Blaurock, Jörg – Schreien zu Gott und Fürbitte

Diß Lied hat Jörg Blaurock gemacht, zu Clausen im Etschland, mit einem, Hans von der Reve genandt, verbrant AD 1528. Im Thon, wie man die Tagreiß singt.

Herr Gott, dich will ich loben
von jetzt biß an mein endt,
Daß du mir gabst den glauben
durch den ich dich erkendt,
Dein heilges wort sendst du zu mir,
welchs ich auß lauter gnaden
bey mir befind und spür.

Von dir hab ichs genommen,
wie du, O Herr, wol weyst,
Nicht leer wirts widerkommen,
hoff ich, und sterck meinen geist,
Daß ich erkenn den willen dein,
deß thu ich mich erfreuen
in meines hertzen schrein.

Gar sehr thets mich erschrecken,
da ichs befand in mir,
Ein bürd wolt mich erstecken:
werstu nicht kommen schier
Mit deinem wort, der gnaden schein,
het ich müssen erligen
und leiden ewig pein.

Hierauff so wil ich loben
und preisen ewiglich
Dein Namen hoch dort oben,
daß du erzeygest dich
Allzeit, wie sichs ein Vatter zimt,
wolst mich doch nicht verstossen,
wehl mich zu deinem kindt.

Zu dir, Herr, thu ich schreien,
hilff, Gott und Vatter mein,
Daß ich auß lieb und treuen
ein kindt und Erb sey dein!
O Herr, sterck mir den glauben sehr,
sonst gieng der bau zu drümmern,
wo dein hülff nicht da wer.

Vergiß mein nicht, O Herre,
wolst allzeit bei mir seyn!
Dein geist mich schütz und lehre,
daß ich im leiden mein
Getröstet werd zu aller zeit
und ritterlich erober
den sieg in disem streit!

Der feind hat auff mich gschlagen
im feld, darinn ich lig,
Wolt mich darauß verjagen,
Herr, du gabst mir den sieg!
Mit scharffer wehr er auff mich trang,
daß all mein leib thet zittern
vor falscher lehr und zwang.

Deß liest dich, Herr, erbarmen,
durch dein gnad, hilff und krafft
Halffst deinem Sohn, mir armen,
und maches mich sieghafft.
O Herr, wie bald du mich erhörtst,
kamst starck mit deiner hilffe,
den Feinden selber wehrst.

Darumb so wil ich singen
zu lob dem Namen dein,
Und ewiglich verkünden
die gnad, die mir erschein.
Nun bitt ich dich vor all dein kindt,
wolst uns ewig bewahren
vor allen Feinden gschwindt.

Auff fleisch kan ich nicht bauen,
es ist zu schwacher art:
In dein wort wil ich trauen,
das sey mein trost und hort,
Darauff ich mich verlassen thu,
wirt mir auß allen nöten
helffen zu deiner rhu.

Die stund deß letzten tagen,
so wir nun müssen dran,
Wolst uns, Herr, helffen tragen
das Creutz wol auff dem plan,
Mit aller gnad dich zu uns wend,
daß wir mögen befehlen
den geist in deine händ.

Hertzlich thu ich dich bitten
vor alle unsere feind,
Wolst in, O Herr, mit sitten,
wie vil doch deren seind,
Nit rechnen ihre missethat!
das gescheh nach deinem willen,
deß bitt ich dich, O Gott.

Allso wil ich mich scheyden
sampt den gefehrden mein,
In gnad woll uns Gott leyten
wol in das reiche sein,
Das wir im glauben ohn zweifel seind,
sein heilges werck volenden,
der geb uns krafft ins endt.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Schreibe einen Kommentar