Weisse, Michael – Von der Heyligen Dreyfaltigkeyt

O göttliche Dreyfaltigkeyt
inn eyniger selbstendigkeyt,
O Gott inn der Himlischen rhu,
wie wunderlich erscheynestu!

Du schuffest den mensch rein vnd gut
vnd zirest jn nach deinem mut,
Zu deinem bild formirest jn
vnd machest einen Bund mit jm.

Da nu der mensch sampt seiner frucht
der sünden halben war verflucht,
Liessestu, Vater, deinen Son
für jn auff erden busse thun.

Da diser, sein ampt außgericht,
erschein vor deinem angesicht,
Bat er, das du vns allermeist
trösten woltest mit deinem Geyst.

Du warest seiner beth bereit,
begabest menschlich alberkeit,
Richtest dein außerwelten zu,
das sie kömen zu seiner ruh.

Nu gibestu die seligkeit
aus gnad vnd aus barmhertzigkeit
Durch Christi verdinst inn der gab
deines geystes von oben hrab.

Die drey werck vnsrer seligkeyt
preysen dich, o Dreyfaltigkeyt,
Die du nach personen genant
vnd doch nur ein Gott wirst erkant.

Die seel hat edler gaben drey,
vernunfft, willen, gedechtnis frey:
Die weyl sie wird dein bild genant
wirstu gar feyn an jr erkant.

Die sonne, so ausbündig gut,
hat jr werck, das sie mechtig thut,
Sie leuchtet, wermet vnd gibt krafft,
deutet do mit dein aygenschafft!

O liecht Heilig Dreyfaltigkeyt!
erleucht all vnser tunckelheyt,
Erwerm vnser seel, gib krafft,
so wechst dein wort inn vollem safft!

Schein vns mit gnad von deinem thron
vnd enttzünd vns inn deinem Son
Durch des heyligen Geystes kunst
mit deiner allerbesten brunst!

Dir, Got vater, vnd deinem Son,
Aus dir geborn jm höchsten thron,
Des gleichen dem heiligen Geyst,
sey lob vnd preyß inn ewigkeyt. Amen.

Quelle