Hiller, Philipp Friedrich – Tolle Menschen schämt doch euch!

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.

1.
Tolle Menschen schämt doch euch! Seid nicht Roß und Mäulern gleich.
Sieh’, der du vernünftig bist, Wie der HErr so freundlich ist.

2.
Seiner Sonne holdes Licht Glänzt dir in das Angesicht;
Jede Blume lacht dich an, Die Gott prächtig angethan.

3.
Höre, was dir in der Luft Zu dem Lob des Schöpfers ruft;
Wie die Saite lieblich klingt; Wie die Kehle reizend singt.

4.
Fühlest du, was sanft und zart; Schmeckst du, was von süßer Art;
Riecht dir etwas angenehm: Lobe Gott ob allem dem.

5.
Doch Er will nicht Gott allein, Er will auch dein Vater sein;
Sei Sein Kind, und sei erfreut Ueber Seiner Freundlichkeit.

6.
Lobe Gott nicht nur als Knecht, Nur in Christo lobt man recht,
Und wer glaubt, sieht einst im Licht Gottes freundlich Angesicht.

Hiller, Philipp Friedrich – Vernunft malt ihre Werke

Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.

1.
Vernunft malt ihre Werke Mit allen Farben fein; Sie wirkt aus eig’ner Stärke, Der Glaube soll nicht sein;
Der Heuchler rühmt die Strenge; Der Weltwitz schatzt der Menge Nur das, was ehrbar, ein.

2.
Doch ist’s bei allem Scheine Ganz ohne Grund gedacht; Denn Christus ist alleine zur Heiligung gemacht.
Wie soll vor Gottes Augen Ein Thun des Menschen taugen, Der Seinen Sohn veracht’t?

3.
Des Glaubigen Geschäfte Ist, daß er Jesum liebt, Der Willen und auch Kräfte Zum Heiligleben gibt;
Von Seinem Geist gedrungen, Nicht vom Gesetz gezwungen, Wird Gutes ausgeübt.

4.
Gott, gib mir, Du kannst’s geben, Ein Herz, das nur bemüht, Daß es die Kraft zum Leben Allein aus Christo zieht!
Was nützt’s, wenn ich mich färbe, Und Gott nichts, wenn ich sterbe, An mir von Christo sieht!

Hiller, Philipp Friedrich – Was die Welt hofft, ist vergänglich

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.

1.
Was die Welt hofft, ist vergänglich, Und befleckt ist, was sie hat,
Das ist Christen nicht hinlänglich, Denn es macht den Geist nicht satt;
Jener Herrlichkeit muß welken, Sie verblühet zu geschwind,
Blühte sie gleich wie die Nelken, Die in Königsgärten sind.

2.
Jener Hoffnung fällt im Sterben, Uns’re geht im Tod erst an,
Weil wir erst die Güter erben, Die kein Tod zernichten kann.
Besser hier im Staube hoffen, Und hernach sich selig seh’n,
Als in eitler Lust ersoffen Mit der Welt zum Feuer geh’n.

3.
Unser Erbgut ist gegründet, Denn ein Tod hat’s festgemacht,
Dem kein gleicher sich nicht findet, Weil ihn Gott selbst theu’r geacht’t,
Und der von dem Tod erstanden, Der gebar uns neu dazu;
Da wird Hoffnung nicht zu Schanden; Großer Jesu, das machst Du!

4.
Heiland, der mir’s theu’r erworben, Gib mir, was ich nicht verlier’,
Mit Dir ist mir’s anerstorben, Und Du lebest auch nicht hier.
Mach’ mein Erb’ mir immer größer, Und desselben Hoffnung süß,
Bis ich, herrlicher Erlöser, Es im Himmel bald genieß’!

Hiller, Philipp Friedrich – Weiser Gott, auch für die Ehe

Mel.: O Durchbrecher etc.

1.
Weiser Gott, auch für die Ehe Danken Christen Paar und Paar,
O wie thut’s dem Bastard wehe, Daß die Mutter Hure war.
Aus der holden Ordnung sprießen Deiner Kirche Pflanzen auf,
Und Du läß’st sie gleich begießen, Mit dem Wasser in der Tauf’.

2.
Keine Stiftung gleichet dieser, Auch im Paradies war sie.
Da ist selbst die Liebe süßer; Denn die Treue wechselt nie.
Da ist selbst das Leid noch tröstlich; Denn Kein’s darf verlassen sein.
Da wird auch das Loben köstlich; Denn man lobt Gott nicht allein.

3.
Das ist Deine Schöpfersehre, Daß Dein Werk dich nicht gereut.
Dein Wort heißt des Teufels Lehre, Wer, was Du gebeutst, verbeut.
Liebe wolltest Du befehlen, Weil Du selber Liebe bist.
Darum loben Dich die Seelen, Denen Dein Wort heilig ist.

Hiller, Philipp Friedrich – Wir haben Jesum nicht gesehen

Mel.: Wer weiß, wie nahe mir etc.

1.
Wir haben Jesum nicht gesehen, Und dennoch liebt Ihn unser Herz.
Kannst du, Vernunft, es nicht verstehen, Ist unser Glaube doch kein Scherz;
An Seinem Tag wird offenbar, Was unser Grund der Liebe war.

2.
Die Welt hat Ihn am Kreuz gesehen, Wo Ihm Sein Herz die Liebe brach;
Sein Volk sah Ihn gen Himmel gehen, Da zog Er auch ihr Herz Ihm nach;
Sein Wort zeigt, was Er ist und heißt, Sein Geist versiegelt’s uns’rem Geist.

3.
Wir glauben an Ihn ungesehen, Und lieben Ihn doch als bekannt;
Wir dürfen auf Erhörung flehen, Wir wissen, wie Er uns verwandt;
Wir kennen Seiner Liebe Kraft, Und fühlen, was Er in uns schafft.

4.
O daß sonst nichts in meinem Herzen, Als meines Heilands Liebe sei!
O daß mich sonst nichts möge schmerzen, Als daß ich nicht genug getreu!
O möcht’ ich ohne Furcht und Pein In Seiner Liebe völlig sein!

5.
Ist’s selig, lieben und nicht sehen, Wird hier das Herz so froh davon:
Was wird im Himmel erst geschehen, Wenn man verklärt ist vor dem Thron,
Und ewig sieht, was man nicht sah, Und ewig liebt! o wär’ ich da!

Knopken, Andreas – De Erste Psalm. Beatur vir.

(Geystlike leder und Psalmen, Magdeborch dorch Hans Walther, 1543. Blatt LXXIII.)

WOl dem, de recht syn wanderent leth
ym rade der Godtlosen,
Noch up den wech der sünder tredt,
noch sittet dar spotters kosen,
Sonder hefft syn lust gemein
yn des HEREN gesett allein,
redet daruan doch unde nacht.

So ein boem wert he geplantet syn
by guden waterbeken,
welcker frucht bringet thor tidt syn,
syn bladt wert sick nicht sweken,
Wat he anfenget wert glücklick stan,
so de Godtlosen möthen ghan
gelick das kaff vor dem winde.

De Godtlosen yn dem gerichte
werden nicht bestande bliuen,
Noch de sunder by dem gerechten nicht,
de se sick suluen vordriuen.
Wente Godt kendt der gerechten weg,
öuerst alle der Godtlosen steg
wert dorch syne gewalt umme kamen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Knopken, Andreas – Der ander Psalm.

HIlff Gott, wie geht das imer zu,
das alles volck so grimmet?
Fürsten und könig all gemein,
mit eins sind sie gesinnet:
Wider zu streben deiner hand
und Christo, den du hast gesand,
der gantzen welt zu helffen.

Sie wöllen ungestraffet sein
und leben nach jrm sinne,
Und werffen von sich deinen rath
und was du lerest drinne,
Sie gehn nach jres hertzen wahn,
ein jederman auff seiner ban,
und lassen jn nicht wehren.

Du aber in dem Hymel hoch,
O Gott, wirst sie belachen,
verspotten jren besten rath
und jrn anschlag verachten,
Du wirst mit zorn sie sprechen an
und straffen, was sie han gethan,
mit grim wirstu sie schrecken.

Der HERR hat zum könig gesetzt
Christum, den jr verkleinet,
Auf Zion, seinen heiligen berg,
das ist, uber sein gemeine,
Das er sol kund thun uberal
des vaters sinn und wolgefal
und leren sein Gesetze.

Er sprach zu jm: du bist mein Son,
heut hab ich dich gezelet,
Von dem tod erwecket schon
und jn dir auserwelet
Für erben und für kinder mein,
die gleuben an den namen dein,
das sie all durch dich leben.

Die heiden wil ich schencken dir,
mein kind, zu einem erbe,
Das du mit deinem wort in jn
des fleisches lust verderbest;
Ein new volck soltu richten an,
das meinen namen preisen kan
an allem ort auff erden.

Darumb, jr könig, mercket nu:
jr solt euch lassen leren,
Und diesem könig hören zu,
sein wort halten in ehren,
Das jr Gott lernet fürchten wol
und wie ein hertz jm trawen sol,
das heist recht, Gott wol dienen.

Nempt auff die straff williglich,
das nicht erzörn der HErre,
Halt jn für augen stetiglich
und lebt nach siener lere!
Wenn sein zorn als ein fewer auffgeht:
wol ist dem, der für jm besteht,
das sind, die auff jn trawen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Knopken, Andreas – Psalm 2

HIlff Got, wie geht das ymmer zu,
das alles volck so grymmet?
Fürsten und Künig hond kain ru,
mit ains sind sy gesinnet,
Wider zustreben deiner handt
und christo, den du hast gesandt,
der gantzen welt zu helffen.

Sy wöllen ungestraffet sein
und leben nach jrm sinne
Und werffen von jn den rat dein
unnd was du leerest drinne,
Sy gehn nach jres hertzen wahn
ain yederman auff seiner ban
und lassen jn nicht weren.

Gott aber, der im hymel staht,
der wirdt sy auch verlachen,
Verspotten jren besten rath
und jn zu nichte machen;
Du würst mit zorn sy sprechen an
und straffen, was sie hond gethan,
mit grymm würstu sy schrecken.

Gott hat zum Künig gsetzet schon
Christum, den jr macht klaine,
auff seinen hailgen berg Zion,
das ist, über sein gmayne,
Daß er sol kund thun überall
des vatters synn und wolgefall
und leeren sein gesetze.

Er sprach zu jm: du bist mein sun,
heut hab ich dich geboren,
Von den todten erwecket nun
und in dir außerkoren
Fur erben und für kinder mein,
die glauben an den namen dein,
das sy all durch dich leben.

Die Haiden wil ich schencken dir,
mein kind, zu ainem erbe,
Das dein wort inn jn für und für
des flaisches lust verderbe,
Ain new volck solt du richten an,
das meinen namen preysen kan
an allem ort auff erden.

Darumb, jr Künig, mercket nu!
jr solt euch lassen leren
Und disem Künig hören zu,
sein wort halten in eeren,
Das jr Got lernet fürchten wol
und wie ain hertz jm trawen sol,
das haißt recht, Gott wol dienen.

Nempt auf die straffe willigklich,
das nicht erzürn der herre,
Halt jn vor augen stetigklich
und lebt nach seiner lere!
Wann sein zorn als ain fewr auffgeht,
wol ist dem, der vor jm besteht,
das seind die auff jn trawen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Kolross, Johann – Eyn Bettliede.

Umb verzeihung der Sünden, und besserung des Lebens.

(Ein new außerlesen Gesangbüchlin für die Kirchen, Strasburg 1568. 8°. Seite DXXI.)

EWiger Gott Vatter und Herr,
mich trucket sehr
mein sünd und schuld, dardurch dein huld
ich hab verlorn, doch hat dein zorn
gstillt Jhesus Christ,
der mein trost und heil ist.

Durch deinen Son hast mir bereit
die seligkeit,
am creütz er hat mein missethat
bezalt, drumb ich glaub vestigklich,
er hab für mich
gnugsam versundet dich.

Der weg, das leben, die warheit
und grechtigkeit
ist alles nun dein liebster Son,
des blut allein mich machet rein,
der Herre mein
wirt auch mein urständ sein.

Darumb, o Gott, sich an dein Son,
verzeich mir nun,
durch sein unschuld nimm mich zu huld,
mich wider bgnad durch seinen tod,
in meim abscheid
zeig dein barmhertzigkeit!

Mein trost und zuflucht einig bist,
Herr Jesu Christ,
dann ich bin dein unnd du bist mein,
darumb zu mir kehr, mein glauben mer,
hilff, das der feind
mich nit mer uberwind.

O Jesu Christ, wahr mensch und Gott,
in meiner not
verlaß mich nit, mein sünd mach quit,
in meinem end dein geist mir send,
zu füren bhend
mein seel ins Vatters hend.

Umb alles guts sag ich dir, Herr,
danck, lob und ehr
immer und nun, sampt deinem Son
und heiligen geist, dein gnad mir leist,
gib, das ich dich,
o Gott, lob ewigklich!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Kolross, Johann – Ein Geistlich lied, zu singen, wenn man des morgens auffstehet.

(Aus dem Val. Babstschen Gesangbuche von 1545, II. Nro. XVIII. Das Lied steht bereits in den „Geistlichen liedern und Psalmen“ Magdeburg 1540, klein 8°, Blatt 99.)

ICh danck dir, lieber HERRE,
das du mich hast bewart
In dieser nacht geferde,
darinn ich lag so hart
Mit finsternis umbfangen,
darzu in grosser not,
darzu ich bin entgangen,
halffstu mir, HERRE Gott.

Mit danck wil ich dich loben,
o du mein Gott und HERR,
Im himel hoch dort oben,.
den tag mich auch gewer,
Warumb ich dich thu bitten
und auch dein will mag sein.,
leit mich in deinen sitten
und brich den willen mein,

Das ich, HERR, nicht abweiche
von deiner rechten ban,
Der feind mich nicht erschleiche,
damit ich jrr möcht gan.
Erhalt mich durch dein güte,
das bit ich vleissig dich,
fürs Teuffels list und wüten,
damit er setzt an mich.

Den glauben mir verleihe
an dein Son Jhesum Christ,
Mein sund mir auch verzeihe
alhie zu dieser frist.
Du wirst mirs nicht versagen,
wie du verheissen hast,
das er mein sund thut tragen
und lös mich von dem last.

Die hoffnung mir auch gibe,
die nicht verderben lest,
Darzu ein Christliche liebe
zu dem, der mich verletzt:
Das ich jm guts erzeige,
suche nicht darinn das mein,
und lieb in als mich eigen
nach all dem willen dein.

Dein wort las mich bekennen
für dieser argen welt,
auch mich dein diener nennen,
nicht förchten gwalt noch gelt,
Was mich bald möcht abkeren
von deiner warheit klar;
wölst mich auch nicht verscheren
von der Christlichen schar.

Las mich den tag volenden
zu lob dem namen dein,
Das ich nicht von dir wende,
ans ende bestendig sein.
Behüt mir leib und leben,
dazu die frücht im land:
was du mir hast gegeben
steht alls in deiner hand.

HERR Christ! dir lob ich sage
umb deiner wolthat all,
Die du mir diesen tage
erzeigt hast uberall.
Dein namen wil ich preisen,
der du allein bist gut,
mit deinem leib mich speise,
trenck mich mit deinem blut.

Dein ist allein die ehre,
dein ist allein der rhum;
Die rache dir niemands wehre,
dein segen zu uns kom,
Das wir im fried entschlaffen,
mit gnaden zu uns eil,
gib uns des glaubens waffen
fürs Teuffels listige pfeil.
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer