Hermann, Nikolaus – Danket dem Herrn

Danket dem herren heut und allezeit,
denn groß ist seine güt und miltigkeit,
alles fleisch er speiset und erhelt,
denn sein geschöpf im wol gefelt.

Wenn über uns sein angesicht uns leucht,
der regen und tau die erd befeucht,
alsdenn wechst alles laub und gras,
sein werk treibt er on unterlaß.

Sobald der herr auftut sein milde hand,
so wechst die fülle in allem land,
daß sich des freuet jederman,
kein mensch noch vieh darf mangel han.

Er hat kein lust zu eim starken helt,
kein pracht noch macht im wolgefellt,
im liebt, daß man in fürcht und traut,
wer auf in hofft, hat wol gebaut.

Billich wirt er von uns gepreist,
daß er uns so reichlichen speist.
o vater, für dein gütigkeit
sagen wir dir dank in ewigkeit.

Ach herr, gib uns ein fruchtbar jar,
den lieben kornbau uns bewar,
für teurung, hunger, seuch und streit
bewar uns, herr, zu diser zeit.

Unser lieber vater du bist,
weil Christus unser bruder ist;
drumb trauen wir allein auf dich
und wollen dich preisen ewiglich.

Ach bleib bei uns, herr Jesu Christ,
weil es nu abent worden ist,
dein wort, o herr, das ewig liecht,
laß ja bei uns ausleschen nicht.

Er, lob und dank mit hohem preis
für disen trank und dise speis,
die uns der lieb und freundliche Got
aus gnaden jezund mitgeteilet hat!

Denn er ist freundlich und sein genad,
sein güt und treu kein ende hat,
der da erneret alles fleisch,
der seim geschöpf sein hülf beweist,

Der alle tier, fleisch und vöglein
mit seiner güt erhelt allein.
wenn der alt rab sein jung verleßt,
so speist sie Got in irem nest.

Er hat kein lust an rosses sterk,
gibt auch gar nicht auf stolze werk;
allein dem ist er lieb und wert,
der auf sein güte wart und ert.

Wir danken dir vater, herr und Got,
daß du uns speisest in hungers not,
durch unsern herren, Jesum Christ,
der unser heiland und erlöser ist.

Amen.

Goedeke/Tittmann – Deutsche Dichter des sechszehnten Jahrhundert

Vulpius, Herman – Ein Abendreien

Nu kum herzu, du junge schar,
und was ich euch singe, das nemt war.
mit freuden wölln wir singen,
das frölich tut erklingen.

Wir wöllen preisen unsern Got,
der bei uns stehet in aller not,
und ist zu helfen stets bereit;
dem sei lob, er in ewigkeit!

Der solches lob von uns begert,
wir bitten in und werden gewert;
was wir bitten im namen sein,
das gibt er uns und kans allein.

Er ist ein vater gnediglich,
seine wort gehen nicht hinder sich;
alls was er uns verheißen hat,
dasselb beweist er mit der tat.

Er gibt uns kleider, trank und speis,
und erneret der erden kreis;
mit seiner güt, barmherzigkeit
tröst er und hilft zu rechter zeit.

Nun schau herab aus deinem tron,
HERR Got, sich deine kinder an.
mit heller stimm loben wir dich,
zu dir stehet unser zuversicht.

Wiewol wir sein noch schwach und klein,
doch kennen wir dich, Got, allein;
kein ander hilf die wißen wir,
in allem land rufen wir zu dir.

Dann du bist stark mit deiner hand,
du tust erhalten alle land;
alls machstus nach dem willen dein
und hilfest in der not und pein.

O vater from, von uns nit ker,
zu lob singen wir deiner er;
dann unser mund ist lobes vol,
das gefellt dir in dem himel wol.

Und wenn uns kem ein böser wicht,
so wolten wir in hören nicht,
der uns etwas wolt leren,
das nicht wer deiner eren.

Und wies deim willen wolgefellt,
und wie dein heilig wort inhelt,
auf daß wir leben dir zu lob,
und ob wir schon gehen zu boden drob.

Das sei dir gesungen, starker Got,
von deiner schwachn und ser jungen rott,
die noch nicht groß vermügens ist,
der du ir treuer vater bist.

Goedeke/Tittmann – Deutsche Dichter des sechszehnten Jahrhundert

Tersteegen, Gerhard – Nun sich der Tag geendet,

Nun sich der Tag geendet,
Mein Herz zu dir sich wendet
Und danket inniglich.
Dein holdes Angesichte
Zum Segen auf mich richte,
Erleuchte und entzünde mich.

Ich schließe mich aufs neue
In deine Vatertreue
Und Schutz und Herze ein.
Die fleischlichen Geschäfte
Und alle finstern Kräfte
Vertreibe durch dein Nahesein.

Daß du mich stets umgibest,
Daß du mich herzlich liebest
Und rufst zu dir hinein,
Daß du vergnügst alleine,
so wesentlich, so reine,
Laß früh und spät mir wichtig sein!

Ein Tag, der sagt dem andern,
Mein Leben sei ein Wandern,
Zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne,
Mein Herz an dich gewöhne,
Mein Heim ist nicht in dieser Zeit.

Tersteegen, Gerhard – Nun schläfet man

1. Nun schläfet man;
und wer nicht schlafen kann,
der bete mit mir an
den großen Namen,
dem Tag und Nacht
wird von der Himmelswacht
Preis, Lob und Ehr gebracht:
o Jesu, Amen.

2. Weg, Phantasie!
Mein Herr und Gott ist hie;
du schläfst, mein Wächter, nie,
dir will ich wachen.
Ich liebe dich,
ich geb zum Opfer mich
und lasse ewiglich
dich mit mir machen.

3. Es leuchte dir
der Himmelslichter Zier;
ich sei dein Sternlein, hier
und dort zu funkeln.
Nun kehr ich ein,
Herr, rede du allein
beim tiefsten Stillesein
zu mir im Dunkeln.

Unbekannt – Ein andrer Abendreihen

Der Maie, der Maie
Bringt uns der Blümlein viel,
Ich trag‘ ein frei Gemüthe,
Gott weiß wohl, wen ich will,
Gott weiß wohl, wen ich will.

Ich will Christum den Herren,
Der unser Heiland ist,
Er trägt das Kreuz für unsre Sünd,
Ja wie man von ihm liest,
Ja wie man von ihm liest.

Wir waren all gefangen,
Im Tod warn wir verlorn,
Die Sünd die quält uns Nacht und Tag,
Darin wir warn geborn,
Darin wir warn geborn.

Und niemand kunnt uns helfen
Denn unser Herr allein,
Ist uns in Gut geboren
Von einer Jungfrau rein,
Von einer Jungfrau rein.

Und ist für uns gestorben,
Erstanden von dem Tod,
Hat uns das Heil erworben,
Geholfen aus der Noth,
Geholfen aus der Noth.

Er hat das Gesetz erfüllet,
Das uns so hart verklagt,
Und das Fünklein gestillet,
Das unser Gewissen nagt,
Das unser Gewissen nagt.

Er ist der Weg das Licht die Pfort,
Die Wahrheit und das Leben,
Er ist des Vaters ewigs Wort,
Das er uns hat gegeben,
Das er uns hat gegeben.

Er hat den Tod überwunden,
Die Höll gerissen ein,
Die Sünd hat er verschlungen,
Geholfen aus der Pein,
Geholfen aus der Pein.

Er wird die nicht verlassen,
Die an ihn glauben fein,
Das hat er uns versprochen;
Denn wir seine Kinder seyn,
Denn wir seine Kinder seyn.

Darum wer ihm vertrauen kann,
Verläßt er nimmermehr,
Demselben unserm Herren
Sei Lob und Preis und Ehr!
Von Ewigkeit bisher. Amen.

Unbekannt – Ein schöner Abendreihen

Wie steht ihr allhie und wartet mein
Und meint, ich soll euer Vorsinger seyn?
Soll ich denn nun singen, so hört mir zu:
In dem Gesetz ist weder Rast noch Ruh.
Das Gesetz richtet nichts denn Zoren an
Und kein Mensch lebet, der es halten kann.
Nun muß es dennoch erfüllet seyn,
Darum schickt Gott seinen Sohn herein.
Derselbig ist worden unser Schild,
Er hat des Vaters großen Zorn gestillt.
Denn er hat dem Gesetz genug gethan
Vor jedermann, der nur glauben kann.
Es hat ihn kostet sein rosenfarbes Blut,
Am Kreuz trug ers alls uns zu gut.
Des saget Lob und Dank in Ewigkeit,
Daß er uns behüte vor allem Leid. Amen

Zwick, Johannes – Jetz ist aber min tag dahin,

Ein abend gsang für die kind.

Jetz ist aber min tag dahin,
an dem ich zwar solt worden syn
Gottsäliger und gschickter vil,
dann darumb gibt Gott alle zil.

Ach Gott, was ich dann übels thon
den gantzen tog, ouch underlon
Des guten vil unnd zyt versumpt,
die hin ist und nit widerkumpt,

Und wie ich mich versündet hab,
Herr, das laß syn gantz tod und ab
Und tilcks alls uß in Jesu Christ,
in dem du zfriden gstellet bist.

Und hab an minem thun vergut,
du kennst ye wol min fleisch unnd blut,
Wie ich so langsam und so träg,
zelernen dine heilgen wäg.

Hab ich dann etwas guts gethon,
die leer und zucht wol angenon,
Das ichs dann bhalt und nit vergeß,
allzyt allein din eer ermeß.

Zwick, Johannes – NUn wil sich scheiden nacht und tag,

Ein abent gesang für die Kirchen

Mag auch gsungen werden in der melody: Jetz ist aber ein tag dahin.

NUn wil sich scheiden nacht und tag,
damit der mensch sin ruwe hab;
Das laß Gott vatter uns zu gut,
der halt uns gnädig in sinr hut.

Es ist unghür und grosse gfar
des nachts im finstren, das ist war:
Ach Gott, so sorg und halt die wacht,
so sind wir bhüt ja tag und nacht.

Verzych die sünd, der so vil ist,
zur bessrung gib ouch zil und frist
Und leer uns vor den ougen din
wandlen mit allen züchten fyn.

Behüt das bett vor uppigkeit
und leer uns rechte bscheidenheit,
die schwären tröum verletzind nichts
und aller trug des bösen wichts.

Was ich dann wyter schuldig bin,
für mich oder den nächsten min
Zu bitten, da sich gnädig dryn
unnd laß dirs alls befolhen syn.

Zwick, Johannes – DIß tagwerck ist yetz ouch volbracht,

Ein ander abendgsang für die kind in der schuol

DIß tagwerck ist yetz ouch volbracht,
ach Gott, hett ichs nun wol bedacht
Und wer geflissen gsin all stund,
damit ich ouch die bessrung fund.

So vil nun zyt wol angelegt,
so vil hast du, Gott, mich bewegt!
Was ich versumpt, das ist uß mir,
alls guts kumpt gwüß allein von dir.

Drumb schicks allweg, das ich dich find,
biß das ich werd ein gschicktes kind,
Unnd so ich morn herwider kumb
das ich mer lern, wie ich werd frumb.

Und leg wol an die gaaben din
unnd bruchs nach dinem willen fyn,
Werd ouch von himmel wol geleert
und nit nach diser wält verkeert.

Jetz schütz und schirm min seel und lyb,
gib, das ich in dinr gnaden blyb
Allzyt und voruß dise nacht,
mit dinen Englen halt die wacht!

Zwick, Johannes – SO wir yetz find den tag am end

Ein ander abent gsang für die kirchen.

Mag auch gesungen werden in der melody: Diß tagwerck ist rc.

SO wir yetz find den tag am end
und alle zyt so schnell und bhend
Hinfart und wir yetz schlaaffen gond
und kein gwüß zil zuläben hond,

So bittend wir von hertzen dich,
o trüwer vatter: uns verlych,
das wir ruwind in dinem gleit,
bewart durch din barmhertzigkeit.

Versön ouch, Herr, unns, dine kind
in einigkeit, das wir mögind
Mit allen, die unns leids gethon
in frid und liebe schlaaffen gon.

Die gfangnen sterck, die krancken tröst,
damit sy wüssind, wie das böst
Bald überwunden hie im zyt
und das die ewig fröud nit wyt.

Was dann mer not, das gib, o Herr!
din angsicht nimmer von uns keer,
Min lyb und seel befilch ich dir,
o lieber Gott, wych nit von mir!