triebe
Du zu mir eilest, mir zu geben
Dein Öl und Wein mit sanftem Guss
Sprich: Du, ja du sollt wieder leben,
So weicht die Qual, so fleucht Verdruss.
10. So muss der Jammer sich verschleichen;
Was matt und siech und kränklich war,
Was mir stets dräuete Gefahr,
Kann seinen Zweck nicht mehr erreichen.
Der Geist vermerket neue Stärke,
Es dringt ein neues Leben ein,
Dadurch man wieder Gottes Werke
Kann merken ohne Heuchelschein.
11. Ich fasse dich deinem Worte,
Da du gesagt: Ich bin dein Heil,
Dein Arzt, dein Leben und dein Teil;
Dies Wort dient mir zur Lebenspforte.
Ich weiß, dass du den Tod verschlungen,
Da du den Tod geschmeckt für mich,
Und hast das Leben mir errungen,
Dass ich nun lebe ewiglich.
12. Denn ob gleich noch zu Staub und Erden
Dies Fleisch der Sünde werden wird,
So wird mein Goel1Heiland, Arzt und Hirt
Mich lassen wieder lebend werden,
Und diese Asche so verklären,
Dass nicht ein Stäubchen übrig sei
Von dem, was jetzt auspresset Zähren;
Dann bin ich ganz von Krankheit frei.
13. Hallelujah, du Arzt der Sünder,
Preis, Ruhm, Lob, Ehre, Dank und Macht
Sei von uns allen dir gebracht,
Wir ehren dich, den Überwinder
So groß und unheilbarer Plagen;
Denn bin ich tödlich gleich verwundt,
Darf ich dennoch auf Hoffnung wagen,
Zu sagen: Ich bin ganz gesund.