Reuschmar, Jacob – O treuer Heiland, Jesu Christ.

O treuer heiland, Jesu Christ,
mein erlöser allein du bist.
wenn ich dich hab und glaub an dich,
so bin ich selig ewiglich.

Gib, daß ich dich im glauben rein
recht kenn und bleib bei dir allein,
all billich er dir gebe frei,
so kan mein sel frölich sein.

O Jesu zart, du Gottes lam,
mich armen sünder nicht verdamm,
erbarm dich mein, wend allen feil!
du bist mein einiger trost und heil.

Laß dir mein sach befolen sein,
bitt für mich stets den vater dein,
denn du der rechte heiland bist,
o menschen freund, herr Jesu Christ.

Kom bald, hilf uns, eil zum gericht,
du wollst doch lang ausbleiben nicht!
wie ist doch itzt die welt so bös,
ach Gottes son, uns bald erlös!

Weil es dir so wol gefellt,
daß du lang schonst der bösen welt,
gibst zeit zur buß ganz gnediglich,
auf daß die welt bekere sich.

In diser letzten zeit, o HERR,
erhalt bei uns dein wort und ler;
gib gnad, daß sich vil leut bekern,
den satan wer, der hindert gern!

Dir sei, HERR Christe, lob bereit,
mit vater und dem heiligen geist!
al ding in himmel und auf ert
dich billich preiset und hoch ert.

Amen.

Goedeke/Tittmann – Deutsche Dichter des sechszehnten Jahrhundert

Unbekannt – Van Edler ardt, Geistlick vörandert,

Von dem Kindeken Jesu.

(„Nye Christlike Gesenge unde Lede, up allerley ardt Melodien, der besten, olden, Düdeschen Leder. rc. Dörch Hermannum Vestpasium, Predyger tho Stade P. K. 1571.“ klein 8°, Nro. CVII, unter den Liedern „van fremen Christen gemakett“.)

VAn Edler art gebaren wardt
ein Kindlyn klein tho Bethlehem
van einer Magdt, dedt Godt behagt:
Syn nham is groß, wil maken loeß
uns armen all, de Adams vall
vördoruen hefft thor ewyger qwal.

Dith is de Heldt, ded alles erheldt,
des Abraham gelaffde Saem,
in dem allein gesegent syn
All, de up Erdt syn Gades werdt:
de butem ehm wiln Salich syn,
de möthen all thor ewygen pyn.

O JEsu Christ, mein heil du bist!
in dy allein schal schal jümmer syn
myn Herdt und moth und alles goedt!
Wat nicht in dy werdt geuen my,
vhar alles hen, idt is neen gewin,
all goedt und heil schaltu my syn! Amen.

Zwick, Johannes – DEr von dem gsatz gefryet war

Ein ander gsang, wie sich Christus dem gsatz underworffen und uns fry gemachet hat.

DEr von dem gsatz gefryet war
und ledig aller sünden,
Hat sich doch underworffen gar
mit andern Adams kinden.

Dahär ouch wir yetz fry vom gsatz
unnd dem nit underworffen,
Dann Christus der ist unser schatz,
uff den wir sicher hoffen.

Das Gottes kind hat ouch sin blut
vergossen zwar gar junge,
Damit uns sölichs käm zu gut
und unns das gsatz nit zwunge.

Wä nun der sun ledig erkennt,
der ist vom gsatz entrunnen,
Darumb wirdt Christus Jesus gnennt,
ders himmelrych hatt gwunnen.

Doch sind wir drumb nit also fry,
das bsünd fry sölte blyben
Und sünden nit mer unrecht sy,
ouch allen mutwill tryben.

Der Herr spricht ja: Din Gott ich bin,
doch solt ufrichtig wandlen;
Din volle gnüge wil ich syn,
doch solt du redlich handlen.

Ach Gott, dz leer uns recht verston,
din geist wölls hertz bescheiden,
Das wir vom bösen mögind lon
und dsünd selbs willig meiden.

Unnd werffind hin der vorhut lüst,
zum opffer dir ergeben,
Ouch syend durch din gnad gerüst,
nach dinem willen zläben.

Selneccer, Nikolaus – Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ

Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ,
Weil es nun Abend worden ist;
Dein göttlich Wort, das heile Licht,
Laß ja bei uns auslöschen nicht!

2. In dieser, letzt’n, betrübten Zeit
Verleih uns, Herr, Beständigkeit,
Daß wir dein Wort und Sakrament
Rein b’halten bis an unser End‘!

3. Herr Jesu, hilf, dein‘ Kirch‘ erhalt,
Wir sind gar sicher, faul und kalt!
Gib Glück und Heil zu deinem Wort,
Damit es schall‘ an allem Ort!

4. Erhalt uns nur bei deinem Wort
Und wehr des Teufels Trug und Mord!
Gib deiner Kirche Gnad‘ und Huld,
Fried‘, Einigkeit, Mut und Geduld!

5. Ach Gott, es geht gar übel zu,
Auf dieser Erd‘ ist keine Ruh‘,
Viel Sekten und viel Schwärmerei
Auf einen Haufen kommt herbei.

6. Den stolzen Geistern wehre doch,
Die sich mit G’walt erheben hoch
Und bringen stets was Neues her,
Zu fälschen deine rechte Lehr‘.

7. Die Sach‘ und Ehr‘, Herr Jesu Christ,
Nicht unser, sondern dein ja ist;
Darum so steh du denen bei,
Die sich auf dich verlaßen frei!

8. Dein Wort ist unsers Herzens Trutz
Und deiner Kirche wahrer Schutz;
Dabei erhalt uns, lieber Herr,
Daß wir nichts anders suchen mehr!

9. Gib, daß wir leb’n in deinem Wort
Und darauf ferner fahren fort
Von hinnen aus dem Jammertal
Zu dir in deinen Himmelssaal!

Selneccer, Nikolaus – O wahrer Gott

Mel. A Solis ortus

O wahrer Gott Herr Jesu Christ,
Du unser Bruder worden bist.
Dein Nam bleibt ewig und dein Wort,
Dich ehren wir o treuer Hort.

All König dir unterworfen sind,
Du Gottes und Marien Kind.
Hilf uns und rett auch unser Blut,
Gieb uns Geduld, Trost, Stärk und Muth.

Der Vater hat dir alles gebn,
Gericht, Gewalt, Macht, Tod und Lebn.
Gott Lob, daß du der Richter bist,
Unser Bruder, Herr Jesu Christ.

Was kann uns thun die Sünd und Tod,
Mit uns bist du o treuer Gott.
Es zürne Teufel und die Höll,
Gotts Sohn du bis nun unser Gesell.

Du willst und kannst uns lassen nicht,
Auf dir steht unsre Zuversicht.
Es mögen uns Viel fechten an,
Dem sei Trotz, ders nicht lassen kann.

Durch dich wollen wir haben Recht,
Wir sind nun worden Gotts Geschlecht.
Deß dankn wir dir in Ewigkeit,
Geduldig, fröhlich allezeit.

Es geh wies woll, liegt nichts daran,
Du bist der uns wohl helfen kann.
Wenn uns gleich Seel und Leib vergeht,
Wer nur dich hat, derselb besteht.

Selneccer – Himmelfahrt

Spangenberg, Johannes – O Christe, Schöpffer aller ding

Rex Christe, factor omnium

766 Geistlicher Psalmen etc. Nürnberg MDCVIII

O Christe, Schöpffer aller ding,
Erlöser aller Menschen Kind,
König der rechten Israel:
behüt uns für der ewigen Hell!

2. Denn durch dein Gnad und bittern Todt,
durch dein Creutz und fünff Wunden roth
Vertilget hast und versöhnet gar,
was durch Adam verderbet war.

3. O Jesu, schöpffer aller Stern,
wir preisen dich willig und gern!
In unserm Armen Fleisch und Blut
gelitten hast den bittern Todt!

4. Du wolltest, HERR, gebunden seyn,
daß du erlößt die Heilgen dein;
Durch Schmach unnd Spott der Juden schar
hastu der Welt Sünd tilget gar.

5. Ans Creutz warstu genagelt fest,
auffgabestu, HERR, dein Göttlichen Geist.
Die Erd erbebt für solcher Pein,
darzu verbarg die Sonn ihrn schein.

6. Vom Todt unnd Hell erstanden bist,
zerstöret hast deß Teuffels list:
Deins heilgen Geistes gütigkeit
beschirm uns, HERR, in Ewigkeit!

Spitta, Carl Johann Philipp – Die Fülle Christi

Wer gibt Leben, das genüget?
Wer gibt Freud‘ in Traurigkeit,
und mit allem, was Gott füget,
völlige Zufriedenheit?
Wer gibt kindliches Vertrauen,
legt uns in des Vaters Schoß,
macht uns eitler Sorgen los,
läßt uns Gottes Wunder schauen?
Freu dich, dein Jesus Christ
solcher Gnaden Geber ist.

Wer gibt Sinn der Gotteskinder;
Demut, die ihr Nichts erwägt;
Sanftmut, die den Pfeil des Spottes
ungereizt zur Seite legt;
Liebe, die kein Opfer scheut,
der das Geben Seligkeit,
die zu allem Dienst bereit,
mit dem Fröhlichen sich freuet?
Danke Gott, dein Jesus Christ
solcher Gnaden Geber ist.

O du einer, der du allen
alles gibst und alles bist,
weil nach Gottes Wohlgefallen
alle Fülle in dir ist!
Alle hast du eingeladen,
alle sollen zu dir nahn,
allen hast du aufgetan
solche Fülle deiner Gnaden!
Selig, wer es recht genießt,
was du gibst und was du bist.

Spitta, Carl Johann Philipp – O selig Haus, wo man dich aufgenommen

O selig Haus, wo man dich aufgenommen,
Du wahrer Seelenfreund, Herr Jesu Christ;
Wo unter allen Gästen, die da kommen,
Du der gefeiertste und liebste bist;
Wo aller Herzen dir entgegenschlagen
Und aller Augen freudig auf dich sehn;
Wo aller Lippen dein Gebot erfragen
Und alle deines Winks gewärtig stehn!

2. O selig Haus, wo Mann und Weib in einer,
deiner Liebe eines Geistes sind,
Als beide eines Heils gewürdigt, keiner
Im Glaubensgrunde anders ist gesinnt;
Wo beide unzertrennbar an dir hangen
In Lieb‘ und Leid, Gemach und Ungemach,
Und nur bei dir zu bleiben stets verlangen
An jedem guten wie am bösen Tag!

3. O selig Haus, wo man die lieben Kleinen
Mit Händen des Gebets ans Herz dir legt,
Du Freund der Kinder, der sie als die Seinen
Mit mehr als Mutterliebe hegt und pflegt;
Wo sie zu deinen Füßen gern sich sammeln
Und horchen deiner süßen Rede zu
Und lernen früh dein Lob mit Freuden stammeln,
Sich deiner freun, du lieber Heiland, du!

5. O selig Haus, wo du die Freude teilest,
Wo man bei keiner Freude dein vergißt!
O selig Haus, wo du die Wunden heilest
Und aller Arzt und aller Tröster bist,
Bis jeder einst sein Tagewerk vollendet,
Und bis sie endlich alle ziehen aus
Dahin, woher der Vater dich gesendet,
Ins große, freie, schöne Vaterhaus!

Spengler, Lazarus – Christ ist der Weg, das Licht, die Pfort

1. Christ ist der Weg, das Licht, die Pfort,
die Wahrheit und das Leben,
des Vaters Rat und ewigs Wort,
den er uns hat gegeben,
zu einem Schutz, daß wir mit Trutz
an ihn fest sollen glauben;
darum uns bald kein Macht
noch Gwalt aus seiner Hand wird rauben.

2. Wer hofft auf Gott und ihm vertraut,
der geht nie mehr verloren;
denn wer auf diesen Felsen baut,
mag ihm auch widerfahren
viel Unfall hier, hab ich doch nie
den Menschen sehen fallen,
der sich verläßt auf Gottes Trost;
er hilft sein‘ Gläub’gen allen.

3. Ich bitt, o Herr, aus Herzensgrund,
du wollst nicht von mir nehmen
dein heiligs Wort aus meinem Mund,
so wird mich nicht beschämen
mein Sünd und Schuld; denn in dein Huld
setz ich all mein Vertrauen;
wer sich nun fest darauf verläßt,
der wird den Tod nicht schauen.

4. Mein Füßen ist dein heiligs Wort
ein Leuchte nah und ferne,
ein Licht, das mir den Weg weist fort;
so dieser Morgensterne
in uns aufgeht, so bald versteht
der Mensch die hohen Gaben,
die Gottes Geist denen verheißt,
die Hoffnung darauf haben.

Savonarola, Girolamo – O Jesu, hoher Tröster

O Jesu, hoher Tröster,
All‘ meine Liebe du.
Der Friedensorte bester,
Erlösung mir und Ruh’.
O Liebe süß und gränzenlos,
Und selig, wer sich an dich schloß.

Ich habe dich von Herzen
Mit Sünden oft verletzt.
Und trägst dafür die Schmerzen
Am hohen Kreuze jetzt.
O Liebe rc.

Welch eine Macht denn lenkte
Dich hin in alle Noth?
Welch‘ eine Liebe senkte
Dich in den grausen Tod?
O Liebe rc.

Nur Undank war mein Leben,
Nie wahrer Liebesmuth,
Für mich hast du gegeben
In Wunden dich und Blut.
O Liebe rc.

Die Himmelsflamme quille
In meine Seele ein,
Und laß an Liebesfülle
Mich einen Engel seyn,
O Liebe rc.

O Jesu, laß dich finden
Mit deinem Kreuz in mir,
Daran ich mich will binden
Zu Ruhm und Ehre dir.
O Liebe süß und grenzenlos
Und selig, wer sich an dich schloß.

Rapp – Die erwecklichen Schriften Savonarolas