Bernhard Klein – Löwen, lasst euch wiederfinden

Bernhard Klein – Löwen, lasst euch wiederfinden

1. Löwen, lasst euch wieder finden,
Wie im ersten Christentum,
Die nichts konnte überwinden:
Seht nur an ihr Martertum,
Wie in lieb‘ sie glühen,
Wie sie Feuer sprühen,
Dass sich vor der Sterbenslust,
Selbst der Satan fürchten musst‘.

2. In Gefahren unerschrocken
Und von Lüsten unberührt,
Die aufs Eitle konnten locken,
War man damals: die Begierd
Ging nur nach dem Himmel,
Fern aus dem Getümmel
War erhoben das Gemüt,
Achtete, was zeitlich, nit.

3. Alle Ding‘ nach ihrem Wesen,
Und nicht nach der Meinung da
Wurden gründlich abgemessen,
Das Urteil im Licht geschah,
In Unglück glückselig
Waren sie und fröhlich,
Fern von Menschensklaverei
Und von ihren Banden frei.

4. Ganz großmütig sie verlachten,
Was die Welt für Vorteil hält,
Und wonach die Meisten trachten,
Es mocht‘ sein Ehr‘, Wollust, Geld.
Furcht war nicht in ihnen,
Auf die Kampfschaubühnen
Sprangen sie mit Freudigkeit,
Hielten mit den Tieren Streit.

5. O dass ich, wie diese waren,
Mich befänd‘ auch in dem Stand!
Lass mich doch im Grund erfahren
Dein‘ hilfreiche starke Hand,
Mein Gott, recht lebendig!
Gib, dass ich beständig
Bis in Tod durch deine Kraft
Übe gute Ritterschaft.

6. Ohne dich bin ich nicht tüchtig,
Irgend etwas guts zu tun,
Und dazu was, das so wichtig;
Es tut bloß auf dir beruhn,
Herr, Herr, meine Hoffnung!
Halte dein‘ Verheißung,
Hilf mir, dass ich als ein Held
Mit der Tugend werd‘ vermählt!

7. Gib, dass ich mit Geisteswaffen
Kämpf in Jesu Löwenstärk,
Und hier niemals möge schlafen,
Dass mir dieses große Werk
Durch dich mög‘ gelingen,
Und ich tapfer ringen,
Dass ich in die Luft nicht streich‘,
Sondern bald das Ziel erreich‘.

8. Es dürft wieder dazu kommen,
Dass des Feindes tolle Wut
Zu der Schlachtbank deine Frommen
Führte und vergöß‘ ihr Blut:
Nach gemeiner Sage
Große Trübsalstage
Werden kommen uns zu Haus,
Und noch ein sehr harter Strauß.

9. Jetzund kommen erst die Hefen;
Denn das Maß muss sein erfüllt,
Und das letzt‘ noch übertreffen,
Wenn man seiht auf Christi Bild:
Was sein Kirch‘ im Anfang;
Leiden musst‘ beim Eingang;
Denn am Abend starb das Lamm,
Das doch früh ans kreuze kam.

10. Ei wohlan, nur fein standhaftig,
O ihr Brüder! tapfer drauf!
Lasset uns doch recht herzhaftig
Folgen seiner Zeugen Hauf!
Nur den Leib berühret,
Was ihm so gebühret;
Er hats Leiden wohl verdient,
Und die Seel‘ darunter grünt.

11. Fort, weg mit dem Sinn der Griechen,
Denen Kreuz ein‘ Torheit ist!
O lasst uns zurück nicht kriechen,
Wenn ans Kreuz soll Jesus Christ!
Steht in Jesu Namen,
Wenn der Schlangensamen
Sich dem Glauben widersetzt
Und das Schlachschwert auf uns wetzt.

12. Gebt euch in das Leiden wacker!
Mit dem blut der Märtyrer
Wird gedüngt der Kirchenacker;
Diese Fetrigkeit treibt sehr,
Und macht stark aussprossen,
Wenn mit wird begossen;
O dann trägt er reichlich Frucht,
Eine schöne Gartenzucht.

13. Schwäng’re vor, o güldner Regen,
Uns, dein dürres Erb‘ und Erd‘!
Dass wir dir getreu sein mögen,
Und nicht achten Feu’r und Schwert,
Als in Liebe trunken,
Und in dir versunken!
Mach‘ dein‘ Kirch am Glauben reich,
Dass das End dem Anfang gleich.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Gehet hin, ihr Friedensboten

1.) Gehet hin, ihr Friedensboten, –
Gehet hin in jedes Land!
Ruft zum Leben alle Toten,
Dazu seid ihr ausgesandt
Und berufen, zu verkünden
Den Erretter von den Sünden.

2.) An euch kam zuerst sein Rufen.
Jesus rief euch: ‚Folgt mir nach!‘
Und ihr folgtet ihm durch Stufen
Auf der Bahn, die er euch brach.
Drum sollt ihr euch nun bemühen,
Seelen Jesu nachzuziehen.

3.) Seid ihr von der Welt gerissen,
Dass ihr euch nur Jesu gebt:
O, so lasst es alle wissen,
Wie sich’s wohl mit Jesu lebt,
Wie die Seele nichts verlieret,
Die ihm folgt, wie er sie führet!

4.) Ruft mit freudenvollem Munde,
Rufet es von Haus zu Haus!
Ruft zu aller Zeit und Stunde,
Ruft’s auf allen Straßen aus:
‚Höret es, ihr Menschenkinder,
Jesus ist das Heil der Sünder!‘ –

5.) Hört nicht auf, sie einzuladen.
Ruft, sie kommen oder nicht:
‚Jesus hat ein Mahl der Gnaden,
Sünder, für euch zugericht!
Und er ist nicht für die Frommen,
Sondern für die Sünder kommen!

6.) Ihr seid krank, um euch zu lieben,
Kam der Arzt vom Himmel her.
Euer Tod hat ihn getrieben,
Dass er euer Helfer wär.
Sehet, wie er vor euch stehet,
Wo die Luft des Todes wehet!

7.) Zu euch kam er voll Erbarmen,
Ward so arm, obwohl er reich.
Hielt allhier zu Lieb‘ euch Armen
Für euch aus den Todesstreich,
Nehmt sein Blut, für euch gegeben,
Trinkt Gesundheit draus und Leben!‘ –

8.) So, ihr teuren Friedensboten,
Mit d e r Botschaft gehet hin.
Ruft ins Leben alle Toten,
Machet sie zum Kreuzgewinn.
Ruft: ‚Hier Jesus!‘ – Wer will kommen,
Der wird von ihm angenommen!

Preiswerk, Samuel – Das ist der Gemeine Stärke

Das ist der Gemeine Stärke,
sie bekennt es laut und frei:
Daß zu ihrem großen Werke
sie vom Herrn erkoren sei.

Er hat festgelegt die Gründe,
er ist seines Werkes Hort,
Wir, umgeben noch von Sünde,
bauen, wie wir können, fort.

Unsre Tage sind gezählet,
unsre Kräfte schwinden hin;
Wir nicht haben ihn erwählet,
sondern sind erwählt durch ihn.

Darum gehn wir ohne Zagen
ruhig unsern Pilgergang,
Wollen Jesu Zeugnis tragen
unter Schmerz und Lobgesang.

Ob wir auch mit Schwachheit rangen,
ob auch manche Träne fiel,
Er, ders mächtig angefangen,
führt es herlich einst ans Ziel.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Preiswerk, Samuel – Wir bauen, Herr,

Wir bauen, Herr, an deinem Haus,
und bauen es noch lang nicht auß;
Noch manche Kräfte liegen brach,
und auch die besten sind nur schwach.

Wir üben nur mit kleiner Kraft
die auferlegte Ritterschaft;
Doch ist die Kraft auch noch so klein,
so ist ja alle Stärke dein.

Gib du nur Fried an unserm Ort,
so gehet unser Bauen fort,
Und, auch in kümmerlicher Zeit,
von Herlichkeit zu Herlichkeit.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Krummacher, Friedrich Wilhelm – Du Stern in allen Nächten

Du Stern in allen Nächten,
du Held in jedem Streit,
du Mann zu Gottes Rechten
im purpurfarbnen Kleid,
verlaß die ewge Hütte
und deiner Engel Reihn
und trag in unsre Mitte
heut deinen Stuhl hinein!

Du hast vom Marterhügel
uns huldreich angeblickt
und hast dein fürstlich Siegel
uns an die Stirn gedrückt.
Drum wagen wirs und laden
dich ungescheut herbei;
die Allmacht deiner Gnaden
macht uns den Mut so frei.

Es ist ein froh Getöne
ringsum im Land erwacht,
drob uns, wie man auch höhne,
das Herz im Leibe lacht.
Weinleselieder schwingen
sich durch die öde Welt,
und Sens‘ und Sichel klingen
in deinem Erntefeld.

Bogatzky, Carl Heinrich von – Wach auf, Du Geist der ersten Zeugen

Wach auf, Du Geist der ersten Zeugen,
die auf der Maur als treue Wächter stehn,
die Tag und Nächte nimmer schweigen
und die getrost dem Feind entgegengehn,
ja deren Schall die ganze Welt durchdringt
und aller Völker Scharen zu dir bringt.

O daß dein Feur doch bald entbrennte,
o möcht es doch in alle Lande gehn!
Ach Herr, gib doch in deine Ernte
viel Knechte, die in treuer Arbeit stehn.
O Herr der Ernt, ach siehe doch darein;
die Ernt ist groß, die Zahl der Knechte klein.

Dein Sohn hat ja mit klaren Worten
uns diese Bitt in unsern Mund gelegt.
O siehe, wie an allen Orten
sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt,
dich herzinbrünstig hierum anzuflehn;
drum hör, o Herr, und sprich: Es soll geschehn.

So gibt dein Wort mit großen Scharen,
die in der Kraft Evangelisten sei’n;
laß eilend Hilf uns widerfahren
und brich in Satans Reich mit Macht hinein.
O breite, Herr, auf weitem Erdenkreis
dein Reich bald aus zu deines Namens Preis.

Ach daß die Hilf aus Zion käme!
O daß dein Geist, so wie dein Wort verspricht,
dein Volk aus dem Gefängnis nähme!
O würd es doch nur bald vor Abend licht!
Ach reiß, o Herr, den Himmel bald entzwei
und komm herab zur Hilf und mach uns frei!

Ach laß dein Wort recht schnelle laufen,
es sei kein Ort ohn dessen Glanz und Schein.
Ach führe bald dadurch mit Haufen
der Heiden Füll zu allen Toren ein!
Ja wecke doch auch Israel bald auf
und also segne deines Wortes Lauf!

O beßre Zions wüste Stege
und, was dein Wort im Laufe hindern kann,
das räum, ach räum aus jedem Wege;
vertilg, o Herr, den falschen Glaubenswahn
und mach uns bald von jedem Mietling frei,
daß Kirch und Schul ein Garten Gottes sei.

Laß jede hoh und niedre Schule
die Werkstatt deines guten Geistes sein,
jasitze du nur auf dem Stuhle
und präge dich der Jugend selber ein,
daß treuer Lehrer viel und Beter sei’n,
die für die ganze Kirche flehn und schrein!

Du wirst dein herrlich Werk vollenden,
der du der Welten Heil und Richter bist;
du wirst der Menschheit Jammer wenden,
so dunkel jetzt dein Weg, o Heilger, ist.
Drum hört der Glaub nie auf, zu dir zu flehn:
du tust doch über Bitten und Verstehn.

Gesangbuch für evangelische Gemeinden, besonders in Schlesien
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“