Behm, Martin – Dein Lieb, Herr Christ, muss brünstig sein

Im Ton: Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott.

1. Dein Lieb, Herr Christ, muss brünstig sein,
Dass du für uns trugst solche Pein
Und uns erwarbst das himmlisch Gut,
Welchs uns ewig erfreuen tut.

2. Solchs Gut schenkst du aus bloßer Gnad
Dem, der nach dir Verlangen hat;
Gibst dem durch Wort und Sakrament,
Der sich im Glauben zu dir wendt.

3. Dafür die Christenheit dich preist,
Dir nach Vermögen Dank beweist,
Welchs ich auch jetzt mit Freuden tu,
Weil ich durch dich hab ewig Ruh.

4. Ich bitt, dein guten Geist mir gib,
Dass ich bedenk dein herzlich Lieb,
Mich halt zum Wort und Sakrament,
Da dein groß Gut wird ausgespendt.

5. Zünd auch den Glauben in mir an,
Dass ich solch Gut ergreifen kann
Und glaub, dass du mich hast erlöst,
Und deiner Gnad mich herzlich tröst.

6. Hilf, dass ich auf mein Werk nicht bau,
Auf dein Verdienst allein vertrau,
Denn unsre Werk sind viel zu schlecht,
Dass ein Mensch würd dadurch gerecht.

7. Lass mich die Mittel nicht verschlagn,
Die mir erworbnes Gut antragn;
Denn wer die Mittel leicht veracht,
Der ist nicht auf sein Seel bedacht.

8. Gib mir ein starke Zuversicht,
An deiner Gnad zu zweifeln nicht,
Dass ich beständig an dir hang
Und dort das himmlisch Gut erlang.

Amen.

Behm, Martin – Gott Vater, reich von Güte

Gott Vater, reich von Güte,
Ich dank dir in meim Gemüte,
Weil du hast die Menschen alle
Nach dem schweren Sündenfalle
Gnädigst wieder angenommen,
Dein Sohn lassen zu uns kommen,
Der uns sollt von Sünden retten,
Dass wir ewig Frieden hätten.

2. Davon zeugten die Propheten,
Dass man ihn für uns sollt töten.
Die Figuren auf ihn weisten,
Dass er uns sollt Hilfe leisten.
Dazu hat er selbst gesaget,
Er sollt sein für uns geplaget,
Hasts auch offenbart den Heiden,
Dass dein Sohn den Tod sollt leiden.

3. Herr, dein Wort erhalt uns reine,
Weil es Christum weist alleine,
Das Verständnis uns auftue,
Dass wir in ihm finden Ruhe;
Wollst der Menschen Satzungn wehren
Und ausreuten falsche Lehren,
So auf Werk die Menschen weisen,
Nicht allein dein Gnade preisen.

4. Durch dein Geist das Herz entzünde,
uns durch Lieb mit dir verbinde,
Dass wir nach der Schrift uns richten
Und zu deinem Dienst verpflichten,
Dass wir mit den lieben Alten
Unverrückt im Glauben halten
Und mit ihn allsamt zugleiche
Bei dir sein im Himmelreiche.

Martin Behm – Wenn man Feierabend macht.

1. Gott Lob und Dank, der Tag ist hin,
Dran ich mühsam gewesen bin;
Mein Arbeit hab ich heut verbracht,
Der Feierabend ist gemacht.

2. Mein Leib ist matt, mein Arm und Bein
Gar müd von großer Arbeit sein,
Der Ruh von Herzen ich begehr,
Dass sich die Mattigkeit nicht mehr.

3. O Herr, sieh an mein Schweiß und Fleiß,
Mein Tun gereich zu deinem Preis,
Den Menschen auch ersprießlich sei,
Und dass ich hab mein Nutz dabei.

4. Nun weil ich Feierabend hab,
Dass ich mit Speis und Trank mich lab,
Der sanften Ruh ich auch begehr,
So bitt ich, mir dieselb gewähr.

5. Wenn ich werd ausgeruhet han,
So geht mein Arbeit wieder an;
Das treib ich, weil dirs so gefällt,
So lang ich leb auf dieser Welt.

6. Wenn du mir wirst nach diesem Lebn
Den letzten Feierabend gebn,
Die Ruh im Himmel mir bereit
In alle ewig Ewigkeit.

Amen.

Martin Behm – Wenn man an die Arbeit geht.

1. Das walt Gott Vater und Gott Sohn,
Der heilig Geist im höchsten Thron,
Damit fang ich mein Arbeit an:
Hilf, dass ichs wohl vollbringen kann.

2. O heilige Dreifaltigkeit,
Dein Beistand sei mir jetzt bereit,
Gib mir Verstand, Vernunft und Witz,
Damit ich nicht vergebens schwitz.

3. Meins Leibes Kräfte mehr und stärk,
Dass ich mit Ernst verricht mein Werk;
Hilf mir, dass ich beständig bleib,
Mit Untreu nicht mein Arbeit treib.

4. Lass mich mein Arbeit recht verbringen,
Damit mein Tun mög wohl gelingen.
Das treib ich hier, so lang ich leb
Und in dem Jammertal rumschweb.

5. Wenn ich dann tu mein Augen zu,
So gib mir von der Arbeit Ruh.
Hier ist kein Ruh, dort wird sie sein,
Drum komm, hol mich in Himmel ein.

Amen.

Martin Behm – Wenn man sich rüstet.

1. Das walt Gott Vater, meine Kraft,
Und Jesus Christus, meine Macht,
Der heilige Geist, mein beste Stärk,
Mein Beistand sei zu diesem Werk.

2. Die heilige Dreifaltigkeit,
Gelobt in alle Ewigkeit,
Steh mir mit rechten Segen bei
Und unserm Teil den Sieg verleih.

3. Mein Leib ich rüst und wohl verwahr,
Herr mach ihn frei von aller Gfahr,
Mein Waffen, so ich mit mir trag,
Regier, dass ich den Feind hinschlag.

4. Du bist mein Wehr, mein Spieß und Schwert,
Halt mich vor deinen Augen wert,
Dass ich getrost vorm Feind besteh
Und ungeschlagen von ihm geh.

5. Dein Engel widern Feind hinschick,
Der treib sein Waffen all zurück;
Zerbrech sein Arm und alle Macht,
Schlag ihn darnieder in der Schlacht.

6. Doch soll ich bei mein Waffen sterben,
So mach mich zu eim Himmels Erben;
Da gib mir auch die Herrlichkeit
In alle ewig Ewigkeit.

Amen.

Martin Behm – Gebet eines Paten.

1. Gott, himmlischer Vater mein,
Ich will jetzt vor dich treten,
Ich soll dies Kindleins Pate sein,
Ich bin darzu erbeten;
Ich ruf zu dir von Herzen Grund,
Du wollst dies Kind erwählen,
Dass es mit dir tret in den Bund,
Es zu den Frommen zählen;
Segn es an Leib und Seelen.

2. Ich bitt, wasch es von Sünden rein
Mit Jesu Christi Blute,
Und pflanz es in sein Wunden ein,
Die ihm kommen zu gute.
Verleih Gnad, dass mein lieber Pat
Allhier auf dieser Erden
Gottselig werd und wohl gerat
An Worten und Gebärden;
Dass ihm dein Huld mög werden.

3. So sich denn je mein Pat verirrt
Mit Sünden in seim Leben,
Hilf, dass er werd zurecht geführt,
Sollst ihm sein Sünd vergeben.
Ihn segne Vater und der Sohn,
Ihn segne Gott, der heilig Geist,
Dem sei Lob, Preis und Ehr getan,
Der uns allein den Himmel weist,
Drauf sprech ich fröhlich:

Amen.

Martin Behm – Wenn Gott eine gesunde Frucht beschert.

1. Helft mir Gottes Güte preisen
So hier sind, groß und klein,
Mit Gsang und andern Weisen
Ihm allzeit dankbar sein,
Vornehmlich zu der Zeit,
Dass er mein Bitt gewähret,
Ein Kindlein mir bescheret
Nach hartem Kampf und Streit.

2. Er sagt, man soll gebären
Mit Schmerzen und mit Pein,
Die Frucht woll er bescheren,
Es komm von ihm allein.
Das hat er mir geleist,
Er hat beschert nach Schmerzen
Ein Kind aus meinem Herzen;
Drum sei, Herr, hochgepreist.

3. Mir war von Herzen bange,
Als es zur Arbeit kam,
Es ging zu sehr gedrange,
Man spannt hart mit mir an,
Ich war in großer Not,
Ich däucht, ich müsste sterben
Und samt der Frucht verderben,
Ich war, als wär ich tot.

4. Nun hast du mich entbunden
Von meines Leibes Bürd,
Ich hab dein Hülf befunden,
Bin aus dem Tod geführt.
Ich hab ein liebes Kind,
Dem du all Glieder geben,
Ist wohlgestallt daneben,
Kein Mangel sich da findt.

5. Ich stund in großer Sorgen
und schwerer Traurigkeit,
Meim Herzen war verborgen,
Was bringen wird die Zeit,
Musst Unfalls mich befahrn;
Nun hab ich Wonn und Freude,
Vergess mein vorig Leide,
Weil mein Kind ist geborn.

6. Solchs ich von mir nicht habe,
Mein Kräfte tatens nicht,
Es ist allein dein Gabe,
Dein Allmacht hats verricht;
Drum dank ich dir, mein Gott,
Dass du das Kind hast geben,
Und ich noch hab das Leben
Nach solcher großen Not.

7. Ich bitt, wollst mich bewahren
In den sechs Wochen mein,
Lass mir nichts wiederfahren,
Das mir möcht schädlich sein
In diesem meinem Stand.
Du wollst zu meinen Werken
Mein Lebenskräfte stärken
Mit deiner starken Hand.

8. Ich will dir willig schenken
Mein liebstes Herzelein.
Wenn ichs nun werde tränken,
So lass ihm wohlgedeihn.
Bewahr es jeder Zeit
Vor schwerer Not am Leibe,
Auch sonst von ihm abtreibe,
Was uns brächt Herzeleid.

9. Dem lieben Kind beschere
Nur was ihm selig ist.
Sein Lebenszeit vermehre,
Bewahrs vors Teufels List,
Dass wir erleben Freude;
Behüts vorm Sündenstand,
Wend ab die weltliche Schand,
Gib ihm die Seligkeit.

Amen.

Martin Behm – Ingemein für den Römischen Kaiser zu beten.

1. Wie groß, o Gott ins Himmels Saal,
Spürt man dein Weisheit überall!
Eim jeden Ding sein Ordnung gibst,
Dieweil du nicht Unordnung liebst.

2. Die Engel und Erzengelein
Durch dich ihr Ordnung halten fein,
Ein jeder tut, was ihm gebührt,
Und allzeit dein Befehl vollführt.

3. Am Himmel stehn die Sterne schön,
Und all in guter Ordnung gebn,
Dass keins aus dieser lichten Schar
Weicht aus der Ordnung um ein Haar.

4. Die Sonn behält das Regiment,
Jeder Planet sich zu ihr wendt,
Sie übertrifft mit ihrem Schein
Die Sternen allsamt ingemein.

5. Solch Ordnung, die man droben spürt,
Wird hie auf Erden auch geführt,
Da kaiserliche Majestat
Den größten Glanz erlanget hat.

6. Wie Jesus ist der Engel Herr,
Die allezeit nach seim Begehr,
Und wie die Sonn am Himmel klar
Die andern Stern regieret gar:

7. Also von Gott den Vorzug hat
Die Kaiserliche Majestat
Vor Chur- und Fürsten allzugleich,
Vor Reichsstädt auch im ganzen Reich.

8. Die gegen ihn sich billig neigen,
Ihm Ohr und Dienste gern erzeigen;
Dem soll ein jeder ingemein
Nächst Gott allzeit gehorsam sein.

9. Herr Gott, erhalt die Ordnung fest,
Tu du beim Regiment das best,
Damit das Römisch Reich gemehrt
In guter Ruh bleib unversehrt.

10. Hilf, dass deins großen Namens Ehr
Gefördert werd durch reine Lehr,
Damit die werte Christenheit
Zunehmen möge weit und breit.

11. Dem Türken durch dein Allmacht steur
Und andern Feinden ungeheur,
So im Reich richten Unruh an,
Dass man nicht friedlich leben kann.

12. Hilf, dass sie Fürsten ingemein
Dem Kaiser gern gehorsam sein,
Sein Amtsbürd ihm gern helfen tragn
Und bei ihm Gut und Blut auch wagn.

13. Schaff, dass sein Hofrät allesamt
Bedenken ihr hochwichtig Amt
Und nach Gewissen raten guts,
Zu fördern den gemeinen Nutz.

14. Erhalt ihn bei gesundem Leib,
Und alles Übel von ihm treib,
Sein Leben ihm viel Jahr noch frist,
Denn Ändrung gar gefährlich ist.

15. Halt fest, dass weder sink noch weich
Das löblich Haus von Osterreich,
Bis Christ, der Stein, die alte Welt
Zerschmeisst, dass sie in Haufen fällt.

Amen.

Martin Behm – In der Todesnot.

1. O Mensch, Herr Jesu Christ,
Der du mein Heiland bist,
Hör mich zu dieser Frist.

2. Schau doch, mein Herr und Gott,
Wie bin ich hier in Not
Und seh vor mir den Tod.

3. Er blickt mich sauer an,
Du wollst mich nicht verlan,
Sonst niemand helfen kann.

4. Herr, leiste mir Beistand,
Lös mich vons Todes Band
Durch deine starke Hand.

5. Solls ja geschieden sein,
So lass mich nicht allein
In meiner Angst und Pein.

6. Komm selber zu mir her,
Den Glauben mir vermehr,
Und mich zu dir bekehr.

7. Send mir auch deinen Geist,
Der unser Tröster heißt
Und uns gen Himmel weist.

8. Führ mich aus der Gefahr,
und meine Seel bewahr,
Dass sie mit Frieden fahr.

9, Schick mir dein Engelein,
Dass sie stets bei mir sein,
Mein Seel zu tragen heim.

10. Tu auf dein Himmelstür,
Und mich zur Freuden führ,
Darnach steht mein Begier.

11. Bring mich ins Himmels Saal,
Da sind die Engelein all,
Die loben dich mit Schall.

12. Die Auserwählten dein
Auch da beisammen sein
Ohn alle Klag und Pein.

13. Mit den mach mich bereit,
Zu loben allezeit
Dich, Herr, in Ewigkeit.

Amen.

Martin Behm – Gebet um einen seligen Abschied, auf die Gartenangst Christi gerichtet.

1. Herr Christ, wenn ich bedenke
Mein Elend groß und schwer,
Von Herzen ich mich kränke
Und bin betrübet sehr,
Weil mir im ganzen Leben
Der Teufel und die Welt,
Mein Fleisch und Blut darneben
Ganz grimmiglich nachstellt.

2. Wie muss ich mich doch quälen,
So lang ich allhier bleib!
Jetzt findt sich Angst der Seelen,
Gar bald ist siech mein Leib;
Viel Unglücks tut sich finden,
Bis mich der Tod allhie
Wegrafft im Hui, geschwinde,
Gott weiß, wann, wo und wie.

3. Doch will ich das nicht achten,
Ach mein Herr Jesu Christ,
Wenn ich nur möcht betrachten
zu meiner letzten Frist
Dein Gartenangst und Schmerzen,
Darzu dein Schweiß und Not.
Dass ich dadurch im Herzen
Erquicket würd im Tod.

4. Drum, wenn ich werde zittern
Alsdann und zagen sehr,
Weil sich bei mir wird wittern
Der Tod mit seinem Speer,
Dass mir mein Augen brechen
Und abnimmt mein Gehör,
Der Mund nicht mehr kann sprechen
Und mir mein Leib wird schwer;

5. Wenns Herz auch lechzt und schmachtet,
Weil ihm all Kraft entgeht,
Auf dieser Welt nichts achtet,
Vernunft auch nichts versteht,
Herr Christ, so lass mich denken
Ans kläglich Zittern dein,
Dass mich zu sehr nicht kränken
Die Todesschmerzen mein.

6. Auch wenn mich will erschrecken
Der Teufel mit der Sünd,
Das Gwissen auf tut wecken,
Mir Gottes Zorn verkündt,
Dass ich anfang zu weinen,
Vergieß viel Zähren heiß,
Und mir durch Sünd unreinen
Ausbricht der kalte Schweiß,

7. So komm, Herr Jesu Christe,
In solchem schweren Streit,
Mit deinem Geist mich rüste,
Mach mich der Sünden quitt,
Dass ich ja mög genießen
Deins Blutschweißes wert,
Den du tätest vergießen
Mit Tränen hie auf Erd.

8. Und wenns nun kommt zum Scheiden,
Dass mich würget der Tod,
Welchs ist das letzte Leiden
Und unser höchste Not,
So hilf durch deine Güte,
Dass ich nicht irrig werd;
Vor lästern mich behüte
Und allem Ungebärd.

9. Hilf, dass ich mich ergebe
Dir, o mein Herr und Gott,
Dir sterbe und doch lebe
Auch mitten in dem Tod,
Und also, Herr, geschwinde
Kraft des Todringens dein
Den Tod auch überwinde
Und säuberlich schlaf ein.

10. Herr treib auch ab den Drachen
Und die höllische Schar,
Die mich mit ihrem Rachen
Wollen verschlingen gar.
Dein Englein wollst du senden,
Die sich als Diener dein
Zu meinem Seelchen wenden
Und es dir bringen heim.

11. Dem Leib lass in der Erden,
Als im Schlafkämmerlein,
Sein Ruh in Frieden werden;
Die Seel in Händen dein
Wollest, o Herr, bewahren
Bis an das jüngst Gericht,
Da wir lebendig fahren,
Herr, vor dein Angesicht,

12. Daselbest zu vernehmen
Das letzte Urteil dein,
Des sich die Bösen schämen,
Die Frommen fröhlich sein,
Weil du jene wirst dringen
Ins höllschen Feuers Pein,
Und uns in vollem Springen
In Himmel führen ein.

Amen.