Gottfried Arnold – Friede Gottes.

Nun hast Du ja dein Wort, o Herr, erfüllet,
Das ich aus seinem Mund in mir gefasst;
Nun wird mein durstig Herz von Dir gestillet,
Nachdem ich lang geschrieen in der Last:
„Ach, dass der Herr doch reden wollt in mir,
Und seinem Volk den Frieden sagen zu!
>Wie süß sollt mir nach Arbeit sein die Ruh‘!
O dass ich noch das Heil erlebte hier!“

Und sieh, nun ist durch Angst und Schmerz geboren,
Was ewig mich froh macht und ruhevoll!
Nicht wusst‘ ich, dass der Krieg zum Fried erkoren,
Dass süße Rast die Last vertreiben soll.
O Gottes-Fried‘, o schönstes Liebeskind!
Bist du durch Müh‘ und Angst hervorgebracht,
So musst du auch hochteuer sein geacht’t;
Nun wach‘ und halt‘ ich dich, da ich dich find‘!

Doch, Du musst selber Dich in mir erhalten,
O Jesu, der mein höchster Frieden ist;
Und wenn Dich mein Gehorsam lässet walten,
So weiß ich, dass Du ewig in mir bist!
O ja, lass mich vor deinen Augen steh’n,
Mit deinem Willen ganz zu stimmen ein,
Dir angenehm, vertraut und lieb zu sein!
Die Braut muss auf des Bräut’gams Willen seh’n.

Wird reine Liebe mich nicht Alles lehren,
Da Du bist selbst im Fried- und Freudenreich?
Drum wirst Du auch dem Feind den Krieg verwehren,
Und wenn es in mir stürmet, siegst Du gleich.
Nun tobe, was da will, mit Sturm und Streit:
Kann ich nur stets in meiner Vestung sein,
Darein, als in Dein Wesen, nichts bricht ein,
So bleibt dein Friede mir in Ewigkeit!

Herman, Nikolaus – Ein Bergreihen von Bescheidenheit und Sanftmuth.

Wer schnurrt und purrt allzeit im Haus,
Der richt damit sehr wenig aus.
Ein freundlich Wort mehr Frommen schafft,
Weib, Kind und Gsind es williger macht.

2. Im Regiment gehts auch so zu:
Wer sanft regiert, pflanzt Fried und Ruh.
Der allzeit schnarcht und fährt mit Gwalt,
Derselb hat ausregieret bald.

3. Ein Lehrer, der stets scharrt und pocht,
Der schafft beim Volk sehr wenig Frucht.
Braucht er kein Glimpf und sanften Muth,
Der Kirchen er viel Schaden thut.

4. Sanftmuth ein schöne Tugend ist,
Der sich selbs rühmt der Herre Christ;
Sanftmuth von ihm der lernen soll,
Wer will regiern und lehren wohl.

5. Sein besser Würz ist, denn das Salz,
Doch braucht man Honig, Zucker und Schmalz,
Wenn man ein Speis soll machen gut,
Übrig Salz Alles verderben thut.

6. Wer allzuscharf ein Waffen schleift,
Der lähmt sich selbst, so er drein greift.
Denn gar zu scharf macht Scharten viel,
Auch bricht, was Gwalt schnell biegen will.

7. Ein Maaß zu allen Ding ist gut.
Wohl dem, ders Mittel treffen thut;
Man sagt, zu viel sei ungesund,
Wers Maaß hält, der ist ein Ausbund.

8. Strafen hat auch sein Maaß und Ziel,
Wer allzeit poltern und schelten will,
Und allen Unflath regt und rührt,
Mit Schaden der lehrt und regiert.

9. Der oben aus und nirgend an,
Verfügt gar manchen theuren Mann;
Fahr schön, thu gmach und säuberlich,
So schaffst du Nutz bei männiglich.

10. Wer nicht bisweil durch d‘ Finger sieht,
Hört und hört nicht Alls, was geschieht,
Derselb oft Übel ärger macht,
Gmein, Fried und Nutz nicht wohl betracht.

11. Wer schlechts will mit dem Kopf hindurch,
Der gibt sich in groß Gfahr und Sorg,
Daß er sich nicht selber renn ab,
Und darnach Spott zum Schaden hab.

12. Wer Alls zu Pölzen(Pfeilen) drehen will,
Drei Kegel treffen alle Spiel,
Dem fehlts oft um ein Baurenschuh,
Ein Narr ists, der will sein zu klug.

13. O wie selig ist diese Stadt,
Die Lehrer und Regenten hat,
Die Glimpf und Ernst bequemer Zeit
Brauchen mit aller Bscheidenheit.

14. Wer sich selbs lehret und regiert,
Ein Ehrenkranz der billig führt,
Wer aber ist nur ein Webstein,
Des Ruhm und Preis ist gring und klein.