Baumann, Christoph – Klagelied der Täufer

Wo soll ich mich hinkehren,
ich dummes Brüderlein?
Allein zu Gott, meinem Herren,
Der wird mein Helfer sein.
In aller meiner Noth,
Vertrau ich dir, mein Gott:
Du wirst mich nicht verlassen,
Mir beistehn bis in Tod.

Ich hab mir auserkoren,
Mein Gott, dein theures Wort:
Darum hab ich verloren
Der Welt Huld an allem Ort.
Gotts Huld liebt mich fürbaß,
Drum ich die Welt verlaß:
Hab Urlaub, arge Welt,
Ich bleib auf Christi Straß.

Durch dich bin ich gezogen,
Du ungetreues Meer,
Hast mich lang gnug betrogen,
Aufg’halten mit deim Heer.
Ich war der Sünden Knecht
That wider Gott Unrecht,
Ward blieb und werth gehalten,
Jetzt bin ich gar verschmäht.

Ein Schauspiel in der Welte
Jetzund an allem Ort,
Thun mich ein‘ Ketzer schelten,
Daß ich lieb Gottes Wort.
Kein‘ bessern Schatz ich hab,
Laß mich nicht wenden ab
Von meinem Gott und Herren:
Darum bin ich schabab (verachtet).

Kein‘ Platz hab ich auf Erden:
Wo ich doch nur hinkomm,
Muß ich gepeinigt werden;
Armuth ist mein Reichthum,
Kreuz und Trübsal mein‘ Freud
Band und Gefängniß mein Kleid:
Solche Hoffart thut geben
Der König in Ewigkeit.

Mit Ruh mag ich nicht bleiben
Bei den Thieren im Wald,
Herfür thut man mich treiben,
Wo ich mich aufenthalt.
Darf nirgend in kein Haus,
Sonst jagt man mich doch draus;
Muß mich ducken und schweigen,
Unmerkbar wie ein‘ Maus.

Ich bin auch gar verlassen
Von allen Freunden mein,
Verlegt sind mir all‘ Straßen,
Ihr G’fangner muß ich sein:
Wo sie nur finden mich,
Da muß herhalten ich,
Thun mich raufen und schlagen,
Hassen unschuldiglich.

Sie thun mir nicht vergunnen
Vom Tisch die Brosamlein,
Das Wasser aus dem Brunnen,
Noch auch der Sonnen Schein:
Vor ihn‘ hab ich kein‘ Fried,
Ins Haus lan sie mich nit,
Sie thun sich mein auch schämen,
Daß ich Christo nachtritt.

Ich bin verkauft, verraten,
Von denen allermeist,
Den ich meine Wohlthaten
Mit Lob allzeit geleist‘,
Gelaufen Tag und NAcht,
Treulich für sie gewacht,
Darum thun sie mich führen
Wie ein Lämmlein zur Schlacht.

Ihr Heil, das thät ich suchen,
Sie habens nit erkannt,
Thun mich darum verfluchen,
Verjagen ins Elend.
Im Haus, Feld, Holz und Wald,
Wo ich mich aufenthalt,
Thun sie mich herführziehen,
Treiben mit mir Gewalt.

Gleichwie man pflegt zu hetzen
Ein Hirschlein in dem Wald
Also ist mir das Netze
Gestellt, suchen mich bald.
Wo mich dann Einer findt,
Darauf schlägt, sticht und bindt;
Muß alle Winkel ausschleifen
Im Regen und im Wind.

Es thun mich auf verdammen,
Die Christen wollen sein,
Von wegen Gottes Namen,
Schließen mich aus ihrer G’mein.
Die scheinheilige Rott‘
Treiben aus mir den Spott,
Sprechen: ich sei des Teufels
Und hab hie keinen Gott.

Darum, daß ich ihn hassen
Ihr Sekt und Gleißnerei,
Und flieh der Sünden Straßen,
Geht über mich dieß groß Geschrei:
Ketzer, hinweg mit dir!
Mein Sünd mir werfen für,
Sprechen: Es soll der Henker
Disputiren mit mir.

Thun mich necken und plagen,
Reißen die Glieder mein.
Mein Gott, ich thus dir klagen,
Du wirst sehen darein.
Wie man so härtiglich
Allhie peinigt mich.
Ich thu mich dir befehlen,
Verlaß mich ganz auf dich!

Mein Gott, ich bitt von Herzen,
Vergib ihn‘ ihre Sünd,
Die mir zufügen Schmerzen;
Und erhalt deine Kind‘,
Wo sie sind überall
In diesem Jammerthal,
Verzagt, geplagt, gefangen,
Leiden großen Trübsal.

Herzallerliebster Vater,
Führ uns ins gelobte Land,
Aus aller Pein und Marter,
Schmerzen, Ketten und Band,
Zu deiner heilgen Gemein,
Da du wirst preist allein
Durch deine lieben Kindlein,
Die dir gehorsam sein.

Arnold, Gottfried – Vergiss mein nicht

1. Vergiß mein nicht, dass ich dein nicht vergesse
und meiner Pflicht, die ich, o Wurzel Jesse,
dir schuldig bin. Erinnre stets mein Herz
der unzählbaren Gunst und Lieblichkeiten,
die du mir ungesucht hast wollen zubereiten.
Du wirst, was mir hinfort gebricht,
vergessen nicht.

2. Verlier mich nicht, mein Hirt, aus deinen Armen,
aus deinem Schoß und herzlichen Erbarmen,
von deiner Weide honigsüßen Kost,
aus deinen Führen, Locken, Warnen, Sorgen,
das ich bei dir genieß vom Abend bis am Morgen.
Solang dein Stab sein Amt verricht,
verlier mich nicht.

3. Verlass mich nicht, mein Herr und bester Lehrer
bei der Gefahr so vieler Friedensstörer,
o wache selbst und lass dein Liebspanier
mich ringsherum mit tausend Schilden decken,
daß keines Feindes Macht und Heer mich kann erschrecken.
Dein Auge, das auf mich gericht‘,
verlass mich nicht.

4. Verstoß mich nicht, doch wie kannst du verstoßen?
Du weißt von lauter Liebe und Liebkosen,
von Gnad und Huld; denn dein mitleidig Herz
dich zwinget, meine Schwachheit stets zu tragen.
Wer wollt von solcher Treu an der Vollendung zagen?
Dein Herz, das dir so ofte bricht,
verstoß mich nicht.

5. Vergiß auch nicht, Herr, deine Reichsgenossen,
auf die dein Blut in voller Kraft geflossen,
o fasse sie in deiner Liebesbrust.
Gib, daß dein Zion sich bald deiner freue
und jedermann dir stift ein Denkmal deiner Treue
und keiner der so teuren Pflicht
vergesse nicht.

6. Vergiß mein nicht, und wer könnt dich vergessen?
Man kann ja das Geheimnis nicht ermessen,
daß du in mir und ich in dir soll sein.
Wie sollt ich nicht an dich, du an mich denken,
da du mich willst in dich und dich in mich versenken?
Du wirst mich ewiglich, mein Licht,
verlassen nicht.

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnold, Gottfried – So führst Du doch recht selig, Herr, die Deinen

So führst Du doch recht selig, Herr, die Deinen,
Ja selig und doch meistens wunderlich.
Wie könntest du es böse mit uns meinen,
Da deine Treu nicht kann verleugnen sich?
Die Wege sind oft krumm und doch gerad,
Darauf du läßt die Kinder zu dir gehn,
Da pflegt es wunderseltsam auszusehn,
Doch triumphiert zuletzt dein hoher Rat.

2. Dein Geist hängt nie an menschlichen Gesetzen,
So die Vernunft und gute Meinung stellt.
Den Zweifelsknoten kann dein Schwert verletzten
Und lösen auf, nach dem es dir gefällt.
Du reißest wohl die stärksten Band entzwei;
Was sich entgegensetzt, muß sinken hin;
Ein Wort bricht oft den allerhärtsten Sinn,
Dann geht dein Fuß auch durch Umwege frei.

3. Was unsre Klugheit will zusammenfügen,
Teilt dein Verstand in Ost und Westen aus;
Was mancher unter Joch und Last will biegen,
Setzt deine Hand frei an der Sternen Haus.
Die Welt zerreißt, und du verknüpfst in Kraft;
Sie bricht, du baust; sie baut, du reißest ein;
Ihr Glanz muß dir ein dunkler Schatten sein;
Dein Geist bei Toten Kraft und Leben schafft.

4. Will die Vernunft was fromm und selig preisen,
So hast du‘s schon aus deinem Buch gethan;
Wem aber niemand will dies Zeugnis weisen,
Den führst du in der Still selbst himmelan.
Den Tisch der Pharisäer läßt du stehn
Und speisest mit den Sündern, sprichst sie frei.
Wer weiß, was öfters deine Absicht sei?
Wer kann der tiefsten Weisheit Abgrund sehn?

5. Was alles ist, gilt nichts in deinen Augen;
Was nichts ist, hast du, großer Herr, recht lieb.
Der Worte Pracht und Ruhm mag dir nicht taugen,
Du giebst die Kraft und Nachdruck durch den Trieb.
Die besten Werke bringen dir kein Lob,
Sie sind versteckt, der Blinde geht vorbei;
Wer Augen hat, sieht sie doch nie so frei;
Die Sachen sind zu klar, der Sinn zu groß.

6. O Herrscher, sei von uns gebenedeiet,
Der du uns rötest und lebendig machst.
Wenn uns dein Geist der Weisheit Schatz verleihet,
So sehn wir erst, wie wohl du für uns wachst.
Die Weisheit spielt bei uns, wir spielen mit.
Bei uns zu wohnen ist dir lauter Lust,
Die reget sich in deiner Vaterbrust
Und gängelt uns mit zartem Kinderschritt.

7. Bald scheinst du hart und streng uns anzugreifen,
Bald fährest du mit uns ganz säuberlich.
Geschiehts, daß unser Sinn sucht aus zuschweifen,
So weist die Zucht uns wieder hin auf dich.
Da gehn wir denn mit blöden Augen hin,
Du küßest uns, wir sagen Beßrung zu;
Drauf schenkst dein Geist dem Herzen wieder Ruh
Und hält im Zaum den ausgeschweiften Sinn.

8. Du kennst, o Vater, wohl das schwache Wesen,
Die Ohnmacht und der Sinnen Unverstand;
Man kann uns fast an unsrer Stirn ablesen,
Wie es um schwache Kinder sei bewandt.
Drum greifst du zu und hältst und trägest sie,
Brauchst Vaterrecht und zeigest Muttertreu;
Wo niemand meint, daß etwas deine sei,
Da hegst du selbst dein Schäflein je und je.

9. Also gehst du nicht die gemeinen Wege,
Dein Fuß wird selten öffentlich gesehn,
Damit du siehst, was sich im Herzen rege,
Wenn du in Dunkelheit mit uns willst gehn.
Das Widerspiel legt sich vor Augen dar von dem,
Was du in deinem Sinne hast; wer meint,
Er hab den Vorsatz recht gefaßt,
Der wird am End ein andres oft gewahr.

10. O Auge, das nicht Trug noch Heucheln leidet,
Gieb mir der Klugheit scharfen Unterscheid,
Dadurch Natur von Gnade wird entscheidet,
Das eigne Licht von deiner Heiterkeit.
Laß doch mein Herz dich niemals meistern nicht,
Brich ganz entzwei den Willen, der sich liebt,
Erweck die Lust, die sich nur dir ergiebt
Und tadelt nie dein heimliches Gericht.

11. Will etwa die Vernunft dir widersprechen
Und schüttelt ihren Kopf zu deinem Weg,
So wollst du die Befestung niederbrechen,
Daß ihre Höh sich nur bei Zeiten leg.
Kein fremdes Feuer sich in mir entzünd,
Das ich vor dich in Thorheit bringen möcht,
Und dir wohl gar so zu gefallen dächt.
O selig, wer dein Licht ergreift und findt.

12. So ziehe mich denn recht nach deinem Willen,
Und trag und heg und führ dein armes Kind.
Dein innres Zeugnis soll den Zweifel stillen,
Dein Geist die Furcht und Lüste überwind.
Du bist mein alles, denn dein Sohn ist mein;
Dein Geist reg sich ganz kräftiglich in mir,
Ich brenne nun nach dir in Liebsbegier,
Wie oft erquickt mich deiner Klarheit Schein!

13. Drum muß die Kreatur mir immer dienen,
Kein Engel schämt nun der Gemeinschaft sich:
Die Geister, die vor dir vollendet grünen,
Sind meine Brüder und erwarten mich.
Wie oft erquicket meinen Geist ein Herz,
Das dich und mich und alle Christen liebt!
Ists möglich, daß mich etwas noch betrübt?
Komm, Freudenquell, weich ewig aller Schmerz.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnold, Gottfried – O Durchbrecher aller Bande

O Durchbrecher aller Bande,
der du immer bei uns bist,
bei dem Schaden, Spott und Schande
lauter Lust und Himmel ist,
übe ferner dein Gerichte
wider unsern Adamssinn,
bis dein treues Angesichte
uns führt aus dem Kerker hin.

Ists doch deines Vaters Wille,
daß du endest dieses Werk;
hierzu wohnt in die die Fülle
aller Weisheit, Lieb und Stärk,
daß du nichts von dem verlierest,
was er dir geschenket hat,
und es aus dem Treiben führest
zu der süßen Ruhestatt.

Ach so mußt du uns vollenden,
willst und kannst ja anders nicht,
denn wir sind in deinen Händen,
dein Herz ist auf uns gericht‘,
ob wir wohl von allen Leuten
als gefangen sind geacht‘,
weil des Kreuzes Niedrigkeiten
uns veracht‘ und schnöd gemacht.

Schau doch aber unsre Ketten,
da wir mit der Kreatur
seufzen, ringen, schreien, beten,
um Erlösung von Natur,
von dem Dienst der Eitelkeiten,
der uns noch so hart bedrückt,
ob auch schon der Geist zu Zeiten
sich auf etwas Bessers schickt.

Ach erheb die matten Kräfte,
sich einmal zu reißen los
und durch alle Weltgeschäfte
durchzubrechen frei und bloß.
Weg mit Menschenfurcht und Zagen,
weich, Vernunftbedenklichkeit,
fort mit Scheu vor Schmach und Plagen,
weg des Fleisches Zärtlichkeit.

Herr, zermalme, brich, vernichte
alle Macht der Finsternis,
unterwirf sie dem Gerichte,
mach des Sieges uns gewiß,
heb uns aus dem Staub der Sünden,
wirf die Schlangenbrut hinaus,
laß uns wahre Freiheit finden
droben in des Vaters Haus.

Wir verlangen keine Ruhe
für das Fleisch in Ewigkeit;
wie du’s nötig findst, so tue
noch vor unsrer Abschiedszeit;
aber unser Geist, der bindet
dich im Glauben, läßt dich nicht,
bis er die Erlösung findet,
da ihm Zeit und Kraft gebricht.

Herrscher, herrsche, Sieger, siege!
König, brauch dein Regiment!
Führe deines Reiches Kriege,
mach der Sklaverei ein End!
Aus dem Kerker führ die Seelen
durch des neuen Bundes Blut,
laß uns länger nicht so quälen;
denn du meinsts mit uns ja gut.

Haben wir uns selbst gefangen
in der Lust und Eigenheit,
ach so laß uns nicht stets hangen
in dem Tod der Eitelkeit;
denn die Last treibt uns zu rufen,
alle flehen wir dich an:
zeig doch nur die ersten Stufen
der gebrochnen Freiheitsbahn.

Ach wie teur sind wir erworben,
nicht der Menschen Knecht zu sein!
Drum, so wahr du bist gestorben,
mußt du uns auch machen rein,
rein und frei und ganz vollkommen,
nach dem besten Bild gebildt;
der hat Gnad um Gnad genommen,
wer aus deiner Füll sich füllt.

Liebe, zeuch uns in dein Sterben;
laß mit dir gekreuzigt sein,
was dein Reich nicht kann ererben;
führ ins Paradies uns ein.
Doch wohlan, du wirst nicht säumen,
laß uns nur nicht lässig sein;
werden wir doch als wie träumen,
wenn die Freiheit bricht herein.

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnold, Gottfried – Komm, beuge dich, mein Herz und Sinn

Komm, beuge dich, mein Herz und Sinn
Vor Christi Throne tief danieder.
Zu seinen Füßen sinke hin
Und bring‘ ihm deines Dankes Lieder.
Erkenne, wie du selbst aus dir nichts bist
Wie Gott in dir und allen alles ist.

Wo wär‘ in dir ein Funken Kraft,
Wenn du sie nicht erlangt von oben?
Wer hat dir Schutz und Ruh‘ geschafft
Vor deiner Feinde List und Toben?
Wer bändigte des Bösen finstre Macht?
Wer hat der Wahrheit Glanz ans Licht gebracht?

Wer hat dich aus der Noth befreit,
Dein Leben dem Verderb entrissen?
Wer krönt dich mit Barmherzigkeit,
Wer läßt dich seine Rechte wissen?
Ist er es nicht, der unerschöpfte Quell,
Der täglich noch uns zuströmt rein und hell?

Ja, deine Hand hat uns gefaßt
Und über all‘ Verdienst und Hoffen
Hinweggethan der Sünden Last,
Daß nun der Himmel steht uns offen!
Du machst das Herz von Furcht und Zweifel leer,
Und sel’ger Friede waltet um uns her.

Was zwischen uns sich drängen will,
Hat deine Kraft gar bald vernichtet;
Du hältst den Tempel rein und still,
Den du dir selbst in uns errichtet.
Ja, fest bestehet deine Herrlichkeit,
Die dir in uns der Vater hat geweiht.

Du überschüttest uns mit Lieb‘
Und reinigst Herzen, Mund und Sinnen,
Daß wir aus deines Geistes Trieb
Dich stets in uns mehr liebgewinnen.
Du drückst dem Geist der Reinheit Siegel auf,
Daß unbefleckt wir enden unsern Lauf.

So nimm dafür zu Opfer hin
Uns selbst mit allem, was wir haben;
Nimm Leib und Seel‘, nimm Herz und Sinn
Zum Eigenthum statt andrer Gaben.
Bereite selbst dir aus der Schwachen Mund
Ein würdig Lob; mach‘ deinen Namen kund.

Hierzu gieb einen Sinn und Muth,
Halt deine Gläub’gen fest zusammen,
Daß unser Herz von heil’ger Gluth
Entbrenn‘ in deiner Liebe Flammen.
Zu deinem Thron steigt unser Dank empor,
Bis würd’ger er erschallt im höhern Chor.

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnold, Gottfried – Ein schönes Paßions-Lied

1. JESU! deine heilge Wunden,
deine Quaal und bittern Tod
laß mir geben alle stunden
Trost in leibs- und seelen-noht.
Wenn mir fälle was arges ein
laß mich denken deiner Pein,
daß ich deine Angst und Schmerzen
wohl erwäg in meinem herzen.

2. Will sich gern in wohllust weiden
mein verderbtes fleisch und blut,
laß mich denken, daß dein Leiden
löschen muß der höllen-glut;
dringt der Satan ein zu mir,
hilf, daß ich ihm halte für
deine Wunden, Maal und Zeichen,
daß er von mir müsse weichen.

3. Wenn die welt mich will verführen
auf die breite sünden-bahn,
wollst du mich also regieren,
daß ich alsdenn schaue an
deiner Marter centner-last,
die du ausgestanden hast,
daß ich könn in andacht beleiben,
alle böse lust vertreiben.

4. Gib für alles, was mich kränket
mir aus deinen Wunden Kraft!
Wenn mein herz hinein sich senket,
so gib neuen Lebens-saft,
daß mich stärk in allem Leid
deines Trostes Süßigkeit;
weil du mir dein Heil erworben,
da du bist für mich gestorben.

5. Laß auf deinen Tod mich trauen,
o mein Gott und Zuversicht!
laß mich veste darauf bauen,
daß den tod ich schmecke nicht!
deine Todes-angst laß mich
stets erquicken mächtiglich!
Herr! laß deinen Tod mir geben
Auferstehung, Heil und Leben.

6. JESU! deine heilge Wunden,
deine Quaal und bittern Tod,
laß mir geben alle stunden
Trost in leibs- und seelen-noht::
sonderlich am letzten End
hilf, daß ich mich zu dir wend,
Trost in deinen Wunden finde,
und denn frölich überwinde!

Arnold, Gottfried – Zwo Lehr- und Trost-reiche Passionsbetrachtungen
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnd, Johann – O Vater, Unser Gott, es ist

O Vater, unser Gott, es ist
Unmöglich auszusinnen,
Wie du recht anzurufen bist;
Hilf selber uns beginnen
Und geuß, wie uns dein Wort verheißt,
In unsre Herzen deinen Geist
Der Gnad‘ und des Gebetes.

Laß ihn bei dir uns kräftiglich
Mit Seufzen stets vertreten.
So oft wir kommen, Herr vor dich,
Zu danken und zu beten.
Laß nicht nur sprechen unsern Mund,
Hilf, daß zu dir aus Herzensgrund,
O großer Gott, wir rufen.

Zeuch unser Herz zu dir hinauf
Im Beten und im Singen,
Und thu‘ uns auch die Lippen auf,
Ein Opfer dir zu bringen.
Laß dir gefallen, wenn wir dann
Mit Herz und Lippen dir uns nahn,
Sei, Herr, von uns nicht ferne.

Laß uns im Herzen und Gemüth
Auf unser Thun nicht bauen,
Laß einzig deiner großen Güt‘
Uns ganz und gar vertrauen.
Ob wir es gleich nicht würdig sein,
So wollest du aus Gnad‘ allein
Die Bitte uns gewähren.

Du, Vater, weißt, was uns gebricht
In diesem armen Leben,
Es ist dir auch verborgen nicht,
Wie wir in Nöten schweben.
Um Beistand flehen wir dich an,
Dein Vaterherze uns nicht kann
Verlassen, deine Kinder.

Dein Nam‘, o Gott, geheiligt werd‘,
Dein Reich laß zu uns kommen,
Dein Will‘ geschehe stets auf Erd‘,
Gieb Brod, Fried‘, Nutz und Frommen.
All unsre Sünden uns verzeih‘,
Steh‘ uns in der Versuchung bei,
Erlös‘ uns von dem Uebel.

Dies alles, Vater, werde wahr,
Du wollest es erfüllen;
Erhör‘ und hilf uns immerdar,
Um Jesu Christi Willen;
Denn dein, o Herr, ist allezeit
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Das Reich, die Kraft, die Ehre.

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arnd, Johann – O Geist, den wir empfangen

O Geist, den wir empfangen
Vom Vater und vom Sohn,
Der du bist ausgegangen
Von Christi Himmelsthron:
Komm, nimm dich unser an!
Komm, mache uns lebendig;
Komm, heile uns inwendig;
Führ‘ uns auf ebner Bahn!

Du kommst beseelend nieder
Auf das, was todt und wild,
Erneust Verlornes wieder
Zu Gottes Ebenbild.
Wend‘ uns durch Buß‘ und Reu‘
Von Sünden, von der Erden,
Damit wir himmlisch werden;
Schaff‘ unsre Herzen neu!

Du Finger Gottes, schreibe
Dein Lebenswort in mich!
Die Kraft des Höchsten treibe
Mein Herz beständiglich!
O Kraft, die alles schafft,
Du kannst uns mächtig machen;
Ach, schenke doch uns Schwachen
Die rechte Lebenskraft.

Laß uns nach dem nur streben,
Was Gott gefallen kann,
Und fang‘ ein ewig Leben
In unsern Herzen an.
Laß Christi heil’ges Bild
In uns Gestalt gewinnen,
Bis uns in allen Sinnen
Sein Will‘ und Wort erfüllt!

Droht uns der Trübsal Wetter,
Ist Welt und Feind erbost,
So sei du unser Retter,
Du einig wahrer Trost!
Weih‘ uns zu Priestern ein,
Zu Königen im Streiten,
Zu Helden in dem Leiden,
Zu Siegern in der Pein!

Laß uns dich nie betrüben!
Schmück‘ unsre Seelen aus
Mit Früchten, die auch drüben
Bestehn im Vaterhaus.
Ja, mach‘ uns allezeit
Zur Heiligkeit rechtschaffen;
Laß unser Glieder Waffen
Sein der Gerechtigkeit!

Herr, laß hier unsre Glieder
Nur deine Tempel sein,
Und droben füg‘ uns wieder
In Salems Mauern ein!
Erzeig‘ uns hier dein Licht
Geheim in stillem Hoffen,
Dann, wann der Himmel offen,
In Gottes Angesicht!

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Anglicus, Johannes – Das lobgesang Simeonis Nunc dimittis etc. Luce. II.

1. In friden dein, o Herre mein,
wolst mich nun rugen lassen!
Als mir ward bscheyd von dir geseyt,
so hast mich yetzt begossen,
Das mein gesicht mit freuden spricht,
den heyland habs gesehen!

2. Eyn werden gast beretet hast,
vor allen völckern große.
Der heyden gesicht im liecht bericht,
macht sie glaubens gnossen,
Eyn lob und ehr groß durch dich, o herr,
würt Israhel deim volcke!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Anglicus, Johannes – Das lobgesang Benedictus Zacharie Luce. 1

1. Gebenedeit sey Gott der Herr
des Israhels der höchste!
Der hat besucht und gschicket her,
das er sein volck erlößte,
Hat uff gericht, wie man yetz sicht,
von Davids hauß das horen
Der seligkeyt, den sündern bhreyt,
die darzu sind erkoren.

2. Vor langer zeit hats zu geseyt
durch den mund der Propheten,
Zu retten sie ist er bereyt
von den feinden auß nöten,
Vons hassers hand, sie alle samt,
wie er dann hat verheyssen,
Barmhertzigkeyt weit außgespreyt,
den vättern ists geleystet.

3. Er hat gedacht an seinen bund,
dem Abraham geschworen,
Dadurch denn auch ein yeder kunt,
von Gott auß forcht erkoren
Vons feindes krafft, an Gott behafft,
mit heylgter forchte streben
In grechtem sin gantz frey dahyn,
dieweil er hat das leben.

4. Unnd du vil seligs kindelin,
würst Gotts Prophet genennet,
Dann sein vorgenger soltu sein,
auff das er werd erkennet,
Zur seligkeyt auch werd bereyt,
sein volck da hyn die stroße,
Wenn er hyn lath ihr missethat,
macht sy so quit und loße.

5. Durch sein barmhertzigkeyt dß gschicht,
die oben rhab sich leytet,
Darinn gar bald den trost erficht,
der jämerlich lag gespreytet
In finsterniß unnd todes biß,
darinn so gar on mute,
Drumb unser süß nimm schlipffen muß
auß frydens strassen gute.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer