Sanffdorffer, Johannes – Wider die drey Ertzfeinde der seelen. (O Gott, verley mir dein genad)

O Gott, verley mir dein genad,
gib hilff und rath,
ich muß sunst gar verzagen.
Es seind der feind so grausam vil
in disem zyl,
die mich von dir wöln jagen.
Mir hat die welt jr netz gestelt,
das sündtlich fleysch mich von dir heyscht:
o Herr, dir thu ichs klagen.

Der teüffel ist der ergste feind,
er reyst und greint
und treybt vil böser tücken;
Und hat doch niemand schewen dran,
das macht, er kan
den schalck gar höfflich schmücken;
In gleyßnerey so mancherley
er sich verbirgt, vil volcks erwürgt,
wenn ers von dir thut zücken.

Vor disem mörder mich behüt,
herr, durch dein güt,
in mir mach reyn das hertze!
Wo du nicht selber baust das hauß,
vor disem grauß
so felts mit grossem schmertze.
Wo du nit bist, Herr Jesu Christ,
selbs helffer groß für disem stoß,
so ists umb mich ein schertze.

Darumb, o Herr, thu bey mir stan,
von yetzundt an
biß an mein letztes ende!
So will ich frischlich wogen dran
als was ich han,
dein trost thu mir nur senden:
So bleib ich fest, unnd das zerbrest
die welt all gar, der teuffel schar
soll mich von dir nit wenden.

Wenn schon die welt und teuffel all
inn disem tal
auff einem hauffen stunden,
So ist doch bey dir trost unnd frist,
Herr Jesu Christ,
du kanst sie uberwinden.
Ich far daher, unnd wens leyd wer
auch yederman, leyt mir nit dran:
bey dir laß ich mich finden.

Es kumpt der tag unnd ist nit weyt,
der bringt groß leyd
den, die sich yetz lan schrecken,
Und glauben nit in diser not
inn dich, o Gott!
wirst jr schalckeyt auff decken,
Und straffen sie ymmer und ye
auch ewiglich: O Gott, thu mich
in Christo aufferwecken!

Du wirdst helffen auß aller quel
dem Israel,
wenn kummen wird dein tage,
Und würst verdammen durch dein recht
dasgotloß gschlecht,
die yetzt an dir verzagen.
O starcker Gott, Herr Zebaoth,
ich dritt zu dir, o Herr, hilff mir:
ich wils frey dapffer wagen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Rinckart, Martin – Hilf uns, Herr, in allen Dingen

1. Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Daß wir unser Amt und Werk
Wohl anfangen und vollbringen,
Gieb uns Weisheit, Kraft und Stärk;
Ohne deine Segenshand
Ist verloren Stadt und Land.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

2. Hilf uns, Herr, an allen Orten,
Wo wir dein bedürftig sein,
Brich der Höllen Macht und Pforten,
Und gieb deinem Häufelein
Und der ganzen Christenheit
Liebe, Fried und Einigkeit.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

3. Hilf uns, Herr, auf allen Seiten
Im Gelück und Ungelück
kämpfen, streiten und arbeiten
Wider Satans List und Tück,
Wider Fleisches Lust und Pracht,
Wider weltlich Ehr und Macht.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

4. Hilf uns, Herr, in allen Nöthen,
Aller Trübsal und Gefahr;
Alles, was uns könnte tödten
Und verderben ganz und gar,
Durch dein Hand und deinen Fuß
Uns zum Besten dienen muß.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

5. Hilf uns, Herr, aus allen Fluthen
Der betrübten Kriegesnoth,
Wirf einmal die Zornesfluthen
In die Gluth, die feuerroth:
Laß uns ohne dieses Joch
Nur im Friede sterben noch.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

6. Hilf uns Herr aus allem Jammer
Der besorgten Hungers-Noth
Die uns führt zur Todes Kammer
Und ist ärger als der Tod.
Unser Mäßlein uns bescher
Überfluß und Mangel wehr.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

7. Hilf uns, Herr, aus allem Leiden
In der letzten Todesnot,
Laß uns fahren hin mit Freuden
Und durch deinen bittern Tod
Kommen in das Paradeis
Uns zur Freude, dir zum Preis.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

8. Hilf uns Herr aus allen Ängsten
Dieser eitel kurzen Zeit
In das Land da wir am längsten
Bleiben in all Ewigkeit:
In das schöne Paradeis
Uns zur Freude, dir zum Preis
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

9. Hilf uns Herr aus allem Zweiffel
In der höchsten Seelen-Angst
Die uns Welt, Vernunft und Teufel
Eingebildet hat vorlangst.
O Herr Jesu, laß dein Wort
Sein und bleiben unser Hort.
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

10. Hilf uns Herr aus allem Grauen
In der größten Sünden-Angst
Daß wir auf die Zahlung bauen
Die du hast gethan vorlangst.
O Herr Jesu laß dein Blut
Mir ja kommen auch zu gut!
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

11. Hilf uns Herr in letzten Zügen
Aus der letzten Höllen-Angst,
Laß uns Ritterlich obsiegen
Wie du obgesieget langst.
O Herr Jesu, deine Hand
Leist uns Beistand und Bestand!
Hilf uns, Herr, in allen Dingen,
Und laß alles wohl gelingen.

Mathesius, Johann – Christ, König, Gott, unser Heiland,

Gebet für Joachimsthal.

Christ, König, Gott, unser Heiland,
Unser Schutz steht in deiner Hand,
Du nimmst dich deiner Kirchen an,
Für dir muß fallen Roß und Mann.

Laß dir die Stadt befohlen sein,
Für Feuersnoth behüt sie fein.
Vor arger List, Untreu und Gfahr
Durch dein Engel das Thal bewahr.

Denn wo du nicht die Wach bestellst
Und selbst die Stadt und Gmein erhältst,
So ists mit Menschenkraft verlorn,
Das macht des Satans grausam Zorn.

Gieb du Verstand, Rath, Glück und Muth,
Daß man erhalt das höchste Gut,
Dein heilsams Wort, das unser Rath,
Solchs pflanz mit Fleiß in dieser Stadt.

Hilf, daß die schön Gerechtigkeit,
Zucht, Ehr, Kunst, Lieb und Einigkeit
Gefördert werd, Unrecht gestraft,
Daß Fried und Ruh hie werd geschafft.

Dieß sind je unser Väter zwar,
Die du verordnet hast dieß Jahr,
Damit die Gmein, Schul, Kirch, Spital
Versorget werd in diesem Thal.

Denn wie ein Amm mit Fleiß und Müh
Des Kindes wartet spät und früh,
Also pflegt jetzt der Christenheit
Allhie die liebe Obrigkeit.

Darum, Herr Christ, wir, deine Kind,
Die durch dein Blut erarnet1) sind,
Schreien aus Herzensgrund zu dir:
Den Rath im Thal schütz und regier!

Ewiger Brunn Gotts, einigs Kind,
Bei dir man Rath und That stets findt:
Mit deinem Segen sie begnad,
So gehn all Anschläg wohl von statt.

Ihr Einkommen laß wachsen flugs,
Erhalt das Bergwerk, gib gut Kux,
Damit wir und die ganz Gemein
An Leib und Seel versorget sein.

Lob, Ehr und Dank zu aller Frist
Singen wir dir, Herr Jesu Christ,
Wir, deine liebe Schülerlein:
All unser Lehr und Fleiß ist dein.

Amen.

—-
Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder
1) erworben

Musculus, Wolfgang – O HERRE Gott, erbarme dich,

Gebett des Propheten Esaie am 33. Cap. (O HERRE Gott, erbarme dich)

Domine miserere nostri etc.

O HERRE Gott, erbarme dich,
mit deinen gnaden auff uns sich,
dann wir warten alleyne
auff dich allhie gemeyne.
Dann der gwalt unser widerpart
der lauster auff uns streng und hart,
wie er uns möcht erhaschen
und heymlichen antasten.
Aber du bist, O HERRE Gott,
der helffen thut auß aller noth,
du bist auch unser heyl und sterck,
in dich eyn ieder traw und merck
in der zeit der trübsalen!

Gib, HERR, zur zeit, so es sich zim,
das ab dem brummen deiner stimm
die Völcker müssen fliehen,
von uns jhr hand abziehen!
Und ab deinem erheben, Gott,
sollen all unser Feind zu spott
auch hie auff diser Erden
zerstrewt und gschalgen werden.
Und jhr Raub werd gesammlet ein
wie in eyn grub die Kefer kleyn,
so man sie gmeynlich sammlen thut;
behalt uns, HERR, in deiner hut,
so mag uns nicht mißlingen.

Erheb dich, HERR, mit deiner macht,
reut auß all unser feinde pracht,
der du wohnst in der höhe,
all Welt mit bett dir flehe.
Begab uns, HERR, mit billiichkeyt,
erfüll uns auch mit grechtigkeyt,
trew, Glaub zu unsern zeiten
erweck uns, die dein beiten!
Macht, Heyl, Weyßheyt, darzu auch kunst,
wend nicht von uns der liiebe brunst,
die forcht Gottes sei unser schaft,
bewar uns, HERR, vor Menschen gschwatz,
mach richtig unsern wege!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Luther, Martin – Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Der 130. Psalm: „De profundis clamavi“

1. Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig Ohren kehr zu mir
Und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
Was Sünd und Unrecht ist getan,
Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2. Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

3. Darum auf Gott will hoffen ich
Auf mein Verdienst nicht bauen;
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
Und seiner Güte trauen,
Die mir zusagt sein wertes Wort,
Das ist mein Trost und treuer Hort,
Des will ich allzeit harren.

4. Und ob es währt bis in die Nacht
Und wieder an den Morgen,
Doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
Der aus dem Geist erzeuget ward,
Und seines Gotts erharre.

5. Ob bei uns ist der Sünden viel,
Bei Gott ist viel mehr Gnaden;
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel
Wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
Der Israel erlösen wird
Aus seinen Sünden allen.

Gerhardt, Paul – Zweierlei bitt ich von dir

1. Zweierlei bitt ich von dir,
zweierlei trag ich dir für,
dir, der alles reichlich gibt,
was uns dient und dir bleibet
gib mein Bitten, das du weißt,
Eh ich sterb und sich mein Geist
aus des Lebensbanden reißt.

2. Laß mich aber, o mein Heil,
Lüge und Abgötterei.
Armut, das die Maße bricht,
Allzu Arm und allzu Reich
ist nicht gut, stürzt beides gleich
unsre Seel ins Sündenreich.

3. Laß mich aber, o mein Heil,
nehmen mein bescheiden Teil
und beschere mir zur Not
hier mein täglich Bissen Brot.
Ein kein wenig, da der Mut
und ein gut Gewissen ruht,
ist fürwahr ein großes Gut.

4. Sonsten möcht im Überfluß
ich empfinden Überdruß,
dich verleugnen, dir zum Spott
Fragen: `Wer ist Herr in Frechheit voll
Weiß oft nicht, wann ihm ist wohl,
Wie es sich erheben soll?´

5. Wiederum wenns stehet bloß
und die Armut wird zu groß,
wird es untreu, stiehlt und stellt
nach des Nächsten Gut und Geld,
tut Gewalt, brauch Ränk und List,
ist mit Unrecht ausgerüst´t,
fragt gar nicht, was christlich ist.

6. Ach, mein Gott, mein Schatz mein Licht,
dieser keines ziemt mir nicht:
beides schändet deine Ehr,
beides stürzt ins Höllenmeer.
Drum so gib mir Füll und Hül!
Also, wie dein Herze will,
nicht zu wenig, zu viel.

Gerhardt, Paul – Herr, höre, was mein Mund

1. HErr, höre, was mein Mund
aus innerm Herzensgrund
ohn alle Falschheit spricht,
Wend, HErr, dein Angesicht,
Vernimm meine Bitte!

2. Ich bitte nicht um Gut,
das auf der Welt beruht,
Auch endlich mt der Welt
bricht und zu Boden fällt
Und mag gar nicht retten.

3. Der Schatz, den ich begehr,
ist deine Gnad, o HErr,
Die Gnade, die dein Sohn,
mein Heil und Gnadenthron,
Mir sterbend erworben.

4. Du bist rein und gerecht,
Ich bin ein böser Knecht,
ich bib in Sündentot,
Du bist der fromme GOtt,
der Sünde vergibet.

5. Laß deine Frömmigkeit
sein meinen Trost und Freud,
Laß über meine Schuld
dein edle Lieb und Huld
sich reichlich ergießen.

6. Betrachte, wer ich bin,
im Huf fahr ich dahin,
zerbrechlich wie ein Glas.
Vergänglich wie ein Gras,
ein Wind kann mich fällen.

7. Willst du nichts sehen an
als was ein Mensch getan,
So wird kein Menschenkind
von wegen seiner Sünd
im Himmel bestehen.

8. Sieh an, wie Jesus Christ
für mich gegeben ist,
Der hat, was ich nicht kann,
Erfüllt und genug getan
in Leben und im Leiden.

9. Du liebest Reu und Schmerz,
schau her, hier ist mein Herz,
Das seine Sünd erkennt
und wie ein Feuer brennt
vor Angst, Leid und Sorgen.

10. Ich lechze wie ein Land,
dem deine milde Hand
Den Regen lang entfleucht,
bis Saft und Kraft entweicht
und alles verdorret.

11. Gleich wie auch auf der Heid
ein Hirsch begehrlich schreit
nach frischem Wasserquell,
So ruf ich laut und hell
nach dir, o mein Leben.

12. Erquicke mein Gebein,
Gießt Trost undLobsal ein
und sprich mir freundlich zu,
Daß meine Seele ruh
im Schloß deiner Liebe.

13. Gib mir getrosten Mut,
wenn meiner Sünden Flut
aufsteiget in die Höh,
Ersäuf all Angst und Weh
im Meer deiner Gnaden.

14. Treib weg den bösen Feind,
der mich zu stürzen meint,
Du bist mein Hirt, und ich
will bleiben ewiglich
ein Schaf deiner Weide.

15. So lang auf dieser Erd
ich Atem holen werd,
O HErr, so will ich dein
und seines Willens sein
gehorsamer Diener.

16. Ich will dir dankbar sein,
Doch ist mein Können klein,
allein in deiner Kraft,
Die Tin und Wollen schafft,
steht all mein Vermögen.

17. Drum sende deine Geist,
der deinen Kindern weist
den Weg, der dir gefällt:
Wer den bewahrt und hält,
wird nimmermehr fehlen.

18. Ich richte mich nach dir,
du sollst mir gehen für.
Du sollst mir schließen auf
die Bahn im Tugendlauf,
Ich will treulich folgen.

19. Und wann des Himmels Pfort
Ich werd ergreifen dort,
So will im Engelheer
Ich ewig deiner Ehr
in Freuden lobsingen.

Gerhardt, Paul – Ach Herr, wie lange willst du mein

1. Ach HErr, wie lange willst du mein
So ganz und gar vergessen?
Wie lang soll der Sorgen Stein
Mich und mein Herze pressen?
Wie lange soll dein Angesicht
Sich von mir wenden? Willst du nicht
Dich meiner mehr erbarmen?

2. Wie lange soll ich armes Kind
Der Seelen Ruh entbehren?
wie lange soll der Sturm und Wind
Der Herzensangst gewähren?
Wie lange soll mein stolzer Feind,
Ders niemals gut, stets böse meint,
Sich über mich erheben?

3. Ach, schaue doch, mein GOtt und Hort,
Von deiner heilgen Hütte
Und höre meiner Klage Wort
Und hochbetrübte Bitte:
Gib meinen Augen Kraft und Macht
Und laß des Todes finstre Nacht
Mich nicht so bald befallen!

4. Sonst würde meiner Feinde Mund
Des Ruhms kein Ende machen;
Sie würden mein, als der zu Grund
Und Boden gangen, lachen:
Da liegt der, würden sie mit Freud
Herprahlen, der uns jederzeit
So viel zu schaffen machte!

5. Ich kenne sie und weiß gar wohl,
Was sie im Schilde führen,
Ihr Herz ist aller Bosheit voll,
Läßt sich nichts Guts regieren.
Du aber bist der fromme Mann,
HErr, mein GOtt, der nicht lassen kann
Die, so sich zu dir halten.

6. Des tröst ich mich und hoffe drauf,
Du wirst auch mir fromm bleiben
Und aller bösen Tücke Lauf
Gewaltig hintertreiben.
Mein Herze freut sich, wenns bedenkt,
Wie gern du stets dein Heil geschenkt
Dem, der sich dir vertrauet.

7. Das tu ich, HErr; ich traue dir:
Du bist mein einzige Freude,
Bewahrest mich, tust wohl an mir
Und führst mich aus dem Leide.
Dafür will ich mein Leben lang
Dir manchen schönen Lobgesang
Zum Dank und Opfer bringen.

Gellert, Christian Fürchtegott – Gott, deine Güte reicht so weit

1. Gott, deine Güte reicht so weit,
so weit die Wolken gehen.
Du krönst uns mit Barmherzigkeit
und eilst, uns beizustehen.
Herr, meine Burg, mein Fels, mein Hort,
vernimm mein Flehn, merk auf mein Wort!
Denn ich will vor dir beten.

2. Ich bitte nicht um Überfluss,
um Schätze dieser Erden;
lass mir, soviel ich haben muss,
nach deiner Gnade werden!
Gib mir nur Weisheit und Verstand,
dich, Gott, und den, den du gesandt,
und mich selbst zu erkennen!

3. Ich bitte nicht um Ehr und Ruhm,
so sehr sie Menschen rühren.
Des guten Namens Eigentum
lass mich nur nicht verlieren!
Mein wahrer Ruhm sei meine Pflicht,
der Ruhm vor deinem Angesicht,
und danach will ich streben.

4. So bitt ich dich, allgütger Gott,
auch nicht um langes Leben.
Im Glücke Demut, Mut in Not,
das wollest du mir geben.
In deiner Hand steht meine Zeit;
lass du mich nur Barmherzigkeit
und Gnade vor dir finden.

Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Franck, Salomo – Die wunderseligen Führungen Gottes.

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Mein Gott, wie bist du so verborgen!
Wie ist dein Rath so wunderbar!
Was helfen alle meine Sorgen!
Du hast gesorget, eh ich war.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Man kann dich nicht von vorne sehen,
Wir blicken dir nur hinten nach;
Was du bestimmst, das muß geschehen
Bei unserm Glück und Ungemach.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Herr, wer kann deinen Rath ergründen!
Dir bleibt allein der Weisheit Preis;
Du kannst viel tausend Wege finden,
Wo die Vernunft nicht einen weiß.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Dein allerheiligsten Gedanken
Sind himmelweit von Menschenwahn;
Drum leite mich in deinen Schranken,
Und führe mich auf rechter Bahn!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Dir will ich mich ganz überlassen
Mit Allem, was ich hab und bin;
Ich werfe, was ich nicht kann fassen,
Auf deine Macht und Weisheit hin.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Hilf, daß ich nimmer von dir kehre
In Glück und Unglück, Wohl und Leid!
Schick Alles, Herr, zu deiner Ehre,
Und meiner Seele Seligkeit!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder