Weisse, Michael – Christus in leiblicher Person

CHristus jnn leiblicher person
ist imm himmel vor Gottes thron,
Das zeigt die schriefft so klerlich an,
das auch kein Christen leugnen kann.

Aber mit seim heiligen geist
begabt er sein volck allermeist,
Richtet sein auserwelten an,
das sein wort jnn ihn hafften kan.

Nimpt sie durch seine boten auf,
unnd versichert sie mit der tauff,
Ja auch mit seinem testament,
das er ihn günstig sey on end.

Die menschen, durch Christum erkaufft
unnd jnn seine warheit getaufft,
Seind edler denn das testament,
welchs er doch seinen leichnam nennt.

Denn er verordnets jhn zu dienst,
daß ihnen zeuget sein verdienst,
Yhnen zu dienst leid er den todt,
trit auch yhnen zu dienst für Got.

Ihnen giebet er grossen preis,
wiel auch, das man yhn gunst beweiß,
Ja auch dienen die sacrament
und was man creaturen nennt.

Wer anders leert, der jrret ser
wider Christum und seine leer
Und ist gewies ein falsch prophet,
wenn er gleich wunderzeichen thet.

Das sacrament bleibt wein und brot
und wirt nicht verwandelt inn Got,
Es wirt wol leib und blut genant,
hat aber geistlichen verstandt.

Christi leib und blut, blos und schlecht,
macht niemanden vor Got gerecht,
Aber der geist inn seiner krafft
giebt vielen dörren hertzen saft.

Der Herr redet an manchem ort
durch gleichnis und verborgne wort:
Solt mans dann als fleischlich verstehn,
so müst der glaub zu boden gehn.

Die ersten Christen glaubten recht
und entpfingen wirdig und schlecht
Das testament nach Christi leer,
beweysten yhm nicht Gotlich ehr.

Ey, last unns auch des gleichen thun
und got bieten durch seinen sohn,
Das er uns das verleihen wolt
und bewaren inn seiner huld!

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