Spangenberg, August Gottlieb – Gute Liebe

Gute Liebe, deine Triebe
Zünden unsre Triebe an.
Dir zu leben, dir zu geben,
Was ein Mensch dir geben kann.
Du hast eben Lust zu geben
Fried und Segen aus der Höh,
Und das Kränken zu versenken
In die ungeheure See.

Herr, wir waren von den Schaaren
Deiner Schäflein abgetrennt,
Und wir liefen zu den Tiefen
Da das Schwefelfeuer brennt.
Da brach’s Herze dir vor Schmerze,
Ueber unsern Jammerstand,
O wie liefst du, o wie riefst du,
Bis wir uns zu dir gewandt.

Als die Klarheit deiner Wahrheit
Unsern ganzen Geist durchgoß,
Und von deinen Liebesscheinen
Unser ganzes Herz zerfloß;
O wie regte und bewegte
Dieses deine Liebesbrust,
Das zu hegen und zu pflegen
Bis zur süßen Himmelslust.

Dein Erbarmen wird uns Armen
Alle Tage wieder neu;
Mit wie süßen Liebesküssen
Zeigst du deine Muttertreu!
O wie heilig, o wie treulich
Leitest du dein Eigenthum!
O der Gnaden, daß wir Maden
Worden deine Kron und Ruhm!

Wir empfehlen unsre Seelen
Deinem Aug und Herz und Hand;
Denn wir werden nur auf Erden
Wallen zu dem Vaterland.
O gieb Gnade auf dem Pfade,
Der zum Reich durch Leiden führt,
Ohn‘ Verweilen fortzueilen,
Bis uns deine Krone ziert.

Unser Wille bleibe stille,
Wenn es noch so widrig geht.
Laß nur brausen, wüthen, sausen,
Wenn’s von Nord und Osten weht;
Laß nur stürmen und sich thürmen
Alle Fluthen aus der See.
Du erblickest und erquickest
deine Kinder aus der Höh!

Das Leben A. G. Spangenberg’s,
Bischoffs der Brüdergemeinde
von
K. Fr. Ledderhose
Heidelberg,
Universitätsbuchhandlung von Karl Winter.
1846