Speratus, Paul – Symeonis lobegesang

yn vorgeenden Thon ec.

1. Nun herre wirst du lassen
deynen knechht ynn der rhu,
wy du yhm hast verheyssen,
unnd yetzo kumpt darczu,
Deyn wort, das alls vermag,
ym frid uns czu erhalten,
das unns hat bracht den tag,
daran unser erlösung
mit freunden herfür brach.

2. Meyn hertz das ist eröffent,
darczu der stille mundt,
da meyn augen ersahen
deyn heylandt yn der stundt,
Darauff vor langer czeyt
all veter senlich hofften,
das sy würden gefreyt,
unnd yhn vom hymel kem herab,
der mir yn armen leydt.

3. Es kan keyn zung außsprechen,
herr deyner gnaden trost,
beweyst allen geschlechten,
den dss bereytet hast,
Durchs wort und manch figur:
Anna solchs thet bezeugenn
auß dem geschlecht Asur
Israel, der stets wartet
des heylands reyn und pur.

4. Deyn licht ist klar erschynen,
unnd kumen yn die welchdt,
wy das all heylg propheten
verkündet und gemeldt.
Das yn deyns lichtes scheyn
dy heyden würden wanndern,
erlöst vonn sünd unnd peyn,
czum preyß deyns volkes Israhel,
du Gott und herre meyn.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Gesang von Maria der muter Christi.

1. Dich lob wir got mit eyne,
du hast ynn dieser czeytt
unther den weyben reyne
Mariam benedeyt.
Deyn geyst und krafft ist czwar
von oben yn sy kummen,
das dyse yungkfraw klar
Jhesum, der uns erlöset,
ynn dyser czeyt gebar.

2. Das sy bei Got gnad funde,
dem nichts unmöglich ist,
bezeugt des Engels munde
der mutter Jhesu Christ.
Sel’g wirdt genant dy magd
das sy dem herren glauben;
wol sy den Engel fragt,
so hat sy doch bewilligt,
was er verkündt und sagt.

3. Darumb dy stymm beweget
von dysem reynen weyb,
das sant Johannes sich reget.
hüpffendt ynn mutter leyb,
Und freudt sich des czu hant,
seyn muter, geysts erfüllet,
Elizabet genannt,
des herren zukunfft lobend
hertzlichen hat bekant.

4. Maria hat bekennet
des herren groß und that.
Seyn namen heyl’g genennet,
der solch’s gewirket hat.
Und sich erbarmen thut
all deren, dy yn fürchten,
straff gwalt und ubermut..
dy keynen er erhöhet
yns ewig selig gut.

5. Dy hungert nach dem guten,
den füllt er yhr beger,
unnd dy sich reych vermuten,
verlest er öd und ler.
Seyn guet hat er betracht,
wes Abraham versprochen,
domit seyn sam erwacht
und Israhels erlösung
und hoffnung würdt vollbracht.

6. Dis weybs verheyßner samen
der alten schlangen haubt:
davon all sünd bekamen,
und uns der gnad beraubt,
Mit solcher macht zerdrat,
das yhr verthümlich letzen
an dem sind gantz keyn statt,
der Christum glaubt unn czeugets
mit werken und der that.

7. Herr gib unns thun ym glawben,
wes uns dein Wort verkünd.
Laß uns des nit berauben
den teuffel tod noch sünd.
Gnad unser nydrigkeit,
wy du hast angesehen
dise deyn heylge meyd,
des sey dir löblichs dancken
jetz und ynn ewigkeit.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Gesang von der opfferung Christi ynn tempel

ym thon als das lied von Maria: Dich lob wir gott mit eyne.

1. Als aber sindt erschynen
dy tag der reinigung,
in tempel ist geopffert
Jesus das kyndleyn yung.
Domit nichts würd gespart,
mit zweyen yungen tauben
löst yhn seyn muter czart,
wy dan von got durch Mose
ym gsetz gebotten wardt.

2. O herr du höchstes opffer
für aller glaubing sünd,
der ewigk oberst priester
den uns die schrifft verkündt,
In dir erfüllet sindt
all eusserliche opffer,
dartzu das gsetz verbindt,
deyn eyn-gethones opffer
ewige gnad erfindt.

3. O herr wolst unnß verleyhen
deyn geyst und gnaden scheyn,
das wir dir solches opffers
alwegen dankbar seyn,
Dareyn vertrauen steet,
mit rechter lib unnd wircken
das auß dem glawben get,
darumb wir czu dir stellen
hertzlich begyrd und beth.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Gesang von der beschneydung Christi

1. Das kyndleyn wardt beschnitten
am achten tag volendt,
wy ym gesetz geboten,
Jesus seyn nam genennt.
Als yhn der Engel nant,
ehe er yn mutter leybe
entfing menschlichen standt,
unnd ist uns zu erlösen
von hymel rab gesandt.

2. Das gsetz hat er erfüllet,
und nam auff sich den fluch,
den legt auff alle menschen
Moses ym fünfften buch.
Dieß gesetz nit hielten gar,
das doch sonst allen menschen
czu thun unmöglich war,
doch gschichts durch wirklich glawben
diß heylands wortten klar.

3. O Herr beschneyd dy hertzen
ynn uns durch deyn genad.
Darumb du hast vergossen
deyn blut ytzt und ym tod.
Das rechte Jüdisch art
ym geyst und warn glauben
an uns nit werd gespart,
darumb das fleysch beschneyden
figürlich geben wardt.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Gesang von den heyligen yn gemeyn

In eig. Mel.


1. In aller heylgen schare
herr got dich lobenn wir,
dy ewigk reyn und klare
won seliglich bey dir.
Kein Aug gesah noch ny,
ynnß ohr noch hertz nit kummen,
was du bereytst fur dy,
ßo dich von gantzem hertzen liebten hy.

2. Ihr übung ist dich loben,
herr got ynn ewig czeyt,
in deynem hauß daroben
alls mangels gantz gefrevt.
Czu dyser ruh und rast
sind sy durch trübsal gangen,
yhr creutz auff sich gefaßt,
yhr czeytlich leben hy auff erd gehast.

3. Wiewol dy schrifft hoch preyset
gesigter heylgen cron,
wirt doch damit beweyset,
das got solchs selbs gethon
On yhr verdynstlich that,
keyn hilff durch yhr verdienen
dy schrifft unns setzet not,
all menschen unnütz knecht genennet hat.

4. Doch füreynander bitten,
und guts dem negsten thon,
ist warer Christen sitten,
und heysts der götlich Sohn.
Des wort der felß genant,
darauff all heylgenn bawen,
die thoren auf den sandt,
was yn erdichtet menschlicher verstant.

5. Christe, der eynig wege,
fürsprech unn mitler bist
keyn ander straß noch stege
uns ewig leben ist.
Ganz dürfftig bitten wir
umb lyb, dy wirkt durch glauben,
und suchen solchs bey dir,
der du bist aller heylgen trost und czir.

 

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Gesänge von etlichen heylgen ynsonderheit

Eyn underrichtung wie von etlichen heylgen und der yedem ynn sonderheyt, ym thon wie vor von den heylgen yn gemeyn gesungen werden mag. Item. So von eynem heylgen yn sonderheyt gesungen werden wil, ist nemlich czu merken, was von demselbigen heylgen hernach geordent, das solchs erstlich, und alsdann darauff weyters gesungen werde das vorgehende liedt von den heylgen yn gemeyn gemacht. Jdoch erfordert ynn dysem Fall die arth und eygenschafft obgemelter geseng, das ym ersten gesetz des gemeynen heylgen lieds etliche wort untherlassen, unnd an derselben stadt andere wörterr gebraucht werden, wie alles hernach funden und vermerkt werden mag.

a. Von Simon und Juda.

1. In Simone und Juda
apostolischer czyr,
unn andern heylgen schare
o Gott dich loben wir.
Keyn aug gesah noch ny,
ynnß ohr noch hertz nit kumen,
was du bereytst für dy,
so dich von gantzem hertzen liebten hy.

Nota. Hierauff mögen weyters gesungen werden das ander, dritt, viert unn fünfft gesetz des vorgenden lieds von den heylgen yn gemeyn gemacht.

b. Von sant Bartholme.

Nota: Von S. Bartholme wie oben von sant Simon und Juda geschrieben ist, also anfahendt:

1. In sant Bartholomeo
apostolischer czyr u .s . w.

c. Von sant Peter.

1. O Herr den heylgen Petrum
du hoch begnadet host,
erwelt zu eym apostel,
von schwerem fall erlost,
Den felser yhn genennt,
da er dich gottes Sone
auß vatters geyst erkennt,
deyn schaff yhn lieb czu weiden hast gesenndt.

2. In dysem selgen Petro
unnd allen heylgen klar
Herr Gott thun wir dich loben
miit Christenlicher schar.
Kein aug gesah noch ny u. s. w.

Nota. Auff diß obstend annder gesetz von sant Peter sol weytter gesungen werden das ander, das dritt, vierdt und fünft gesetz des vorgeschrieben lieds von den heylgen yn gemeyn gemacht.

d. Von sant Andreas

1. O Herr du hast Andream,
der Petri bruder was,
vom fischer standt erfordert,
das er seyns netz vergaß,
Und folgt dir nach behendt,
denn czu der menschen fischer
hast du sie bed erkent,
deym wort sich willig haben nach gewendt.

2. In diesem sant Andrea
unnd andern heylgen klar u. s. w.

wie oben ym andern gesetz von sant Peter und dem Nota darnach gemelt ist.

e. Von sant Paul.

1. Herr deyn verfolger Saulus,
der dir unglaubig was,
vom geyst genennet Paulus,
deyn auserweltes fass.
Und wunderlich bekert,
entzugkt yn dritten hymel,
da wardt er bald gelert,
deyn kyrchen von den heyden hat gemert.

2. In dysem selgen Paulo
unnd allen helygen klar. u. s. w. wie bei Petrus.

f. Von sant Johans Ewangelist.

1. Johans Ewangeliste,
Apostel stands geert,
vil gots geheymnuß wiste
die treulich schrieb und lert.
Und auß der fischer zal
hat Christus yhn erfordert
zu diser heylgen wal,
seyn Reyne mutter yhm am Creutz befal.

2. In diesem sant Johanne
und allen heylgen klar u. s. w.

g. Von Sant Philip.

1. Sant Philip, Christi yünger,
der hat sich nit gespart
mit predig und vil czeychenn
nach Christi hymelfart,
Samaria gelert.
die czauberer geschendet,
dadurch den glauben mehrt,
darnach eyn mechting moren hat bekert.

h. Von Sant Jacob, dem kleynern.

1. Sant Jacobus der kleyner
des herren both gesendt,
auß nahgesipter freuntschafft
sein bruder wirt genent,
Eyn bruder sant Judas,
lang nach der auffart Christi
der Juden lerer was,
ynn Bischoflichem standt lang bei yhn saß.

2. In dysem selgen botten
unnd andern heylgen klar u. s. w.

Nota: Dieweyl altem gebrauch nach von sant Philip und Jacob des yars eyn eynich fest, Gott czu lob, gehalten wirdt, ist darumb hierynnen yr beder halb auch nur eyn eynicher beschluß gemacht.
i. Von Sant Jacob dem grossern.

1. Jacob Bruder Johannis
Zebedey genent
bei Christo auff dem berge
sein klarheit hat erkenndt,
Dadurch seyn glaub gemert,
unnd nach des herrn auffart
seyn heylges wort gelert,
darumb yhin tödt Herodes mit dem schwerdt.

2. In dem apostel große,
und allen heylgen klar u. s. w.

k. Von Sant Mathias.

1. Mathias, der Aposten,
czur czwelffer schar geczelt,
wardt durch dy yünger Christi
an Judas stadt erwelt.
Als prophezeyet hatt
der geyst durch Davids munde
unnd ytzo wardt bestett,
durch götlich czeychen und gemeyn gebet.

2. In dem heylgen Mathia,
und allen heylgen klar u. s. w.

l. Von Sant Matheus

1. Matheus, der apostel
unnd heylg Evangelist
wardt von dem czol erfordert
durch dich herr Jesu Christ,
Wy du gibst czu versteen,
das auch die offen sünder
den vor yn hymel geen,
dy sich hy grosser frümkeit selbst verwen.

2. In dysem sant Matheo,
und allen heylgen klar u. s. w.

m. Von Sant Thoma.

1. O Herr dem heylgen Thome,
Apostel stands genoß,
hast du genad erczeyget
wiewohl er czweyfelt groß.
Biß er dein wunden czart,
hat griffen und bekennet
götlich und menschlich art,
und darumb von dir selg genennet wardt.

2. In dysem heylgen thoma
und allen heylgen klar u. s. w.

n. Von sant Johans, dem Tauffer

1. Herr, sant Johans, deyn tauffer,
hast grosse gnad beweyst,
das er yn muter leybe
mit freud dich hupffent preyst,
Deyn weg bereyt und lert,
drumb ihn Herodes tödet
auf bitt eyns weybs verkert:
vonn frawen leyb keyn grösser wird bewert.

2. In dysem heylgen teuffer
und allen heylgen klar u. s. w.

o. Von sant Steffan.

O got du hast sant Steffan
gesterket und geert,
das er deyn wort bekennet,
und künlich hat gelert.
Darumb den todt er lydt,
den hymel sah er offen
unn Christum auch damit,
für solche feyndt thet er czu dir seyn bitt.

2. In dysem heylgen Steffan
und allen heylgen klar u. s. w.

p. Von den Kyndleyn.

Von kynden, die man seyget,
hast du, o got, deyn lob,
Des scheynlich ward erzeyget
am palmentag eyn prob,
Und durch der kyndleyn todt,
die Pharon und Herodes
yhr yeder tödet hat,
das alles nit verhyndert deynen rath.

2. Domit wir uns fast stercken,
nit förchten Tyranney,
und dadurch eben mercken,
das nymandt müglich sey,
Deym willen widderstan,
unnd wer sich des vermisset
wy es yhm wirt ergan,
czeygt uns di schrift gar manches beyspil an.

3. In dysen selgen kynden,
und allen heylgen klar u. s. w.

q. Von Maria, der Schwester Marthe

1. Maria, schwester Marthe,
Christus begnadet hat,
das sie mit fleyß gewarte
seyns worts für wircklich that.
Welchs Marthe nit gefelt,
und doch alleyn ist nöttig
wy Christus selbst erczelt,
das sy damit den gutten theyl erwelt.

2. In dysem helgen weybe
und allen heylgen klar u. s. w.

r. Von den heylgen Vetern und Propheten.

1. O got deyn heylg propheten
du hoch begnadet hast,
das sy verkünden thetenvdeynn Sohn, der uns erlost.
Im samen Abrahe
ist uns solch heyl herkommen,
durch reyner yungkfraw ehe,
damit von uns gewendet ewigs we.

2. In vetern und Propheten
und allen heylgen klar u. s. w.

s. Von allen Engeln.

1. Herr, durch den fall der Engel
der ewig ist verkündt,
umb yhrer hoffart mengel,
merck wir dy schwer der sünd,
Dagegen freud und trost
der engeliischen geyste,
dy du geseylget hast
und wie von grossem ubel wir erlost.

2. Dy heylgen Engel sehen
steth gotis angesicht,
deyn lob allczeyt veryehen
keyn gutes yhn gebricht,
Ausrichtenn, was er heyst,
verkünden strafen, schützen,
domit seyn will geleyst.
O Herr send uns deyn hilffe durch dyse geyst.

3. In dysem seylgen Engeln
und allen heylgen klar u. s. w.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Nun herre wirst du lassen

1. Nun herre wirst du lassen
deynn knecht yn frid und rhu,
wy du yhm hast verheyssen,
solch heyl kompt ytzt herczu.
Meynn augen czu gesicht,
den völckern czubereytet;
unnd ist der Heyden licht,
eyn preyß deynns volckes Israhel
wy uns deyn wort verspricht.

2. Czu eyner aufferstehung,
unnd fall, der vil verletzt,,
ist uns hy dyser heyland
ynn Israhel gesetzt,
Czu eynem czeychen klar,
dem man thut widersprechen;
eyn schwert durchdringt fürwar
dy sel der heylgen mutter
dyyhn keuschlich gebar.

3. Christe wolst unns erleuchten
du ewigs licht alleyn,
das wir unns nit verletzen
ann dir dem Eckesteyn.
Wy all unglaubig thun,
dy eygen licht anczünden,
bey dir der klaren Sonn;
und du doch eynig leuchtest
yn selge freud und wunn.

Cosack – Paul Speratus

Speratus, Paul – Der XXXVII psalm

czu trost allen, die gewalth und unrecht leyden.

1. Erczürn dich nicht,
sey nicht neydisch,
über den bösen unnd übeltheter;
denn er czubricht
noch also frisch,
wie graß unn kraut von waffen unn wetter.
Hoff du auff got,
thu guts mit rath,
bleyb yn dem land unn neer dich yn dem glauben,
haben
soltu deyn lust an deynem herren;
er wirdt dir geben, was du wilt,
damit gestillt
unnd gar erfüllt,
waß hertz begert; des will er dich geweren,
und thuts geren.

2. Befilh yhm schlecht
die Wege deyn,
und hoff auff yhn, er wird es wol machen,
der all deyn recht
und frumkeyt feyn
ans licht wil bringen; du bist czu schwache.
Halt yhm nur still,
leydt, was er will,
erczürn dich nicht, ob es dem bösen glücket,
schicket
nach seym muthwilligen gefallen;
stehe ab von czorn, und laß den grym,
sonst recht vernym,
du wirst gleych yhm,
von Gott sollt yhr gerichtet werden alle,
brecht groß qualle1).

3. Gleub gar gewiß;
der gotloß hauff
muß werden yemerlich außgerottet;
wo wartung ist
zum herren auff,
da erbt mans land, unn wirt nicht verspottet.
Dort weerts nit lang,
es kompt groß zwang;
der gotloß an seynr stell ist bald verschwunden
funden;
das land für eygen und czu erben
dem elenden und armen wirt;
czu lust gefürt,
mit frid geczirt;
gehe wie es will, so fürcht er keyn verderben,
solt er sterben.

4. Es drewet seer
der gotloß man
dem grechten, und beyßt die czeen zusamen;
doch lachts der herr,
denn er sicht an
den tag seins unfals, der schnell wirt komen.
Sie zucken bald
yhr schwert mit gwald,
ihrn bogen spannen, das sie mögen fellen
ellend,
ym weg auffrichtig leut czu schlachten;
das eygen hertz yhr schwert durchsticht,
ihr bog czerbricht
nach gotts gericht,
wens stündlein kompt, wie wol sie das verachten,
nicht betrachten.

5. Vil besser ist
dem grechten man
das wenig denn viler gotlosen gut;
in kurtzer frist
yhr bog bricht schon;
den grechten got erhellt ynn seyner hut.
Der herr, ich sag,
kennt wol die tag;
der frumen yhr erb das muß ewig bleyben;
treyben
soll sie keyn not yrgend yn schande;
ob gleych eynreyß eyn böse czeyt,
sind sie gefreyt
und mangels queytt2);
wnn theurung wirt, got schickt yn gnug zuhande,
selhs das pfande.

6. Umb kommen muß
die gottloß rott;
die feynd des herren, wie köstlichs scheynen
für überfluß,
on alle nott,
gleich wie eyn aw, wol sie das nicht meynen,
Werden sie doch
all wie der rouch
verschwinden, vil borgen und nicht bezalen;
allen
ist der gerecht barmhertzig und milt;
des erbens land gotts gsegeten,
sein verfluchten
das außrotten;
du findst sy nicht, unn such sie schon, wo du wilt,
ich meyn, das gilt.

Die genng des mans
die foddert Got,
hat an seynn wegen lust, und fichts geren;
fellt er seyns gangs,
bringt yhm keyn spott;
denn got verwirfft nicht, seyn hand muß weren.
Wie yung ich war,
hab nun die yar,
noch sah ich den gerechten nye verlassen,
gassen-
betler seyn sam ward nye kein morgen,
denn teglich er barmhertzig ist,
leycht on genyst
und argelist,
daher yhm kompt seyn segen on verborgen;
wehr soll sorgen?

8. Vom bösen laß,
thue guts all czeyt,
bleyb ymmerdar, denn got liebt das rechte,
und übt keyn haß,
sondern auß leydt
reddt er seyn heylgen, bewarts nicht schlechte.
Wer gotloß ist,
und nicht eyn Christ,
wirt außgerott mit seynem samen schwarlich;
warlich
die grechten erbens land unn bleyben
ewig an yhrem selgen ort,
es gehet yhn fort,
nach gottes wort,
unn weyheit fron; was die ym last beschreyben
glust yhn treyben.

9. Deßhalb seyn mund
gehet allweg umb,
mit weyßheit reddt vom gericht seyn czunge;
seyn hertz all stund
ist gar nicht krumb,
denn gots gesetz ist yhm frisch und yunge.
Es ist nicht sitt,
das schlüpff seyn tritt;
ob yhn der gotloß ficht und wil yhn tötten,
redden
muß yhn der herr von seynen henden,
und ob er schon verurteylt wirt,
dasselb nicht yrrt;
denn got, seyn hyrt,
verdambt yhn nicht, kan yhn nicht lassen schenden,
wirts wol enden.

10. Harr du nur auff
den herren deyn,
bewar seyn weg, wirt er dich erhöhen
czum erb; deyn lauff
muß glücklich seyn,
der gotloß außgerott, wirst du sehen.
Merk dysen fall,
ich sah eyn mal,
wie lorberbeum eynwurzlen den gottlosen;
straffen
mocht man so bald nit überschreyten;
ich fragt yhm nach, war schon dahyn;
so hats eyn synn,
das ist der gwynn:
mensch besser dich, du solt nicht länger beyten,
thues bey czeytten.

11. Darnach bewar
deyn frümkeit wol;
schaw was auffrichtig ist, folg mir eben;
so wirsts gewar,
deyn frid dir sol
endlich begegnen mit guttem leben.
Wer übertritt,
wirt überschütt
mit unfall, und vertilget, mit eynander
wander-
gsell muß er außgerottet werden:
der grechten heyl vom herren doch
dringt über hoch,
allweg und noch.
Got ist yhr sterck, der sie erredt auf erden
auß beschwerden;
warum? das merck: denn sie auff yhn getrawen
unnd fest bawen.

Cosack – Paul Speratus

1) Qual
2) ledig machen

Speratus, Paul – Es ist das Heil uns kommen her

1. Es ist das Heil uns kommen her
Von Gnad‘ und lauter Güten;
Die Werk‘ die helfen nimmermehr,
Sie mögen nicht behüten.
Der Glaub‘ sieht Jesum Christum an,
Der hat g’nug für uns all‘ gethan,
Er ist der Mittler worden.

2. Was Gott im G’setz geboten hat,
Da man es nicht kunnt‘ halten,
Erhub sich Zorn und große Noth,
Für Gott so mannigfalte.
Vom Fleisch wollt‘ nicht heraus der Geist,
Vom G’setz erfordert allermeist,
Es war mit uns verloren.

3. Es war ein falscher Wahn dabey,
Gott hätt‘ sein G’setz drum geben,
Als ob wir mögten selber frey
Nach seinem Willen leben;
So ist es nur ein Spiegel zart,
Der uns zeigt an die sündig‘ Art,
In unserm Fleisch verborgen.

4. Nicht müglich war, dieselbig‘ Art
Aus eignen Kräften lassen;
Wiewol es oft versuchet ward,
Doch mehr sich Sünd‘ ohn‘ Maaßen:
Denn Gleißnerswerk Gott hoch verdammt,
Und je dem Fleisch der Sünde Schand‘
Allzeit war angeboren.

5. Noch mußt‘ das G’setz erfüllet seyn;
Sonst wär’n wir all‘ verdorben.
Darum schickt Gott sein’n Sohn herein,
Der selber Mensch ist worden;
Das ganz‘ Gesetz hat er erfüllt,
Damit sein’s Vaters Zorn gestillt,
Der über uns gieng alle.

6. Und wenn es nu erfüllet ist
Durch den, der es kunnt‘ halten:
So letne itzt ein frommer Christ
Des Glaubens recht Gestalte;
Nicht mehr, denn: „Lieber Herre mein!
Dein Tod wird mir das Leben seyn;
Du hast für mich bezahlet.“

7. Daran ich keinen Zweifel trag;
Dein Wort kann nicht betrügen.
Nu sagst du, daß kein Mensch verzag‘;
Das wirst du nimmer lügen:
„Wer gläubt an mich und wird getauft,
Demselben ist der Himm’l erkauft,
Daß er nicht wird verloren.“

8. Er ist gerecht für Gott allein,
Der diesen Glauben fasset;
Der Glaub‘ giebt uns von ihm den Schein,
So er die Werk‘ nicht lasset.
Mit Gott der Glaub‘ ist wohl daran;
Dem Nächsten wird die Lieb‘ Guts thun,
Bist du aus Gott geboren.

9. Es wird die Sünd‘ durchs G’setz erkannt,
Und schlägt das G’wissen nieder:
Das Evangeli kommt zu Hand,
Und stärkt den Sünder wieder;
Es spricht: „Nur kreuch zum Kreuz herzu!
Im G’setz ist weder Rast noch Ruh‘
Mit allen seinen Werken.“

10. Die Werk‘ die kommen g’wißlich her
Aus einem rechten Glauben;
Wenn das nicht rechter Glaube wär‘,
Wollt’st ihn der Werk‘ berauben.
Doch macht allein der Glaub‘ gerecht;
Die Werk‘ die sind des Nächsten Knecht,
Dabey wir’n Glauben merken.

11. Die Hoffnung wart’t der rechten Zeit,
Was Gottes Wort‘ zusagen;
Wenn das geschehen soll zu Freud‘,
Stetzt Gott kein g’wisse Tagen.
Er weiß wohl, wenn’s am besten ist,
Und braucht an uns kein‘ arge List;
Das soll’n wir ihm vertrauen.

12. Ob sich’s anließ‘, als wollt‘ er nicht,
Laß dich es nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will er’s nicht entdecken.
Sein Wort laß dir gewisse seyn,
Und ob dein Herz spräch‘ lauter Nein,
So laß doch dir nicht grauen.

13. Sey Lob und Ehr‘ mit hohem Preis
Um dieser Gutthat willen,
Gott Vater, Sohn, heyligem Geist!
Der woll‘ mit Gnad‘ erfüllen,
Was er in uns ang’fangen hat,
Zu Ehren seiner Maiestat,
Daß heilig werd‘ sein Name.

14. Sein Reich zukomm, sein Will auf Erd‘
G’scheh wie im Himmelsthrone;
Das täglich Brodt noch heut‘ uns werd‘;
Woll‘ unser Schuld verschonen,
Als wir auch unsern Schuldnern thun;
Laß uns nicht in Versuchung stehn;
Lös‘ uns vom Uebel. Amen!

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit

Speratus, Paul – Hilff got wie ist der menschen not

Eyn gesang Doct. Sperati zu bitten vmb folgung der besserung auß dem wort gots zu syngen yn dem vorigen thon.

Hilff got
wie ist der menschen not
so gros
wer kan es als ertzelen.
Gantz tod
leit er on allen radt
weißlos. Er kent auch nit seyn elend.
Hertz mut vnd synn
ist gar dohyn
verderbt mit allen krefften
weis nit wo ers sol hefften.
Kent nit das gut
noch minder thut
was gott gefelt
hat sych gestelt
widder allen gottis willen.
O herre Gott
hylff vns dysen yamer stillen

Nit rast
fyndt er auff erd wie fast
er sucht
keynn macht will yhn doch redden.
Seyn last
yhn als der hellen glast
verflucht
Ach Got hylff yhm aus nödten.
Wir ruffen al
aus dysem quall
zu dir dem höchsten gute
du kanst vns geben mute.
Zu deiner gnad ehe kumpt der todt
ders als hynnimpt
das nitt mer tzympt
deyner gnaden huld erwerben.
O herre Got
laß vns nicht also verderben.

Ach wie
was nun dein zoren hie
so grym
do deyn wort lagen verborgen.
Nun sye
wider geben zu frue
yhr stymm
wann niemant will yhr sorgen.
Man hort sye wol
die kirch yst vol
noch wil sych niemant massen
der tzorn yst noch zu grosse.
Vil besser wer gehort nymmer
dan so man hört
vnd nit nachfert.
Ach es yst eyn grawsam straffe.
O herre Got
mach vns widder new erschaffen.

Sych an
durch deinen lieben son
auff vns daryn dein wolgefallen.
Der schon
fur vns hat gnug gethon
vmb sonnst
hat reichlich wöllen tzalen.
Das wir gefreyt von allem leyt
deyner gnaden mochten gniessen
seyn plut solt vns entspriessen.
Laß zoren nach
richt nit so gach
vergyß der schuld
gib vns dein huld.
Wir erkennen doch die sunnde.
O herre Got
nym vns an fur deyne kynde.

Dieweil
du hast
so kurtzer eyl
dein wort wider gesant auff erden.
Vns heyl
von new durchs teufels pfeyl
ermordt
gib das wir frommer werdenn.
Es leyt an dir
das kennen wir
mit vns ists gar verloren
wir stehen ynn deynem zoren.
Nicht sych vns an
noch vnser thon
erken dein wortt
der gnaden hort.
Darumb yst es mensch geworden
O herre Got
fur vns laß es seyn gestorben.

Frew dich
mit grosser zuuersycht
seyn volck
Er wurd dich nit verschmehen
Nur sych
wie du nit gar vernichten solt
den schatz denn er hat gebenn.
Es yst seyn wortt
darauff stehe hart
Es mag vns nit außweichen
sein kraft ist also reiche.
Wem ers beschert
da wurts gemehrt
Nur glawb daran
laß zweiffel stan.
Hoff ynn den der yst dort oben
O herre Gott
von vns sey dir ewig lobe.