Luther, Martin – Der Du bist drei in Einigkeit

Der du bist drei in Einigkeit,
Ein wahrer Gott von Ewigkeit;
Die Sonn‘ mit dem Tag von uns weicht:
Laß leuchten uns dein göttlich Licht.

2. Des Morgens, Gott, dich loben wir,
Des Abends auch beten für dir,
Unser armes Lied rühmt dich
Jetzt und immer und ewiglich.

3. Gott Vater, dem sei ewig Ehr,
Gott Sohn der ist der einig‘ Herr,
Und dem Tröster heiligen Geist,
Von nun an bis in Ewigkeit.

Luther, Martin – Mensch, willst du leben seliglic

Die zehn Gebote kurz

1. Mensch, willst du leben seliglich
Und bei Gott bleiben ewiglich,
Sollst du halten die zehn Gebot,
Die uns gebeut unser Gott.
Kyrioleis.

2. Dein Gott allein und Herr bin ich,
Kein ander Gott soll irren dich,
Trauen soll mir das Herze dein,
Mein eigen Reich sollst du sein.
Kyrioleis.

3. Du sollst mein Namen ehren schon
Und in der Not mich rufen an,
Du sollst heilgen den Sabbattag,
Daß ich in dir wirken mag.
Kyrioleis.

4. Dem Vater und der Mutter dein
Sollst du nach mir gehorsam sein,
Niemand töten noch zornig sein
Und deine Ehe halten rein.
Kyrioleis.

5. Du sollst eim andern stehlen nicht,
Auf niemand Falsches zeugen icht,
Deines Nächsten Weib nicht begehrn
Und all seins Guts gern entbehrn.
Kyrioleis.

Luther, Martin – Jesus Christus, unser Heiland

Ein Lobgesang auf das Osterfest

1. Jesus Christus, unser Heiland,
Der den Tod überwand,
Ist auferstanden,
Die Sünd hat er gefangen.
Kyrieleison.

2. Der ohn Sünd war geborn,
Trug für uns Gottes Zorn,
Hat uns versöhnet,
Daß uns Gott sein Huld gönnet.
Kyrieleison.

3. Tod, Sünd, Leben und auch Gnad,
Alles in Händen er hat,
Er kann erretten
Alle, die zu ihm treten.
Kyrieleison.

Liscovius, Salomon – Jesu, Mensch geboren

Weise: Jesu, meine Freude.

Jesu, Mensch geboren,
Heiland, auserkoren,
O mein Gnadenthron!
Sei, ach sei willkommen
Mir und allen Frommen,
Gottes theurer Sohn!
Der du dich
So williglich
Aus dem Himmel hast begeben,
Daß ich möchte leben.

Schöpfer aller Dinge,
Daß du so geringe
Schlecht und niedrig wirst,
Kommt aus lauter Liebe,
Die dich brünstig triebe,
Daß du, Lebensfürst,
Meine Noth
Und auch den Tod
Durch Menschwerden und durch Büßen
Möchtest übersüßen.

Du kommst her auf Erden,
Ich soll himmlisch werden;
Du wirst hier ein Gast,
Führst ein dürftig Leben,
Willst in Armuth schweben
Und erwählst die Last,
Daß ich dort
Soll immerfort
In dem reichen Lebenslande
Sein in gutem Stande.

Du kommst her, zu weinen,
Daß ich mit den Deinen
Ewig lachen soll.
Daß du dich so schmiegest,
In der Krippen liegest,
Macht mich ehrenvoll.
Du wirst klein,
Groß soll ich sein,
Läßt dich auch, mich zu entbinden,
In die Windeln winden.

Du kommst mir zu gute,
Mich mit deinem Blute,
Liebstes Jesulein,
Völlig zu erlösen
Und in allem Bösen
Mir ein Trost zu sein.
Ja, mein Kind,
Du bist gesinnt,
Meinen Bruder dich zu heißen,
Mich aus Noth zu reißen.

O mein Seligmacher,
Meiner Widersacher
Starker Widerstand!
Satan’s Ueberwinder,
Heil der armen Sünder,
Weg in’s Vaterland!
Jesulein,
Mein Freudenschein,
Sei willkommen und gebeten,
Auch zu mir zu treten.

Komm mein Sündenbüßer
Himmelreichs Aufschließer,
Komm herein zu mir;
Komm du Lebenskerze
In mein armes Herze,
Ich will für und für
Lebenslang
Mit Lob und Dank
Deiner, Jesulein, gedenken
Und mich dir verschenken.

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Luther, Martin – Ein feste Burg

Der 46. Psalm: „Deus noster refugium et virtus“

1. Ein feste Burg ist unser Gott,
Ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
Die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
Mit Ernst ers jetzt meint,
Groß Macht und viel List
Sein grausam Rüstung ist,
Auf Erd ist nicht seinesgleichen.

2. Mit unsrer Macht ist nichts getan,
Wir sind gar bald verloren,
Es streit für uns der Rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Es heißt Jesu Christ,
Der Herr Zebaoth,
Und ist kein ander Gott,
Das Feld muß er behalten.

3. Und wenn die Welt voll Teufel wär
Und wollt uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
Wie saur er sich stellt,
Tut er uns doch nicht,
Das macht, er ist gericht,
Ein Wörtlein kann ihn fällen.

4. Das Wort sie sollen lassen stahn
Und keinen Dank dazu haben,
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib,
Laß fahren dahin,
Sie habens kein Gewinn,
Das Reich muß uns doch bleiben.

Luther, Martin – Ein neues Lied

Ein neu Lied von den zweyen Marterern Christi, zu Brüssel von den Sophisten zu Löwen verbrannt.

1. Ein neues Lied wir heben an,
Des wallt Gott, unser Herre,
Zu singen, was Gott hat getan
Zu seinem Lob und Ehre.
Zu Brüssel in dem Niederland
Wohl durch zween junge Knaben
Hat er sein Wundermacht bekannt,
Die er mit seinen Gaben
So reichlich hat gezieret.

2. Der Erst recht wohl Johannes heißt
So reich an Gottes Hulden,
Sei Bruder Heinrich nach dem Geist,
Ein rechter Christ ohn Schulden.
Von dieser Welt geschieden sind,
Sie han die Kron erworben,
Recht wie die frummen Gotteskind
Für sein Wort sind gestorben,
Sein Marter sind sie worden.

3. Der alte Feind sie fangen ließ,
Erschreckt sie lang mit Dräuen,
Das Wort Gotts er sie leugne hieß,
Mit List auch wollt sie täuben.
Von Löwen der Sophisten viel,
Mit ihrer Kunst verloren,
Versammlet er zu diesem Spiel.
Der Geist macht sie zu Toren,
Sie kunnten nichts gewinnen.

4. Sie sungen süß, sie sungen saur,
Versuchten manche Listen,
Die Knaben standen wie ein Maur,
Verachten die Sophisten.
Den alten Feind das sehr verdroß,
Daß er war überwunden
Von solchen Jungen, er so groß;
Er ward voll Zorn von Stunden,
Gedacht sie zu verbrennen.

5. Sie raubten ihn das Klosterkleid,
Die Weib sie ihn auch nahmen.
Die Knaben waren des bereit,
Sie sprachen fröhlich Amen.
Sie dankten ihrem Vater Gott,
Daß sie los sollten werden
Des Teufels Larvenspiel und Spott,
Darin durch falsche Bärden
Die Welt er gar betreuget.

6. Da schickt Gott durch sein Gnad also,
Daß sie recht Priester werden,
Sie selbst ihm mußten opfern do
Und gehn im Christusorden,
Der Welt ganz abgestorben sein,
Die Heuchelei ablegen,
Zum Himmel kommen frei und rein,
Die Möncherei aussegen
Und Menschentand hie lassen.

7. Man schrieb ihn vor ein Brieflein klein,
Das hieß man sie selbst lesen.
Die Stück sie zeichten alle drein,
Was ihr Glaub war gewesen.
Der höchste Irrtum dieser war:
Man muß allein Gott glauben,
Der Mensch leugt und treugt immerdar,
Dem soll man nichts vertrauen.
Des mußten sie verbrennen.

8. Zwei große Feur sie zundten an,
Die Knaben sie her brachten.
Es nahm groß Wunder jedermann,
Daß sie solch Pein verachten.
Mit Freuden sie sich gaben drein,
Mit Gottes Lob und Singen.
Der Mut war den Sophisten klein
Vor diesen neuen Dingen,
Da sich Gott ließ so merken.

9. Noch lassen sie ihr Lügen nicht,
Den großen Mord zu schmücken.
Sie geben vor ein falsch Gedicht,
Ihr Gwissen tut sie drücken.
Die Heilgen Gotts auch nach dem Tod
Von ihn gelästert werden,
Sie sagen: In der letzten Not
Die Knaben noch auf Erben
Sie sollen han umkehret.

10. Die laß man lügen immerhin,
Sie habens kleinen Frommen.
Wir sollen danken Gott darin,
Sein Wort ist wiederkommen.
Der Sommer ist hart vor der Tür,
Der Winter ist vergangen,
Die zarten Blümlein gehn herfür;
Der das hat angefangen,
Der wird es wohl vollenden.

11. Der Schimmel sie nun gereuet hat,
Sie wolltens gern schön machen.
Sie dürfen nicht rühmen sich der Tat,
Sie bergen fast die Sachen.
Die Schand im Herzen beißet sie
Und klagens ihrn Genossen,
Doch kann der Geist nicht schweigen hie:
Des Abels Blut vergossen,
Es muß den Kain melden.

12. Die Aschen will nicht lassen ab,
Sie stäubt in allen Landen.
Hie hilft kein Bach, Loch, Grub noch Grab,
Sie macht den Feind zuschanden.
Die er im Leben durch den Mord
Zu schweigen hat gedrungen,
Die muß er tot an allem Ort
Mit aller Stimm und Zungen
Gar fröhlich lassen singen.

Luther, Martin – Willst du vor Gott, mein lieber Christ

Eine andere Auslegung des 128. Psalms in Versweise gestellet

Willst du vor Gott, mein lieber Christ,
Seliglich leben zu dieser Frist:
So fürchte Gott den Herren dein,
Liebe stets die Weg und Gbot sein.

Deiner Hände Werk du nähre dich,
So lebst du recht und seliglich,
Dein Weib dein Haus mit Kinderlein
Wird ziern wie Trauben den Reben fein.

Dein Kinder werden um deinen Tisch
Sein wie Oelpflanzen gsund und frisch.
Sieh, so reich segnet Gott den Mann,
Der ihm von Herzen trauen kann.

Den Mann wird Gott mit seinem Wort
Ganz selig machen hie und dort;
Sein Gut und Nahrung wird stehn wohl,
Viel Kindeskind er sehen soll.

Wird auch erlebn in Ewigkeit,
Den Fried über Israel bereit,
Mit allen Christn den Himmel habn:
Wer solchs begehrt, der sprech: Amen.

Luther, Martin – Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort

1. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
Und steur des Papsts und Türken Mord,
Die Jesum Christum, deinen Sohn,
Wollen stürzen von deinem Thron!

2. Beweis dein‘ Macht, Herr Jesu Christ,
Der du Herr aller Herren bist;
Beschirm‘ dein‘ arme Christenheit,
Daß sie dich lob‘ in Ewigkeit!

3. Gott Heil’ger Geist, du Tröster wert,
Gib dein’m Volk ein’rlei Sinn auf Erd‘,
Steh bei uns in der letzten Not,
G’leit uns ins Leben aus dem Tod!

Von Justus Jonas stammen die Strophen:

Ihr‘ Anschläg‘, Herr, zu nichte mach‘
laß sie treffen die böse Sach‘,
und stürz‘ sie in die Grub‘ hinein,
die sie machen den Christen dein.

So werden sie erkennen doch,
daß du, o Herr Gott! lebest noch
und hilf’st gewaltig deiner Schaar,
die sich auf dich verlässet gar.

Luther, Martin – Es spricht der Unweisen Mund

Der 14. Psalm: „Dixit insipiens in corde“ Auf dem Ton „Salvum me fac“

1. Es spricht der Unweisen Mund wohl:
Den rechten Gott wir meinen;
Doch ist ihr Herz Unglaubens voll,
Mit Tat sie ihn verneinen.
Ihr Wesen ist verderbet zwar,
Vor Gott ist es ein Greuel gar;
Es tut ihr keiner kein Gut.

2. Gott selbst vom Himmel sah herab
Auf aller Menschen Kinden,
Zu schauen sie er sich begab,
Ob er jemand würd finden,
Der sein Verstand gerichtet hatt,
Mit Ernst nach Gottes Worten Tat
Und fragt nach seinem Willen.

3. Da war niemand auf rechter Bahn,
Sie warn all ausschritten,
Ein jeder ging nach seinem Wahn
Und hielt verlorne Sitten.
Es tät ihr keiner doch kein Gut,
Wiewohl gar viel betrog der Mut,
Ihr Tun müßt Gott gefallen.

4. Wie lang wollen unwissend sein,
Die solche Müh aufladen
Und fressen dafür das Volk mein
Und nährn sich mit seim Schaden?
Es sieht ihr Trauen nicht auf Gott,
Sie rufen ihm nicht in der Not,
Sie wolln sich selbst versorgen.

5. Darum ist ihr Herze nimmer still
Und steht allzeit in Forchten;
Gott bei den Frommen bleiben will,
Dem sie mit Glauben horchen,
Ihr aber schmäht des Armen Rat
Und höhnet alles, was er sagt,
Daß Gott sein Trost ist worden.

6. Wer soll Israel, dem armen,
Zu Zions Heil erlangen?
Gott wird sich seins Volks erbarmen
Und lösen, die gefangen.
Das wird er tun durch seinen Sohn,
Davon wird Jakob Wonne han
Und Israel sich freuen.

Luther, Martin – Es wollt uns Gott genädig sein

Der Psalmus 67: „Deus misereatur nostri“

1. Es wollt uns Gott genädig sein
Und seinen Segen geben,
Sein Antlitz uns mit hellem Schein
Erleucht zum ewgen Leben.
Daß wir erkennen seine Werk
Und was ihm lieb auf Erden,
Und Jesus Christus Heil und Stärk
Bekannt den Heiden werden
Und sie zu Gott bekehren.

2. So danken Gott und loben dich
Die Heiden überalle,
Und alle Welt, die freue sich
Und sing mit großem Schalle,
Daß du auf Erden Richter bist
Und läßt die Sünd nicht walten,
Dein Wort die Hut und Weide ist,
Die alles Volk erhalten,
In rechter Bahn zu wallen.

3. Es danke Gott und lobe dich
Das Volk in guten Taten,
Das Land bringt Frucht und bessert sich,
Dein Wort ist wohl geraten.
Uns segen Vater und der Sohn
Und segen Gott der heilig Geist,
Dem alle Welt die Ehre tun,
Vom ihm sich fürchte allermeist.
Nu sprecht von Herzen Amen.