Martin Behm – Für die Irrigen und Verführten im Glauben.

1. Wir sind allhier im fremden Land,
Das ist, Herr Christ. ein schwerer Stand.
Viel frommer Leut mit Angst und Trän’n
Sich nach der Heimat herzlich sehn’n.

2. So sind ihr viel, die achtens nicht,
Ihr Tun aufs Zeitlich ist gericht,
In Lehr und Leben sie sich irrn
Und ander neben sich verführn.

3. Abgötterei und Aberglaubn
Dem Menschen all sein Wohlfahrt raubn,
Wer übel lebt und Sünden treibt,
Demselben Gott nicht gnädig bleibt.

4. Drum Herr, heb doch dein Augen auf,
Weil groß ist der Verführten Hauf,
Dein Allmacht den Verstockten wehr,
Die noch zu lenken sind, bekehr.

5. Die Finsternis zerteil durchs Wort,
Weil wir hier sind im finstern Ort;
Des Glaubens Licht bei den entzünd,
Die hie ins Todes Schatten sind.

6. Die Schlafenden wollst du erweckn,
Erleucht all, die in Irrtum steckn,
Dein recht Erkenntnis ihn verleih,
Mach sie von aller Blindheit frei.

7. Lass deiner Lehr im Geist genießn,
Die nichts von dein Erkenntnis wissn;
Richt auf all, die gefallen sind;
Versammle dein zerstreute Kind.

8. Such fleißig, die sich habn verirrt,
Und bring zurecht, die sind verführt;
Nimm auf all, die da warn verlorn,
Und lass sie dir sein auserkorn.

9. Erhalt dein Wort und reine Lehr,
Dass sich dein gläubigs Häuflein mehr;
Hilf, dass dein Wort werd ausgebreit
Allhier und dort in Ewigkeit.

Amen.

Martin Behm – Wenn man dem Kirchendiener will beichten.

1. Dieweil, o frommer Jesu Christ,
Dein Will und heilsam Ordnung ist,
Dass, wenn ein Mensch hat Sünd getan,
Er hol die Absolution
Vom Kirchendiener, der dein Statt
Vollmächtig zu verwalten hat;

2. Drum komm ich heut nach dein Befehl,
Dass ich mich vor dein Diener stell:
Ach Herr mein Sünden sind mir leid,
Ich trau‘ auf dein Barmherzigkeit:
Lass mich von Sünden absolviern,
Dass ich dein Gnad und Huld kann spürn.

3. Das will ich herzlich nehmen an,
Als wär es von dir selbst getan,
Hilf, dass es gelt ins Himmels Schloss,
Sobald mich spricht dein Diener los.
Mach du mich von mein Sünden frei,
Dass ich gerecht und heilig sei.

Amen.

Behm, Martin – Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist

Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist,
Sein Zorn wie Feuer die Kinder frißt,
Wird auch an Kindern ausgeschütt
Wohl bis ins dritt und vierte Glied,
Wenn Eltern Sünd und Schanden treiben,
Darin ohn Buß halsstarrib bleiben.

Nun bin ich auch durch Sünd befleckt,
Drum mich der göttlich Eifer schreckt,
Mein Sünden kann ich nicht verhehln,
Die mich bei Tag und Nacht sehr quäln,
Wenn ich sie gleich verschweigen will,
So ist nicht mein Gewissen still.

Mein Sünd rauscht wie ein Wasserflut
Und brennt doch wie ein Feuersglut.
Sie klagt mich an vor Gotts Gericht
Und über mich das Urtheil spricht,
Dringt drauf, ich sei verdammt zur Höll,
Zu leiden Pein an Leib und Seel.

Sollt mirs nicht großen Schmerzen bringen
Und manche heiße Zähr auszwingen?
Freilich ists mir die größte Plag,
Kein größern Kummer ich sonst trag:
Ich kann nicht still noch ruhig sein
Vor meines Herzens Angst und Pein.

Nun ist mirs ja von Herzen leid,
Weil ich durch Sünd von Gott bin weit.
Wo soll ich armer Sünder hin,
Weil ich so hoch geängstet bin?
Wer will mich armen Menschen schützn,
Wenn Gottes Zorn thut gräulich blitzn?

Herr Jesu Christ, du bist der Mann,
Zu dem die Sünder Zuflucht han,
Weil du für uns getragen hast
Des Kreuzes Pein und Todeslast,
Die Sünd gedämpft und Gott versühnt
Und uns das Himmelreich verdient.

Du rufst den Sündern allzumal,
Ihn Hülf zu thun vom Sündenfall;
Du reichst ihn freundlich beide Händ
Beim Wort und theuern Sacrament,
Sagst, wer an dich gläubt, der soll lebn,
Ihm sind sein Sünden all vergebn.

Drum komm ich auch, o Herr, vor dich:
Ich bitt, schau mich an gnädiglich,
Vernimm mein Noth, gewähr mein Bitt,
Weil ich vor dir mein Herz ausschütt.
Zu dir allein in dieser Welt
Hab ich mein Hoffnung ganz gestellt.

Gleichwie ein Hirsch nachm Schlangenstreit
Nach frischem Wasser gellt und schreit,
So ruft mein arme Seel nach dir,
Nach deim Trost steht all mein Begier:
Vor Gottes Grimm und Zorn mich deck,
Und tröst mich, daß ich nicht erschreck.

Mein Sünd hat zwar kein Maß noch Ziel,
Doch ist bei Gott der Gnaden viel;
Du hast mir Heil und Hülf erworben,
Mach gut, was an mir ist verdorben.
Vom Unflath mach mich schön und rein,
Daß ich mög Gott gefällig sein.

Das Zornfeuer dämpf, daß michs nicht brenn,
Daß ich nicht ins Verderben renn;
Errett mich, daß ich nicht versink,
Noch in der Sünden Pfuhl ertrink;
Versühn den Grimm, nur Frieden schaff,
Daß mich der Satan nicht hinraff.

Mein Kräfte stärk, mein Seel mir lab,
Daß ich durch dich Erquickung hab;
Dein Gnad all mein Gebrechen heil,
Daß mich der Tod nicht übereil;
Im Tod mein Glauben stärk und mehr,
Daß ich dich mit mein Sterben ehr.

Wenn du wirst kommen zum Gericht,
So weis mich nicht von deim Gesicht,
Bedeck und dämpf mein Sünden gar,
Daß sie nicht werden offenbar,
Laß all mein Sünd verborgen sein
Vor Engeln und Erzengelein.

Sprich mich von allen Sünden frei,
Daß ich gerecht und selig sei.
In deim Gericht mich nicht verdamm,
Verstoß mich nicht zur höllschen Flamm;
Mein Leib und Seel in Himmel heb,
Daß ich bei dir in Freuden leb.

Amen.

Behm, Martin – Dein Lieb, Herr Christ, muß brünstig sein

1. Dein Lieb, Herr Christ, muß brünstig sein,
Daß du für uns trugst solche Pein
Und uns erwarbst das himmlisch Gut,
Welchs uns ewig erfreuen thut.

2. Solchs Gut schenkst du aus bloßer Gnad
Dem, der nach dir Verlangen hat;
Giebst dem durch Wort und Sacrament,
Der sich im Glauben zu dir wendt.

3. Dafür die Christenheit dich preist,
Dir nach Vermögen Dank beweist,
Welchs ich auch jetzt mit Freuden thu,
Weil ich durch dich hab ewig Ruh.

4. Ich bitt, dein guten Geist mir gieb,
Daß ich bedenk dein herzlich Lieb,
Mich halt zum Wort und Sacrament,
Da dein groß Gut wird ausgespendt.

5. Zünd auch den Glauben in mir an,
Daß ich solch Gut ergreifen kann
Und glaub, daß du mich hast erlöst,
Und deiner Gnad mich herzlich tröst.

6. Hilf, daß ich auf mein Werk nicht bau,
Auf dein Verdienst allein vertrau,
Denn unsre Werk sind viel zu schlecht,
Daß ein Mensch würd dadurch gerecht.

7. Laß mich die Mittel nicht verschlagn,
Die mir erworbnes Gut antragn;
Denn wer die Mittel leicht veracht,
Der ist nicht auf sein Seel bedacht.

8. Gieb mir ein starke Zuversicht,
An deiner Gnad zu zweifeln nicht,
Daß ich beständig an dir hang
Und dort das himmlisch Gut erlang.

Amen.

Behm, Martin – Um Hülf zu Kriegeszeiten.

1. Bedenk doch, o Herr Zebaoth,
Wie steckt dein Kirch in großer Noth,
Weil jetzt bei der betrübten Zeit
Sich hebt viel Unruh, Krieg und Streit.
Der Feind sind viel, groß ist die List,
Man weiß nicht, wem zu trauen ist.

2. Solch Uebel haben wir verdient,
Weil wir nicht fromm gewesen sind,
Dein werthes Wort und Sacrament,
War bei uns übel angewendt,
Dazu ist Sünd und Schand gemein,
Man spürt kein Buß bei Groß und Klein.

3. Dannher merkt man im ganzen Land,
Wie dein Zorn heftig ist entbrannt,
Man sieht viel Zeichen überall,
Auf Erden und ins Himmels Saal.
Die Straf hereinrauscht wie ein Flut,
Viel kommen um ihr Leib und Gut.

4. Herr, steh auf, nimm dich unser an,
Sonst Niemand besser helfen kann,
Erbarm dich deiner lieben Kind,
Vergieb uns alle Schuld und Sünd;
Erhalt dein Wort, dämpf falsche Lehr,
Die irr gehn, durch dein Wort bekehr.

5. Laß dich dein Häuflein nicht allein,
Schütz und errett dein lieb Gemein;
Ein feurig Mauer um uns sei,
Vor Einfall Land und Städt befrei;
Wehr allen, die blutdürstig sind,
Zerstreu sie, wie die Spreu vom Wind.

6. Ihr Tück und List mach offenbar,
Die vor uns sind verborgen gar,
Mit ihrem eignen Strick sie fang,
Daß dein Kirch Fried und Ruh erlang;
So loben wir mit Innigkeit
Dein Güt und Treu in Ewigkeit.

Amen.

Behm, Martin – Der 130. Psalm

1. Herr, aus der Tief ruf ich zu dir,
Drein ich versink durch Sünden schier:
Dein Ohr merk auf, erhör mein Stimm,
Mein ernstlich seufzen recht vernimm.

2. So du die Sünd zurechnen willt,
Kein Mensch vor dir besteht noch gilt;
Drum schrei ich um Vergebung laut;
Die hat wer dich fürcht und vertraut.

3. Dein harr ich, Herr, du höchster Hort,
Mein Seel stets hoffet auf dein Wort,
Zu dir allein mein Herz thut wandern
Von einer Morgenwach zur andern.

4. Gleichwie die ganze Christenheit,
Die in der Welt ist weit und breit,
Auf dich allein ihr Hoffnung setzt,
So mein Seel in dir sich ergetzt.

5. Denn bei dir findt man Gnad bereit
Und viel Vergebung jederzeit,
So uns durch Christum wird gewährt
Und allen Frommen ist beschert.

6. O Herr, erlös das Völklein dein
Von ihren Sünden groß und klein,
Und mach auch mich von Sünden frei,
Damit ich ewig selig sei.

Amen.

Behm, Martin – Ein Abendgebetlein.

1. Herr Gott, du hast das Tagelicht
Zu unsrer Arbeit zugericht,
Hast auch nach deiner Gütigkeit
Die Nacht zu unsrer Ruh bereit.

2. Der heutig Tag ist nun dahin!
Drum ich dir billig dankbar bin,
Daß ich den Tag hab überlebt,
Und meine Seel in mir noch webt.

3. Du hast den Tag von mir gewandt
Viel Unglück, Uebel, Schad und Schand,
An Leib und Seel mir Guts beweist,
Dafür mein Herz dich lobt und preist.

4. Was ich den Tag hab Guts geschafft,
Das hat in mir gewirkt dein Kraft;
Daß Sünd von mir geschehen sein,
Kommt nicht von dir, die Schuld ist mein.

5. Ich bitt, weil ich hab Sünd gethan,
Du wollst mir nicht entgelten lan;
Mein Schuld aus Gnaden mir verzeih,
Laß nach die Straf, mir Ruh verleih.

6. Der du Israels Hüter bist,
Hör ferner, was mein Seufzen ist:
Du schläfst und schlummerst nicht bei Nacht,
Drum wollst du halten bei mir Wacht.

7. Mein müder Leib begehrt die Ruh,
Drum, wann ich thu mein Augen zu,
So laß mich thun ein sanften Schlaf,
All Hinderniß bei Seiten schaff.

8. Der Teufel könnt mir schaden leicht,
Weil er im Finstern umher schleicht;
Drum treib von mir all bös Gespenst,
Der du des Satans Macht zertrennst.

9. Dein rechte Hand mich schütz und deck,
Daß mich kein plötzlich Fall erschreck;
Laß mich nicht böse Träume han,
Und sonst kein Grauen stoßen an.

10. Mein Seel von Sündenschlaf befrei,
Daß mein Herz zu dir wacker sei,
Damit ich nicht entschlaf im Tod,
Dadurch ich ewig käm in Noth.

11. Und wenn ich hab mein Schlaf vollendt,
So hilf daß ich erwach behend,
Vom Bett gesund und frisch aufsteh
Und an mein Werk mit Freuden geh.

12. Nach diesen Nächten uns erschein,
Brich mit dem letzten Tag herein,
Erlös uns, weil so finster ist,
Durch unsern Herren, Jesum Christ!

Amen.

Behm, Martin – Ein Morgensegen

1. O heilige Dreifaltigkeit,
O hochgelobte Einigkeit,
Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist,
Heut diesen Tag mir Beistand leist.

2. Mein Seel, Leib, Ehr und Gut bewahr,
Daß mir kein Schaden widerfahr,
Und mich der Satan nicht verletz,
Noch mich in Schand und Schaden setz.

3. Des Vaters Macht mich heut anblick,
Des Sohnes Weisheit mich erquick,
Des heilgen Geistes Glanz und Schein
Erleucht meines finstern Herzens Schrein.

4. Mein Schöpfer, steh mir kräftig bei,
Christ, mein Erlöser, hilf mir frei;
O Tröster werth, weich nicht von mir,
Mein Herz mit werthen Gaben zier!

5. Herr, segne und behüte mich,
Herr, leucht mich an ganz gnädiglich,
Herr heb auf mich dein Angesicht,
Dein Frieden auf mich Armen richt.

6. Solch göttlich Benediction
Send mir herab vom Himmelsthron,
Damit ich heut und alle Tag
Durch dich frei sei von aller Plag.

7. Laß mich erlangen Trost und Heil,
Daß mir dein Segen werd zu theil;
Vor sichtbarn Feinden mich bewahr,
Und wehr auch der unsichtbarn Schar.

8. Rett mich aus meiner Angst und Noth,
Daß ich nicht werd zu Schand und Spott;
So preis ich dich mit Innigkeit
Allhier und dort in Ewigkeit.

Amen.

Behm, Martin – Zu dir, mein Gott, ich herzlich schrei,

1. Zu dir, mein Gott, ich herzlich schrei,
Du wollst dich zu mir lenken;
Im Elend mir dein Gnad verleih,
Dein Vorsorg zu bedenken.
Ich weiß, du sorgest stets für mich,
Auch wenn mirs ist verborgen,
Drum hilf, daß ich auch trau auf dich
Vom Abend bis zum Morgen.

2. Wenn ich will thun, was dir gefällt,
So will mirs nicht gelingen,
Es hindert mich die schnöde Welt,
Daß ichs nicht soll verbringen.
Hilf, daß ichs kühnlich auf dich wag,
Dich meinen Heiland nenne,
Obs mir schon brächt Haß, Noth und Plag,
Und mich nicht von dir trenne.

3. So ich die Menschen herzlich bitt,
Wenn ich was will auf Erden,
Vielmehr mein Herz ich dir ausschütt,
Daß mir daß Gut mög werden.
Ich halt mich hart und fest an dich,
Weil dein Sohn ist gestorben,
Der mit dir hat versöhnet mich
Und mir dein Huld erworben.

4. Herr Gott, gieb mir die beste Gab,
Drum ich mich zu dir kehre;
Die ist dein Sohn, wenn ich ihn hab,
Nichts mehr ich hier begehre.
Er ist mein Schatz, mein Trost und Freud,
Darnach ich hier will streben.
Da hört auf all mein Herzeleid,
Und komm ins ewig Leben.

Amen.

Behm, Martin – Die Stein und Felsen sind zwar hart

1. Die Stein und Felsen sind zwar hart,
Des Menschen Herz wohl weich und zart,
Dennoch manch harter Fels sich trennt,
Als Christ am Kreuz sein Leben endt.

2. Dagegen bleibt manch Herz verstockt,
Obgleich Gott zur Bekehrung lockt.
O Herr, du bist der Fels und Stein
Auf dem besteht die Kirch allein.

3. Du bist der unbeweglich Grund,
Den kein Tyrann einstürmen kunt.
Auf dich allein ich allzeit schau,
Mein Glauben und Gebet drauf bau.

4. Man schlägt von dir des Geistes Feur,
Dadurch mein Herz und Sinn verneur;
Von dir fleußt Wasser, das ich trink,
Daß ich in Elend nicht versink.

5. Mein Leib und Seel ich kräftig lab,
Wenn ich nur dies Kraftwasser hab.
Hilf, daß ich mich nicht stoß an dir,
Dein Huld und mein Heil nicht verlier.

6. Und ob ich fiel, so laß mich nicht,
Hilf, daß ich mich an dir aufricht;
Gieb mir in diesem Felsen Ruh,
Wenn man mir drückt die Augen zu.

7. Weil manch Mensch hat ein Felsenherz
Und treib aus deinem Kreuz den Scherz.
Dadurch sie all dein Huld verliern
Und auf sich die Verdammniß führen.

8. Wie sie die Stein drum hart anklagn
Und ihn von eitel Strafen sagn.
Verleih, daß ich nach deim Geheiß
Mein Herz durch Reu und Buß zerreiß.

9. Wenn dieser Stein ohn Menschen Händ
Die Welt zerschmettern wird am End,
So laß mich in dir sicher sein,
Führ mich mit dir in Himmel ein.

Amen.