Behm, Martin – Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist

Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist,
Sein Zorn wie Feuer die Kinder frißt,
Wird auch an Kindern ausgeschütt
Wohl bis ins dritt und vierte Glied,
Wenn Eltern Sünd und Schanden treiben,
Darin ohn Buß halsstarrib bleiben.

Nun bin ich auch durch Sünd befleckt,
Drum mich der göttlich Eifer schreckt,
Mein Sünden kann ich nicht verhehln,
Die mich bei Tag und Nacht sehr quäln,
Wenn ich sie gleich verschweigen will,
So ist nicht mein Gewissen still.

Mein Sünd rauscht wie ein Wasserflut
Und brennt doch wie ein Feuersglut.
Sie klagt mich an vor Gotts Gericht
Und über mich das Urtheil spricht,
Dringt drauf, ich sei verdammt zur Höll,
Zu leiden Pein an Leib und Seel.

Sollt mirs nicht großen Schmerzen bringen
Und manche heiße Zähr auszwingen?
Freilich ists mir die größte Plag,
Kein größern Kummer ich sonst trag:
Ich kann nicht still noch ruhig sein
Vor meines Herzens Angst und Pein.

Nun ist mirs ja von Herzen leid,
Weil ich durch Sünd von Gott bin weit.
Wo soll ich armer Sünder hin,
Weil ich so hoch geängstet bin?
Wer will mich armen Menschen schützn,
Wenn Gottes Zorn thut gräulich blitzn?

Herr Jesu Christ, du bist der Mann,
Zu dem die Sünder Zuflucht han,
Weil du für uns getragen hast
Des Kreuzes Pein und Todeslast,
Die Sünd gedämpft und Gott versühnt
Und uns das Himmelreich verdient.

Du rufst den Sündern allzumal,
Ihn Hülf zu thun vom Sündenfall;
Du reichst ihn freundlich beide Händ
Beim Wort und theuern Sacrament,
Sagst, wer an dich gläubt, der soll lebn,
Ihm sind sein Sünden all vergebn.

Drum komm ich auch, o Herr, vor dich:
Ich bitt, schau mich an gnädiglich,
Vernimm mein Noth, gewähr mein Bitt,
Weil ich vor dir mein Herz ausschütt.
Zu dir allein in dieser Welt
Hab ich mein Hoffnung ganz gestellt.

Gleichwie ein Hirsch nachm Schlangenstreit
Nach frischem Wasser gellt und schreit,
So ruft mein arme Seel nach dir,
Nach deim Trost steht all mein Begier:
Vor Gottes Grimm und Zorn mich deck,
Und tröst mich, daß ich nicht erschreck.

Mein Sünd hat zwar kein Maß noch Ziel,
Doch ist bei Gott der Gnaden viel;
Du hast mir Heil und Hülf erworben,
Mach gut, was an mir ist verdorben.
Vom Unflath mach mich schön und rein,
Daß ich mög Gott gefällig sein.

Das Zornfeuer dämpf, daß michs nicht brenn,
Daß ich nicht ins Verderben renn;
Errett mich, daß ich nicht versink,
Noch in der Sünden Pfuhl ertrink;
Versühn den Grimm, nur Frieden schaff,
Daß mich der Satan nicht hinraff.

Mein Kräfte stärk, mein Seel mir lab,
Daß ich durch dich Erquickung hab;
Dein Gnad all mein Gebrechen heil,
Daß mich der Tod nicht übereil;
Im Tod mein Glauben stärk und mehr,
Daß ich dich mit mein Sterben ehr.

Wenn du wirst kommen zum Gericht,
So weis mich nicht von deim Gesicht,
Bedeck und dämpf mein Sünden gar,
Daß sie nicht werden offenbar,
Laß all mein Sünd verborgen sein
Vor Engeln und Erzengelein.

Sprich mich von allen Sünden frei,
Daß ich gerecht und selig sei.
In deim Gericht mich nicht verdamm,
Verstoß mich nicht zur höllschen Flamm;
Mein Leib und Seel in Himmel heb,
Daß ich bei dir in Freuden leb.

Amen.