Selneccer, Nikolaus – Herr Gott! Nun sey gepreiset,

1. Herr Gott! Nun sey gepreiset,
wir sag’n dir großen Dank;
du hast uns wohl gespeiset,
gegeb’n ein’n guten Trank,
dein‘ Mildigkeit zu merken
und unsern Glaub’n zu stärken,
daß du seyst unser Gott.

2. Ob wir solch’s hab’n genommen
mit Lust und Uebermaaß,
dadurch wir möchten kommen
vielleicht in deinen Haß;
so wollst du’s uns aus Gnaden,
Herr, ja nicht lassen schaden
durch Christum deinen Sohn.

3. Also wollst all’zeit nähren,
Herr, unsre Seel‘ und Geist,
in Christo ganz bekehren
und helfen allermeist,
daß wir die Sünde meiden,
stark seyn in allem Leiden
und leben ewiglich.

4. O Vater aller Frommen!
geheiligt werd‘ dein Nam‘:
laß dein Reich zu uns kommen;
dein Wille mach‘ uns zahm;
gieb Brot; vergieb die Sünde;
kein Arg’s das Herz entzünde;
lös‘ uns aus aller Noth!

Geistlicher Liederschatz

Selneccer, Nikolaus – Ach Herr, gieb uns ein rechten Sinn

Mel. Erhalt uns Herr bei deinem Wort.

Ach Herr, gieb uns ein rechten Sinn,
Daß wir nirgend gehn anders hin
Denn zu dir und zu deinem Wort
Und fliehn des Teufels Tück und Mord.

Laß uns still sein und hoffen fest,
Es ist ja dies das allerbest:
Wer glaubt an dich, Herr Jesu Christ,
Und leiden kann und duldig ist.

Verleih, daß wir die Predigt dein
Groß achten und gehorsam sein.
Und laß uns weisen mit diem Wort,
Welchs ist des Herzens Trost und Hort.

Wer dir nicht folgt und dein Wort hört,
Der ist an Seel und Leib bethört
Und wird zerschmettert ewiglich.
Behüt uns Herr genädiglich.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Ohn Gottes Vaters Gnad und Hut

Nach eigener Melodie

Ohn Gottes Vaters Gnad und Hut,
Ohn Gottes Sohnes Leib und Blut,
Ohn heilgen Geistes Licht und Glut
Hat der Mensch weder Kraft noch Muth,
Und bleibt ohn alles Erb und Gut.

Denn Gottes Vaters höchstes Gut,
Und Gottes Sohnes theures Blut,
Des heilgen Geistes werther Muth
Ist unser einiges Erbgut.
Selig ist, der dies hält in Hut.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nicolaus – In Christi Namen komm zu Gott

1564

In Christi Namen komm zu Gott,
Durch ihn klag ihm all deine Noth,
Aus seinem Geist sprich: Vater mein,
Laß mich dein Kind und Erbe sein.

Von wegen sein wirst du erhört
Und allzeit aller Bitt gewährt.
Wenn dein Herz seufzet: Jesu Christ,
So bald du ganz in Gnaden bist.

Wer JEsum nicht mit sich zu Gott
Thut bringen stets in aller Noth,
Der schreit vergebens, und verzagt
Und wird an Seel und Leib geplagt.

Hilf Jesu, lieber Herre mein,
Daß wir ehren den Namen dein,
Durch dich zum Vater kommen fort
Und selig werden hie und dort.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Selneccer, Nikolaus – Kommt nun herzu ihr Christen all

Mel. Vom Himmel hoch.

Kommt nun herzu ihr Christen all
Und lobet Gott mit reichem Schall.
Dem Herr zu danken seid verpflicht,
Kommt fröhlich vor sein Angesicht.

Jauchzet dem Hort mit Freuden viel,
Mit Psalmen und mit Saitenspiel,
Singet dem Herrn mit neuem Muth,
Sein Sohn ist unser Fleisch und Blut.

Preise all seine Wunderthat,
Was er an uns gewendet hat,
Daß alle Welt mög hören das
Und sich zu ihm bekehren laß.

Der Herr ist groß und wunderbar
Und sitzt ob aller Engel Schaar.
All Heiden Götter Götzen sind,
Des Herren gleich man nirgend findt.

Den Himmel hat er fein gebaut,
Der aller Menschen Herzen schaut.
Die Erd, die Berg und alles Land
Ist in seiner göttlichen Hand.

Sein ist das Meer, er hats gemacht,
Und was die Erd für Frücht hat bracht.
Erkennet, daß er ist der Herr,
Laßt uns all dienen seiner Ehr.

Kommt laßt uns knieen früh und spat,
Denn der Herr uns erschaffen hat.
Wir sind sein Schaf und seine Leut,
Er führt uns recht auf guter Weid.

Sehr unser Heiland Jesus Christ,
Der in der armen Krippen ist,
Ist unser König unverrückt,
Sein Reich gar herrlich hat geschmückt.

Vom End zu End sein Wort ausbreit,
Das soll bestehn in Ewigkeit,
Gleich wie du selber ewig bist,
O zartes Kind Herr Jesu Christ.

Deß freuet sich das Erdreich ganz,
Die Inseln sehen neuen Glanz.
Er thut Wunder, giebt Grechtigkeit,
Erlöst vom Tod und allem Leid.

Gott Vater an sein Gnad hat dacht
Und den Heiland herfürgebracht.
Christus der ewig Gottessohn
Ist unser Bruder worden nun.

Er steht in seiner Christenheit,
Da lebt man seiner Grechtigkeit,
Ganz herrlich, prächtig und mit Freud,
Andächtig wider alles Leid.

Dawider trotzt das höllisch Heer
Und brauset gräulich wie das Meer.
Daß ein Theil stracks sein Lehr vernicht,
Blutig das andre gegen ficht.

Doch Er sitzt hoch in seinem Thron
Und läßt sein Wort stets fürder gehn.
Er macht uns heilig fromm gerecht,
Er thut seins Vaters Willen recht.

So ihr nun hört sein Stimme heut,
So folget ihm als fromme Leut,
Verstocket ja nicht euer Herz
Und wendet euch nicht hinterwärts.

Folget des heilgen Geistes Sinn,
Hasset das Arg und liebet ihn.
Bei seiner Lehr bleibt immerdar,
So soll euch schaden kein Gefahr.

Ihr Grechten freut euch, danket Gott,
Der euch sein Sohn geschenket hat.
Nehmt euch nur keinen andern für,
Er ist allein der Gnaden Thür.

Ach Herr, du bist mein treuer Gott,
Vergiebst all Sünd und Missethat.
Ach Jesu Christ du süßer Hort,
Sei uns gnädig allhie und dort.

Du werthes Licht, komm in mein Herz,
Laß mich dein sein, still allen Schmerz.
Gieb Stärk und mehr des Glaubens Trost,
Herr Christ, du hast mich ja erlöst.

Nun freu sich alle Christenheit,
Gotts Sohn ist unsre Grechtigkeit,
Ja unser Fleisch, Blut, Haut und Bein,
Trotz allen Teufeln insgemein.

Amen, das giebst du liebes Kind,
Daß wir nun deine Brüder sind.
Dir sei Lob, Preis und Ehr allein,
Herzallerliebstes Jesulein. Amen.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Ein Kind von einer Jungfrau zart

Weihnachtslied aus Jesaja 9.

Nach eigener Melodie

Ein Kind von einer Jungfrau zart
Uns Alln zu gut geboren ward.
Der Sohn des Vaters Ebenbild
Ist uns gegebn aus Gnaden mild.
Sein Herrschaft auf der Schulter sein
Hat er und alle Freiheit fein,
Dadurch er alles überwindt,
Die Höll, Tod, Teufel und die Sünd
Und was den Seinen schaden kann,
Hat er alles gar abgethan.

Sein Nam ist hoch voll Ruhm und Ehr,
Wunderbar wird er genennet sehr;
Denn er ist wahrer Mensch und Gott.
Und hilft uns frei aus aller Noth.
Wunderbar ist sein Amt und Reich,
Das bleibt allhie und dort zugleich,
Er giebt uns allen guten Rath,
Sein Wort erfüllt er mit der That,
Und steht uns bei und sagt uns fein
Wie wir sollen gesinnet sein.

Er ist des Vaters Lust und Freud,
Durch ihn wird Alles erhalten heut.
Er heißet Kraft und starker Gott,
Der Alls in seinen Händen hat.
Und wie er ist des Vaters Kraft,
Also er uns all Stärke schafft,
Und ist der Held, der uns bewacht,
Und uns mit Gnaden stets anlacht,
Er auch die Feind gefangen hat,
Den Teufel, Sünd, Höll, Welt und Tod.

Er ist der ewig Vater gut,
Der uns stets hält in seiner Hut.
Wie ein Vater den Kindern ist,
Also ist er zu aller Frist.
Giebt Leben und Gerechtigkeit,
Heiligen Geist und Seligkeit.
Er ist der Friedfürst auserkorn,
Ohn den wir sonst wärn all verlorn.
Durch ihn liebt uns der Vater groß,
Wir sitzen nun in seinem Schoß.

Deß solln wir billig danken Gott,
Der uns sein Sohn gegeben hat.
Und hat so sehr das menschlich Geschlecht
Geliebet nur aus Gnaden schlecht,
Daß er seins Sohns verschonet nicht,
Ließ ihn werden veracht, vernicht,
Geschmäht, getödt, sterben, vergehn,
Daß wir an ihm solln auferstehn.
Nun ist er raus aus aller Noth.
So danken wir dem lieben Gott. Amen.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Wir danken dir, Herr Jesu Christ

Wider die Rottengeister und falschen Lehrer.

Mel. Erhalt uns Herr bei deinem Wort.

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Daß du unser Haupt worden bist,
Hilf daß wir folgen deiner Lehr
Und suchen sonst kein Heiland mehr.

Ach Gott, es geht gar übel zu,
Auf dieser Erd ist keine Ruh;
Viel Secten und groß Schwärmerei
Auf einem Haufen kommt herbei.

Herr Jesu Christ, dein ist die Ehr,
Erhalt dein Wort und heilsam Lehr.
Erweis dein Majestät und Thron,
O Gottes und Marien Sohn.

Straf doch der losen Schwätzer Tand,
Die binden wolln dein rechte Hand,
Daß alle Welt erkenne dich
Und ehr dein Namen ewiglich.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Wir danken dir, o treuer Gott

Wir danken dir, o treuer Gott,
Daß du uns hilfst aus Sündennot,
Vergibst uns alle Schuld und Fehl
Und hilfest uns an Leib und Seel‘.

2. Durch’s Beicht’gers Mund sprichst du: Mein Kind,
Dir alle Sünd‘ vergeben sind.
Geh in Fried hin, sünd’ge nicht mehr
Und allweg‘ dich zu mir bekehr!

3. Dir sei Dank für solch gnädig Herz,
Der du selbst heilest allen Schmerz
Durchs teure Blut des Herren Christ,
Welch’s für all‘ Sünd‘ vergossen ist.

4. Gib uns dein’n Geist, gib Fried‘ und Freud‘
Von nun an bis in Ewigkeit!
Dein Wort und heilig Sakrament
Erhalt bei uns bis an das End‘.

Selneccer, Nikolaus – Wohl dem, der nicht wandelt

Psalm 1

1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat
der Gottlosen geschwinde,
und nicht sein Füß’ in dem Weg hat,
da Sünder sich tun finden,
noch sitzet, da die Spötter sind,
die alles tun verachten,
was Gott redet, tut und befind’t,
das pflegen sie verlachen.

2. Sie lehren wohl und sind hoch dran,
haben das Amt und Ehre,
sie geben großen Schein davon
mit ihrer stolzen Lehre.
Wenn man es aber recht besieht,
so ist es Schand und Spotte,
welch’s bald vergeht, als wär es nicht,
mit aller argen Rotte.

3. Laß Sekten sein und Lügen viel,
die jetzund hero laufen,
halt dich ans G’setz des Herren still,
laß aneinander raufen.
Wer nicht will ruhen, der mag’s tun,
sein Abenteu’r erjagen,
er wird bekommen seinen Lohn,
darob er ja soll zagen.

4. Wohl dem, der Lust hat an dem Wort,
welch’s Gott der Herr selbst bringet,
wer Tag und Nacht das gerne hört
und stetig danach ringet.
Der ist wie ein gepflanzter Baum
an frischen Wasserbächen,
an schönem Ort und weitem Raum,
den nichts übels kann schwächen.

5. Er bringt sein Frucht zu rechter Zeit,
sein Blätter nicht umkommen.
Also ein G’rechter: was er gibt,
bringt Gut’s und lauter Frommen.
Es tob’ die Welt, Teufel und Tod,
so muß er doch ausrichten,
was Gottes Will in ihm vorhat,
hier gilt kein arges Dichten.

6. Aber so sind die andern nicht,
die Gottes Wort verachten,
wie Spreu vom Wind zerstreut, verbleicht
all ihr Anschläg’ und Sachen.
Darum nicht sollen bleiben sie
in G’mein der Christen alle,
ihr Nam’ und Lehr vergeht auch hie
in diesem Leben balde.

7. Siehe, nacheinander Schwärmer viel
zu unser Zeit und Leben.
Was ist gewes’n ihr letztes Ziel
denn Schmach, Greu’l, Tod und Beben?
Kein Amt ist nicht geblieben ihn’n,
kein G’richt, kein Nam’ auf Erden,
es ist all’s ganz und gar dahin,
wie Staub hat’s müssen werden.

8. Wie kommt es doch? Das sag ich fein:
der Herr ist selbst der Richter,
er kennt den Weg der G’rechten sein,
er ist der beiden Schlichter.
Er scheid’t die Sein’n von Buben bös,
die Gottlosen verderben
mit ihrem Weg, Lehr’, Werken groß
müssen sie ewig sterben.

9. Ach Gott, laß mich sein in der Zahl,
der’n Weg du kennest balde,
dieweil doch schwebet überall
groß Sünd gar mannigfalte.
Laß mich g’wiß sein, daß ich bin dein,
daß dir mein Tun gefalle,
ob gleich die Welt vom Leben mein
urteilt arg überalle.

Selneccer, Nikolaus – Wunderbarlich ist Gottes G’richt

1. Wunderbarlich ist Gottes G’richt,
er tut nicht wie man sich’s versieht:
er machet’s wie es ihm gefällt,
sein Urteil ist nicht auf d’ Welt g’stellt.

2. Es geht nicht, wie wir’s denken tun,
die Hoffnung uns betrüget nun.
Was man nicht meint, gewöhnlich g’schieht,
all Menschenrat gar bald verbleicht.

3. Was uns gut dünkt, vernichtet Gott
und hält unser Klugheit für Spott.
Was uns als nichts ansehen tut,
dasselb geschieht. Solch’s halt in Hut,

4. Und richte deine Meinung drauf,
und also Gottes Zorn entlauf.
Dem Herren du allein vertrau,
auf keine Menschenhilfe bau.

5. Wer Gott vertraut, derselb’ besteht,
sonst fällt alles, dorrt und vergeht.
Das sei dir g’sagt zu dieser Zeit,
da Gottes Zorn auf Erden liegt.