Sollt ich die Schlummernde nicht lieben?
Im Schlummer liegt die halbe Welt;
Was ist mir Armen doch geblieben,
Das meines Lebens Pfad erhellt,
Als lieben, lieben ohne Ende
In treuer Lust und treuem Leid,
Was auch der Himmel weiter sende,
Zu immer neuer Lieb bereit!
Die Sonne hat dein Bild gemalet
Leicht hin auf den metallnen Grund;
Doch wies in meinen Herzen strahlet,
Das tut kein Wort und Zeichen kund;
Da stehts von Glorie umflossen
Ein lichtes Bild aus jener Welt,
Viel fester als aus Erz gegossen
Und was allhier zusammenhält.
Vor Gottes ewig lichtem Throne
Gibts keine Nacht und Finsternis;
Doch ach! dem armen Erdensohne
Wird alles schnell zum Schattenriss;
Die schwachen, blöden Menschenaugen
Verlangen immer wieder Ruh;
Wenn sie zum Schauen sollen taugen,
Schließt erst der Tod sie heilend zu.
Wie oft hab ich mit selgem Beben
Dein schlummernd Auge einst geküsst,
Bis sein geheimnisvolles Leben
Am Morgen wieder mich begrüßt!
Du heilger Quell voll Licht und Frieden,
Wie flossest du so reich und klar!
Nun ist der Strahl dahingeschieden,
Der meines Lebens Sonne war.
Er ging in seine tiefsten Tiefen,
In seinen Urgrund still zurück.
Wenn sie erwachen, die da schliefen,
Dann quillt hervor das alte Glück:
Werd ich dann träumen, werd ich wachen,
Wann dieser Morgen bricht herein,
Und mich der leicht beschwingte Nachen
Trägt in das Meer des Lichts hinein?