Selneccer, Nikolaus – Wir danken dir, Herr Jesu Christ,

Lied am Auffahrtstag.

Mel. Lob sei dem allmächtigen Gott.

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Daß du gen Himmel gefahren bist.
Das Gfängniß, Teufel, Sünd und Tod
Hast du gemacht zu Schand und Spott.

Dein heilgen Geist uns hast gesandt,
Dein Wort geschickt in alle Land.
Giebst treue Lehrer da und dort,
Die stets führen dein göttlich Wort.

Zur Rechten Gottes Vaters werth
Sitzt über Himmel und der Erd,
Hast alle Gwalt und bist der Herr,
Dein ist die Kraft, Lob, Preis und Ehr.

Herr Jesu komm, denn es ist Zeit,
Gott Lob, der jüngst Tag ist nicht weit.
Komm lieber Herr, wir bitten dich,
Zu dir wir seufzen inniglich.

Thiel – Nicolaus Selneccers geistliche Lieder

Selneccer, Nikolaus – Magnificat

Der Lobgesang Mariä. Luc. 1.
Mel. Nun lob mein Seel den Herren.

Nun lobt mein Seel den Herren,
Erhebt und preist den Namen sein.
Mein Geist sich thut vermehren
Und freut sich Gotts des Heilands mein.
Denn er hat angesehen
Seiner Magd Niedrigkeit,
Elend und armes Leben
Begnadet er mit Freud.
Von nun an werdn mich preisen
Selig all Kindes Kind.
Groß Ding thut er mir weisen,
Sieht nicht an unsre Sünd.

Er ist mächtig und heilig,
Sein Nam ist hehr und hoch allein.
Er ist Vater barmherzig,
Es bleibt immer die Gnade sein
Bei denen die ihn fürchten
Und herzlich lieben ihn.
Er übt Gewalt zu richten,
Sein Macht geht her und hin,
Zerstreut die stolzen Geister,
Die hoffärtigen Sinn.
Er stößt vom Stuhl die Meister,
Die nicht gehorchen ihm.

Die Gwaltigen er reißet
Von ihren Thron und Herrlichkeit.
Den Niedrigen er weiset
Sein Gnad und hebt sie hoch zur Freud.
Die Hungrigen er füllet
Mit Gütern, Reichthum groß,
Die Reichen er ganz stillet
Und läßt sie leer und bloß.
Das ist sein Brauch und Sitte,
Daß er den Armen hilft.
Obgleich der Gerechte litte,
In Gott er sich behilft.

An seine Gnad er denket
An sein groß Barmherzigkeit,
Zu seim Diener sich lenket,
Israel hat er stets bereit.
Wie er denn unsern Vätern
Geredt, dem Abraham,
Sein Sam thät er bekehren
Und selbst auch zu ihm kam.
Er kommt zu uns mit Gnaden,
Der treue fromme Gott,
Kein Unglück soll uns schaden,
Christus rett uns aus Noth.

Gott sei Lob Preis und Ehre,
Geheiligt werd der Name sein,
Sein Reich sich bei uns mehre.
Sein Will gescheh auf Erden rein.
Nahrung geb er dem Leibe.
All unsere Schuld verzeih.
Versuchung von uns treibe.
Erlös vom Uebel frei.
Amen, das bleib ans Ende,
Bis du Herr Christe kommst
Und uns aus dem Elende
Führst zu des Vaters Gunst.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Mein Seel lobt Gott zu aller Frist

Psalm 103

1. Mein Seel lobt Gott zu aller Frist
und alles was nur in mir ist,
Mein Seel sein großen Namen ehrt
und alles was seinem Lob gehört.

2. Nun lob mein Seel den Herren gut
und was gut Er mir stetigs tut,
Der dir all deine Sünd vergibt
und allerzeit uns von Hertzen liebt.

3. Er heilt all dein Gebrechen groß,
erhält dein Leben on Unterlaß,
Erlöst dich auch vom bittern Tod,
errettet dich auß aller Not.

4. Er krönet dich mit reichen Grund,
in dir er Lust und Wonne hat,
Er deinen Mund auch fröhlich macht
und über dir mit Freuden lacht.

5. Er macht dich jüng dem Adler gleich
und läßt dich sein in seinem Reich,
Er schafft die G`richt und G`rechtigkeit,
daß dir nicht schadet unrecht noch Leid.

6. Er hat sein Weg denn Mose sein
und Israel, den Kindern sein,
Geoffenbart und Wissen lan
all sein Genad und all sein Tun.

7. Barmhertzig gütig ist der Herr,
duldtig, voll großer Gut und Ehr,
Er will nicht hadern immer fort
Noch Zorn halten hier und dort.

8. Nach unsern Sünde uns nicht richt,
nach unser Schuld er handelt nicht,
Wie wir leider haben verdient,
er selber sich mit uns versühnt.

9. So weit der Himmel von der Erd
und der Morgen von Abend frei,
Wirdt Er von uns die Sünde groß
und nimmt uns auf in Gnadens Schoß.

10. Wer in Furcht der hat sein Gnad,
wie Vater sein Kind lieb hat
Erbarmet er sich brüderlich
unser Leben wie Grass und Laub:

11.Denn er kennt woll das schwacher Mensch
und was wir sind für ein Gemäch
Daß wir sind Schlamm, Erden, und Staub,
unser Leben wie Grass und Laub:

12. Wenn der Wind Bläst und drüben weit,
bald sich verstellt und gar vergeht
Als wer es nie gewißt auf Erd,
so schnell der Mensch von Ihnen fort.

13. Aber die Gnad des Herren bleibt
von Evigkeit zu Ewigkeit
Über all so ihn vertrauen
und auf ihn mit Hertzen bauen.

14. Sein G`rechtigkeit auf Kindes Kind
bei so für die Bund halten sind
und denken an sein Wille groß
Wird wißt zu halten ihn on Unterlaß.

15. Der Herr hat seine Stütze bereit,
sein Reich auf Erd und Himmel weit.
Lobet den Herrn, das man hört
ihr starken Held und jedermann.

16. All die ihr seinen Willen tut,
ihr Diener und Heerscharen gut,
Lobet den Herrn, das man hört
die Stimm seins Worts und reine Lehr.

17. Lobet den Herrn alle seine Werk,
an allem Ort, all Kraft, und Stärk.
Mein Seel lobt Gott zu aller Frist
und alles was nur in mir ist.

Selneccer, Nikolaus – Nun lasst uns Gott den Herren

Nun laßt uns Gott dem Herren
Danksagen und ihn ehren
Von wegen seiner gaben,
Die wir empfangen haben.

Den leib, die seel, das leben,
Hat er allein uns geben:
Dieselben zu bewahren
Thut er kein’n fleiß nicht sparen.

NAhrung giebt er dem leibe:
Die seele muß uns bleiben,
Wiewol tödtliche wunden
Sind kommen von der sunden.

Ein arzt ist uns gegeben,
Der selber ist das leben:
Christus für uns gestorben,
Hat uns das heil erworben.

Sein wort, sien tauf, sein nachtmahl,
Dient wider allen unfall;
Der heilge Geist im glauben
Lehrt uns darauf vertrauen.

Die sünd ist uns vergeben,
Durch ihn geschenkt das leben,
Im himmel solln wir haben,
O Gott! wie große gaben.

Wir bitten deine güte
Wollst uns hinfort behüten,
Die großen mit den kleinen,
Du kannsts nicht böse meynen.

Erhalt uns in der wahrheit
Gieb ewigliche freyheit,
Zu preisen deinen namen
Durch Jesum Christum, amen.

Mecklenburgisches Kirchen-Gesangbuch

Selneccer, Nikolaus – O Herre Gott, in meiner Not

O Herre Gott, in meiner Not
Ruf‘ ich zu dir! Du hilfest mir,
Mein Leib und Seel‘ ich dir befehl‘
In deine Händ‘. Dein’n Engel send‘,
Der mich bewahr‘, wenn ich hinfahr‘
Aus dieser Welt, wenn dir’s gefällt.

2. O Jesu Christ, gestorben bist
Am Kreuzesstamm, du Gotteslamm!
Dein‘ Wunden rot in aller Not,
Dein teures Blut komm‘ mir zugut,
Dein Leid’n und Sterb’n mach mich zum Erb’n
In deinem Reich, den Engeln gleich!

3. O Heil’ger Geist, ein Tröster heißt,
An meinem End‘ dein’n Trost mir send‘!
Verlaß mich nicht, wenn mich anficht
Des Teufels G’walt, des Tods Gestalt!
Mein höchster Hort, nach deinem Wort
Woll’st du mir geb’n das ew’ge Leb’n!

Selneccer, Nikolaus – O wahrer Gott

Mel. A Solis ortus

O wahrer Gott Herr Jesu Christ,
Du unser Bruder worden bist.
Dein Nam bleibt ewig und dein Wort,
Dich ehren wir o treuer Hort.

All König dir unterworfen sind,
Du Gottes und Marien Kind.
Hilf uns und rett auch unser Blut,
Gieb uns Geduld, Trost, Stärk und Muth.

Der Vater hat dir alles gebn,
Gericht, Gewalt, Macht, Tod und Lebn.
Gott Lob, daß du der Richter bist,
Unser Bruder, Herr Jesu Christ.

Was kann uns thun die Sünd und Tod,
Mit uns bist du o treuer Gott.
Es zürne Teufel und die Höll,
Gotts Sohn du bis nun unser Gesell.

Du willst und kannst uns lassen nicht,
Auf dir steht unsre Zuversicht.
Es mögen uns Viel fechten an,
Dem sei Trotz, ders nicht lassen kann.

Durch dich wollen wir haben Recht,
Wir sind nun worden Gotts Geschlecht.
Deß dankn wir dir in Ewigkeit,
Geduldig, fröhlich allezeit.

Es geh wies woll, liegt nichts daran,
Du bist der uns wohl helfen kann.
Wenn uns gleich Seel und Leib vergeht,
Wer nur dich hat, derselb besteht.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Dir sei Dank, o Herr Christe,

Nach eigener Melodie.

Dir sei Dank, o Herr Christe,
Daß du erstanden bist.
Herrlich ist dein Verdienste,
Der große Sieg dein ist.
Der Feind ist überwunden,
Der Tod kein Macht mehr hat.
Alls Leid ist nun verschwunden,
Wir sind nun frei entbunden
Durch dich, o treuer Gott.

Der Tod ist nun verschlungen
In den Triumph und Sieg.
Es ist Christo gelungen.
Christmensch mit Freuden sprich:
Tod, wo ist nun dein Stachel?
Höll, wo ist nun dein Sieg?
Verstopft ist Teufels Rachen,
Seins Reich ist nun zu lachen.
Dank sei Gott ewiglich.

Gott hat den Sieg uns geben
Durch Jesum seinen Sohn.
In ihm han wir das Leben,
Er ist der Gnadenthron.
In ihm wollen wir leben
Auch hier auf dieser Welt,
Nach dem Ewigen streben
Und auferstehn zum Leben
Ohn aller Sünd Entgelt.

O Jesu Gottes Sohne,
Du unser Bruder bist.
Führ uns zum Gnadenthrone,
Zu dir all Zuflucht ist.
Du sitzt zus Vaters Rechten,
Dein ist Gewalt und Macht.
Ach Herr thu uns verfechten,
Steh bei dein armen Knechten,
Die ja sonst niemand acht.

Gieb uns ein christlich Leben,
Gieb uns ein selges End,
Der du dich für uns geben
Und alles hast vollendt,
Von Todten auferstanden,
Gen Himml gefahren bist,
Sitzt zu des Vaters Handen,
Bist Herr in allen Landen,
Und uns das Ewig giebst.

Kyrieleis wir singen,
Halleluja dazu.
Vor dir solchs wohl mag klingen,
Wenn wir sagen: Jesu,
Jesu du lieber Meister,
Du treuer Siegesfürst,
Heiland und Herr der Geister,
Nach dir jetzt stets am meisten
Unser arm Seelen dürst.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Aus tiefer Noth ich ruf zu dir,

Psalm 130 – Aus tiefer Noth

Der sechste Bußpsalm (Psalm 130.)
Nach eigener Melodie

Aus tiefer Noth ich ruf zu dir,
Mein Gott und Herr, mit groß Begier.
Mein Schrein und meines Flehens Stimm
Mit deinen Ohren Herr vernimm.

So du willst rechnen Sünde zu,
Ach wer soll alsdann haben Ruh?
Wer wird vor dir o Herr bestehn,
Müssen wir nicht Alle vergehen?

Aber bei dir Vergebung ist,
Daß man dich fürcht ohn Falsch und List.
Wer nach dem Heil der Seelen tracht,
Der hab auf dein Erbarmung Acht.

Ich harr des Herrn ganz unverzagt,
Auf seine Gnad seis stracks gewagt.
Mein Seele harret für und für,
Auf sein Wort hoff ich mit Begier.

Mein Seel wart auf den Herren fromm,
Wenn ich gleich leide um und um,
Von einer Morgenwache an
Bis zur andern so lang sie kann.

Israel hoff und sei gewiß,
Daß Gott der Herr barmherzig ist.
Ist doch beim Herrn die Gnad so groß,
Daß sie durchaus hat keine Maß.

Erlöser ist sein lieber Sohn,
Der für uns all hat gnug gethan,
Von allen Sünden machet rein,
Die nur an ihn des Glaubens sein.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Sei du Richter, o Herre Gott

1. Sei du Richter, o Herre Gott,
führ du mein’ Sach’ in aller Not.
Dem rechten Teil steh allzeit bei,
mein Gott und mein Erretter sei.

2. Von bösen Leuten leite mich,
mit falscher Zung’ sie schmähen dich.
Du bist allein mein’ Stärk’ und Trost,
daß du mich allzeit hast erlöst.

3. Warum willst jetzt verstoßen mich,
da ich doch wahrlich trau auf dich?
Warum läßt mich so traurig sein,
von meinen Feinden leiden Pein?

4. Ach Herr, send mir dein Licht und Wort,
welch’s ist mein’s Herzens Trost und Hort.
Laß mich in deiner Wahrheit gehn,
so will ich allzeit wohl bestehn.

5. Auf deinem Berg, bei deinem Thron,
bei dei’m Altar, in Freud’ und Wonn’,
der du mein’s Herzens Leben bist,
will wohnen ich, ohn’ alle List.

6. Ich will dir danken, Herr mein Gott,
der du mich führst aus aller Not,
und tröstest mich in allem Leid,
gibst meinem Herzen Lebens Freud.

7. Mein’ Seel’, was bist du zaghaft sehr?
ich bringe dir ja gute Mär.
Sei guter Ding, und harr auf Gott,
sei unverzagt, es ist kein Spott.

8. Du wirst sehen sein Hilfe groß,
wirst ihm danken ohn’ alle Maß.
Amen, solch’s g’scheh den Frommen all,
so Gott preisen mit großem Schall.