Michael Weisse – O Got schepffer, heiliger Geist

O Got schepffer, heiliger Geist,
dir zu lob vnnd preiß allermeist
Wollen wir eyntrechtig singen
und nach deinen gaben ringen.

Deine erste gab, wie sie erkant,
wirt frey Götliche forcht genant,
Welch ein anfang aller weysheit
vnd weg ist zur busfertikeyt.

Sie ertzettert vor gots wort
vnd dringet zu der engen pfort,
Triebt sund vnnd gotlos wesen aus,
wacht vnnd bewart fleissig ihr haus.

Die ander gab ist güttikeit,
vnd die macht den menschen bereit,
Seinn nechsten hertzlich zu lieben
vnd sich jmm guten zu vben.

Ist ydermann ördenntlich holt,
vergiebt vnd beweiset gedult,
Frewet sich, wenn was guts geschicht,
vnd klagt, so mans vbel aufricht.

Die dritte gab ist wissenheit,
die leret menschlich alberkeyt,
Was ihr verboten oder frey,
zu thun oder zu lassen sey.

Wer sie hat, der fleucht für der welt
vnnd meidet alle böß gestalt,
Thut wz er guttes hat erkant,
bawet nicht auf eys noch auf sandt.

Die vierde gab wirt auch erkant
vnd billich deine sterck genant,
Mit welcher dein volck alletzeit
ritterlich auffürt seinen streyt.

Denn wo du nicht mit sölchen krafft
zu rüstest deine ritterschaft,
So könde kein gut werck geschehn,
man würd auch keinenn ritter sehn.

Die fünffte gab heisset dein radt
vnd ist deinen boten ser not,
Daß sie sich verschneiden mit fleiß
jns glaubens krafft geistlicher weyß,

Vnd so viel Gotes volck betriefft
radtgeben nach heyligerschriefft,
Da mit es wol regieret werd
vnnd füer ein gotselig geberd.

Die sechste gab ist dein verstandt,
der welt gantz frembd vnnd vnbekannt,
Die zeigt deine drey grösten werck,
deine macht, weisheit, gütt vnd sterck.

Die leret mit einfaltikeyt
den rechten weg zur selikeyt
Nach inhalt der Heiligen schriefft,
welchen sonst kein weltweiser triefft.

Die siebend ist deine weisheit,
ser not der gantzen Christenheit,
Den sie leret weyßlich wandeln
vnd mit vorsichtikeyt handeln,

Sich hütenn für des teufels list,
für der welt vnd dem Antichrist,
Sich gentzlich zum Herren wenden
vnnd seinen bund wol volenden.

O heiliger Geist, steh vns bey
mit disen gaben, vnd verley,
Das wir, durch die selben regiert,
Got loben jnn heiliger zierd.

Quelle