Franke, August Hermann – Mehr Glauben verleih mir

Mehr Glauben verleih mir,
mehr Licht und mehr Mut,
mehr Trost und Vergebung,
zum Beten mehr Glut,
mehr Schmerz um die Sünde,
mehr Scheu vor der Schuld,
mehr Stille im Harren,
im Leid mehr Geduld.

Mehr Hoffnung entzünde,
mehr Sehnsucht in mir,
mehr Lust nach dem Himmel,
mehr Heimweh nach Dir!
Mehr Aufblick nach oben,
mehr Tröstung im Weh,
mehr Segensgewißheit,
mehr Kraft aus der Höh!

Mehr mildes Erbarmen,
mehr brünstige Lieb,
mehr Sanftmut und Frieden,
mehr Opfersinn gib,
mehr Einfalt und Wahrheit,
mehr Demut dazu!
Ja, nimm mich und mach mich,
mein Heiland, wie Du!

Dieterich, Veit – Wider den Türcken zus beten oder zus singen

Psalm 79

HERR, es seind Heiden in dein Erb
mit grossem grim gefallen,
Die haben dein Tempel verderbt,
und ihn verunreint allen.
Dan wo vor dein Wort hat gewohnt
das selb jetzund nichts anders dohnt
dann lauter Deufels lehre:
ach Gott, steh auff und wehre!

Die armen Christen hin und widr,
die weiber und die kinder,
Die hawens allenthalb ernidr
und schonen ir vil minder
Dan alle ungehewre thier:
ach Gott, steh auff und hilff uns schier!
on dein hilff ists verloren,
zu morden seinds geboren.

Sie haben, Herr, deinr Christen blut
an allem ort vergossen,
Darbei erkennen wir dein rut,
es ist wie wasser gflossen;
Ein schew ab uns hat jederman,
als hab niemand sonst unrecht than:
das müssen wir dir klagen,
ach Gott, hilff von der plage!

Deinen zorn, Herr, mercken wir wol,
es brent uns wie ein fewre!
Darumb ein jeder Christ je sol
wider den feind unghewre
Dich bitten, auff das du dein grim
wölst abwenden von uns auff ihn
und auff all ander büben,
so dein nam nicht anrüffen!

Dann sie jetzund dein Christenheit
schier gar haben veröset;
Es ist gschehen umb uns all greit,
wann uns nicht bald erlöset
Dein starcke hand: derhalb verschon!
vergib, was wir wider dich thon,
erbarme dich jetz balde,
dein gnad las bei uns walden!

Hilff du uns doch, O Herre Gott,
durch deines namens ehre!
Erret uns jetzt aus diser not,
dem Türcken, o Herr, wehre!
Es habens unser sünd verschuldt:
ach Gott, deck sie mit deiner huld,
thus durch deins namens ehre,
ach Gott, dem feind jetzt wehre!

Warumb lesst du die Heiden all
jetzund so unser spotten,
Das sie rhümen mit grossem schall,
als hetten wir kein Gotte?
Ach Herr, lass doch bald werden kund,
das der feind hab grewlich gesündt,
der dein Volck hat erstochen,
ach Herr, lass nicht ungrochen!

Lass für dich kommen, lieber Herr,
das seuffzen der gefangnen!
Du bist doch je stercker dann der,
so uns jetzund thut trange.
Vergilt, o Herr, dem argen feind,
der durch sein toben dich hat gmeint!
bezal im solche schmache
und kum mit deiner rache!

Darumb wöllenm wir alle dir
dancken zu ewgen zeiten;
Wir seind dein schaff mit aller gier,
wir deiner hilffe beiten.
Ach Gott, hilff uns durch deinen Christ,
der uns von dir fürgestellt ist,
das er uns sol erretten,
sein feind mit füssen dretten!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der Glaubensstimme

Eber, Paul – Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott

Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott,
der du littst Marter, Angst und Spott,
Für mich am Kreuz auch endlich starbst
und mir deins Vaters Huld erwarbst:
Ich bitt durch bitter Leiden dein,
du wollst mir Sünder gnädig sein!

Wenn ich nun komm in Sterbens not
und ringen werde mit dem Tod,
Wenn mir vergeht all mein Gesicht
und meine Ohren hören nicht,
Wenn meine Zunge nichts mehr spricht
und mir vor Angst mein Herz zerbricht,

Wenn mein Verstand sich nicht versinnt
und mir all menschlich Hilf zerrinnt:
So komm, Herr Christe, mir behend
zu Hilf an meinem letzten End
Und führ mich aus dem Jammerthal,
verkürzt mir auch des Todes Qual!

Die bösen Geister von mir treib,
mit deinem Geist stets bei mir bleib,
Bis sich die Seel vom Leib abwend,
so nimm sie, Herr, in deine Händ!
Der Leib hab in der Erd sein Ruh,
bis sich der Jüngst Tag naht herzu.

Ein fröhlich Urständ mir verleih,
am jüngsten Gricht mein Fürsprech sei
Und meiner Sünd nicht mehr gedenk,
aus Gnaden mir das Leben schenck,
Wie du hast zugesaget mir
in deinem Wort, das trau ich dir:

Fürwahr, Fürwahr, euch sage ich:
wer mein Wort hält und glaubt an mich,
Der wird nicht kommen ins Gericht
und den Tod ewig schmecken nicht,
Und ob er schon hier zeitlich stirbt,
mitnichten er drum gar verdirbt!

Sondern ich will mit starker Hand
ihn reißen aus des Todes Band
Und zu mir nehmen in mein Reich,
da soll er dann mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich!
dazu hilf uns ja gnädiglich!

Ach Herr, vergib all unser Schuld!
hilf, daß wir warten mit Geduld
Bis unser Stündlein kommt herbei,
auch unser Glaub stets wacker sei,
Deim Wort zu trauen festiglich,
bis wir entschlafen seliglich!

Dachser, Jacob – Psalm LIIII Deus in nomine tuo saluum me..

Im thon, wie Künig Laßles lied.

HIlff mir, Gott, in deim namen bald
und richte mich mit deinem gwalt,
o Got, erhör mein bethen!
Vernimm die red meins munds, und halt
das ich nit werd zertretten!

Dann frembd setzen sich wider mich
unnd starck suchen mein seel, die dich,
Gott, nit vor augen tragen:
Sihe, Gott steht mir bey trewlich,
enthelt mein seel vor plagen.

Du wirdst das böß meinen feynden
bezalen und sy verstören
in diner waren trewe.
So will ich dir denn opfferen
freywilligklich on rewe.

Und will auch deinem namen, Herr,
das er so gut ist, dancken sehr,
dann du thust mich erretten
Von allem meinem trübsal schwer,
darumb ich dich hab betten.

Das mein aug an meinen feinden
lust sehe und sich muß frewen
unnd loben deinen namen
Mit allen betrübten hertzen,
die du erlösest, Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Dachser, Jacob – Psalm CXLIII. Domine exaudi orationem.

Ist ain bitt, klag und rach Psalm.

ERhör mein gebett, O herr Got,
vernimb mein bitten in der not,
umb deines glaubens willen,
thu mein beger erfüllen;
Umb willen deiner ghrechtigkait
antwurte mir in meinem layd
und geh nit ins gerichte,
mit deinem knecht nit fichte;
Dann kain lebendiger erscheyn,
der vor mir mög rechtfertig seyn;
hilff, Herr, der feynd verfolgt mein seel
und tracht, wie er mirs leen steel,
er tritt mich gar zu boden.

Dann er mich in das finster stellt,
gleych wie die todten auff der welt,
mein gayst ist mir verseret,
mein hertz im leib verstöret;
Ich denck an die vorigen zeyt
unnd tracht nach deinen wercken weyt,
von gschefften deiner henden
will ich mein red vollenden.
Ich braytte auß mein hend zu dir,
mein seel dürstet gantz mit begir
auff erd nach dir, mich bald erhör,
mein gayst vergeht: O mein Gott, wör,
thu dich vor mir nit bergen!

Dein antlitz, Herr, von mir nit weych,
das ich denen nit werde gleych,
die in die gruben faren,
darumb thu mich bewaren;
Laß mich frü dein barmhertzigkait
hören in meiner angst unnd layd,
dann ich auff dich thu hoffen;
mach mir, Herr, den weg offen,
Auf welchem ich gehn sol hinfür,
dann ich heb mein seel auff zu dir,
von meinn feynden errette mich,
zu dir, mein Got, zuflucht hab ich,
leer mich thun deinen willen.

Dann du bist mein Gott und beystand,
dein gayst für mich auff ebnem land
umb deines namens willen,
laß mein leben nit stillen;
Für mein seel auß der not und layd
umb willen deiner ghrechtigkait
und thu mein feynd verstören,
durch dein güte jn wören.
Und bringe umb auch alle, die
mein seel engsten auff erden hie,
dann ich bin dein knecht alle zeyt;
o Herr, erlöß die gfangen leüt,
die dich anrüffen, Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Dachser, Jacob – Psalm CXLII. Voce mea ad dominum.

Ist ain Bitt Psalm.

(„Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc. (Augsburg) M.D. XXXIII.“)

Ich schrey zu Got mit meiner stymm
und flehe zu dem herren,
Ich schütte auß mein bet vor jm,
des er mich wöll geweren,
Und zaige an vor jm mein not,
wenn mein gaist sinckt vor angst in todt,
so thust mich,Herr, erkennen.

Sy haben mir strick auff der ban
gelegt, da ich sol gangen;
Schaw zur rechten und sihe an,
wie sy mich haben gfangen;
Dann kainer mich mer kennen wil,
verloren ist mein fliehen vil,
niemannt fragt nach meinr seelen.

Zu dir schrey ich, Herr Got, mein hayl,
und sag: du bist mein hoffnung,
Imm land der lebenden mein thayl,
o Herr, merck auff mein klagung,
Dann sehr gering bin worden ich,
von mein verfolgern rette mich,
sy seind mir obgelegen.

Mein seel, Herr, auß dem gfencknuß für
das ich danck deinem namen;
Die ghrechten warten dein mit mir,
dein gayst für sy zusamen,
Wenn du mir wider hilffest auff,
das ich zu deiner gmayne lauff,
dein trew erzele, Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Creutzer, Georg – Ein schön Kindergebett

Ein schön Kindergebett reimsweis allen frommen Predigerskindern, deren liebe Eltern, um christlicher Lehre willen, worden ins Elend gestoßen. Von einem frommen Hausvater seinen Kindern im Elend fürgeschrieben. 1581.

Ach Gott, Vater, wir bitten dich,
Wöllst uns erhören gnädiglich.
Wohn unserm lieben Vater bei
Und hilf, daß er beständig sey,
In diesem schweren, großen Streit,
In reiner Lehre und Wahrheit.
Gib ihm deinen freudigen Geist,
Der ihm tröstlichen Beistand leist‘,
Und durch deine väterliche Güt,
Vor allem Uebel ihn behüt.
Du wollst helfen auch den Andern,
Die jetzt im Elend müssen wandern,
Wiewohl sie es nicht han verschuldt.
Ach, lieber Gott, gib ihm Geduldt,
Auch die behüte und bewahr,
Die mit ihm sind in gleicher Gfar.

Ach, Herr Gott, hilf in dieser Zeit
Aller weltlichen Oberkeit,
Gib ihn in ihr Herz, Sinn und Mut,
Das sie es wohl betrachten thut,
Den Worten denke fleißig nach,
Die Jesus von dem Himmel sprach:
O Saul, Saul, was verfolgst du mich?
Wie schwer wirst du beladen dich.
Gedenk in welche Gfar dich steckst,
Wenn du wider den Stachel leckst.
Laß sie die Sach z’vor recht verhören
Eh denn sie jagen und verstören.

Wir bitten noch für eine Art,
Die jetzund fast die Wahrheit spart,
Im Rucken gute Leut verletzt,
Groß und auch kleine auf sie hetzt,
Die bessers hätten wohl verdient,
Das wird geschlagen in den Wind.
Doch wöllst es ihn vergeben all,
Und helfen auf von ihrem Fall.
Und bekehr, was ist zu bekehren,
Was aber nicht, dem wöllst du wehren.
Und gib deiner armen Christenheit
Wieder Fried, Ruh und Einigkeit,
Zu Lob und Ehr beim heil’gen Namen
Um Jesu Christi willen. Amen.

Blaurer, Ambrosius – Wach auf, wach auf, ’s hohe Zeit

1. Wach auf, wach auf, ’s hohe Zeit,
Christ, sei mit deiner Hilf nicht weit!
Das wütend ungestüme Meer
läuft an mit Macht und drängt uns sehr.

2. Hilfst du nicht bald, so ist’s gescheh‘n,
zugrund wir müssen eilends geh‘n.
Bedroh‘ der Wellen wild Gebrüll,
so legt es sich und wird ganz still.

3. Ach Herr, um deines Namens Ehr
halt uns im Fried‘ bei deiner Lehr;
gib deiner Kirche gute Ruh,
Gesundheit und Gedeih‘n dazu.

4. Darüber auch das Allerbest:
daß wir im Glauben stark und fest
dich preisen und den Namen dein,
dir leben, dein lieb Völklein sein,

5. aus deinem Geist ganz neu geborn;
den gib uns, Herr, sonst ist’s verlorn.
Dies alles unser Herz begehrt,
wiewohl wir deren keins sind wert.

6. Haben das Widerspiel verschuld’t,
zum Zorn gereizt oft dein Geduld,
dein treue Warnung auch veracht‘,
all Zucht und Ehrbarkeit verlacht.

7. Und ist vielleicht das Maß jetzt voll,
daß unsre Sünde haben soll
verdiente Straf, so g’schieht uns recht
als einem ungetreuen Knecht.

8. Jedoch, dieweil dein Wort ist gut,
so wehr all derer Übermut,
die uns dabei nicht lassen stehn
und es vertrieben möchten sehn.

9. Mach uns vor ihnen nicht zum Spott;
die Sach ist dein, o starker Gott.
Gib uns den Feinden nicht zur Schand;
wir fallen gern in deine Hand.

10. Bekehr den Feind zu Christi Lehr,
daß er mit uns dich lob und ehr
und alle Welt des innewerd,
daß du groß Wunder tust auf Erd.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Behm, Martin – Ein täglich Gebet wider die drei Plagen, Krieg, Theurung und Pestilenz und andern Jammer

Herr Jesu Christ, wie manches Jahr
Sind wir gewest in Noth und Fahr:
Sehr heftig hat getobt der Feind,
Das hat manchs Christen Herz beweint.

Er hat gebrannt an manchem Ort,
Viel Leut entführt und viel ermordt;
Das liebe Brod gar theuer ist,
Darüber seufzt manch armer Christ.

Die Pestilenz hat nicht gesäumt,
Viel tausend Menschen aufgeräumt,
Ohn was für Kreuz, Pein, Angst und Schmerz
Gefühlet hat manch frommes Herz.

Herr, unser große Missethat
Dies und ein mehrs verdienet hat;
Der Sünden waren wir gewohnt,
Drum hast du billig nicht geschont.

O Gott, trag mit deim Volk Geduld,
Vergieb uns unser Sünd und Schuld,
Laß nun dein Zorn verlöschen gar,
Und gieb uns forthin gute Jahr.

Mit deinem Geist steh uns ja bei,
An Leib und Seel uns benedei,
Erhalt uns unser Leben rein,
Daß wir thun nach dem Willen dein.

Dem Türken und den Tattern wehr,
Und wer sonst anficht deine Lehr,
Behüt für Aufruhr, Krieg und Streit,
Gieb fruchtbar und wohlfeile Zeit.

Nimm weg die giftig Seuch der Pest,
Die bisher hat gehalten fest,
Im Kreuz verleih Trost und Geduld,
Laß uns behalten deine Huld:

Damit wir deines Namens Ehr
Hoch preisen und erheben sehr
Hier und dort mit den engelein;
Wer das begehrt, sprech Amen drein.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Botzheim, Johannes – Ein Bittlied zu Gott um Hilfe und Gnade.

(Offenes Blat in Quer 4, zwei Reihen Noten, darunter die drei Strophen durchgehend, mit großen Zwischenräumen, jede 3 Zeilen einnehmend. Königl. Bibliothek zu Berlin. Im J. Zwickschen Gesangbuche von 1540, wo sich der Name des Verfassers findet, heißen in der letzten Strophe die Zeilen 2 und 4 so: zuo verdienen bsäligkeit – din will der werd in ewigkeit.)

O Herr und got der sabaoth,
zu dir schreyen wir armen:
Du sichst on end unnser ellend,
herr, das lasz dich erbarmen!
Nach deinem wort gib hie und dort
gnad, das wir selig werden;
Dein gnadreich wort ist unnser hort,
sunst ist kein trost auff erden.

Handthab dein eer und redt dein leer
vor den falschgnanten Christen,
Die aigen nutz, gwalt, eer mit trutz
suchen für dich mit listen.
O herr, wie lang leidst du den zwang,
dein heüfflin zuuerderben;
Erhör uns, herr, zu deiner eer,
und lasz uns gnad erwerben.

All unnser werck hond gantz kein sterck,
seligkait zuuerdienen:
Herre, du sichst, was uns gebrist,
dein gnad wöll uns versienen.
Dein wort ist fest, on allen prest,
und starck ob allen dingen:
Mach uns allain den glauben rain,
so mag uns nit miszlingen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer