Noch ist die Zeit zu wandern,
Noch ist die Heimat fern;
Von einem Tag zum andern
Verfolgen wir den Stern,
Der leuchtend uns erschienen
In wundervoller Pracht,
Als Führer uns zu dienen
Durch diese Erdennacht.
Wir gingen in der Irre
Und wussten nicht wohin:
Das Lust- und Schmerzgewirre
Betörte unsern Sinn
Es blieb der Blick gefangen
Von tausendfachem Schein;
Kein Wunsch und kein Verlangen
Drang in den Himmel ein.
Nun hat des Sternes Klarheit
Besiegt das falsche Licht,
Und Gottes ewge Wahrheit
Scheint uns ins Angesicht;
Die Blicke sind gehoben
Und königlich der Mut:
Wir schauen frei nach oben
Und fröhlich fließt das Blut.
An tausend Wunderschätzen
Erquickt sich Herz und Blick;
Wir dürfen uns ergötzen,
Doch hält uns Nichts zurück.
Wir dürfen nicht verweilen;
Der Stern lässt kurze Ruh;
Wir müssen vorwärts eilen
Und schreiten rüstig zu.
Bis er wird stille stehen
Auf dem gelobten Haus,
Da gehts durch Tief und Höhen,
Da gehts durch manchen Strauß1Kampf,
Durch heiße Mittagsgluten,
Durch Wüsten und durch Sand,
Durch Ströme und durch Fluten
Und manches Feindes Land.
Wenn er wird stille stehen,
Wir treten ein ins Haus,
Wie wird uns da geschehen?
Wer drückt die Wonne aus,
Wenn wir den Einen finden,
Der über Alle ist,
Den Erd und Himmel künden,
Den Heiland und den Christ?
Nicht Gold, nicht Edelsteine
Und keine Spezerei,
Wir haben nur das Eine
Ein Herz voll Dank und Trei;
Wir sinken betend nieder
Und bringen es ihm dar,
Und um uns steht der Brüder
Von Sieg gekrönte Schar.
Die treuen Augen flammen
In alter Zärtlichkeit;
Das Ird‘sche sinkt zusammen,
Ein Ende hat die Zeit;
Wie währte sie so lange,
So tod- und schmerzenreich!
Nun ist die alte Schlange
Der sanften Taube gleich.
Das Erste ist vergangen
Und kein Verlieren mehr;
Ein seliges Empfangen
Beglücket rings umher;
„Es kommen, die da dürsten,“
So ruft der Geist, die Braut,
Es wird vom Lebensfürsten
Das Höchste uns vertraut.