Agricola, Johann – Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ

Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,
ich bitt, erhör mein Klagen;
Verleih mir Gnad zu dieser Frist,
laß mich doch nicht verzagen;
den rechten Glauben, Herr, ich mein,
den wollest du mir geben,
dir zu leben,
dem Nächsten nütz zu sein,
dein Wort zu halten eben.

Ich bitt noch mehr, o Herre Gott,
du kannst es mir wohl geben,
daß ich nicht wieder werd zu Spott;
die Hoffnung gib daneben,
voraus wenn ich muß die haben,
daß ich dir mög vertrauen
und nicht bauen
auf all mein eigen Tun,
sonst wirds mich ewig reuen.

Verleih, daß ich aus Herzensgrund
mein Feinden mög vergeben;
verzeih mir auch zu dieser Stund,
schaff mir ein neues Leben;
dein Wort mein Speis laß allweg sein,
damit mein Seel zu nähren
mich zu wehren,
wenn Unglück geht herein,
das mich bald möcht verkehren.

Laß mich kein Lust noch Furcht von dir
in dieser Welt abwenden;
Beständig sein ans End gib mir,
du hasts allein in Händen;
und wem dus gibst, der hats umsonst,
es mag niemand erwerben
noch ererben
durch Werke deine Gunst,
die uns errett vom Sterben.

Ich lieg im Streit und widerstreb;
hilf, o Herr Christ, dem Schwachen.
An deiner Gnad allein ich kleb,
du kannst mich stärker machen.
Kommt nun Anfechtung her,
so wehr
daß sie mich nicht umstoße;
du kannst machen, daß mirs nicht bringt Gefahr:
Ich weiß, du wirsts nicht lassen.

Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
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Nach anderen Quellen gilt der Verfasser als unbekannt.

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