Franck, Salomo – Gott Lob! Es ist von meinem Leben

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Gott Lob! Es ist von meinem Leben
Nun abermal ein Tag vorbei;
Die sanfte Nacht hat mich umgeben,
Und macht mein Herz von Sorgen frei.
Das ist mein Trost, der mich erfreut:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Jedweder Abend kann mir zeigen,
Es werde sich mein Lebenslicht
Zum stillen Todesabend neigen.
Dieß ist mein Trost, und schreckt mich nicht:
Ich komm aus dieser kurzen Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

Ob sich gleich Leib und Seele scheiden,
Obgleich mein Leibeskleid zerreißt,
Wird Jesus doch die Seele kleiden
Mit dem, was unverweslich heißt.
Dies ist mein Ziel bei Freud und Leid:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Ich finde nur im kühlen Grabe
Das beste Bette meiner Ruh,
Und wenn ich ausgeschlafen habe,
Führt Jesus mich zum Himmel zu.
So bringt auch jeder Blick der Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

So lieg und schlaf ich ganz mit Frieden,
Dieweil mein Hirte bei mir wacht;
Von Jesu bleib ich ungeschieden
Auch in der letzten Todesnacht.
Er lenket meiner Tage Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

So kommt, ihr sanften Abendstunden;
Ihr müden Augen, schließt euch zu!
Die Seele ruht in Christi Wunden,
So hat der Leib auch seine Ruh.
Mein Wunsch und Ziel ist jederzeit:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Claudius, Matthias – Der Mond ist aufgegangen

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so holt
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs bauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod;
und wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
du unser Herr und unser Gott.

So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch.

Claudius, Matthias – Das schöne große Taggestirne

Das schöne große Taggestirne
Vollendet seinen Lauf;
Komm wisch den Schweiß mir von der Stirne,
Lieb Weib, und denn tisch auf!

2. Kannst hier nur auf der Erde decken,
Hier unterm Apfelbaum;
Da pflegt es abends gut zu schmecken,
Und ist am besten Raum.

3. Und rufe flugs die kleinen Gäste,
Denn hör, mich hungert´s sehr;
Bring auch den kleinsten aus dem Neste,
Wenn er nicht schläft, mit her.

4. Dem König bringt man viel zu Tische;
Er, wie die Rede geht,
Hat alle Tage Fleich und Fische
Und Panzen und Pastet;

5. Und ist ein eigner Mann erlesen,
Von andrer Arbeit frei,
Der ordert ihm sein Tafelwesen
Und präsidiert dabei.

6. Gott laß ihm alles wohl gedeihen!
Er hat auch viel zu tun,
Und muß sich Tag und Nacht kasteien,
Daß wir in Frieden ruhn.

7. Und haben wir nicht Herrenfutter;
So haben wir doch Brot,
Und schöne, frische, reine Butter,
Und Milch, was denn für Not?

8. Das ist genug für Bauersleute,
Wir danken Gott dafür,
Und halten offne Tafel heute
Vor allen Sternen hier.

9. Es präsidiert bei unserm Mahle
Der Mond, so silberrein!
Und kuckt von oben in die Schale
Und tut den Segen h´nein.

10. Nun Kinder esset, eßt mit Freuden,
Und Gott gesegn es euch!
Sieh, Mond! ich bin wohl zu beneiden,
Bin glücklich und bin reich!

Arndt, Ernst Moritz – Schlafe, Kindlein, hold und süß

Schlafe, Kindlein, hold und süß,
wie im Engelsparadies,
schlaf‘ in stiller, süßer Ruh‘,
tu‘ die kleinen Äuglein zu.

Draußen stehn die Lilien weiß,
haben allerschönsten Preis;
droben in der lichten Höh‘,
stehn die Englein, weiß wie Schnee.

Kommt, ihr Englein, weiß und fein,
wiegt mir schön mein Kindelein,
wiegt sein Herzchen fromm und gut,
wie der Wind der Lilie tut!

Schlafe, Kindlein, schlafe nun!
Sollst in Gottes Frieden ruhn,
denn die frommen Engelein
wollen deine Wächter sein.

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arndt, Ernst Moritz – Der Tag ist nun vergangen

Der Tag ist nun vergangen,
Und dunkel schläft die Welt,
Die hellen Sterne prangen
Am blauen Himmelszelt;
Nur in den grünen Zweigen
Singt noch die Nachtigall,
Im weiten tiefen Schweigen
Der einz’ge Lebensschall.

Ich aber, Vater, stehe
In meiner Hüttenthür,
Und schau‘ hinauf zur Höhe
Und schau‘ hinauf zu dir;
Wie gerne möcht‘ ich klingen
Als helle Nachtigall,
Dir Lob und Dank zu bringen
Mit tiefem Schmerzensschall!

Ja mit dem Schall der Schmerzen:
Denn geht die Nacht herauf,
So springt in meinem Herzen
Ein Quell der Thränen auf,
Der Thränen und der Klagen:
Du, Vater, weißt es best,
Was singen nicht und sagen,
Was sich nicht sprechen läßt.

Du kennest meinen Kummer,
Der auf gen Himmel blickt,
Wann für den süßen Schlummer
Die ganze Welt sich schickt,
Womit so schwer beladen
Mein Herz nach oben schaut,
Nach jenem Born der Gnaden,
Der Labsal niederthaut.

Ja, deine süße Liebe
Die tröstet mir den Schmerz,
Ja, deine süße Liebe
Die stillet mir das Herz,
Die löst in heißen Thränen
Das Eis des Busens auf
Und stellet Sinn und Sehnen
Zum hohen Sternenlauf.

O laß mich ewig schauen
Im stillen Kindersinn
Zu jenen güldnen Auen,
Woher ich kommen bin!
O richte Herz und Sinne,
Mein Vater, für und für
Zu deiner süßen Minne,
Zum Himmel hin, zu dir!

So mag ich froh mich legen
Nun mit der Welt zur Ruh,
Mein Amen und mein Segen,
Mein Wächter das bist du;
So mag in deinem Frieden
Ich fröhlich schlafen ein,
Dort oben und hienieden,
Im Schlaf und Wachen dein.

Alber, Erasmus – Christe, du bist der helle Tag

1. Christe, du bist der helle Tag
vor du die Nacht nicht Bleiben mag,
Du leuchtest uns vom Vatter her
und bist des Lichtes Prediger

2. Ach lieber Herr, behüt uns heut
in dieser Nacht vorm bösen Feind
und laß uns in dir ruhen fein
und vor dem Satan sicher sein.

3. Obschon die Augen schlafen ein,
so laß das Herz doch wacker sein;
halt über uns dein rechte Hand,
daß wir nicht fall’n in Sünd und Schand.

4. Wir bitten dich, Herr Jesu Christ:
behüt uns vor des Teufels List,
der stets nach unsrer Seele tracht‘,
daß er an uns hab keine Macht.

5. Sind wir doch dein ererbtes Gut,
erworben durch dein heilges Blut;
das war des ewgen Vaters Rat,
als er uns dir geschenket hat.

6. Befiehl dem Engel, daß er komm
und uns bewach, dein Eigentum;
gib uns die lieben Wächter zu,
daß wir vorm Satan haben Ruh.

7. So schlafen wir in Namen dein
dieweil die Engel bei uns sein
Du Heilege Dreifaltigkeit
wir loben dich in Ewigkeit.