Behm, Martin – Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ

1. Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ
Zuletzt am Kreuz still worden ist,
Nachdem er hat sein Noth verbracht,
Damit seins Lebens End gemacht.

2. Gar säuberlich sein Haupt er neigt,
Sich an Geberden still erzeigt
Und schlief fein sanft und ruhig ein;
Das mag ein Fürst des Lebens sein.

3. Sein Haupt hat er zu uns geneigt,
Damit sein Lieb und Treu bezeigt,
Die er zu uns aus Gnaden trägt,
Weil er in Todes Staub sich legt.

4. Des dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Weil mirs zu gut geschehen ist.
Hilf auch, daß ich mich zu dir neig
Und dir Gehorsam stets erzeig.

5. Doch so ich etwa mich verirrt,
Daß ich mein Glauben übel ziert,
So hilf, daß ich mich vor dir bück,
In Demuth mich zu bessern schick.

6. Käm denn der Tod und griff mich an,
Des sich kein Mensch erwehren kann,
So hilf, daß ich mich neig zu dir,
Damit er fänd kein Recht an mir.

7. Ich halt mich an dein Testament,
Das ist mein Trost am letzten End.
Das himmlisch Reich ist mir bescheidn
Das ist mein Trost in meinem Leidn.

8. Weil du geschwächt des Todes Macht
Und hast das Leben wiederbracht,
So bitt ich durch dein Gütigkeit,
Mach mich zum Sterben recht bereit.

9. Damit ich fein vernünftiglich
Einschlaf ganz fein und säuberlich
Und also komm zu guter Ruh,
Sobald ich thu mein Augen zu.

10. Auf dich mein Haupt ich niederleg,
Wenn ich im Leib kein Ader reg.
Hilf, daß mein Sterben so geling,
Daß ich vom Tod ins Leben dring.

Amen.

Behm, Martin – Mein Seel, dies Wort mit Ernst betracht,

1. Mein Seel, dies Wort mit Ernst betracht,
Das Jesus schreit: „Es ist vollbracht“!
Des Vaters Willen ist erfüllt,
Sowohl die Straf und alle Bild
Der Juden Grimm und Christi Krieg
Hat auch ein End, hier ist der Sieg,
Dadurch wir all erlöset sein
Von Gottes Zorn und Höllenpein.

2. Drum dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Daß du der recht Vollbringer bist,
Hast gnädig dich zu uns gewendt,
Dies sauer Werk gebracht zu End,
Dadurch die recht Vollkommenheit
Vor dir uns Armen ist bereit,
Daß wir auf rechter Bahn eingehn,
Zuletzt vor deim Gericht bestehn!

3. Ich klag: Vollkommen bin ich nicht,
Es mangelt mir am Glaubenslicht.
So ist mein Leben so gethan,
Daß ichs Gut nicht vollbringen kann.
Gar unvollkommen ich jetzt bin
In all mein Werken, Muth und Sinn
Das rechn nicht meiner Seelen zu,
Sonst hätt ich hier und dort nicht Ruh.

4. Ich bitt: Laß dein Vollkommenheit
Erstatten meine Dürftigkeit,
Hilf, daß ich mög vollkommen sein,
Im Glauben recht, in Werken rein;
Was ich nicht kann, darin mich stärk,
Daß ich durch dich verbring mein Werk
Und von dir habe Trost und Freud
Hier in der Unvollkommenheit.

5. Laß mir in dieser Zeit gelingn,
Daß ich das Bös nicht mög verbringn,
Der bösen Lust im Herzen wehr,
Daß ich nicht Sünd zu thun begehr,
Richt mein Herz zur Vollkommenheit,
Die bei dir ist in Ewigkeit,
Daß ich im Himmel hab mein Theil
Zu deiner Ehr und meinem Heil.

Behm, Martin – Du weißt, Herr Christ, die große Noth

1. Du weißt, Herr Christ, die große Noth,
Darin der Mensch hier lebet,
Weil herb und bitter ist der Tod,
Der uns vor Augen schwebet.
Wie mancher Mensch bedenkt es nicht,
Daß er möcht selig sterben,
Drum muß er dort nach deim Gericht
Mit Leib und Seel verderben.

2. Der Unglaub nimmt sehr überhand,
Viel Menschen dich nicht kennen;
Bei Menschen bist du zwar bekannt,
Die sich auch Christen nennen,
Doch achten sie deins Willens nicht,
In Sünden sie fort leben,
Kein Beßrung man bei ihnen sieht,
Bis sie den Geist aufgeben.

3. Herr, hilf, daß ich sei drauf bedacht
Bei diesem Kreuz und Leiden,
Weil sich der Tod auch an mich macht,
Selig hier abzuscheiden.
Den rechten Glauben mir verleih,
Daß ich dir sei ergeben,
Allein trau auf dein Leiden frei,
Im Sterben und im Leben.

4. Mein Herz vor Sünd und Schand behüt;
Doch so ich fall in Sünden,
So gieb mir Buß nach deiner Güt,
Dein Gnade laß mich finden;
Und wenn mein Stündlein rückt herzu,
So laß mich willig sterben,
Daß ich im Tod fein komm zur Ruh
Und nicht komm ins Verderben.

5. Behüt mich vor eim schweren Tod,
Groß Schmerzen von mir wende,
Doch hätt ich Pein, behüt vor Spott,
Gieb mir ein ehrlichs Ende.
Jedoch sollt ich mit Spott und Pein
Um deinetwillen sterben,
So laß mich, Herr, geduldig sein,
Dazu den Himmel erben.

6. Das höllisch Loch ist aufgethan,
Darein die Welt so rennet,
Dazu ist weit und breit die Bahn,
Da doch höllsch Feuer brennet;
Ach Herr, mein Leib und Seel bewahr,
All meiner Sünden schone,
Daß ich zu solcher Pein nicht fahr,
Hol mich ins Himmels Throne.

Behm, Martin – Wer kann doch würdig preisen

Wer kann doch würdig preisen,
Herr Gott, dein Gnad und Güt,
Die du uns thust beweisen?
Giebst uns ein fein Gemüth,
Die Zung und Sprach daneben,
Läßt sie auch schreiben fein,
Damit an Tag zu geben,
Wie wir gesinnet sein.

Die Sprachen sind verwirret
Zu Babel in der Stadt,
Ein Thurm ward aufgeführet,
Der bis an Himmel gaht;
Den hast du umgebrochen,
Diess Volk zerstreuet gar,
Die Hoffahrt so gerochen,
Das sah man offenbar.

Nun sind die Sprachen richtig
An Christi Kreuz genennt,
Sind all zu lehren tüchtig,
Damit man ihn erkennt.
Hilf, daß in allen Sprachen
Die Lehr werd ausgebreit,
Die uns kann selig machen
Aus Gnad in Ewigkeit.

Hilf auch, daß wir vernehmen
Der Sprachen Sinn und Kraft,
Daß wir uns dir bequemen,
Und dein Wort bei uns hast.
Du willst auch selbst verwalten
Kirchen und Schul zugleich,
Die Sprachen rein erhalten
Hier in deim Gnadenreich.

Obschon die Bösen toben,
Im Grimm zusammengehn,
Wenn sich die Menschen loben,
Und wollens nicht gestehn.
So hilf, daß wir so bleiben,
Wie wir mit Wohlbedacht
Vor dir reden und schreiben,
Daß dein Will werd vollbracht.

Du bist und bleibst alleine
Der König aller Ehr,
Hilf, daß im Glauben reine
Ich dich preis herzlich sehr.
Laß mich allhier auf Erden
Thun nach dem Willen dein,
Daß ich mög selig werden
Und ewig bei dir sein.

Amen.

Behm, Martin – Morgengebetlein

Das walt Gott Vater und Gott Sohn,
Gott heil‘ger Geist ins Himmels Thron!
Man dankt dir, eh die Sonn aufgeht,
Wanns Licht anbricht, man vor dir steht.

Drum beug ich diesen Morgen früh
In rechter Andacht meine Knie
Und ruf zu dir mit heller Stimm,
Dein Ohren neig, mein Red vernimm.

Ich rühm von Herzen deine Güt,
Weil du mich gnädig hast behüt,
Daß ich nun hab die finstre Nacht
In Ruh und Frieden zugebracht.

Ich schlief und wußt nicht, wie mir wär,
So schlich der Teufel um mich her.
Den hast du durch dein Macht vertriebn,
Daß ich vor ihm zur Ruh bin bliebn.

Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut,
Nimm mich auch diesen Tag in Hut,
Laß deine liebsten Engelein
Mein Wächter und Gefährten sein.

Gieb Gnad, daß ich mein Werk und Pflicht
Mit Freuden diesen Tag verricht
Zu deinem Lob und meinem Nutz,
Und daß ich theu meim Nächsten Guts.

Hilf, daß ich zu regieren wiß
Mein Augen, Ohren, Händ und Füß,
Mein Lippen, Mund und ganzen Leib,
All bös Begierden von mir treib.

Bewahr mein Herz vor Sünd undSchand
Daß ich, vom Uebel abgewandt,
Mein Seel mit Sünden nicht beschwer
Und mein Gewissen nicht versehr.

Behüt mich heut und alle Zeit
Vor Schaden, Schand und Herzeleid;
Tritt zwischen mich und meine Feind,
So sichtbar und unsichtbar seind.

Mein Aus- und Eingang heut bewahr,
Daß mir nichts Uebels widerfahr,
Behüt mich vor eim schnellen Tod,
Und hilf mir, wo mir Hülf ist noth.

Amen.

Behm, Martin – Herzallerliebster Jesu Christ

Herzallerliebster Jesu Christ,
Der du das Holz des Lebens bist,
Du grünest herrlich für und für
Und bist der Kirchen Lust und Zier.
An dir sich jedermann erquickt,
Wenn ihn die Last des Kreuzes drückt,
Dein Frucht giebt unser Seelen Speis
Zu deines Namens Lob und Preis.

Ich bitt, laß mich dein eigen sein,
Weil ich dir bin gepflanzet ein
Und von dir hab des Lebens Saft,
Der meiner Seelen giebet Kraft.
Hilf, daß ich bei dir Schatten find,
Wenn Gottes Zorn wird angezündt,
Und daß ich Stärk von dir gewinn,
Wenn ich ganz matt und kraftlos bin.

Behüt mich, Herr, zu jeder Zeit,
Daß ich nicht sei ein dürres Scheit,
Das nichts taug als zum Höllenbrand,
Welchs du hinwirfst mit Spott und Schand:
Das sind die Leut in Sünd verrucht,
Die von dir ewig sein verflucht.
Laß mich stets sein ein grünes Reis
Zu meinem Heil und deinem Preis.

Behm, Martin – Bei dir, o Jesu, sucht man Rath

Bei dir, o Jesu, sucht man Rath,
Weil man hier viel Beschwerung hat;
Den Frommen setzt man heftig zu,
Die Bösen lassen ihn nicht ruh;
Man greift ihn Ehr und Leben an,
Gleich wie man dir selbst hat gethan.

Mein Ehr und Leben mir bewahr,
Kein Spott und Schand mir widerfahr.
Ein guten Namen mir verleih;
Hilf, das ich red die Wahrheit frei,
Wenn mirs schon Unglimpf bringen möcht
Und mich in Noth und Banden brächt.

Dein Diener laß mich hören gern,
Daß ich von ihn dein Willen lern;
Dein Wort allhier laß sein mein Licht,
Nach dem ich mich im Finstern richt.
Vor Finsterniß mein Herz bewahr,
Auf daß ich nicht zur Höllen fahr.

Behm, Martin – Als Jesus Christ rang mit dem Tod

Als Jesus Christ rang mit dem Tod,
Schrie er zum Vater in der Noth.
Der Vater hört gar bald den Sohn,
That plötzlich auf sein Himmelsthron,
Schickt ihm ein Engel willig rein,
Der bracht ihm Stärkung in der Pein.

O Vater, schau auf deine Kind,
Wenn wir allhie in Nöthen sind
Und dich von Herzen rufen an;
Denn uns sonst niemand helfen kann.
Dein Engel uns vom Himmel schick,
Der uns in aller Noth erquick.

Hilf, daß wir sind ans Engels statt,
Wenn unser Nächster Kummer hat,
Daß wir durch dein Barmherzigkeit
Ihn trösten in seim Herzeleid.
Laß ihn den Trost auch nehmen an,
Wie dein Sohn selber hat gethan.

dein Engel send, wenn ich verricht
Nah deim Befehl mein Amt und Pflicht;
Hilf, daß er nicht fern von mir sei,
Wenn ich zu dir bet, ruf und schrei.
Dein Engel schick, der mich heim hol,
Wann ich von hinnen wandern soll.

Behm, Martin – Wenn ich zu dir, mein Herr und Gott

Wenn ich zu dir, mein Herr und Gott,
Von Herzen ruf in meiner Noth,
Daß ich nicht werd zu Schand und Spott,

So hilf, daß ich mein Kämmerlein
Zuschließ, das ist meins Herzen Schrein,
Damit nichts böses kann hinein.

Verleih mir, daß mein Seel und Leib
In Andacht ungeirret bleib,
Und ich kein Ungeberden treib.

Hilf, daß mein Haupt und Angesicht
Zu dir in Himmel sei gericht,
Und daß mein Herz nicht anders dicht.

Gieb Gnad, daß ich rein Händ aufheb,
Im Glauben an dir hang und kleb,
Mich in Gehorsam dir ergeb.

Wenn ich von Herzen zu dir schrei,
So mach mich alles Kummers frei,
Daß ich hier und dort fröhlich sei.

Behm, Martin – Gott Vater, reich von Güte

Gott Vater, reich von Güte,
Ich dank dir in meim Gemüthe,
Weil du hast die Menschen alle
Nach dem schweren Sündenfalle
Gnädigst wieder angenommen,
Dein Sohn lassen zu uns kommen,
Der uns sollt von Sünden retten,
Daß wir ewig Frieden hätten.

Davon zeugten die Propheten,
Daß man ihn für uns sollt tödten.
Die Figuren auf ihn weisten,
Daß er uns sollt Hülfe leisten.
Dazu hat er selbst gesaget,
Er sollt sein für uns geplaget,
Hasts auch offenbart den Heiden,
Daß dein Sohn den Tod sollt leiden.

Herr, dein Wort erhalt uns reine,
Weil es Christum weist alleine,
Das Verständniß uns aufthue,
Daß wir in ihm finden Ruhe;
Wollst der Menschen Satzungn wehren
Und ausreuten falsche Lehren,
So auf Werk die Menschen weisen,
Nicht allein dein Gnade preisen.

Durch dein Geist das Herz entzünde,
Uns durch Lieb mit dir verbinde,
Daß wir nach der Schrift uns richten
Und zu deinem Dienst verpflichten,
Daß wir mit den lieben Alten
Unverrückt im Glauben halten
Und mit ihn allsammt zugleiche
Bei dir sein im Himmelreiche.