Burghard von Kramm – Abendmahlslied.

Jesus, treuer Heiland, holde Himmelszier,
Sieh‘, ich komme flehend: öffne öffne mir!
Öffne Deine Arme,
Dass ich d’rin erwarme,
Dass an Deiner Brust
Ich voll süßer Lust
Dein Gebot empfange,
Danach ich verlange,
Jesus, treuer Heiland, Sonne, Strahlenmeer,
komm mir entgegen, neige Dich mir her!

Jesus, meine Freude, milder Himmelstau,
Der so sanft erquicket dürre Herzensau,
Lass Dich selbst hernieder!
Höre, unsre Lieder
Flehn zu Dir empor!
Tritt Du nun hervor!
Tröste unsre Seelen,
Die sich bitter quälen,
Jesus, meine Freude, reiner Himmelstau,
Sieh‘ auf Deine Gnade ich alleine bau‘.

Jesus, großer König mit der Dornenkron‘,
Wohl verdien‘ ich Jammer, Tod und Qual als Lohn,
Wenn Du nicht voll Gnaden
Deckst der Seele Schaden,
Wenn Dein reines Blut
Nicht vertilget gut
Jene tausend Flecken,
Die mein Kleid bedecken!
Jesus, großer König mit der Dornenkron‘,
Wolle Du abwenden meiner Sünden Lohn.

Jesus, treuer Bruder, Gott und Menschensohn,
Lass mich niedersinken hier vor Deinem Thron.
Lass zu Deinen Füßen
Mich der Ruh‘ genießen,
Die Du reichlich gibst
Denen, die Du liebst.
Ob ich’s nicht verdiene,
Nimmst auf Dich die Sühne.
Jesus, treuer Bruder, Gott und Menschensohn,
Lass mich niedersinken hier vor Deinem Thron.

Jesus, treuer Hirte, sieh‘, ich eilte gern
Zu Dir auf Dein Rufen, doch noch steh‘ ich fern,
Kann es nicht erfassen,
Dir mich ganz zu lassen, –
Denn mein eitler Sinn
Ringt noch nach Gewinn.
Dass auf dieser Erde
Mir der Tod nicht werde,
Jesus, treuer Hirte, o darum komm Du,
Zich‘ mich fest und innig Deinem Kreuze zu!

Burghard von Kramm – Des Heilandes Langmut.

Mel. Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich

Herr Jesus Christ, von Deinem Thron
Sieh gnädiglich herab,
Ich bin zu Deinem Kreuz gefloh’n
In Angst vor Tod und Grab.

Du siehst den Schmerz, Du siehst die Qual,
Die sich im Herzen regt, –
Du hörst mein Jammern allzumal,
Wenn Satanas mich schlägt.

Du kennst die Not, Du weißt, wie oft
Ich Dich vergessen hab‘,
Wie tausendmal ich auch gehofft,
Dass sich mein Herz Dir gab.

Es sprach wohl auch der Mund dazu,
Doch ach, das Herz blieb kalt
Und schlummerte in dumpfer Ruh,
Bis dass Dein Donner schallt‘,

Dann zittert‘ es und bebte sehr
Und ward verzweifelt gar
Und jammerte und seufzte schwer
Ob der verlornen Jahr‘.

Und wieder naht‘ es Deinem Thron,
Und wieder nahmst Du’s an,
Herr, wer zählt, wie oft Du schon
Das hast an mir getan.

Herr Jesus Christ, Du Liebesmeer,
Du unerschöpfter Quell
Ich wollte, dass mein Leben wär‘
In Dir nur eine Well‘.

Mein Heiland, süßes Gotteslamm,
Du König aller Welt,
Gieb, dass mein Herz den Kreuzesstamm
Nun fest umschlungen hält.

Und kommt der Teufel noch so schlau
Und lockt mit manchem Wort,
Wenn ich nur in Dein Auge schau‘,
Da flieht er eilig fort.

Herr Jesus Christ, mit Dir vereint,
Fürcht‘ ich nicht Tod, nicht Welt;
Wenn Deine Gnade mich umscheint.
Kein Erdenreiz mich hält.

Herr Jesus Christ, in Deinem Reich
Lass mich einst ewig sein,
Ob elend hier dort bin ich gleich
Den lieben Engelein.

Burghard von Kramm – Selbstanklage.

An mir muss es wohl liegen,
Dass ich so gar allein,
Dass keinen Freund ich finde,
Ob ich auch oft d’rum wein‘.

An mir muss es wohl fehlen,
Dass sich mein Herz verschließt,
Dass in der Menschen Nähe
Kein Blümlein d’raus ersprießt.

An mir muss es wohl mangeln,
Dass alle Glut verweht,
Wenn mir die Menschen nahen,
Und keiner mich versteht.

Kann ich nun keinen finden,
Mich liebend in Geduld,
Der mich so recht verstünde,
An mir ist wohl die Schuld.

O wüsst‘ ich nur zu machen,
Dass Euch mein Wort gefällt!
Doch ach! ich glaub‘ es nimmer,
Dass mich noch liebt die Welt.

D’rum bin ich oft verschlossen,
Und Stolz wirft man mir vor!
Mein Stolz! ach, der liegt nieder,
Blick‘ ich zum Herrn empor.

Sie nennen schnöd‘ mein Wesen,
Mein Herz fühllos und kalt; –
Mein Herz, das so voll Sehnen
Und voller Liebe wallt.

Burghard von Kramm – Hallelujah.

Hallelujah! Dir Gott der Macht!
Dir Vater, Dir dem Herrn der Welt,
Der Du regierst bei Tag und Nacht,
Der Du bestehst, wenn Alles fällt.

Hallelujah! Du Sohn und Gott! Hallelujah!
Dir Herrn voll Schmerz,
Der Du für uns ertrugst den Tod,
O kehre ein in unser Herz!

Hallelujah! Dir heil’ger Geist, Hallelujah!
Gott Tröster Du,
Sei in der Ewigkeit gepreis’t
Und sende Fried‘ und Himmelsruh‘.

Burghard von Kramm – Es wird sich Alles wenden.

Mel. Christus, der ist mein Leben rc. oder: Herzlich tut mich verlangen rc.

Es wird sich Alles wenden
Wirf von Dir bangen Schmerz,
Gott trägt uns ja auf Händen
Und zieht uns an Sein Herz.

Er will auch Dich erretten!
Sandt‘ Er nicht Seinen Sohn?
Der löst der Sünde Ketten
Und führt Dich hin zum Thron!

Du darfst nun nicht mehr zagen,
Gott sieht Dich gnädig an, –
Du musst den Schritt nur wagen
Auf Gottes heil’ge Bahn!

Burghard von Kramm – 2. Korinther 8, V. 9.

O wunderbare hohe Zeit, o unfassbare Wonne!
O heilig Wort, wie strahlt Dein Licht gleich goldner Morgensonne!
Wie künd‘ ich armer, schwacher Knecht
So voller Sünd‘ und ungerecht
Die Botschaft, mehr als Welten wert,
Die dunkle Nacht zu Lichte klärt?
Ein großes Wunder ist gescheh’n, von Menschen kaum verstanden,
Ein Königssohn aus edlem Stamm schlug selber sich in Banden,
Er kommt, die Sklaven zu befrei’n,
Will ihnen Freund und Bruder sein, –
Er geht im Joch, trägt Schmach und Schmerz,
Ob Ihm auch blute Haupt und Herz!

Des Himmels gold’nen Freudensaal, den Thron hat Er verlassen,
Er kommt herab in Knechtsgestalt, uns liebend zu erfassen,
Er kommt, verachtet und verschmäht,
Und spitze Dornenpfade geht, –
Er achtet nicht der bittern Pein,
Will nur der Brüder Tröster sein.
Des ew’gen Lichtes strahlend Kleid hat er von sich genommen
Und ist, gehüllt in grob Gewand, zu uns herab gekommen,
Dass wir nur sonder Furcht und Scheu
Gern nahen unserm Freunde treu,
Dass uns Sein Wort zu Gott bekehrt
Und mit Ihm macht des Himmels wert.

O wunderbare hohe Zeit, o unfassbare Wonne!
O heilig Wort, wie strahlt Dein Licht gleich goldner Morgensonne!
Wie künd‘ ich, dass aus dunkler Nacht
Die Erde ist zum Licht erwacht,
Und dass des Herren hohe Macht
Aus Bettlern uns zu Fürst’n macht?
Fällt auch das dürre Laub von Bäumen,
Ist längst verblüht der Blumen Flor,
Wir können doch den Frühling träumen,
Wir blicken doch noch froh empor!
Und mag es stürmen, mag es toben,
Wenn nur das Herze ruhig ist,
So schauen wir getrost nach oben.
Und hoffen still im Herren Christ.

Burghard von Kramm – Adventslied.

Mel. Wie schön leucht’t uns der Morgenstern

Wie schallt so klar das frohe Lied!
Wer bleibt dabei noch matt und müd‘,
Wer horcht nicht auf mit Wonne?
Es leuchtet hell durch dunkle Nacht
Mit wunderbarer hoher Pracht
Uns eine neue Sonne!
Christe, Christe!
Neues Leben
Uns zu geben,
Neuen Frieden,
Wandeltest Du selbst hienieden.

Du unerschaffner Gottes-Sohn
Verlässt den Vater und den Thron
Und steigst herab zur Erde,
Du hüllest Dich in Fleisch und Blut
Und trägst mit starkem hohem Mut
Angst, Schmerzen und Beschwerde.
Christe, Christe!
Gottes Krieger,
Heil’ger Sieger,
Trost in Leiden,
Nichts soll mehr von Dir uns scheiden.

Mit Liebe bist Du angetan,
Es sprießen licht auf Deiner Bahn
Aus blut’gen Tropfen Rosen,
Du bleibest mächtig, reich und groß,
Ob Gottes Zorn Dich übergoss
Und Satans Heere tosen!
Christe, Christe!
Lieder schallen
Dir vor Allen,
Dich zu preisen
In den allerschönsten Weisen.

Du selbst, Herr, gabst Dein heilig Blut,
Als Dich der argen Menschen Wut
Nach Golgatha gezogen, –
Lamm Gottes, süßer Menschensohn,
Auch dort stehst Du auf hohem Thron,
Aus dem wir Trost gesogen!
Christe, Christe!
Herr des Lebens,
Nur vergebens,
Dich zu fällen,
Konnt‘ Dich Satans List umstellen!

Nun preisen wir Dich immerdar,
Du starker Löwe, Sonnenaar,
Wir jubeln ohne Ende,
Wir rufen laut aus voller Brust:
Du bist uns Herr nun, Wonn‘ und Lust,
Von uns Dich nimmer wende!
Christe, Christe!
Neues Leben
uns zu geben,
Neuen Frieden,
Wandeltest Du selbst hienieden.

Burghard von Kramm – Trost.

Mel. Wer nur den lieben Gott lässt walten rc.

Bist Du mit Sorgen überladen,
Mit Kummer, Krankheit oder Pein,
Häuft über Dir sich Not und Schaden,
Bricht Angst und Jammer auf Dich ein,
Verzage nicht, wenn Du ein Christ
Und wahrhaft Jesu Jünger bist.

Kam auch der Tod, manch Herz zu rauben,
Mit dem die Liebe Dich vereint,
Verliere nicht den frommen Glauben:
Der Herr hat’s gut mit mir gemeint;
Inbrünstig sprich, in Demut still:
Ich beuge mich, wie Gott es will.

Und kommen Stürme, Dich zu schrecken,
Zerstören Felder Dir und Gut,
Verzage nicht, denn Engel decken
Den treuen Knecht in sichrer Hut.
Und schickt der Herr Dir Armut ein,
Es muss zu Deinem Besten sein.

Ging alle Hoffnung Dir zu Schanden,
Verlierst Du ird’sche Ehr‘ und Geld,
So denke, dass das alles Banden,
Die Dich festketten an die Welt,
Und sprich ergeben alsogleich:
Herr, in Dir bin ich stets reich.

Und glaub‘ es fest in allen Fällen,
Dass Jesus Christ Dein Retter ist,
Da mag der Satan sich verstellen,
Er fängt Dich nicht mit seiner List,
Und wie er sich auch quält und müht,
Vor einem Wort des Herren flieht.

Bist Du ein gottgeweihter Streiter,
So fürchte keine Erdenmacht,
Der Heiland sorget für Dich weiter,
Er macht zu Licht die dunkle Nacht.
Er hält die Wohnung Dir bereit
Und segnet Dich in Ewigkeit.

Burghard von Kramm – Christus, der Säemann.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Der, in der Hand den reichen Himmelssamen,
Auf unser irdisch Feld gekommen bist
In Deinem und in unsers Vaters Namen.

Du streuest aus, o Herr, das süße Wort,
Das von der Welten Anfang ist erklungen
Und das vor Gottes Throne fort und fort
Die Cherub und die Seraphim gesungen.

Du, Herr, eröffnest Deine Hand so reich,
Um alle Welt mit Samen anzufüllen,
Der, wenn er Wurzel in uns fasst, sogleich
Erhebt und heiligt Herz, Gemüt und Willen.

O lass den Teufel nicht mit schnöder List
Ausreißen jenen teuren Himmelssamen,
O gib dem Bösen keine lange Frist,
Zu pflanzen ein statt Deines seinen Namen.

O lass‘ das Herz nicht sein ein steinig Feld,
Auf dem in heller Lust entkeimt der Samen,
Dann aber bald, vom gift’gen Tau der Welt
Getränket, muss erschlaffen und erlahmen.

O lasse nicht Dein Wort, das teure Pfand,
Bei uns tief in die dichten Dornen fallen,
Die Dornen sind die Lust und eitler Tand,
An Gold und ird’scher Ehre groß Gefallen.

O lass die Dornen nicht das teure Wort
In unsers Herzens Schreine leicht ersticken, –
Nein, lass‘ es wuchern reichlich fort und fort,
Uns stark zu machen, himmlisch zu erquicken.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Du aber bist auch, der das Land bereitet,
Auf dessen Wink der Regen niederfließt,
Die Sonne scheint und Tau vom Himmel gleitet.

Herr, deshalb sich uns voll Mitleid an
Und mache unser Herz zu gutem Boden,
Weis‘ selbst uns an die vorgeschrieb‘ne Bahn
Und wache über uns mit Deinem Odem.

Da wird das Herz ein köstlich, fruchtbar Land
Und bringt hundertfältig volle Ähren
Und findet einst im wahren Vaterland
Durch Deine Gnade Himmelskron‘ und Ehren.