Luther, Martin – Christum wir sollen loben schon

Der Hymnus „A solis ortus“

1. Christum wir sollen loben schon,
Der reinen Magd Marien Sohn,
So weit die liebe Sonne leucht
Und aller Welt Ende reicht.

2. Der selig Schöpfer aller Ding
Zog an eins Knechtes Leib gering,
Daß er das Fleisch durch Fleisch erwürb
Und sein Geschöpf nicht alls verdürb.

3. Die göttlich Gnad vom Himmel groß
Sich in die keusche Mutter goß,
Ein Maidlin trug ein heimlich Pfand,
Daß der Natur war unbekannt.

4. Das züchtig Haus des Herzens zart
Gar bald ein Tempel Gottes ward.
Die kein Mann rühret noch erkannt,
Von Gottes Wort man sie schwanger fand.

5. Die edle Mutter hat geborn,
Den Gabriel verhieß zuvorn,
Den Sankt Johannes mit Springen zeigt,
Da er noch lag in Mutters Leib.

6. Er lag in Heu mit Armut groß,
Die Krippen hart ihn nicht verdroß,
Es ward ein kleine Milch sein Speis,
Der nie kein Vöglin hungern ließ.

7. Des Himmels Chör sich freuen drob
Und die Engel singen Gott Lob;
Den armen Hirten wird vermeldt
Der Hirt uns Schöpfer aller Welt.

8. Lob, Ehr und Dank sei dir gesagt,
Christ, geborn von der reinen Magd,
Mit Vater und dem heilgen Geist,
Von nun an bis in Ewigkeit.

Liscovius, Salomon – Jesu, Mensch geboren

Weise: Jesu, meine Freude.

Jesu, Mensch geboren,
Heiland, auserkoren,
O mein Gnadenthron!
Sei, ach sei willkommen
Mir und allen Frommen,
Gottes theurer Sohn!
Der du dich
So williglich
Aus dem Himmel hast begeben,
Daß ich möchte leben.

Schöpfer aller Dinge,
Daß du so geringe
Schlecht und niedrig wirst,
Kommt aus lauter Liebe,
Die dich brünstig triebe,
Daß du, Lebensfürst,
Meine Noth
Und auch den Tod
Durch Menschwerden und durch Büßen
Möchtest übersüßen.

Du kommst her auf Erden,
Ich soll himmlisch werden;
Du wirst hier ein Gast,
Führst ein dürftig Leben,
Willst in Armuth schweben
Und erwählst die Last,
Daß ich dort
Soll immerfort
In dem reichen Lebenslande
Sein in gutem Stande.

Du kommst her, zu weinen,
Daß ich mit den Deinen
Ewig lachen soll.
Daß du dich so schmiegest,
In der Krippen liegest,
Macht mich ehrenvoll.
Du wirst klein,
Groß soll ich sein,
Läßt dich auch, mich zu entbinden,
In die Windeln winden.

Du kommst mir zu gute,
Mich mit deinem Blute,
Liebstes Jesulein,
Völlig zu erlösen
Und in allem Bösen
Mir ein Trost zu sein.
Ja, mein Kind,
Du bist gesinnt,
Meinen Bruder dich zu heißen,
Mich aus Noth zu reißen.

O mein Seligmacher,
Meiner Widersacher
Starker Widerstand!
Satan’s Ueberwinder,
Heil der armen Sünder,
Weg in’s Vaterland!
Jesulein,
Mein Freudenschein,
Sei willkommen und gebeten,
Auch zu mir zu treten.

Komm mein Sündenbüßer
Himmelreichs Aufschließer,
Komm herein zu mir;
Komm du Lebenskerze
In mein armes Herze,
Ich will für und für
Lebenslang
Mit Lob und Dank
Deiner, Jesulein, gedenken
Und mich dir verschenken.

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Luther, Martin – Gelobet seist Du, Jesus Christ

Ein deutsch Hymnus oder Lobsang von der Geburt Christi

1. Gelobet seist du, Jesu Christ,
Daß du Mensch geboren bist
Von einer Jungfrau, das ist wahr,
Des freuet sich der Engel Schar.
Kyrioleis.

2. Des ewgen Vaters einig Kind
Jetzt man in der Krippen findt,
In unser armes Fleisch und Blut
Verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrioleis.

3. Den aller Welt Kreis nie beschloß,
Der liegt in Maria Schoß,
Er ist ein Kindlein worden klein,
Der alle Ding erhält allein.
Kyrioleis.

4. Das ewig Licht geht da herein,
Gibt der Welt einen neuen Schein,
Es leucht wohl mitten in der Nacht
Und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrioleis.

5. Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
Ein Gast in der Welte ward
Und führt uns aus dem Jammertal,
Er macht uns Erben in seim Saal.
Kyrioleis.

6. Er ist auf Erden kommen arm,
Daß er unser sich erbarm
Und in dem Himmel machet reich
Und seinen lieben Engeln gleich.
Kyrioleis.

7. Das hat er alles uns getan,
Sein groß Lieb zu zeigen an.
Des freu sich alle Christenheit
Und dank ihm des in Ewigkeit.
Kyrioleis.

Luther, Martin – Nun komm, der Heiden Heiland

Der Hymnus „Veni redemptor gentium“

1. Nun komm, der Heiden Heiland,
Der Jungfrauen Kind erkannt,
Daß sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt.

2. Nicht von Manns Blut noch von Fleisch,
Allein von dem heiligen Geist
Ist Gotts Wort worden ein Mensch
Und blühet ein Frucht Weibsfleisch.

3. Der Jungfrau Leib schwanger ward,
Doch blieb Keuschheit rein bewahrt,
Leucht hervor manch Tugend schon,
Gott da war in seinem Thron.

4. Er ging aus der Kammer sein,
Dem königlichen Saal so rein,
Gott von Art und Mensch ein Held,
Sein Weg er zu laufen eilt.

5. Sein Lauf kam vom Vater her
Und kehrt wieder zum Vater,
Fuhr hinunter zu der Höll
Und wieder zu Gottes Stuhl.

6. Der du bist dem Vater gleich,
Führ hinaus den Sieg im Fleisch,
Daß dein ewig Gottsgewalt
In uns das krank Fleisch erhalt.

7. Dein Krippen glänzt hell und klar,
Die Nacht gibt ein neu Licht dar,
Dunkel muß nicht kommen drein,
Der Glaub bleibt immer im Schein.

8. Lob sei Gott dem Vater ton,
Lob sei Gott seinm einigen Sohn,
Lob sei Gott dem heiligen Geist
Immer und in Ewigkeit.

Luther, Martin – Vom Himmel hoch

Ein Kinderlied auf die Weihnacht Christi

1. Vom Himmel hoch da komm ich her,
Ich bring euch gute neue Mär,
Der guten Mär bring ich so viel,
Davon ich singen und sagen will.

2. Euch ist ein Kindlein heut geborn,
Von einer Jungfrau auserkorn,
Ein Kindelein so zart und fein,
Das soll eur Freud und Wonne sein.

3. Es ist der Herr Christ, unser Gott,
Der will euch führn aus aller Not,
Er will eur Heiland selber sein,
Von allen Sünden machen rein.

4. Er bringt euch alle Seligkeit,
Die Gott, der Vater, hat bereit,
Daß ihr mit uns im Himmelreich
Sollt leben nu und ewiglich.

5. So merket nu das Zeichen recht:
Die Krippen, Windelin so schlecht,
Da findet ihr das Kind gelegt,
Das alle Welt erhält und trägt.

6. Des laßt uns alle fröhlich sein
Und mit den Hirten gehn hinein,
Zu sehen, was Gott uns hat beschert,
Mit seinen lieben Sohn verehrt.

7. Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin:
Was liegt doch in dem Krippelin?
Wes ist das schöne Kindelin?
Es ist das liebe Jesulin.

8. Bis willekomm, du edler Gast,
Den Sünder nicht verschmähet hast
Und kommst ins Elend her zu mir,
Wie soll ich immer danken dir?

9. Ach Herr, Du Schöpfer aller Ding,
Wie bist du worden so gering,
Daß du da liegst auf dürrem Gras,
Davon ein Rind und Esel aß.

10. Und wär die Welt vielmal so weit,
Von Edelstein und Gold bereit,
So wär sie doch dir viel zu klein,
Zu sein ein enges Wiegelein.

11. Der Sammet und die Seiden dein,
Das ist grob Heu und Windelein,
Darauf du König so groß und reich
Her prangst, als wärs dein Himmelreich.

12. Das hat also gefallen dir,
Die Wahrheit anzuzeigen mir,
Wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
Vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.

13. Ach, mein herzliches Jesulin,
Mach dir ein rein sanft Bettelin,
Zu ruhen in meins Herzen Schrein,
Daß ich nimmer vergesse dein.

14. Davon ich allzeit fröhlich sei,
Zu springen, singen immer frei
Das rechte Susaninne schon,
Mit Herzenslust den süßen Ton.

15. Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,
Der uns schenkt seinen eingen Sohn,
Des freuen sich der Engel Schar
Und singen uns solch neues Jahr.

Luther, Martin – Vom Himmel kam der Engel Schar

Ein ander Christlied. Im vorigen Ton. (Vom Himmel hoch)

1. Vom Himmel kam der Engel Schar,
Erschien den Hirten offenbar,
Sie sagten ihn: Ein Kindlein zart,
Das liegt dort in der Krippen hart.

2. Zu Bethlehem in Davids Stadt,
Wie Micha das verkündet hat.
Es ist der Herre Jesus Christ,
Der euer aller Heiland ist.

3. Des sollt ihr billig fröhlich sein,
Daß Gott mit euch ist worden ein;
Es ist geborn eur Fleisch und Blut,
Eur Bruder ist das ewig Gut.

4. Was kann euch tun die Sünd und Tod?
Ihr habt mit euch den wahren Gott,
Laßt zürnen Teufel und die Höll,
Gotts Sohn ist worden eur Gesell.

5. Er will und kann euch lassen nicht,
Setzt ihr auf ihn eur Zuversicht.
Es mögen euch viel fechten an,
Dem sei Trotz, ders nicht lassen kann.

6. Zuletzt müßt ihr doch haben recht,
Ihr seid nu worden Gotts Geschlecht,
Des danket Gott in Ewigkeit,
Geduldig, fröhlich alle Zeit.

Amen.

Liscovius, Salomon – Ein neues Licht, ein heller Schein

Auf das Fest der Erscheinung Christi.

Weise: Vom Himmel hoch da komm.
oder: Was fürcht’st du Feind Herodes.

Ein neues Licht, ein heller Schein
Bricht aller Welt von Gott herein,
Denn Jesus, Herr der Herrlichkeit,
Wird Mensch in dieser letzten Zeit.

Er ist geboren arm und klein
Und will doch Allen nützlich sein.
Wer Leben, Heil und Trost begehrt,
Dem solls bei Jesu sein gewährt.

Drum macht er sich auch offenbar
Den Juden und der Heiden Schaar,
Und ruft die Völker alle gleich
Zu sich und in sein Gnadenreich.

Er ist ein allgemeines Heil,
Der Blinden Licht, der Armen Theil;
Und wer bei Jesu wünscht zu sein,
Den führt er selbst durch seinen Schein.

Ist Jemand irrend und verflucht,
Der wird durch dieses Licht gesucht,
Und aus der finstern Todesnacht
Auf Gottes Lebensbahn gebracht.

Gott, dir sei Dank für dieses Licht,
Daß du den Heiden aufgericht’t,
Und daß zu dir ein Jedermann
Durch Jesum sicher kommen kann.

Wir ehren dich von Herzen hier
Und opfern uns im Glauben dir,
Nimm uns, dein Volk in Gnaden an,
Wie du den Weisen hast gethan.

Erhalt uns auch durch deinen Glanz
Im Wandel rein, im Glauben ganz,
Und laß den Himmel offen stehn,
Wenn wir von hinnen sollen gehn.

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Liscovius, Salomon – In süßem Freudenton

Das alte Weihnachtslied: In dulci jubile Verdeutscht.

In süßem Freudenton
Besinget Gottes Sohn,
Der als des Herzens Wonne
Liegt in der Krippen blos,
Und leuchtet wie die Sonne
In seiner Mutter Schooß,
Gott unvergleichlich groß.

O liebstes Jesulein,
Wie sehr begehr ich dein!
Komm, tröste mein Gemüthe.
Ach Kind, erscheine mir
Mit deiner Himmelsgüte;
Du königliche Zier,
Zeuch mich bald hin zu dir.

Gott Vaters liebster Sohn.
O frommer Gnadenthron,
Wir wären ganz verdorben
In unsrer Sündenqual.
Durch dich ist uns erworben
Des Himmels Freudensaal.
O wohl uns allzumal!

Heil, Leben, Seligkeit
Ist uns nun dort bereit,
Wo Gottes Engel singen
Den neuen Lobgesang.
Da, dahin laß uns bringen,
Zu mehren deinen Dank.
O Jesu, mach’s nicht lang!

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Liscovius, Salomon – Weihnachtslied.

Weise: Wir Christenleut hab’n jetzund.

O Fröhlichkeit,
O süße Zeit!
Uns ist ein Kind,
Ein theurer Schatz geboren.
Vom Himmelsthron
Ist Gottes Sohn
Der ganzen Welt
Zum Trost und Heil erkoren.

O schöner Blick!
Ein großes Glück
Ist hoch erwünscht
Den Sündern aufgesprossen;
Uns allzumal
Ist ohne Zahl
Der Seelen Heil
Und Segen zugeflossen.

Mensch, freue dich,
Gott selbst hat sich
In dein Geschlecht
Und Fleisch und Blut verkleidet.
Gott ist allhier
Bei mir und dir,
Daß uns kein Tod
Und auch kein Teufel scheidet.

Die Gotteskraft
Macht Brüderschaft
Ganz wohlgemeint
Mit allen armen Sündern:
Die Traurigkeit
Und alles Leid
Kann dieser Freund
Und treue Bruder lindern.

Die Sündennacht
Und Todesmacht
Ist weit von uns
Durch Jesum abgetrieben.
Durch dieses Kind
Sind wir geschwind
Ins Lebensbuch
Und Gottes Hand geschrieben.

Der Wunderheld
Hat aller Welt
Das Paradies
Erfreulich aufgeschlossen;
Und uns gemacht
In einer Nacht
Zu seinem Volk
Und Himmelreichsgenossen.

O Jesulein,
Laß meine sein
Den süßen Trost
Und deine Lebensgaben.
Du sollst dafür
Nun fort bei mir
Dein Krippelein
In meinem Herzen haben.

So komm, mein Gast,
Nimm deine Rast
Und stete Ruh
Bei mir, als deinem Kinde,
Und hilf, daß ich
Nun ewiglich
Bei dir mein Heil,
Mein Haus und Wohnung finde.

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Roh, Jan – Von der Erscheynung Jesu Christi

1. Da Christus geboren war,
frewet sich der Engel schar,
Singend mit frölichem mut:
Preyß sey Gott dem höchsten gut,
Denn der verheyßne Heyland
ist der ganzen Welt gesandt!
O mensch, mach dich jm bekant!

2. Weyse herrn im Morgenland
sahen an ein Stern zuhand,
Das ein König aller heer
inn Juda geborn wer.
Brachten Myrr, Weyrach und Gold,
gaben sich inn seine huld,
das er jr verschonen solt.

3. Suchen wir auch alle gleych
den König vom Himelreich,
Geben wir uns unter jn,
leren demütig von jm,
So wird er uns gnedig sein,
erlösen von schuld und pein,
ewig bey jm lassen sein.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer