Tersteegen, Gerhard – Großer Gott, wir fallen nieder

1.) Großer Gott, wir fallen nieder,
Zwar du bedarfst nicht unsre Lieder,
Uns ziemt und nützt dein Lob so sehr.
Dir zum Lob sind wir geboren,
So teu’r erkauft, so hoch erkoren.
O Seligkeit, dir geben Ehr!
Zu deinem Lobe nur
Ist alle Kreatur.
Selges Wesen,
Zu dir wir nahn
Und beten an.
In Geist und Wahrheit seis getan.

2.) Tag und Nacht mit Ehrfurcht dienen
Dir Seraphim und Cherubinen,
Der Engel Scharen ohne Zahl.
Alle Geister, die dich kennen,
Dich heilig, heilig, heilig nennen,
Sie fallen nieder allzumal.
Ihr‘ Seligkeit bist du.
Dir jauchzet alles zu.
Amen, Amen!
Auch wir sind dein
Und stimmen ein:
Du, Gott, bist unser Gott allein!

3.) Droben knien vor deinem Throne
Die Ältesten mit goldner Krone,
Der Erstgebornen selge Schar,
Samt den unzählbar Frommen,
Die durch den Sohn zu dir gekommen.
Sie singen ihre Psalmen dar.
Macht, Weisheit, Herrlichkeit,
Preis, Dank in Ewigkeit!
Amen, Amen!
Auch wir sind dein
Und stimmen ein:
Du, Gott bist unser Gott allein!

4.) Wir preisen deine Werke,
Die Weisheit, Liebe, Huld und Stärke,
Die über alles Denken geht.
Treue, Langmut, Licht und Segen
Ist, Herr, in allen deinen Wegen.
Kein Lob ist, das dich gnug erhöht.
Doch ist es eingeprägt
In alles, was sich regt.
Amen, Amen!
Auch wir sind dein
Und stimmen ein:
Du, Gott bist unser Gott allein!

5.) Komm, in uns dich zu verklären,
Dass wir dich würdiglich verehren.
Nimm unser Herz zum Heiligtum,
Dass es, ganz von dir erfüllet
Und durch dein Nahesein gestillet,
Zerfließ in deiner Gottheit Ruhm.
Dich, unser höchstes Gut,
Erhebe Geist und Mut.
Amen, Amen!
Im Freudenschein,
In Leid und Pein
Bleibst du, Gott, unser Gott allein.

Tersteegen, Gerhard – Groß ist unsers Gottes Güte

1.) Groß ist unsers Gottes Güte
Seine Treu
Täglich neu,
rühret mein Gemüte.
Sende, Herr, den Geist von oben,
Dass jetzund
Herz und Mund
Deine Güte loben!

2.) Du hast meinem Leib gegeben
Für und für
Mehr als mir
Nötig war zum Leben.
Meine Seel mit tausend Gnaden
Allerhand,
Dir bekannt,
Hast du, Herr, beladen.

3.) Da ich, Herr, dich noch nicht kannte
Und in Sünd
Tot und blind
Dir den Rücken wandte,
Da hast du bewahrt mein Leben
Und mich nicht
Dem Gericht
Nach Verdienst ergeben.

4.) Wenn ich damals wär gestorben,
Ach, mein Herr,
Ewig wär
Meine Seel verdorben.
Du, du hast verschont in Gnaden
Und mich gar
Immerdar
Nur zur Buß geladen.

5.) Wenn ich gleich nicht hören wollte,
Riefst du doch
Immer noch,
Dass ich kommen sollte.
Endlich hast du überwunden,
Endlich hat
Deine Gnad
Mich Verlornen funden.

6.) Endlich musst mein Herze brechen
Und allein
Ohne Schein
Dir das Jawort sprechen.
O du sel’ge Gnadenstunde,
Da ich mich
Ewiglich
Meinem Gott verbunde,

7.) da ich allem Sündenleben,
Aller Freud
Dieser Zeit
Abschied hab gegeben,
Da mein Geist zu Gottes Füßen
Sank dahin
Und mein Sinn
Wollt in Reu zerfließen!

8.) Zwar ich bin nicht treu geblieben,
Wie ich sollt,
Wie ich wollt,
Dich allein zu lieben.
Aber du bleibst ohne Wanken
Immer doch
Treue noch.
Könnt ich recht dir danken!

9.) Seit hab ich so oft betrübet
Deinen Geist,
Wie du weißt.
Du hast doch geliebet,
Dass ich immer wieder kame
Und mein Schmerz
Brach dein Herz,
Das mich in sich nahme.

10.) O du sorgest für mich Armen,
Tag und Nacht
Hältst du Wacht,
Groß ist dein Erbarmen!
Lauf ich weg, du holst mich wieder,
Väterlich
Hältst du mich,
Wenn ich sinke nieder.

11.) Deine Güt, die ewig währet,
Hat mich oft
Unverhofft
In der Not erhöret.
O wie oft hast du mein Herze
Nicht erlöst
Und getröst,
Da ich lag im Schmerze!

12.) Deines Geistes Zug und Leiten
Spür ich ja
Innig nah,
Dass ich nicht soll gleiten.
Wenn ich stille bin und merke,
Geht er mir
Tröstlich für
Stets bei allem Werke.

13.) Wenn ich oft im Dunkeln walle,
Steht mir bei
Deine Treu,
Dass ich dann nicht falle,
Dass ich mich kann überlassen,
Stille stehn,
Ohne Seh’n
Meinen Gott umfassen.

14.) Du hast auch gezeigt mir Blinden,
Wie man dich
Innerlich
Kann im Herzen finden,
Wie man beten muss und sterben,
Wenn man will
Werden still
Und dein Reich ererben.

15.) Deine Güte muss ich loben,
Die so treu
Mir stand bei,
In so manchen Proben.
Dir hab ich es nur zu danken,
Dass ich doch
Stehe noch,
Der so leicht kann wanken.

16.) Bald durch Kreuz und bald durch Freuden
Hast du mich
Wunderlich
Immer wollen leiten.
Herr, ich preise deine Wege,
Deinen Rat,
Deine Gnad,
Deine Liebesschläge.

17.) O wie groß ist deine Güte!
Deine Treu
Immer neu
Preiset mein Gemüte.
Ach, ich muss, ich muss dich lieben,
Seel und Leib
Ewig bleib
Deinem Dienst verschrieben!

18.) Möchte ich alle Welt erkennen
Und mit mir
Danken dir
Und in Liebe brennen!
Deine Güte lass mich loben
Hier auf Erd,
Bis ich’s werd
Tun vollkommen droben.

Tersteegen, Gerhard – Geht, ihr Streiter

1. Geht, ihr Streiter,
Immer weiter
Durchs Verleugnen zum Genuß!
Auserkorne,
Hochgeborne,
Standsgemäß man wandeln muss.
Wenn ihr Jesu Braut wollt werden,
Werft den Kindern dieser Erden
Ihren armen Dreck zu Fuß!

2. Wir verlachen
Eure Sachen,
Stoßen weg, was ihr begehrt;
Euer Schönes,
Dies und jenes,
Achten wir nicht sehenswert;
Euer Herrlich, Groß und Wichtig
Ist für uns zu schlecht und nichtig;
Euer Ballast uns beschwert.

3. Geld und Güter
Der Gemüter
Goldne Strick‘ und Fesseln sind;
Lobt und schmeichelt,
Bückt und heuchelt
Lästert auch, es ist nur Wind;
Süßes Gift sind eure Lüste,
Auf dem Staats- und Ehr’ngerüste
Man nur glänzend Elend find’t.

4. Unser Sehnen,
Unsre Tränen
Trösten mehr als eure Freud‘;
Könnt’t ihr sehen
Und verstehen
Die verborgne Seligkeit,
Ihr würd’t eurem Kram entlaufen
Und mit dem verschmähten Haufen
Wandern nackt zur Ewigkeit.

Tersteegen, Gerhard – Für dich sei ganz mein Herz und Leben

1.) Für dich sei ganz mein Herz und Leben,
Mein süßer Gott und all mein Gut!
Für dich hast du mir’s nur gegeben,
In dir es nur und selig ruht.
Hersteller meines schweren Falles,
Für dich sei ewig Herz und alles!

2.) Ich liebt und lebte recht im Zwange,
Wie ich mir lebte ohne dich.
Ich wollte dich nicht, ach so lange.
Doch liebtest du und suchtest mich,
Mich böses Kind aus bösem Samen,
Im hohen, holden Jesusnamen.

3.) Dein’s Vaterherzens tiefste Triebe
In diesem Namen öffnen sich.
Ein Brunn‘ der Freude, Fried‘ und Liebe,
Quillt nun so nah, so mildiglich.
Mein Gott, wenn’s doch der Sünder wüsste!
Sein Herz alsbald dich lieben müsste.

4.) Ich bete an die Macht der Liebe,
Die sich in Jesu offenbart.
Ich geb mich hin dem freien Triebe,
Wodurch ich Wurm geliebet ward.
Ich will, anstatt an mich zu denken,
In’s Meer der Liebe mich versenken.

5.) Wie bist du mir so zart gewogen,
Und wie verlangt dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen
Neigt sich mein Alles auch zu dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen,
Du hast mich und ich dich erlesen.

6.) Ich fühl’s, du bist’s, dich muss ich haben,
Ich fühl’s, ich muss für dich nur sein.
Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben,
Mein Leben ist in dir allein.
Hier ist die Ruh‘, hier ist Vergnügen,
Drum folg ich deinen selgen Zügen.

7.) Ehr sei dem hohen Jesusnamen,
In dem der Liebe Quell entspringt,
Von dem hier alle Bächlein kamen,
Aus dem der Sel’gen Schar dort trinkt!
Wie beugen sie sich ohne Ende,
Wie falten sie die frohen Hände!

8.) O Jesu, dass dein Name bliebe
Im Grunde tief gedrücket ein.
Möcht deine süße Jesusliebe
In Herz und Sinn gepräget sein!
Im Wort, im Werk und allem Wesen,
Sei Jesus und sonst nichts zu lesen!

Tersteegen, Gerhard – Freue dich, du Kinderorden

1.) Freue dich, du Kinderorden,
Gott ist selbst ein Kindlein worden.
Also hat euch Gott geliebt!
Schaut dies Gottkind in der Wiegen
Nackt und arm und weinend liegen:
Eure Sünd‘ ihn so betrübt.

2.) Euretwegen lässt er fahren
Himmel und der Himmel Scharen,
Dass er euch möcht‘ kommen nach.
Kinder! Sucht dies Kind auf Erden,
Dass ihr möget Engel werden,
Die ihm singen Gloria.

3.) Kommt, liebt dann den Heiland wieder,
Werft euch mit zur Krippen nieder,
Gebt ihm Herz und Alles ein:
Seine Unschuld, seine Tugend
Sei ein Spiegel eurer Jugend.
Freuet euch in ihm allein!

4.) Er wird euch weit mehr ergötzen,
Als die Welt mit ihren Schätzen,
Die so bald, so bald vergehn:
Jesum lieben, Jesum loben,
Jesum schauen hier und droben,
Diese Freude wird bestehn.

5.) Nun, ich will die Welt verlassen
Und dich, Himmelskind, umfassen,
Das sich gern den Kindern gibt:
Jesu, komm, mein Herz ist deine,
Mach es still, gebeugt und reine.
Mach‘, dass es dich ewig liebt!

6.) Komm, o Jesu, Heil der Sünder!
Lass, o Jesu, Freund der Kinder!
Herz und Mund dein Lob erschall’n:
Ehr‘ sei Gott im höchsten Throne,
Fried‘ bei uns auf Erden wohne
Und in uns sein Wohlgefall’n!

Tersteegen, Gerhard – Du, unser Licht und Leben

1.) Du, unser Licht und Leben,
O Jesus Jehova,
Der uns zum Heil gegeben
Und worden innigst nah.
Herr, deine Liebestreu,
Die uns im Geist begegnet,
Uns duldet, lockt und segnet,
Ist alle Morgen neu.

2. ) In dir muss man sich freuen,
Sooft man dein gedenkt,
Dir beuget sich von neuen
Das Herz und sich verschenkt.
Du wonnevolles Gut,
Bei dir im Geiste leben,
In deinem Lichte schweben,
So lebet Herz und Mut.

3.) Du hast dich eingeleibet
In unsre Menschheit gar,
Und wer sich dir verschreibet,
Dem wirst du offenbar.
Du nimmst die Sünder an,
Der Strom aus Gottes Throne
Ist uns in dir, dem Sohne,
Zum Leben aufgetan.

4.) Strom reiner Himmelskräften,
Voll Gnade, Lieb und Ruh,
Du dringst mit Lebenssäften
Auf unser Innres zu.
Du sanftes Brünnelein,
Das uns im Herzen quillet,
Heilt, heiliget und stillet,
Ach, nimm mich gänzlich ein!

5.) Du Brunn des Lichts und Lebens,
So offen, voll und nah,
Kein Sünder sucht vergebens,
Sucht er, so bist du da.
Du bist schon da und suchst,
Eh wir ans Suchen denken,
Wir sehn es nach dem Kränken,
Wie gnädig du uns trugst.

6.) Oft läuft die Seel ins Wilde
Und sucht den Brunnen weit,
Verschmacht’t beim leeren Bilde
Auf einer magern Heid.
Hinein, hinein, mein Herz!
Merk, wie man da dir winke
Und ruft: Komm her und trinke!
So lindert all dein Schmerz.

7.) Was such ich sonst auf Erden,
Was seh ich mich herum?
Du willst mir alles werden,
Du rufest immer: Komm!
Mein Vorwurf und mein Schatz,
Nimm hin die ganze Liebe,
Zieh mich durch deine Triebe,
Erfüll des Herzens Platz!

8.) Nun, nun, hier bleib ich liegen
Bei meinem Brünnelein.
Kein Leben, kein Vergnügen
Nehm ich von außen ein.
Hier lieg ich leer und matt,
Hier lieg ich offen, stille
Bei dir, du offne Fülle.
Gib dich, so bin ich satt!

9.) So abgespänt, so kindlich,
So innig muss ich sein,
So flößest du mir stündlich
Dein Jesusleben ein,
Durchsüßest meinen Sinn,
Durchsänftigest mein Wesen,
Bis ich in dir genesen
Und ganz verwandelt bin.

Tersteegen, Gerhard – Du schönstes Gotteskind

1.) Du schönstes Gotteskind,
Das in der Krippe lieget,
In dem Gott selber sich
Von Ewigkeit vergnüget,
Du wirst geschenket mir,
O wundergroße Gnad‘!
Der Vater schenkt mir so
Das Liebste, das er hat.

2.) Ich wurde Gottes Feind,
Ein Höllenkind, geboren,
Die Gnade war verscherzt,
Und meine Seel‘ verloren,
Doch Gott vergisst der Sünd‘
Und mir sein Herze gibt
In dir, du Himmelskind:
Also hat Gott geliebt!

3.) Ich lief verirret hin
Durch Sündenlust verblendet
Auf jenem breiten Weg,
Der ins Verderben endet,
Da schickt‘ Gott seinen Sohn,
Weil ihm sein Herze brach,
Aus unverdienter Treu
Mir armem Schäflein nach.

4.) Das schöne Gottesbild
Der Unschuld war verdorben,
Ich war ein Sündenaas
An Tugenden erstorben.
Mein Kind, du Gottesbild,
Präg dich ins Herz mir ein,
Dies ist nur Heiligkeit,
In dich verbildet sein!

5.) Es war das Paradies
In meinem Grund verblichen,
Ich lebt‘ in Angst und Pein,
Der Friede war gewichen.
Doch deine Kreuzgeburt,
Du Paradieseskind,
Macht, dass ich Gottes Reich
Im Geiste wieder find‘.

6.) Gott war mir fremd und fern
Mit seinem Liebeleben,
Mein Herze war der Welt
Und Kreatur ergeben.
In dir, Immanuel,
Wird Gott und Mensch gemein,
In dir soll nun mein Herz
Mit Gott vereinigt sein.

7.) Gedenk doch, meine Seel‘,
Also hat Gott geliebet,
Dass er den einigen
Und liebsten Sohn dir gibet!
Du große Gottesgab‘,
Der Liebe Pfand und Band,
Ich nehm‘ dich willig an
Aus deines Vaters Hand.

8.) Ich bück‘ zur Krippe mich,
Dich innigst zu umfassen,
Ich will die Kreatur
Und alles willig lassen.
Du teure Perle du,
Wer dich erkennt und liebt,
Sich selbst und was er hat,
Für dieses Kleinod gibt.

9.) So komm denn, süßes Kind,
Du Heiland meiner Seelen!
Ich will mich ewig dir
Verbinden und vermählen.
Da nimm mein Herz dir hin
Und gib dein Herze mir,
Dass meine Liebe sich
In deiner Lieb‘ verlier‘!

10.) Ich weiß, du Gotteskind,
Du willst im Stalle liegen,
Die Hoheit muss hinaus
Und alles Weltvergnügen.
Ein arm‘, geringes Herz,
Das ausgeleert und klein,
Soll deine Krippe nur
Und ew’ge Wohnung sein.

11.) Bereite mich denn selbst,
Und mach mich auch zum Kinde,
Dass ich im Herzen dich
Und ew’ges Leben finde.
Mach in dem Stall allhier
Mich deiner Kindheit gleich,
Bis ich einst, wie ein Kind,
Erlang‘ dein Himmelreich!

Tersteegen, Gerhard – Das Kreuz ist dennoch gut

1.) Das Kreuz ist dennoch gut,
Ob es gleich wehe tut.
Der gute Gott es giebet,
Drum muss es sein geliebet.
Ei, fasse guten Mut!
Was bitter ist im Munde,
Ist innerlich gesunde,
Es ist so gut, so gut.

2.) Das Kreuz ist dennoch schön,
Kann’s gleich Vernunft nicht sehn.
Man wird im Kreuz geehret,
Mit Gottes Sohn verkläret,
Die Engel um dich stehn,
Sie schauen dich mit Freunden
Im stillen Geiste leiden.
Es ist so schön, so schön.

3.) Das Kreuz macht Gott gemein ,
Es treibt den Sinn hinein,
Der sonst gern ausspazieret
Und leicht das Herz verführet.
Nun sammelt er sich fein,
Er mag von Welt nicht hören,
Er muss in Gott sich kehren
Und wird mit Gott gemein.

4.) Wo Kreuz ist, das ist Licht.
Du kennst dich selber nicht,
Solang du nicht probieret.
Du hast, wie sich’s gebühret,
Von Gott auch kein Gesicht.
Kreuz lehrt dich alle Wahrheit,
Kreuz führt dich in die Klarheit.
Wo Kreuz ist, das ist Licht.

5.) Das Kreuz macht hell und rein,
Es fegt den falschen Schein,
Die heimelichsten Flecken
Im Kreuze sich entdecken,
Geschieht es gleich mit Pein.
Der Schaum der Eitelkeiten
Zerschmilzt in Kreuz und Leiden.
Es macht so rein, so rein.

6.) Das Kreuz macht dich gebeugt,
Geschmeidig und erweicht,
Der ungebrochne Wille
Wird kindlich, sanft und stille,
Der Geist vor Gott sich neigt,
Das Herz will gern zerfließen
In aller Menschen Füßen.
Es wird sogar gebeugt.

7.) Im Kreuze wird man klein.
Der eingebild’te Schein
Und alles hohe Dünken
Muss in dem Kreuze sinken,
Da lernt man Gott allein
Verehren und erheben,
In seinem Nichts zu leben.
Man wird so klein, so klein.

8.) Kreuz führt dich aus der Not
Ins Leben durch den Tod.
Kannst du dein eignes Leben
Dem Tod am Kreuz ergeben
Und ganz dich lassen Gott –
Bald steht der Geist im Frieden,
Vergnügt und abgeschieden
Von Jammer, Angst und Not.

9.) Ich lieb das liebe Kreuz
Und wollt aus heil’gem Geiz
Der ganzen Welt Vergnügen
Dafür wohl lassen liegen,
Ich küss es ja bereits.
Mein Kreuzesfürst, mein Leben
Sei völlig dir ergeben
Und deinem lieben Kreuz.

10.) Vom Kreuz ins Paradies,
Vom Leiden zum Genieß
Ist Jesus vorgegangen.
Willst du die Kron erlangen,
So halt das Kreuz gewiss!
O Jesu, mit mir leide,
Bis dass ich endlich scheide
Vom Kreuz ins Paradies!

Tersteegen, Gerhard – Das äußre Sonnenlicht ist da

1.) Das äußre Sonnenlicht ist da
Und leucht’t mir ins Gesicht.
Gott ist noch mehr dem Geiste nah
Mit seinem Lebenslicht.

2.) Ach, wohn in mir, du Gottessonn,
Mein Geist dein Himmel werd,
Dass ich, o reine Seelenwonn,
Werd‘ ganz in dich verklärt!

3.) Wenn sich die Sonne offenbart,
So weicht die Dunkelheit.
Vertreib durch deine Gegenwart
Die Sünd und Eigenheit!

4.) Du bist ein Licht und wohnst im Licht.
Ach, mach mich licht und rein,
Zu schauen, Herr, dein Angesicht
Und dir vereint zu sein!

5.) Der Adler schaut geradezu
Die Sonne fröhlich an.
Mein Geistesaug eröffne du,
Dass ich dich schauen kann!

6.) Wer dich in deinem Licht erblickt
In seiner Seele Grund,
Ehrt gleich den Cherubim gebückt,
Dich, Herr, zu aller Stund.

7.) So lass mich wandeln, wo ich bin,
Vor deinem Angesicht.
Mein Tun und Lassen immerhin
Sei lauter, rein und licht!

8.) Dein Auge leite meinen Gang,
Dass ich nicht irregeh.
Ach, bleib mir nah mein Leben lang,
Bis ich dich ewig seh!

Tersteegen, Gerhard – Danke dem Herren, o Seele

1.) Danke dem Herren, o Seele,
Dem Ursprung der Güter.
Der uns erquicket die Leiber
Und stärkt die Gemüter.
Gebet ihm Ehr‘!
Liebet den Gütigen sehr!
Stimmet an dankbare Lieder!

2.) Du hast, o Güte,
Dem Leibe die Notdurft bescheret:
Lass doch die Kräfte im Guten
Nur werden verzehret.
Alles ist dein,
Seelen und Leiber, allein:
Werd auch durch beide geehret.

3.) Lass deinen Lebensgeist
Kräftig und tief uns durchdringen
Und uns ein göttliches Leben
Und Heiligung bringen,
Bis einst wird sein
In uns dein Leben allein.
Jesu, du kannst es vollbringen.

4.) Gütigster Hirte,
Du wollest uns stärken und leiten
Und zu dem himmlischen Mahle
Recht würdig bereiten.
Bleib uns hier nah,
Bis wir dich ewig allda
Schmecken und schauen in Freuden.