Selneccer, Nikolaus – Ach Gott, wie bin ich so unwert

1. Ach Gott, wie bin ich so unwert
im Himmel und auch auf der Erd!
Kein’ Menschen ich ansehen darf,
das macht, o Gott, dein Rute scharf.

2. Wo soll ich dann hin kehren mich?
wer will doch mein erbarmen sich?
Es ist zu groß mein’ Missetat,
bei keinem Menschen ist kein Rat.

3. Und ob ich will die Augen mein
hoch heben in den Himmel ’nein,
hab ich doch gegen dir, o Herr,
o lieber Gott, gesündigt sehr.

4. An mir ist alles Sünd und Spott,
ich bin und leb stets wider Gott,
ich bin ein Ärgernis gewest;
was tu ich, das mir sei das Best?

5. Soll ich verzweifeln, Jesu Christ,
weil du allein der Heiland bist,
und ist bei dir Barmherzigkeit,
Leben und wahre Seligkeit?

6. Sei weit von mir! Das will ich nicht,
zu dir ist all mein Zuversicht,
bei dir mein arme Seel’ jetzt sucht
Trost, Rat, Hilf, Rettung und Zuflucht.

7. Dein Kreatur, hoff ich gewiß,
veracht’st du nicht und dein Bildnis.
Gar traurig, reuig, doch nicht genug,
komm ich zu dir, o mein Hoffnung.

8. Ach lieber Gott, was ich doch soll
jetzt vorbringen, weiß ich nicht wohl,
weil ich nicht darf mit kühnem Herz
mein’ Augen heben auf vor Schmerz.

9. Mein’ Zunge führt klägliche Wort,
mein Trost, mein Hilf, mein höchster Hort,
erbarm dich mein, denn es ist Zeit,
nach deiner groß’n Barmherzigkeit!

10. Sei gnädig, nach der Güte dein,
lösch aus die Übertretung mein,
wasch ab, tilg aus im Herzensgrund
mein Missetat zu aller Stund.

11. Mach du mich rein, denn ich, o Herr,
erschrick und zag von Herzen sehr,
ich seh mein Ungerechtigkeit,
mein Sünd’ mir vor den Augen liegt.

12. An dir allein, mein Gott, ich han
unzählig viel der Sünd’ getan,
die ich erkenn’, und sind mir leid:
ach Gott, erzeig Barmherzigkeit.

13. Ob du schon richtest mich und ihn,
bleibt doch dein Wort recht stets bestehn.
Du bist wahrhaft, gerecht und fromm,
mit mir ist’s Sünd’ als um und um.

14. Sieh, Herr, mein’ Mutter mich empfing
in Sünden, da ich von ihr ging
war ich voll Arg’s und Missetat,
in Sünden sie mich herbracht hat.

15. Du, Herr, die Wahrheit allzeit liebst,
die Heimlichkeit und Weisheit gibst,
und was verborgen machst du mir
ganz offenbar: ich dank nun dir.

16. Für deine Güt’ und groß Wohltat,
die mir dein Gnad erzeiget hat.
bespreng mich, Herr, mit Ysop schon,
mit Blut dein’s allerliebsten Sohn,

17. das aus sein’ heilgen Wunden floß,
dadurch werd ich der Sünden los.
Wasch mich, daß ich bald werd schneeweiß,
gib in mein Herz dein’ heilgen Geist,

18. laß Freud und Wonne meine Ohren
Vergebung meiner Sünde hören,
daß frohlocken mein’ matt’ Gebein
und wieder stark und fröhlich sein.

19. Verbirg dein Antlitz vor der Schuld,
die ich gemacht, gib mir dein Huld;
tilg aus in diesem Jammertal,
ehe ich verzag, mein’ Sünde all.

20. Schaff mir ein rein’ und züchtig Herz,
von Unzucht frei und bösem Scherz,
ein rechten Geist in mir erneu,
Glaub’, Lieb’, Trost, Demut, wahre Reu.

21. O Herr, von deinem Angesicht
verstoß ja und verwirf mich nicht,
dein heilgen Geist von mir nicht nimm
und straf mich nicht in deinem Grimm.

22. Denn niemand ist der mag bestehn
vor dei’m Zorn, er muß gar vergehn.
Gib mir wieder, o mein Heiland,
die Freud, das teur’ und werte Pfand

23. Das Pfand der Gnad’, und mir bescher
ein willigen Geist, damit ich lehr
die Ungerechten deine Weg,
und wandel stets auf rechtem Steg.

24. Dein Wort ich lehr, auf daß sie sich
zu dir bekehr’n beständiglich.
Von Blutschulden und großer Not
errette mich, meins Heils o Gott.

25. Auf daß fröhlich zu aller Zeit
mein Zung dein Ehr und Ruhm ausbreit.
Eröffne auch die Lefzen mein,
auf daß mein Mund dich lobe fein

26. Dein Lob ich preis und rühme das
herzlich, getrost ohn alle Maß.
Kein Opfer hast du je begehrt,
du würd’st von mir sonst des gewährt.

27. Dein Gnad acht’t kein Brandopfer nicht,
zerknirscht ein Herz, das nieder sinkt,
ein geängst’ter Geist, von Leid gekränkt,
mit Christi teurem Blut besprengt,

28. Ein Herz voll Glaub, Lieb und Geduld
ist dir gar lieb und hat kein Schuld.
Ein solch Herz nicht verachten willst,
du bist sein Leben, Schutz und Schild.

29. Tu wohl, o Herr Gott, an Zion
von wegen deines lieben Sohns,
daß werd erbaut Jerusalem
und du gar reiche Opfer nehm’,

30. Opfer des Lobs aus unserm Mund,
daß unser Herz täglich all Stund
dich lob und preis durch Jesum Christ,
der unser aller Heiland ist.

31. Der Tröster auch, der heilig Geist,
mach unser Herzen allermeist
geschickt zu tun dein Will’n und Wort,
welch’s ist der Frommen Trost und Hort.

32. Auf daß wir nun erfüllen das
und wandeln nach dein’s Worts geheiß,
so hilf durch deines Namens Ehr:
Amen, Amen, o Gott und Herr.

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