Selneccer, Nikolaus – Wohl dem, der nicht wandelt

Psalm 1

1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat
der Gottlosen geschwinde,
und nicht sein Füß’ in dem Weg hat,
da Sünder sich tun finden,
noch sitzet, da die Spötter sind,
die alles tun verachten,
was Gott redet, tut und befind’t,
das pflegen sie verlachen.

2. Sie lehren wohl und sind hoch dran,
haben das Amt und Ehre,
sie geben großen Schein davon
mit ihrer stolzen Lehre.
Wenn man es aber recht besieht,
so ist es Schand und Spotte,
welch’s bald vergeht, als wär es nicht,
mit aller argen Rotte.

3. Laß Sekten sein und Lügen viel,
die jetzund hero laufen,
halt dich ans G’setz des Herren still,
laß aneinander raufen.
Wer nicht will ruhen, der mag’s tun,
sein Abenteu’r erjagen,
er wird bekommen seinen Lohn,
darob er ja soll zagen.

4. Wohl dem, der Lust hat an dem Wort,
welch’s Gott der Herr selbst bringet,
wer Tag und Nacht das gerne hört
und stetig danach ringet.
Der ist wie ein gepflanzter Baum
an frischen Wasserbächen,
an schönem Ort und weitem Raum,
den nichts übels kann schwächen.

5. Er bringt sein Frucht zu rechter Zeit,
sein Blätter nicht umkommen.
Also ein G’rechter: was er gibt,
bringt Gut’s und lauter Frommen.
Es tob’ die Welt, Teufel und Tod,
so muß er doch ausrichten,
was Gottes Will in ihm vorhat,
hier gilt kein arges Dichten.

6. Aber so sind die andern nicht,
die Gottes Wort verachten,
wie Spreu vom Wind zerstreut, verbleicht
all ihr Anschläg’ und Sachen.
Darum nicht sollen bleiben sie
in G’mein der Christen alle,
ihr Nam’ und Lehr vergeht auch hie
in diesem Leben balde.

7. Siehe, nacheinander Schwärmer viel
zu unser Zeit und Leben.
Was ist gewes’n ihr letztes Ziel
denn Schmach, Greu’l, Tod und Beben?
Kein Amt ist nicht geblieben ihn’n,
kein G’richt, kein Nam’ auf Erden,
es ist all’s ganz und gar dahin,
wie Staub hat’s müssen werden.

8. Wie kommt es doch? Das sag ich fein:
der Herr ist selbst der Richter,
er kennt den Weg der G’rechten sein,
er ist der beiden Schlichter.
Er scheid’t die Sein’n von Buben bös,
die Gottlosen verderben
mit ihrem Weg, Lehr’, Werken groß
müssen sie ewig sterben.

9. Ach Gott, laß mich sein in der Zahl,
der’n Weg du kennest balde,
dieweil doch schwebet überall
groß Sünd gar mannigfalte.
Laß mich g’wiß sein, daß ich bin dein,
daß dir mein Tun gefalle,
ob gleich die Welt vom Leben mein
urteilt arg überalle.

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