Weisse, Michael – Zum Begrebnis der Kinder

PReis sey dem allmechtigen Got,
der alle ding geschaffen hat,
Alles jnn seinen henden helt
vnd damit thut was jhm gefellt.

Er lest viel kinder auf erden
jnn sunden geboren werden,
Nimpt etliche iung von hinnen,
das sie nicht mehr sunden beginnen.

Wol denen allen, welchenn Got
nicht zutzeelt Adams missetat,
Denn sie werden nicht verlorenn
inn der sund ihn angeboren.

Got hilfft aus gnad vnd nicht aus pflicht,
nimpt ein kindt an, das ander nicht,
Vnd welchs er begabt, weis niemant,
biß an sein früchten wirt erkant.

Die tauff on geist vnd glaubens bund
macht keines menschen seel gesundt,
Ja auch kan durch frembd verbinden
niemandt los werden der sundenn.

Denn nicht am wollen vnd lauffen,
noch am predigen vnd tauffenn,
Sonder am Herren liegts allein,
der begabt vnd macht sein volck rein.

Niemant kan wissenn, welch kindt Got
auserwelte vnnd begabet hat,
Bis er an der frucht probire,
obs der geist Gottes regire.

Niemandt kennet des bawmes art,
eh sich seine frucht offenbart,
Vnd des kindes niemandt denn Got,
der es gantz jnn seiner gwalt hat.

Wo ers mit seinem geist anblest
vnd inn der iugent sterben lest,
So darffs nicht (wie wir) trubsal sehn,
ia ihm mag nimmer bas geschehnn.

Stierbt aber eins vons teufels heer,
dem, wirt die helle nicht so schwer,
Als dem, welchs lang auf erden bleibt
not leidet vnd viel böses treibt.

Nicht vber den todt der kinder,
sonder vber die todtsunder,
Die von Got zur hellen eilen,
solt man stetz weinen vnd heulen.

Viel harm, viel müh vnd vntugent
vertzert der todt inn der iugent,
Darumb ist besser jung sterben,
denn alt werden vnd verderben.

Wer aber lang vnnd wol lebet,
dem willen Gotes nachstrebet,
Der wirt auch zu letzt wol sterben
vnnd des lebens kron erwerben.

Wol dem menschen, der Gottes ioch
auf sich nimpt vnd tregts Christo nach,
Fecht an bald inn seiner kintheit,
denn einn gros lohn ist ihm bereit.

O Herre, hilff, das wir auch dein
vnnd dir alltzeit gehorsam sein,
Bestendig durch deine warheit
aufsteigen zur freud vnd klarheit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Michael Weisse – Weltlich ehr vnd zeytlich gut,

Weltlich ehr vnd zeytlich gut,
wollust vnd aller vbermut
ist eben wie ein graß,
Aller bracht vnd stoltzer rhumm
verfelt als ein wisenblumm:
O mensch, bedenck eben das
vnd versorge dich noch baß!

Dein End bild dir teglich für,
gedenck, der Todt ist für der thür
vnd wil mit dir dauon,
Er klopfft an vnd du must hrauß
vnd da wird nichts anders auß:
Hettestu nu recht gethan,
so fündestu guten lohn!

Wenn die seel von hynnen fert
vnd jr leyb, von würmern vertzert,
wider wird aufferstehn,
Als dann vor Göttlicher krafft
geben sollen rechenschafft,
O wie wird er do bestehn,
weyl er ietzt will müssig gehn!

Denn dort wird eyn reynes hertz
vil mehr gelten denn alle schetz
vnd aller menschen gut;
Wer sich hie verfügt mit Gott,
der wird dort nicht leyden not,
Wer itzt Gottes willen thut,
der wirt dort sein wolgemut.

Ein gut gewissen allein
ist vil besser denn Edlestein
vnd köstlicher denn Gold;
Wer es in Christo erlangt
vnd jm öördentlich anhangt,
Dem vergibt Gott seyne schuld,
steht jm bey vnd ist jm hold.

Kein reychthumb noch keine gwalt,
keine zierheyt noch schön gestalt
hielfft was zur seligkeyt,
Es sey denn das Hertz zu gleych
inn Göttlichen gaben reych
Vnd geziert mit geystligkeyt
inn Christi teylhafftigkeyt.

Christus redet offenbar
vnd spricht zu aller menschen schar:
wer mit mir herrschen wil,
Der nemm auch sein Creutz auff sich,
vnterwerff sich willigklich,
Halt sich nach meinem beyspil,
thu nicht wie sein Adam wil.

O mensch, sih an Jesum Christ,
so fern er dir zum beyspiel ist,
vnd vntergib dich gar,
Nimm auff dich sein süsses joch
vnd folg jm hie trewlich noch,
So kömpstu zur Engel schar,
die des wartet jmmerdar.

Glaub dem Herrn auß hertzen grund
vnd bekenn jn mit deinem mund
vnd preyß jn mit der that,
Thu jm fleyssig deine pflicht,
wie dich sein wort vnterricht,
So wird er mit seiner gnad
dir bey stehn inn aller not.

Regier dich nach seiner leer
vnd gib jm allzeyt lob vnd ehr
mit vnterthenigkeyt,
Sprich hertzlich mit jnnikeyt:
O Gott inn Dreyfaltigkeyt,
Dir sey danck vnd herrligkeyt
hie vnd dort inn ewigkeyt!

Quelle

Weisse, Michael – Von dem Testament des Herr, Das ist, von seinem leichnam und bluot Testaments weiß.

CHristus der Herr vergoß sein blut
allen ausserwelten zu gut,
Er gab sich für seyn volck inn todt,
das er ihm hulff auß aller not.

Nu ist er dort vor Gottes trohn
mitt seim opffer, für vnns gethan,
Da frommet er vnns gar vil mehr,
denn so er leiblich bey vns wer.

Dort erwirbt er vns gutte gab,
schickt einen andern tröster hrab,
Der leeret vns nach seinem sin
vnd zeucht vnns von der welt zu ihm.

Auff erden ist er durch den geist,
den er ein andern tröster heist,
Hat wonung in seiner gemein
vnd macht sie durch den glauben rein.

Diser zu dienst vor seinem end
verordnet er sein Testament,
Nahm brot vnnd wein, wie vil er wolt,
vnnd zeiget an, was es sein solt.

Sprach, Nempt vnd ept, das ist mein leib,
da durch ich euch mein gut verschreib!
Auch, Nempt vnd trinckt, das ist mein blut,
vnd dencket mein, so offt ihr thut!

So ist nu die leibliche speiß
sein leib vnd blut testaments weiß,
Vnd die boten von got gesandt
haben sie vnter ihrer handt.

Welch auch nach der schrifft vnterricht
mercken, wem sie dien oder nicht,
Auff das sie nicht, wie Paulus spricht,
imanden dienen zum gericht.

Wer Christo von hertzen anhangt
vnnd die speiß ordentlich erlangt,
Der ist versichert, das ihm Gott
all sein sünd vergeben hatt.

Sey auch verfügt seiner gemein
vnnd inn Christo heilig vnnd rein,
Seind auch alle werck, die er thut,
Got angenehm, löblich vnd gut.

Verkest er denn die herlikeit,
thut wider Christlich einikeit,
So wirt ihm dise speiß versagt,
als einem, so der welt nachiagt.

So er denn seine sach verricht
vnd sich bessert nach seiner pflicht,
Wirt ihm getzeugt mitt dieser speiß
gnad vnd heil nach voriger weiß.

Wer diss veracht, der lestert Got,
der es also verordnet hat;
Wee aber einem, der es thut,
denn er verdient der hellen glut.

O Jhesu Christ, wir bietenn dich:
heilige deinn volck innerlich,
Machs durch den geist der warheit frey,
Das diser speise wirdig sey!

Quelle in der Glaubensstimme

Weisse, Michael – Leergesang vom inneren Leben.

GOt der vater hat seinem sohn vns zu gut
vertrewet vnd vereiniget fleisch vnd blut,
Hochzeit zugericht geistlicher weise,
seinen tisch besatzt mitt edler speise;

Seine botten außgesant, durch die er spricht:
kompt zur hochzeit, denn der tisch ist zugericht,
Das gesetz hat schon ein end genommen,
gnad vnnd warheit ist durch Christum kommen!

Sölchen boten sendet Gott noch immerdar,
an den früchten werden sie wol offenbar,
Wer sie kennen soll vnnd jhnen glauben,
der muß geistlich armut bey sich haben.

O mensch, sich, wie dich Gott auß barmhertzigkeyt
ruffen lesst zu tewrer kost vnd seligkeyt!
Nim die botten an vnnd laß dich weisen,
wie du kommen solt zu solcher speyse.

Erstlich mustu erkennen, das du für Got
vngerecht bist vnd zu seinem willen todt,
An dir selbest mustu gantz vertzagen,
auch deim eigen willen widersagen.

Must auch bieten, das dich Got annehmen wolt,
dich nicht straffen vmb all deine sünd vnd schult,
Sonder durch seine boten regieren
vnd mit seinem wort zu Christo füren.

Wenn du nu Christum gehort aus jhrem mund
vnd den gantzen glauben hast ins hertzen grund,
Mustu dann einn bund mit Gote machen,
da absagen allen teufels sachen.

Gott jnn Christo mustu dich ergeben frey,
das er dir ein bermhertziger vater sey
Vnd du sein geheiligt kindt auf erden,
also Christi bruder möchtest werdenn.

Auf disen bund wenn du dich nu tauffen lest,
versigelt dir got durch seine boten fest,
So du disen bundt trewlich wirst halten,
das er dein wiel als eyn vater walten,

Er zewget dir da, das Christus sey dein heil,
sein verdienst vnnd gut gar reichlich mit dir teil,
Er auch deine werck herlich belonenn
vnnd deiner gebrechen wiel verschonen.

Wenn du dich darnach jnn dieser gnadprobirst,
gebrechen vnnd seel jnn deinem hertzen spürst,
Da für hat er dir verordnet speise,
brot vnd wein, sein leib Testamentsweise.

Da mit stellet er dein gewissen zu fried,
zeuget dir, das du seyst seines leibes glied,
Vnd deine gebrechen, dir vneben,
durch sein opffer dir hie seind vergeben.

Bleibestu jnn Christo vnnd beweisest that,
so wirt dir getzewget an des Herren stat,
Das dein geistlich streit nicht sey vergebens,
sonder wirdig der kronenn des lebens.

O mensch, fasse diss alles jnn deinenn mut
vnnd halt dich zu diesem allerhöchsten gut!
O sich, das du diesen Gotes willen
vnd nicht deines fleisches wirst erfüllen!

Diser will ich königliche priesterschaft,
geistlich ehe, klug vnd heilige junckfrauschaft,
Ja das ist der bund, vonn dem Got saget,
ausser welchen jhm kein dienst behaget.

Petrus zeiget jnn seiner Epistel an,
das die tauff on disenn bund nicht heilen kan,
Darumb, die mit Christo wollen leben,
müssen sich jnn seinen bund ergeben.

Ey, dancken wir Got mit hertzen, mund vnd that,
das er vns zu sölcher gnad beruffen hat,
Bieten auch, er wolt vnns stetz bewaren,
das wir disen bund nicht lassen faren!

Quelle: Quelle in der Glaubensstimme

Michael Weisse – O Höchster Gott von ewigkeyt

O Höchster Gott von ewigkeyt,
sich heut an all elenden,
Die sich von vngerechtigkeyt
zu dir han lassen wenden
Vnd aller boßheyt abgesagt,
da mit sie nur was dir behagt
würklich möchten volenden.

O bewar sie durch deine güt,
sey jr schutz, Herr, auff erden!
Regier jren Geyst vnd gemüt,
las sie nicht krafftlos werden,
Denn sie seind dir geheyliget
vnd durch die lieb vereyniget
zu Heyligen geberden.

Sey jn ein trost vnd milter Gott,
wie sie denn jn dich hoffen,
Dich auch inn trübsal, angst vnd nodt
von hertzen grund anruffen;
Wend dich zu jn, o höchstes gut,
erfrew jren betrübten mut,
hilff jn mit deinen waffen!

Leit sie auff deiner ban zur rhu,
sih zu auff allen seitten,
Das jm der trach nicht schaden thu,
sie auch nicht schedlich gleyten!
Denn wo du nicht jr fürer bist,
können sie für des Teuffels liest
zu deiner rhu nicht schreyten.

Weyl du allein allmechtig bist
vnd sie inn dich vertrawen,
In Christo, der jr grundtstein ist,
auff welchen sie sich bawen,
So steh jn bey vnd nim jr war,
das jn kein schaden widerfar,
von feinden sehr verhawen.

Gib jn zu allen seiten krafft,
wie du hast angefangen,
Das sie durchs glaubens Ritterschafft
ein selig end erlangen,
Im Himelreich des lebens kron
nach diesem kampff ewig zu lohn
inn aller freud entpfangen.

Weil du der beste meyster bist
vnd jnnerlich kanst leren,
Bitten wir dich on alle list,
du woltest auch bekeren
Dein volck, so noch inn jrthumb steckt
vnd mit dieser welt wird beflecht,
das dich auch recht mög ehren.

O zeuchs vnd leres durch dein wort,
das dichs hie recht erkenne
Vnd dich jm bund der new geburt
zur seligkeit bekenne,
Dir jnnerlich vereyniget
vnd von sünden gereyniget
dich wirdig Vater nenne.

O Gott, der du ein Vater bist
der armen und elenden,
Verleyh, das wir durch Jesum Christ
deinen bund wol volenden!
Bewar vns leib vnd sele rein,
wir befehlen vns dir allein,
opffern vns deinen henden! Amen.

Quelle

Michael Weisse – Allmechtiger ewiger Gott

Allmechtiger ewiger Gott,
der du nach deinem besten rath
Deinen einigen lieben Son
für vns hast lassen busse thun:

Sih als ein lieber Vater an
dein volck, welchs nicht ruh haben kan,
Sonder nach deiner warheit forscht
vnd nicht leschen kan seynem dorst.

Weil es der Antichrist regirt
vnd es nur eytel jrthumb hört,
Weis es nicht, wie der rechte hirt
noch wo sein schaffstal funden wirt.

Du weist, welche du hast erwelt,
sichst auch, wie sie werden gekwelt,
Darumb ruff jn durch deine güt
vnd erfrew jr betrübt gemüt.

Thu jn kundt jr verfüretey
vnd zeig jn, was die warheit sey,
Erleucht jr hertzen allermeist
vnd regier sie mit deinem Geyst.

Vnd hilff jn durch dein Göttlich wort
zur rechten bus vnd new geburt,
Vnd durch den dienst inn deiner krafft
zu recht heyliger meinschafft.

Das sie also Heylig vnd rein,
dir verfügt vnd deiner gemein,
Geringer achten gut vnd ehr
denn deinen bund vnd trewe leer.

So aber jrgentz einer felt,
o Gott, der du jn hast erwelt,
Hilff, dz er nicht zu drömmern geh
sonder durch bus wider auffsteh!

O Christe, thu deinn besten fleis,
gib deinen schaffen gute speis,
Der blöden vnd schwachen nim war,
das inn kein vbel widerfar!

Die irrenden trag wider heim,
das sie bey dir weyden allein
Vnd keins ausser deinem schaffstal
den wolffen inn die halse fall.

O steh jn bey inn ferligkeit,
erhalt sie inn Gottseligkeit,
Biß das du mit dem Tode kompst
vnd jre seelen zu dir nimbst,

Sie zu halten bis an den tag,
wenn du seel vnd leib one klag
Vereyniget herrlich zu gleich
wirst füren inn dein Himelreich. Amen

Quelle

Michael Weisse – O Got schepffer, heiliger Geist

O Got schepffer, heiliger Geist,
dir zu lob vnnd preiß allermeist
Wollen wir eyntrechtig singen
und nach deinen gaben ringen.

Deine erste gab, wie sie erkant,
wirt frey Götliche forcht genant,
Welch ein anfang aller weysheit
vnd weg ist zur busfertikeyt.

Sie ertzettert vor gots wort
vnd dringet zu der engen pfort,
Triebt sund vnnd gotlos wesen aus,
wacht vnnd bewart fleissig ihr haus.

Die ander gab ist güttikeit,
vnd die macht den menschen bereit,
Seinn nechsten hertzlich zu lieben
vnd sich jmm guten zu vben.

Ist ydermann ördenntlich holt,
vergiebt vnd beweiset gedult,
Frewet sich, wenn was guts geschicht,
vnd klagt, so mans vbel aufricht.

Die dritte gab ist wissenheit,
die leret menschlich alberkeyt,
Was ihr verboten oder frey,
zu thun oder zu lassen sey.

Wer sie hat, der fleucht für der welt
vnnd meidet alle böß gestalt,
Thut wz er guttes hat erkant,
bawet nicht auf eys noch auf sandt.

Die vierde gab wirt auch erkant
vnd billich deine sterck genant,
Mit welcher dein volck alletzeit
ritterlich auffürt seinen streyt.

Denn wo du nicht mit sölchen krafft
zu rüstest deine ritterschaft,
So könde kein gut werck geschehn,
man würd auch keinenn ritter sehn.

Die fünffte gab heisset dein radt
vnd ist deinen boten ser not,
Daß sie sich verschneiden mit fleiß
jns glaubens krafft geistlicher weyß,

Vnd so viel Gotes volck betriefft
radtgeben nach heyligerschriefft,
Da mit es wol regieret werd
vnnd füer ein gotselig geberd.

Die sechste gab ist dein verstandt,
der welt gantz frembd vnnd vnbekannt,
Die zeigt deine drey grösten werck,
deine macht, weisheit, gütt vnd sterck.

Die leret mit einfaltikeyt
den rechten weg zur selikeyt
Nach inhalt der Heiligen schriefft,
welchen sonst kein weltweiser triefft.

Die siebend ist deine weisheit,
ser not der gantzen Christenheit,
Den sie leret weyßlich wandeln
vnd mit vorsichtikeyt handeln,

Sich hütenn für des teufels list,
für der welt vnd dem Antichrist,
Sich gentzlich zum Herren wenden
vnnd seinen bund wol volenden.

O heiliger Geist, steh vns bey
mit disen gaben, vnd verley,
Das wir, durch die selben regiert,
Got loben jnn heiliger zierd.

Quelle

Weisse, Michael – Dies est letitie.

WEyl Maria schwanger gieng
zu Augustus zeyten,
Sich die Prophecey ergieng,
niemand dorffte streyten,
Ward vom Keyser auffgesatzt,
das die gantze Welt geschatzt
jm nu wer verbunden;
Da gieng yederman zum ort
vnd zur Stat seiner geburt,
ward gehorsamb funden.

Also zog auch Joseph auß
sambt seiner vertrewten,
Weyl er war von Dauids hauß,
hielts mit frommen leuten;
Kamb er ins Jüdische landt
zur stat, Bethleem genannt,
vnd da traffs sich eben,
Das jr zeyt erfüllet war
und sie einen Son gebar,
Christum, vnser leben.

Den sie bald inn tüchlein wandt,
sein gar fleyssig pfleget
Vnd, weyl sie nicht stelle fandt,
in ein Krippen leget.
Denn diß het er wunderlich
seinem eingang sonderlich
vns zu gut erkoren:
Da fieng er sein leyden an,
welchs am Creutz sein ende namb
nach drey mal eylff Jaren.

Vnd Hyrten wol lobens werd
waren bey den schaffen,
Thetten fleyß bey jrer herd,
legten sich nicht schlaffen;
Zu den trag ein Engel schnell
vnd Gott leuchtet vmb sie hell,
das gab jn erschrecken;
Der Engel sprach, Förcht euch nicht,
denn ich bring euch new geschicht,
wil euch freud erwecken.

Euch ist heut ein Kind geborn,
ein Heyland der schwachen,
Der wird stillen Gottes zorn,
sein volck selig machen:
Zu Bethlehem ists geschehn,
da geht hin! jr werdet sehn
das Kindlein zum zeychen
Gantz arm inn ein Kripp gelegt,
da es not vnd komber tregt,
sich gibt zu erreychen.

Bald war do ein grosses heer
der heyligen Engel,
Die gaben preyß, lob vnd ehr
Gott im höchsten Himel,
Sungen ein new frölich lied,
wunschten allem erdreich frid,
wolgefalln den leuten,
Das sie sich auß hertzen grund
dem ‚Herrn durch seinn newen Bund
im glauben vertrewten.

Da nu die Botschafft verbracht,
die Engel verschwunden,
Redeten gar wol bedacht
die Hyrten von stunden:
Gehn wir mit einander dar,
werden dieser red gewar,
die vns Gott erzeyget!
Giengen hin und fundens klar,
wie zu jn gesaget war,
das Kindlein geleget.

Da sagten sie von dem Wort
vnd der Engel klarheyt,
Sehend an dem selben ort
die gewisse warheyt;
Vnd wer diese red vernamb,
den kamb groß verwundern an,
obs wol ward verachtet;
Aber die wort vnd geschicht
hat Maria, wol bericht,
gar manch mal betrachtet.

Vnd die Hyrten wolgemut
lobten Got mit freuden,
Giengen wider an jr hut
jre herd zu weyden.
Ey, nu frew dich, Christenheyt,
vnd nimb an mit danckbarkeyt
Christum dir geboren,
So wirst du gebenedeyt,
nach dem dir vor langer zeyt
dein Gott hat geschworen.

Ey nu, Herre Jesu Christ,
weyl du mensch geboren,
Ein Heyland verkündet bist
deinen außerkoren:
Thu auff vnsers hertzens pfort,
das wir recht fassen dein Wort,
durch das selb auff erden
Zu deiner teylhafftigkeyt
vnd verheyßnen seligkeyt
new geboren werden!

Quelle

Weisse, Michael – Von der Heyligen Dreyfaltigkeyt

O göttliche Dreyfaltigkeyt
inn eyniger selbstendigkeyt,
O Gott inn der Himlischen rhu,
wie wunderlich erscheynestu!

Du schuffest den mensch rein vnd gut
vnd zirest jn nach deinem mut,
Zu deinem bild formirest jn
vnd machest einen Bund mit jm.

Da nu der mensch sampt seiner frucht
der sünden halben war verflucht,
Liessestu, Vater, deinen Son
für jn auff erden busse thun.

Da diser, sein ampt außgericht,
erschein vor deinem angesicht,
Bat er, das du vns allermeist
trösten woltest mit deinem Geyst.

Du warest seiner beth bereit,
begabest menschlich alberkeit,
Richtest dein außerwelten zu,
das sie kömen zu seiner ruh.

Nu gibestu die seligkeit
aus gnad vnd aus barmhertzigkeit
Durch Christi verdinst inn der gab
deines geystes von oben hrab.

Die drey werck vnsrer seligkeyt
preysen dich, o Dreyfaltigkeyt,
Die du nach personen genant
vnd doch nur ein Gott wirst erkant.

Die seel hat edler gaben drey,
vernunfft, willen, gedechtnis frey:
Die weyl sie wird dein bild genant
wirstu gar feyn an jr erkant.

Die sonne, so ausbündig gut,
hat jr werck, das sie mechtig thut,
Sie leuchtet, wermet vnd gibt krafft,
deutet do mit dein aygenschafft!

O liecht Heilig Dreyfaltigkeyt!
erleucht all vnser tunckelheyt,
Erwerm vnser seel, gib krafft,
so wechst dein wort inn vollem safft!

Schein vns mit gnad von deinem thron
vnd enttzünd vns inn deinem Son
Durch des heyligen Geystes kunst
mit deiner allerbesten brunst!

Dir, Got vater, vnd deinem Son,
Aus dir geborn jm höchsten thron,
Des gleichen dem heiligen Geyst,
sey lob vnd preyß inn ewigkeyt. Amen.

Quelle

Weisse, Michael – Christus, der vns selig macht

CHristus, der vns selig macht,
kein böß hat begangen,
Der ward für vns inn der nacht
als ein Dieb gefangen,
Gefürt für Gottlose leut
vnd felschlich verklaget,
verlacht, verhönt vnd verspeyt,
wie denn die Schriefft saget.

Inn der ersten tages stund
ward er vnbescheyden
Als ein Mörder dargestelt
Pilato dem Heyden,
Der jn vnschuldig befand
one sach des Todes,
jn der halben von sich sandt
zum König Herodes.

Vmb drey ward der Gottes Son
mit Geysseln geschmissen
Vnd sein haupt mit einer Kron
von Dörnern zerrissen,
Gekleydet zu hon vnd spot
ward er sehr geschlagen,
vnd das Creutz zu seinem tod
mus er selbest tragen.

Vmb sechs ward er nackt vnd bloß
an das creutz geschlagen,
An dem er sein blut vergoß,
bettet mit weeklagen;
Die zuseher spotten sein,
auch die bey jm hiengen,
biß die Sonn auch jren scheyn
entzog solchen dingen.

Jesus schrey zur neundten stund,
klaget sich verlassen;
Bald ward Gall inn seinen mund
mit Essig gelassen;
Da gab er auff seinen Geyst,
vnd die erd erbebet,
des Tempels vorhang zerreyß
vnd manch Felß zerklübet.

Da man het zur Vesper zeyt
die schechher zerbrochen,
Ward Jesus inn seine seyt
mit eim Sper gestochen,
Darauß blut vnd wasser rhan,
die Schriefft zu erfüllen,
wie Johannes zeyget an,
nur vmb vnsert willen.

Da der tag sein ende namm,
der abent war kommen,
Ward Jesus vons Creutzes stamm
durch Joseph genommen,
Herrlich nach Jüdischer art
inn ein Grab geleget,
alda mit hüttern verwart,
wie Mattheus zeyget.

O hilff, Christe, Gottes Son,
durch dein bitter leyden,
Das wir stetz dir vnterthan
all vntugent meyden,
Deinen tod vnd sein vrsach
fruchtbarlich bedencken,
dafür, wiewol arm vnd schwach,
dir danckopffer schencken. Amen.

Quelle