Eber, Paul – Herr Gott im Himmelsthrone

Herr Gott im Himmelsthrone,
wir arme Kinderlein
loben dich samt dei’m Sohne
und heilgem Geist gemein,
daß du uns hast gegeben
im Mutterleib die Speis,
Vernunft, Sinn, Leib und Leben
und all Notdurft daneben
durch unsrer Eltern Fleiß.

2. Ein Bund mit uns geschlossen
in der Tauf gnädiglich
durch dein’s Sohns Blut vergossen:
wer ihm glaubt festiglich,
an diesen Bund stets denket,
hält sich zum Worte dein,
dem sind all Schuld geschenket,
sein Sünd ins Meer versenket,
soll ewig selig sein.

3. Läßt uns mit reichen Gnaden
dein Wort verkünden klar,
welch’s mit viel Seelenschaden
zuvor verfinstert war.
Solch’s jetzt treulich tun lehren,
die werden Diener dein,
dein Kirch und Reich zu mehren,
die Sünder zu bekehren,
halten die Gewissen rein.

4. Es ist aber zu klagen
und zu beweinen sehr,
daß man in Wind tut schlagen
solch Gnad und heilsam Lehr:
Niemand will jetzt mehr achten
G’fahr, Straf, Ehr oder Zucht,
nach Geld und Wollust trachten,
all Warnung ganz verachten,
das ist eine böse Sucht.

5. Niemand dies geht zu Herzen,
wie viel der Länder sein,
die stets seufzen mit Schmerzen,
Gott’s Wort zu hören rein:
Wenn sie dasselb erkennen,
so ist’s ihn’n lieb und wert,
lan sich davon nicht trennen,
viel eher zu Pulver brennen
und würgen mit dem Schwert.

6. Aber die Gott’s Wort haben
mit allem Überfluß,
lassen’s für übertraben,
hören’s mit überdruß:
Kein Dank tut sich ereignen
für solche Gnad so mild,
der sich billig soll zeigen,
das Herz zu Tugend neigen,
so wird die Welt nur wild.

7. Es muß Gott endlich strafen,
der Mutwill ist zu groß,
das Wort kann nicht Frucht schaffen,
das Volk wird gar ruchlos,
als man’s nicht hat vernommen
jemals zu einer Zeit;
drum müssen Strafen kommen,
ach Gott, verschon der Frommen
durch dein Barmherzigkeit!

8. Bewahr durch deine Güte
uns arme Würmelein,
vor falscher Lehr behüte
uns, deine Schäfelein,
laß uns ja nicht entgelten,
was der groß‘ Hauf‘ verschuld’t,
der Gott’s Wort höret selten,
gib nichts auf Straf und Schelten,
reizt dich zur Ungeduld.

9. Erhalt bei uns mit Gnaden
Fried, Zucht und Einigkeit,
bewahr vor Sünd und Schaden
Eltern und Obrigkeit,
laß uns ja nicht verzehren
Hunger noch Pestilenz,
auch nicht durch Krieg verheeren,
tu allem Unglück wehren,
bewach selbst unser Grenz.

10. Rett dieses Häuflein kleine,
wenn Landstraf reißen ein,
schon dieser armen G’mein’e
durchs bitter Leiden dein,
schütz uns an Seel und Leben,
laß uns dein‘ Pflänzlein sein,
und woll in dir bekleiden,
stets deine Kinder bleiben,
gehorsam, keusch und rein.

11. In Schulen wolln wir lernen
dich kennen aus dei’m Wort
und folgen denen gerne,
die uns an allem Ort
in Tugend unterweisen
und lehren züchtig sein,
auch mit Danksagung preisen
durch G’sang und ander Weise
loben den Namen dein.

12. Nun wolln wir mit uns nehmen
all fromme Jungfräulein,
die sich der Schul nicht schämen
und gerne bei uns sein.
Die sollen mit sich bringen
die Kinderbibel klein
und mit uns lesen, singen,
das wird ja wohl gelingen,
zur Zucht und Tugend fein.

13. Drum geht mit uns ohn‘ Scheuen,
ihr lieben Schwesterlein;
es wird euch nicht gereuen,
da wird’t ihr lernen rein,
wie ihr Gott sollt zu Ehren
leben nach sei’m Gebot,
zu ihm durch Buß bekehren,
das Gewissen nicht verzehren,
Trost haben in der Not.

14. Psalmen und Lieder singen
wird euer Übung sein,
dazu vor allen Dingen
den Katechismus fein
mit der Auslegung fassen
samt ander nutzer Lehr,
all Ungebärd zu lassen
und Untugend zu hassen,
erlangen Lob und Ehr.

15.Es wird euch besser zieren
denn Gold und schön Geschmeid,
so ihr fein tut studieren
Gott’s Wort und züchtig seid,
könnt lesen, singen, schreiben
und sprechen gut Gebet:
den Feind wird’t ihr vertreiben,
bei euch die Engel bleiben,
schützen euch früh und spät.

16. Freundlich tut Christus sagen:
Die Kindlein laßt zu mir,
ich will der keins ausschlagen,
das Himmelreich ist ihr.
So laßt uns nun derwegen
Christum suchen im Wort,
der gab uns seinen Segen,
woll‘ aller Kindlein pflegen,
erhalten hier und dort.

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