Lörs, Arnold – Der Morgenwecker

Der Tag des Heils kommt freudenreich,
Die Nacht der Sünd‘ und Schatten weich‘,
‚Die Nacht der Trübsal bald verschwind‘,
Des Todes Nacht uns süß entbind‘!

Die Quell‘ des Lichts bringt Licht herfür,
Der Geist klopft an: die Treue spür‘,
Vom Schlaf erwach, dem Gast aufthu‘,
Mit Frucht und Nutz den Tag bring zu!

Das Lied der Morgenröth‘ stimm an,
Den Herren lob, was loben kann,
Die Morgensterne schweigen nicht,
Es jauchzen Gottes Söhn‘ im Licht.

Die Himmelsfackel leucht‘ und strahlt,
Die güldne Sonn‘ das Rund bemalt,
Das aug der Welt jetzt funkelt hell,
Der Läufer eilt und rinnet schnell.

Dem Vorgang folg‘ und Gott vertrau:
Dich stärk‘ der frische Morgenthau,
Es glänz‘ des Frommen Pfad ohn‘ Klag,
Und schein‘ bis auf den vollen Tag!

Das Ewig‘ such, die Zeit auskauf‘,
Setz fort den guten Kampf und Lauf,
Der nach dem Vornen sich ausstreckt,
Den Preis ergreift, und fürgesteckt.

Der Mensch, die kleine Wunderwelt,
Kein‘ Wollust such‘, kein‘ Ehr noch Geld:
Wie bald verblüht der Lüsten Blum‘,
Da nicht vergeht der Tugend Ruhm.

An Gott gedenk, ihn fürcht und ehr‘,
Nach Jesu dürst‘, sein Reich vermehr‘,
Zum Himmel hin der Geist dich leit‘,
Im Herzen schmeck‘ die Süßigkeit!

Den Nächsten bau undschaff dein Heil;
Geschwind uns trifft des Todes Pfeil:
Leb, daß du lebst, stirb, eh du stirbst.
Unsterblich bist und nie verdirbst.

Dreieinig Gott, dreifacher Stand,
Erhalt‘ in Fried und Liebesband,
Lehr, wahr‘ und nähr‘, voll Segen sei,
Ein Jeder thu sein‘ Pflicht dabei!

Die evangelische Volksbibliothek
Fünfter Band
Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock
ausgewählt und eingeleitet
von Paul Pressel
Stuttgart
Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann)
1863