Mentzer, Johann – Wer das Kleinod will erlangen

Wer das Kleinod will erlangen,
der muß laufen, was er kann;
wer die Krone will empfangen,
der muß kämpfen als ein Mann.
Dazu muß er sich in Zeiten
auf das beste zubereiten,
alles andern müßig gehn,
was ihm kann im Wege stehn.

Liebster Jesus, deine Güte
hält mir auch ein Kleinod vor,
das entzücket mein Gemüte,
ziehet Herz und Aug empor.
O, wie glänzt die schöne Krone
von dem hohen Ehrenthrone,
die du in der Herrlichkeit
deinen Streitern hältst bereit!

Mich verlangt von ganzem Herzen,
auch nicht weit davon zu sein;
ja, ich sehne mich mit Schmerzen
nach dem freudenvollen Schein.
Doch das Laufen macht mir bange,
und der Kampf wird mir zu lange.
Dieser Erden Eitelkeit
nimmt mir öfters alle Freud.

Mein verderbter Eigenwille
hat bald dies, bald das zu tun,
hält im Laufen vielmals stille
und will in dem Streite ruhn,
Satan macht mich auch oft irre,
daß ich kläglich mich verwirre,
wo mir deine treue Kraft
nicht die nötge Hülfe schafft.

Drum, mein Jesus, steh mir Armen
in so großer Schwachheit bei;
laß dich meiner Not erbarmen,
mache mich von allem frei,
was mir will mein Ziel verrücken;
komm, mich selbst recht zuzuschicken.
Gib mir Kraft und Freudigkeit,
fördre meinen Lauf und Streit.

Es verlohnt sich wohl der Mühe,
ob mirs gleich oft sauer wird,
wenn ich mich der Welt entziehe
und dir folge, treuer Hirt.
Deine sichre Gnadenkrone
ist mir übergnug zum Lohne;
wirst nur du mein Beistand sein,
so ist sie in kurzem mein.

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