Blaurer, Ambrosius – Der CXXIX. Psalm.

Saepe expugnauerunt me rc.

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschauer, Im Jar D.M. XL“)

SAg, Israel: min lyb und seel
ward von der wält offt trenget,
Von jugent an helt sich der span,
syd Christus blut mich bsprenget:
Noch bschirmpt mich Gott gantz sicherlich,
in schwachheit stat min stercke,
Ob glych min ruck sich vor im buck,
lydt lang jrs pflügens wercke.

Der Herr recht richt, jr seil zerbricht,
verwirfft diß gottloß gsinde,
Das sy zuhand fliehend mit schand,
all, die Zion sind fynde,
Und er sy mach wies höw im tach,
des krafft on sücht verschmorret,
Das niemen schnydt, noch garben gyt,
er mans ußroufft ists dorret.

Also veracht mit all irm pracht
wirdt bald diß blutig rotte,
Ein yeder ouch, der achtet hoch,
jr ding wirt mit jm zspotte.
Wär frü unnd spaat für sy her gaat,
wünscht inn kein Gottes segen:
Din Nam, o Herr, ist von jnn ferr,
müsend sich din verwegen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Behm, Martin – O Jesu Christ, meins Lebens Licht

1. O Jesu Christ, meins Lebens Licht,
Mein Hort, mein Trost, mein Zuversicht,
Auf Erden bin ich nur ein Gast,
Und drückt mich sehr der Sünden Last.

2. Ich hab vor mir ein schwere Reis
Zu dir ins Himmels Paradeis;
Das ist mein rechtes Vaterland,
Darauf du hast dein Blut gewandt.

3. Zur Reis ist mir mein Herz sehr matt,
Der Leib gar wenig Kräfte hat;
Allein mein Seele schreit in mir:
Herr, hol mich heim, nimm mich zu dir!

4. Drum stärk mich durch das Leiden dein
In meiner letzten Todespein;
Dein Blutschweiß mich tröst und equick,
Mach mich frei durch dein Band und Strick!

5. Dein Backenstreich und Ruten frisch
Der Sünden Striemen mir abwisch,
Dein Hohn und Spott, dein Dornenkron
Laß sein mein Ehre, Freud, und Wonn.

6. Dein Durst und Gallentrank mich lab,
Wenn ich sonst keine Stärkung hab;
Dein Angstgeschrei komm mir zu gut,
Bewahr mich vor der Höllen Glut.

7. Wenn mein Mund nicht kann reden frei,
Dein Geist in meinem Herzen schrei;
Hilf, daß mein Seel den Himmel findt,
Wenn meine Augen werden blind.

8. Dein letztes Wort laß sein mein Licht,
Wenn mir der Tod das Herz zerbricht;
Behüte mich vor Ungebärde,
Wenn ich mein Haupt nun neigen werd!

9. Dein Kreuz laß sein mein Wanderstab,
Mein Ruh und Rast dein heilges Grab,
Die reinen Grabetücher dein
Laß meinen Sterbekittel sein.

10. Laß mich durch deine Nägelmal
Erblicken die Genadenwahl;
Durch deine aufgespaltne Seit
Mein arme Seele heimgeleit!

11. Auf deinen Abschied, Herr, ich trau,
Darauf mein letzte Heimfahrt bau;
Tu mir die Himmelstür weit auf,
Wenn ich beschließ meins Lebens Lauf

12. Am Jüngsten Tag erweck meinn Leib,
Hilf, daß ich dir zur Rechten bleib,
Daß mich nicht treffe dein Gericht,
Welchs das erschrecklich Urteil spricht.

13. Alsdann meinn Leib erneure ganz,
Daß er leucht wie der Sonne Glanz
Und ähnlich sei deinm klaren Leib,
Auch gleich den lieben Engeln bleib.

14. Wie werd ich dann so fröhlich sein,
Werd singen mit den Engelein
Und mit der Auserwählten Schar
Ewig schauen dein Antlitz klar.

Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home

Behm, Martin – 16. Dezember

Im Ton: Vom Jäger

Der Christmond ist vorhanden,
Des sind wir freudenvoll,
Hier und in allen Landen
Man Gott drum preisen soll.
Jesu, Marien Sohne,
Der du Messias bist,
Dir sei Lob in deim Throne
Jetzt und zu aller Frist.

Jesu, du Gnadensonne,
Dein Strahlen zu uns wend
Und unser Sünden schone,
Steh bei uns bis ans End.
Das Herz wollst uns entzünden
In wahrer Andacht fein,
Daß wir dein Gnade finden
Und stets dein eigen sein.

Du wollst uns nicht verlassen
In dieser kalten Zeit,
Wenn Trübsal kömmt ohn Maßen,
Dein Hülf sei uns bereit.
Erwärm uns durch dein Gnade,
Daß wir geduldig sein,
Und unser Seel nichts schade,
Wenns Unglück kömmt herein.

Herr, du wollst unser walten,
Dein Geist mach uns bereit,
Daß wir in Andacht halten
Die liebe Weihnachtszeit;
Daß wir dich herzlich loben
Hier in der Christenheit
Und mit den Engeln droben
In alle Ewigkeit.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 15. November

Im Ton: Laßt uns Gottes Güte preisen.

Wenn ich bedenk die Güte,
So uns Gott stets beweist,
So freut sich mein Gemüthe,
Mein Leib und Seel ihn preist
In rechter Innigkeit.
Viel guts hat er bescheret,
Davon er uns ernähret.

Er giebt uns Holz zu feuern,
Wenns frostig ist und kalt,
Bestellt uns Ställ und Scheuern,
Ein reichen Unterhalt,
Getreid, Wild, Vieh und Schwein;
Wir nehmen Brod von Söllern,
Den Trank aus unsern Kellern,
Da wird der Most zu Wein.

Drum solln wir Gott dem Herren
So wohl dem Kaiser sein
Nun geben ohn Beschweren,
Was wir ihm schuldig sein.
Das helf uns Jesus Christ,
Daß wir Gott dienen alle,
Zu loben ihn mit Schalle
Hier und in jener Frist.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 14. Oktober.

Im Ton: Von Gott will ich nicht lassen.

Gott, reich über alle,
Dein Macht unendlich ist:
Wir preisen dich mit Schalle,
Weil du so gütig bist.
Bescherst uns Speis und Trank,
Daß voll sind Scheun und Söller,
Mit Most und Wein die Keller,
Zu zehrn den Winter lang.

Gieb uns dein Geist und Gnade,
Daß wirs mißbrauchen nicht,
Daß uns nicht Schand und Schade
Dadurch werd zugericht.
Hilf, daß wir mäßig sein
Und mit reinem Gewissen
Dein Gaben all genießen,
Daß wir nicht haben Pein.

Ein Weinberg gepflanzet,
Der ist dein Kirch auf Erd,
Mit guter Hütt verschanzet,
Daß er nicht werd zerstört.
Der bringt recht Traubenblut; –
Dein Gnad, o Herr, ich meine,
Die uns erquickt alleine
Und uns erfreuen thut.

Den wollst du selbst verwalten,
Daß ihn kein Wild zerreiß,
Und ihn im Bau erhalten
Zu deinem Lob und Preis.
Der Weinstock Jesus heißt,
An dem wir sind als Reben,
Von dem wir haben das Leben
Und tragen Frucht im Geist.

Füll unser Herz mit Freuden
Von dies Weins Süßigkeit,
Daß uns nichts möge scheiden
Von deiner Gütigkeit,
So lang wir sind auf Erd,
Bis wir vor deinem Throne
Empfangen die Ehrenkrone,
Da uns Freud ist beschert.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 13. September

Im Ton: Wer in dem Schutz des Höchsten ist.

Mit Wiederholung der letzten Verse.

O höchster Gott, dein Güt ist groß,
Die jährlich wird gespüret,
Dieweil die Erd ohn Unterlaß
Mit Früchten wird gezieret.
Du giebst uns Vogel, Obst und Fisch,
Die trägt man auf an unserm Tisch.
Die Hitz wird abgekühlet,
Wie mans in Lüften fühlet.

Herr, hilf, daß ich die Vorsorg dein
Im Glauben lern erkennen,
Daß ich dir möge dankbar sein
Und dich mein Vater nennen,
Damit ich mich gern nach dir richt,
Nach deim Befehl verbring mein Pflicht.
O Herr, du wollst mich stärken
Zum Glaubn und guten Werken.

Zu dir mein Hoffnung steht allein,
Regier mein Herz und Sinnen,
Auf daß ich, wie die Vögelein,
Dem Unglück mög entrinnen.
Mein Gang und Zug hier also schick,
Daß mich nicht fang des Satans Strick,
Darin ich muß verderben,
Des andern Todes sterben,

Vor Untreu mir mein Herz bewahr,
Daß ich nicht mög nachstellen
Dem Nächsten, ihn in Noth und Fahr
Zu bringen und zu fällen.
Viel mehr hilf, daß ich ihm mit Fleiß
In Nöthen Lieb und Treu beweis,
Als daß ich ihn sollt hassen
Und ihn im Kreuz verlassen.

Verleih, daß ich mich williglich
Zu deinem Dienst ergebe
Und deiner Gaben mäßiglich
Gebrauche, weil ich lebe;
Und wenn ich wie das Laub abfall,
So hilf, daß ich der Höllen Qual
Im Glauben mög entfliehen,
Laß mich in Himmel ziehen.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 12. August

Im Ton: Lobt Gott, ihr frommen Christen.

Nun laßt uns alle preisen
Des höchsten Vaters Gnad,
Der uns guts thut beweisen
Auf Erden früh und spat
Und uns jährlich bescheret
Das liebe täglich Brot,
Und was der Mensch begehret
Zur Seel- und Leibesnoth.

Die Frücht man jetzt einführet,
Die uns gewachsen sind,
Draus man sein Liebe spüret,
Weil wir sind seine Kind.
Er giebt uns Korn und Weizen,
Gerst, Hafer und viel Frücht,
Dadurch er uns thut reizen,
Daß man sich nach ihm richt.

O Vater aller Frommen,
Wir sind dein Kinderlein,
Viel guts haben wir bekommen,
Drum wir dir dankbar sein.
Du wollst uns benedeien,
Was wir geerntet han,
Auch Rath und Fried verleihen,
Daß mans genießen kann.

Gieb, daß wir uns der Armen
Mit Treuen nehmen an,
Derselben uns erbarmen,
Wie du uns hast gethan.
Laß uns des Leibes pflegen,
Daß er nicht werd zu geil,
Daß wir nicht deinen Segen
Verlieren, unser Heil

Hilf, daß wir hie aussäen
Mit reinem Sinn und Muth,
Damit wir dort einnehmen
Das große himmlisch Gut.
Laß uns doch nicht verderben,
Nimm uns ins Himmelreich,
Daß wir dein Güter erben
Und sein den Engeln gleich.
Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 10. Juni.

Im Ton: Lobt Gott, ihr frommen Christen.

Lobt Gott in allen Landen,
Und laßt uns fröhlich sein,
Der Sommer ist vorhanden
Die Sonn giebt hellen Schein;
Der Winter ist vergangen,
Das Feld ist voller Frücht,
Die wir von Gott empfangen,
Wie man vor Augen sicht.

Herr, gieb durch deinen Segen
Zur Noth den Sonnenschein,
Dazu die sanften Regen,
Die du uns schaffst allein.
Die Frücht im Feld vermehre,
Behüt vor Reif und Schloß
Und allem Unrath wehre,
Dein Güt und Macht ist groß.

Und wenn die Donner schallen,
Daß alles saust und kracht,
Die Blitz und Keil rab fallen
In deinem Zorn und Macht,
So wollst du uns bewahren,
Halt uns in deiner Hut,
Laß uns nichts wiederfahren
An unserm Leib und Gut.

Gieb uns auch hier auf Erden
Die geistlich Sommerzeit,
Daß uns bei den Beschwerden
Dein Hülf auch sei bereit,
Damit wir willig tragen
All Trübsal, Angst und Noth
Und endlich nicht verzagen,
Wenn uns hinreißt der Tod.

Laß uns dein Geist regieren,
Damit wir fruchtbar sein
Und unser Herzen zieren
Mit manchen Blümelein.
Hilf, daß die Röslein blühen,
Liljen und Rittersporn,
Recht thun und Sünde fliehn,
Daß wir nicht sein verlorn.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 9. Mai

Im Ton: Ich danke dir, lieber Herre.

Wie lieblich ist der Maien
Aus lauter Gottes Güt,
Daß sich die Menschen freuen,
Weil Alles grünt und blüht.
Die Thier sieht man jetzt springen
Mit Lust auf grüner Weid,
Die Vöglein hört man singen,
Die loben Gott mit Freud.

Herr, dir sei Lob und Ehre
Für solche Gaben dein;
Die Blüt zur Frucht vermehre,
Laß sie ersprießlich sein.
Es steht in deinen Händen,
Dein Macht und Güt ist groß,
Drum wollst du wieder wenden
Melthau, Frost, Reif und Schloß.

Herr, laß die Sonne blicken
Ins finstre Herze mein,
Damit sichs möge schicken,
Fröhlich im Geist zu sein;
Die größte Lust zu haben
Allein an deinem Wort,
Welchs mich im Kreuz kann laben
Und weiß des Himmels Pfort.

Mein Arbeit hilf verbringen
Zu Lob dem Namen dein,
Und laß mir wohl gelingen,
Im Geist fruchtbar zu sein.
Die Blümlein laß aufgehen
Von Tugend mancherlei,
Damit ich mög bestehen
Und nicht verwerflich sei.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – 8. April

Im Thon: Ich danke dir, lieber Herre.

O Jesu, mein Erretter,
Wie rauh und ungestüm
Ist das Aprillenwetter,
Weil ich auf Erden bin.
Die Sonn verbirgt die Strahlen,
Es bläst ein sauer Wind,
Kühl Regen hört man schallen,
Manch Unrath sich auch findt.

Also hab ich auf Erden
Der Angst und Trübsal viel,
Des Jammers und Beschwerden
Ist weder Maß noch Ziel; –
Drum ich oft heiße Zähren
Vergieß in meiner Noth.
Dem Kreuz kann ich nicht wehren,
Du kannsts allein, mein Gott.

Herr, laß in meinen Schmerzen
Blicken den Sonnenschein,
Daß ich Torst hab im Herzen
Und könne ruhig sein.
Mein Trübsal wollst du wenden,
Es währt ein kurze Zeit;
Es steht in deinen Händen,
Wo du willst geben Freud.

Mein Herz wollst offenbaren,
Daß man sein Früchte merk,
Die drin verborgen waren,
Das sind des Glaubens Werk.
Hilf, das ich guts mög säen;
Mein Leib und Seel mach rein,
Laß mich in Himmel gehen,
Und ewig bei dir sein!

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder