Martin Behm – Gebet um einen seligen Abschied, auf die Gartenangst Christi gerichtet.

1. Herr Christ, wenn ich bedenke
Mein Elend groß und schwer,
Von Herzen ich mich kränke
Und bin betrübet sehr,
Weil mir im ganzen Leben
Der Teufel und die Welt,
Mein Fleisch und Blut darneben
Ganz grimmiglich nachstellt.

2. Wie muss ich mich doch quälen,
So lang ich allhier bleib!
Jetzt findt sich Angst der Seelen,
Gar bald ist siech mein Leib;
Viel Unglücks tut sich finden,
Bis mich der Tod allhie
Wegrafft im Hui, geschwinde,
Gott weiß, wann, wo und wie.

3. Doch will ich das nicht achten,
Ach mein Herr Jesu Christ,
Wenn ich nur möcht betrachten
zu meiner letzten Frist
Dein Gartenangst und Schmerzen,
Darzu dein Schweiß und Not.
Dass ich dadurch im Herzen
Erquicket würd im Tod.

4. Drum, wenn ich werde zittern
Alsdann und zagen sehr,
Weil sich bei mir wird wittern
Der Tod mit seinem Speer,
Dass mir mein Augen brechen
Und abnimmt mein Gehör,
Der Mund nicht mehr kann sprechen
Und mir mein Leib wird schwer;

5. Wenns Herz auch lechzt und schmachtet,
Weil ihm all Kraft entgeht,
Auf dieser Welt nichts achtet,
Vernunft auch nichts versteht,
Herr Christ, so lass mich denken
Ans kläglich Zittern dein,
Dass mich zu sehr nicht kränken
Die Todesschmerzen mein.

6. Auch wenn mich will erschrecken
Der Teufel mit der Sünd,
Das Gwissen auf tut wecken,
Mir Gottes Zorn verkündt,
Dass ich anfang zu weinen,
Vergieß viel Zähren heiß,
Und mir durch Sünd unreinen
Ausbricht der kalte Schweiß,

7. So komm, Herr Jesu Christe,
In solchem schweren Streit,
Mit deinem Geist mich rüste,
Mach mich der Sünden quitt,
Dass ich ja mög genießen
Deins Blutschweißes wert,
Den du tätest vergießen
Mit Tränen hie auf Erd.

8. Und wenns nun kommt zum Scheiden,
Dass mich würget der Tod,
Welchs ist das letzte Leiden
Und unser höchste Not,
So hilf durch deine Güte,
Dass ich nicht irrig werd;
Vor lästern mich behüte
Und allem Ungebärd.

9. Hilf, dass ich mich ergebe
Dir, o mein Herr und Gott,
Dir sterbe und doch lebe
Auch mitten in dem Tod,
Und also, Herr, geschwinde
Kraft des Todringens dein
Den Tod auch überwinde
Und säuberlich schlaf ein.

10. Herr treib auch ab den Drachen
Und die höllische Schar,
Die mich mit ihrem Rachen
Wollen verschlingen gar.
Dein Englein wollst du senden,
Die sich als Diener dein
Zu meinem Seelchen wenden
Und es dir bringen heim.

11. Dem Leib lass in der Erden,
Als im Schlafkämmerlein,
Sein Ruh in Frieden werden;
Die Seel in Händen dein
Wollest, o Herr, bewahren
Bis an das jüngst Gericht,
Da wir lebendig fahren,
Herr, vor dein Angesicht,

12. Daselbest zu vernehmen
Das letzte Urteil dein,
Des sich die Bösen schämen,
Die Frommen fröhlich sein,
Weil du jene wirst dringen
Ins höllschen Feuers Pein,
Und uns in vollem Springen
In Himmel führen ein.

Amen.